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Anders Bäckström
Beschäftigung für Geringqualifizierte - Erfahrung in Schweden



[Seitenzählung analog zur Druck-Ausgabe: Seite 77]

In diesem Beitrag sollen einige Probleme aufgezeigt werden, die sich bei der Stellensuche für Arbeitslose - zum größten Teil Geringqualifizierte - ergeben.

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Hintergrund

Als die schwedische Arbeitsmarktpolitik vor etwa 50 Jahren entwickelt wurde, beinhaltete sie Programme zur Förderung des Arbeitskräfteangebots (Ausbildung und Umzugsbeihilfen) und ein Programm zur zeitweiligen Erhöhung der Arbeitskräftenachfrage (Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen).

Später wurde ein Programm für Lohnsubventionen bei der Einstellung Behinderter und gleichzeitig ein weiteres Programm für Einstellungssubventionen bei der Einstellung Langzeitarbeitsloser ohne Behinderungen eingeführt.

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Die Krise

Nach der schwedischen Arbeitsmarktkrise in den neunziger Jahren wurde eine Vielfalt neuer Programme eingeführt. [Fn 1: Eine Kurzbeschreibung der Programme und Diagramme zu deren Umfang sind als Anhang beigefügt.] Leider konnten sie aufgrund ihrer mangelnden Ausgestaltung nicht zu einem besseren Funktionieren des Arbeitsmarktes führen. In einigen Fällen lagen auch andere Gründe hierfür vor.

Das Programm zur Fortbildungsvertretung stellt dabei eine Ausnahme dar. Hierbei soll dem Arbeitslosen eine gute Ausbildung vermittelt werden. Der Ansatz hat sich als effektiv erwiesen. Mit dem Beschäftigungsförderungsprogramm (ALU) will man verhindern, daß Arbeitnehmer aus der

[Seitenzählung analog zur Druck-Ausgabe: Seite 78]

Arbeitslosenversicherung ausgeschlossen werden. Mit dem Programm zur Arbeitseinführung (API) zielt man darauf ab, eine Verbindung zwischen Arbeitslosen und Arbeitsmarkt herzustellen.

Den beiden letztgenannten Programmen wird von den Gewerkschaften im allgemeinen der Vorwurf gemacht, Arbeitnehmer zu Billig- oder Gratisarbeitskräften zu machen und deren Qualifikation nicht zu fördern.

Die Programme für junge Arbeitslose (EDV-Schulung und Arbeitsvereinbarungen mit städtischen Gemeinden) bieten einerseits den Jugendlichen eine einfache Computerschulung und andererseits den Gemeinden billige Arbeitskräfte. Berufsstartbeihilfen erleichtern den Arbeitslosen in den ersten sechs Monaten den Weg in die Selbständigkeit.

Die Wirtschaftskrise wurde vor allem durch innenpolitische Entscheidungen ausgelöst, die zu einem drastischen Anstieg der Sparquote in den schwedischen Haushalten führten. Dies wiederum hatte ein starkes Absinken der Inlandsnachfrage und entsprechend sinkende Beschäftigungszahlen und steigende Arbeitslosenzahlen zur Folge.

Da Schweden ein Wohlfahrtsstaat geblieben ist, sind die Kosten der Arbeitslosigkeit für den Staat dementsprechend hoch. Die Steuerverluste und die steigende Zahl von Arbeitslosengeldbeziehern haben ein großes Loch in den öffentlichen Haushalt gerissen.

Da es keine politische Mehrheit für eine Änderung in der Wirtschaftspolitik gab, mußte das Haushaltsdefizit durch Kostensenkungen angegangen werden. Einige Sozialleistungen, z.B. Leistungen der Arbeitslosenversicherung, wurden gekürzt. Eine weitere Möglichkeit zur Ausgabenkürzung lag in der Kostensenkung bei den Arbeitsmarktprogrammen, obwohl der Umfang der Programme noch erweitert werden mußte, um eine Senkung der offiziellen Arbeitslosenquote zu erreichen.

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Die neue Arbeitsmarktpolitik

Aus diesem Grund wurden das Beschäftigungsförderungsprogramm (ALU) und Arbeitseinführungsprogramm (API) eingeführt. Die mit den Programmen verbundenen Kosten beschränken sich fast ausschließlich auf die Arbeitslosenunterstützung. Gleichzeitig wird den Teilnehmern der Anspruch

[Seitenzählung analog zur Druck-Ausgabe: Seite 79]

auf weitere Unterstützungsleistungen im Falle einer anschließenden Arbeitslosigkeit erneuert.

Natürlich ist dieser Ansatz zu kurzsichtig. Man versucht zwar, eine größtmögliche Teilnehmerzahl mit den Programmen zu erreichen, aber dies kann auf keinen Fall das langfristige Ziel sein. Auf lange Sicht muß das Ziel der Arbeitsmarktprogramme in der Wiedereingliederung der Betroffenen in ein Beschäftigungsverhältnis bestehen.

Schaut man sich die Zahlen der erfolgreichen Vermittlungen in ein Beschäftigungsverhältnis an, stellt man fest, daß diese Programme (ALU und API) schlechte Aussichten für einen Stellenerwerb bieten.

Programme, die eine Ausbildungskomponente enthalten, sind auf den ersten Blick teurer, da sie mit den direkten Ausbildungskosten und zusätzlich mit den Kosten für die Arbeitslosenunterstützung verbunden sind. Jedoch vermitteln sie eine Qualifikation und Arbeit für die Arbeitslosen! Berücksichtigt man dies bei den Berechnungen der Kosten für die Wiedereingliederung eines Arbeitslosen in ein Beschäftigungsverhältnis, dann sind die Ausbildungsprogramme im Arbeitsmarkt und das Programm der Fortbildungsvertretung mit den niedrigsten und die Programme zur Beschäftigungsförderung (ALU) sowie zur Arbeitseinführung (API) mit den höchsten Kosten verbunden.

In Schweden wurde in den letzten Jahren eine drastische Änderung in der Arbeitsmarktpolitik vorgenommen. Es fand ein Wechsel statt weg von der herkömmlichen Politik der Qualifikationsförderung und Eingliederung von Arbeitslosen in feste Arbeitsverhältnisse hin zur Maximierung von niedrig kalkulierten erfolglosen Programmen.

[Seitenzählung analog zur Druck-Ausgabe: Seite 80]


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Die konventionelle Politik

In Diagramm 1 wird die Bedeutung einer zunehmenden Ausbildungsdauer in bezug auf die Beschäftigungsmöglichkeiten deutlich.

Diagramm 1:
Verhältnis von Stellendichte zur Ausbildungsdauer


Darüber hinaus zeigt sich ganz deutlich, daß die Arbeitslosenrate mit höherer Ausbildungsdauer abnimmt. Im letzten Jahr lag die Arbeitslosenrate für den Teil der Erwerbsbevölkerung, der lediglich über eine Grundschulausbildung oder einen geringeren Abschluß verfügt, in Schweden bei über 10%. Bei der Erwerbsbevölkerung mit akademischer Ausbildung und Doktorgrad lag sie bei nur 4% bzw. bei gerade 2%.

Diagramm 2:
Verhältnis von Arbeitslosigkeit zur Ausbildungsdauer


[Seitenzählung analog zur Druck-Ausgabe: Seite 81]

Mit den Jahren hat sich die Schere in der Ausbildungsdauer sicherlich merklich geschlossen. Vor fünfzig Jahren dauerte die Ausbildung eines Angestellten mit akademischen Abschluß 17 Jahre, während die Schulausbildung eines Arbeiters nur sieben Jahre umfaßte. Der Unterschied in der Ausbildungsdauer lag damals bei 10 Jahren. Bis heute hat er sich im allgemeinen auf nur vier Jahre verringert.

Man kann davon ausgehen, daß eine gewisse Wechselbeziehung zwischen Ausbildungsdauer und Qualifikation besteht. Wenn aber ebenfalls eine gewisse Wechselbeziehung zwischen Qualifikation und Lohn/Gehalt besteht, überrascht es nicht, daß die Lohn- und Gehaltsunterschiede im gleichen Zeitraum stark abgenommen haben.

Selbst wenn es eine gewisse Angleichung in der Ausbildungsdauer gegeben hat, bleibt dennoch ein grundlegender Unterschied bestehen. Dieser Unterschied wird im Verlauf des Arbeitslebens noch größer. Wie in Diagramm 3 zu sehen ist, erhalten 60% der Akademiker in jedem Jahr eine firmeninterne Weiterbildung. Im Vergleich dazu erhalten nur 30% der Arbeiter eine jährliche Weiterbildung. Der Anstieg im Bereich der Weiterbildungen wird vielleicht bei den Arbeitern am deutlichsten. Die durchschnittliche Weiterbildungsdauer liegt für alle Gruppen bei acht Tagen.

Diagramm 3:
Jährliche firmeninterne Weiterbildung


[Seitenzählung analog zur Druck-Ausgabe: Seite 82]

Man kann daher verstehen, daß der Begriff 'Qualifikation' in letzter Zeit zum Zauberwort geworden ist. Man muß über eine Qualifikation verfügen, um eine erste Anstellung zu erhalten. Wenn sich Herstellungsverfahren und Techniken ändern, ist eine Qualifikation erforderlich, um den Arbeitsplatz zu behalten. Auch aus Arbeitgebersicht ist Qualifikation entscheidend. Arbeitgeber benötigen Mitarbeiter, die über eine Qualifikation verfügen, um Gewinne erzielen zu können. Die Qualifikation der Mitarbeiter ist zum Überleben dieser Firmen unerläßlich.

Ab Ende der siebziger Jahre wurden bei den Mitarbeitern besondere Qualifikationen erwartet und in mehr als mehr als der Hälfte der Stellenausschreibungen wurden durch Ausbildung oder Arbeitserfahrung erlangte Qualifikationen vorausgesetzt. In Diagramm 4 werden die stark angestiegenen Erwartungen der Arbeitgeber an die neu eingestellten Mitarbeiter deutlich. Vor zwanzig Jahren hatte man ohne besondere Qualifikation bei der Hälfte der Stellenangebote eine Aussicht auf Erfolg. Seitdem haben sich die Erfolgsaussichten verschlechtert. Heute stehen lediglich 6% der neuen Stellen für Ungelernte bereit.

Diagramm 4:
Erforderliche Qualifikationen bei Stellenausscshreibungen


[Seitenzählung analog zur Druck-Ausgabe: Seite 83]

Damit wird mehr als deutlich, daß für den Großteil der Arbeitslosen eine Verbesserung der beruflichen Qualifikationen unabdingbar ist. Viele ältere Arbeitslose verfügen über einen recht schwachen Bildungshintergrund. Sind ihre Qualifikationen nicht mehr gefragt, werden für sie Umschulungen oder Weiterbildungen erforderlich. Ähnlich verhält es sich bei Jugendlichen, die zwar über eine allgemeine Schulausbildung, nicht aber über Arbeitserfahrung verfügen. Für sie ist eine verstärkt arbeitsplatzorientierte Ausbildung erforderlich, um ihre Chancen bei der Suche der ersten Stelle zu verbessern. Die Ausgangsposition von Einwanderern ist natürlich noch schlechter. Sie benötigen sowohl eine Sprachschulung als auch eine arbeitsplatzspezifische Ausbildung, um überhaupt eine Chance auf eine Stelle zu haben.

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Wodurch läßt sich Qualifikation erreichen und erhalten?

Natürlich bieten sich als Grundlage das Bildungssystem und hiermit die verschiedenen Schultypen, Universitäten usw. an. Schweden liegt hierbei laut OECD-Statistik im Durchschnitt. Der Eintritt von Schul- und Universitätsabsolventen in den Arbeitsmarkt erfolgt im Alter von 20 bis 25 Jahren. Im Normalfall arbeiten sie 40 Jahre lang bis zu einem Alter von 60 bis 65 Jahren. Demzufolge wird die Qualifizierung jährlich um 1/40 aktualisiert. Entsprechend sind für eine vollständige Aktualisierung der Qualifizierung im Arbeitsmarkt 40 Jahre erforderlich. Dieses Tempo ist für unsere moderne Wirtschaft zu langsam.

Schweden ist im Hinblick auf die Aktualisierung der Qualifikationen in der glücklichen Lage, nicht allein vom Schulbildungssystem abhängig zu sein. Die freiwillige Erwachsenenbildung, die entweder in der Freizeit oder aus beruflichen Gründen erfolgt, sowie die firmeninterne Fortbildung spielen dabei eine wichtige Rolle. Mit einer gezielt durchgeführten Weiterbildung lassen sich Qualifikationen während des gesamten Arbeitslebens auf dem neuesten Stand halten. Leider werden nicht in allen Firmen Weiterbildungsprogramme gezielt durchgeführt. Entsprechend spielen Arbeitsmarktprogramme - mit dem Schwerpunkt Fortbildung - eine überaus wichtige Rolle in Schweden.

Erstens zielen diese Programme automatisch auf die Gruppe mit dem größten Fortbildungsbedarf, d.h. die Arbeitslosen, ab. Man könnte also sagen, daß das Fortbildungsprogramm die Fehler korrigieren muß, die bereits früher in der Schul- und Berufsausbildung gemacht wurden. Zweitens sind

[Seitenzählung analog zur Druck-Ausgabe: Seite 84]

die Programme sehr umfangreich. In einigen Jahren durchlaufen etwa 5% der Erwerbsbevölkerung derartige Programme. Die monatliche Gesamtteilnehmerzahl entspricht 1-2% der Erwerbsbevölkerung, wobei die Dauer bei fünf Monaten liegt und 2,5 Teilnehmergruppen jährlich weitergebildet werden können. Dies entspricht insgesamt 2,5-5% der Erwerbsbevölkerung.

Diagramm 5:
Jährliche Arbeitsmarktzugänge aus Schulen und Weiterbildung


Addiert man diese 5% zu den 2,5% hinzu, die sich aus dem Schulbildungssystem ergeben (= 1/40), belaufen sich die Zugänge an neuer Qualifikation auf 7,5%. Entsprechend kann man sagen, daß theoretisch die Qualifikation der gesamten Erwerbsbevölkerung alle 13 Jahre aktualisiert werden könnte (freiwillige Erwachsenenbildung und firmeninterne Fortbildung sind hierbei nicht berücksichtigt).

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Schlußfolgerungen

Die wirtschaftliche Entwicklung erfordert einen ständigen Strukturwandel, was einen steigenden Lebensstandard zur Folge hatte und hat. Die Mehrzahl der Erwerbstätigen sind hiervon nur im positiven Sinne betroffen - anders ist dies jedoch bei den Arbeitslosen. Deshalb muß es Aus- und Fortbildungsprogramme geben, mit denen die Stellung der Arbeitslosen auf dem Arbeitsmarkt verbessert und ihnen neue Chancen in neuen Wirtschaftszweigen eröffnet werden. Wir alle können davon nur profitieren.

[Seitenzählung analog zur Druck-Ausgabe: Seite 85]

In den neunziger Jahren erlebte die schwedische Wirtschaft einen sehr schnellen Strukturwandel. Innerhalb weniger Jahre verschwanden eine halbe Million Arbeitsplätze. Neue Arbeitsplätze werden dringend benötigt. Allerdings ist die Schaffung von Arbeitsplätzen nicht einfach. Die neuen Arbeitsplätze sehen im Vergleich zu den verlorengegangenen Arbeitsplätzen anders aus. Folglich müssen hunderttausende Erwerbstätige umgeschult werden oder eine Weiterbildung erhalten.

Die schwedische Regierung entwickelte zu diesem Zweck eine Strategie, die mit Hilfe einer Allgemeinausbildung auf eine verbesserte und umfassendere Qualifizierung abzielt. Auf lange Sicht kann die Strategie Erfolg haben. Allerdings muß sie durch kurzfristige Maßnahmen, z.B. berufliche Weiterbildung im Rahmen von Arbeitsmarktprogrammen, ergänzt werden.

Diagramm 6:
Arbeitslosigkeit einschließlich Arbeitsmarktprogramme in Prozent


Es ist die paradoxe Situation entstanden, daß einerseits die Arbeitslosenrate 13% (einschließlich Arbeitsmarktprogramme) beträgt, und andererseits ein wachsender Mangel an qualifizierten Arbeitskräften besteht. Bei einigen Berufen besteht ein landesweiter Mangel, z.B. bei Technikern, Informationsberufen, Rohrschweißern, ausgebildeten Schweißern, Maschinisten usw.

[Seitenzählung analog zur Druck-Ausgabe: Seite 86]

Es besteht ein örtlicher Mangel an Werkzeugmachern, Köchen, Fast–Food–Personal, Maschinenschlossern, Instandsetzungspersonal usw. Wenn ein Mangel an besetzten Schlüsselpositionen besteht, hält dies Firmen oft davon ab, auch andere Positionen zu besetzen. Arbeitslose, die in einer Fortbildungsmaßnahme in diesen Berufen ausgebildet worden sind, erhalten zu 70-100% innerhalb von 90 Tagen einen entsprechenden Arbeitsplatz.

Während der letzten drei Jahre war ein ständiger Rückgang der Teilnehmerzahlen in den Fortbildungsmaßnahmen zu verzeichnen. Gleichzeitig war zu beobachten, daß die durchschnittliche Zeit, in der ein Arbeitsplatz unbesetzt blieb, von 1,5 Wochen auf fast drei Wochen anstieg. In der Folge entstehen Lohndrift und steigende Inflationsrisiken.

Deshalb versuchte der schwedische Gewerkschaftsverband (LO) wiederholt, die Regierung zur Korrektur ihrer kurzsichtigen Politik und zur Erhöhung der arbeitsmarktpolitischen Weiterbildungsmittel zu bewegen. Denn dann stehen die Chancen für eine reibungslose Lohn- und Gehaltsfindung besser. Unter diesen Voraussetzungen, können die Firmen die benötigten Mitarbeiter mit entsprechender Qualifikation einstellen, was wiederum zu einer Erhöhung der Beschäftigungszahlen führen kann. Nur dann könnte das Ziel einer Halbierung der Arbeitslosenzahlen bis zum Jahre 2000 in Erfüllung gehen.

[Seitenzählung analog zur Druck-Ausgabe: Seite 87]


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Anhang: Überblick Arbeitsmarktprogramme in Schweden

Unter einer Ausbildung für den Arbeitsmarkt kann man eine Berufsausbildung, eine theoretische Ausbildung oder eine eher allgemeine Orientierungsmaßnahme verstehen, die als notwendige Berufsausbildungsvorbereitung angesehen wird. Die Ausbildung beginnt am 1. Juli und steht ab dem 20. Lebensjahr jedem Arbeitslosen oder von baldiger Arbeitslosigkeit bedrohten Erwerbstätigen zu, sofern er beim Arbeitsamt als arbeitsuchend gemeldet ist. Dem Auszubildenden steht eine tägliche Vergütung in Höhe des Arbeitslosengeldes zu.

Tabelle:
Ausbildung für den Arbeitsmarkt, in Tausend


Unter einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme versteht man eine zeitlich begrenzte Arbeit für Arbeitslose, die keinen normalen Arbeitsplatz oder kein passendes Arbeitsmarktprogramm finden können. Der Anspruch auf eine Teilnahme an einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme besteht, wenn man mit Hilfe des Arbeitsamtes auf Arbeitsplatzsuche, arbeitslos und mindestens 25 Jahre alt ist.

Die Dauer der Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ist auf sechs Monate begrenzt. Der Lohn wird nach den üblichen Tarifabschlüssen der entsprechen-

[Seitenzählung analog zur Druck-Ausgabe: Seite 88]

den Branche gezahlt. Der Arbeitgeber erhält 50% der Lohnkosten, jedoch nicht mehr als 7.000 SEK monatlich, zurück.

Tabelle:
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen , in Tausend


Lohnsubventionen sollen Behinderten helfen, einen normalen Arbeitsplatz auf dem Arbeitsmarkt zu erhalten. Die Subvention wird an die Arbeitgeber gezahlt, die Erwerbstätige mit verminderter Arbeitsfähigkeit einstellen. Sie ist als angemessene Entschädigung für die verminderte Arbeitsfähigkeit gedacht. Die Behinderten sollen einen normalen Lohn erhalten und darüber hinaus unter tarifvertraglichen oder vergleichbaren Bedingungen arbeiten.

Lohnsubventionen können nur gewährt werden, wenn das Arbeitsamt dem Behinderten zur Annahme eines Arbeitsplatzes geraten hat und ihn als für den Arbeitsplatz geeignet ansieht. Unter bestimmten Umständen können auch Subventionen für Erwerbstätige ohne Behinderung nach Vollendung ihres 60. Lebensjahres gezahlt werden. Bei einer leichten bis mittleren Behinderung darf der Subventionshöchstbetrag nicht 80% der Lohnkosten übersteigen. Bei einer schweren Behinderung kann sie höher ausfallen.

[Seitenzählung analog zur Druck-Ausgabe: Seite 89]


Tabelle:
Lohnsubventionen für Behinderte, in Tausend


Die Arbeitseinführung soll Arbeitslosen die erforderliche praktische Arbeitsplatzerfahrung vermitteln, um ihre Chancen auf dem regulären Arbeitsmarkt zu erhöhen.

Ein Anspruch hierauf besteht, wenn man beim Arbeitsamt gemeldet ist und eine Programmteilnahme als notwendig erachtet wird. Die Maßnahme darf höchstens sechs Monate dauern und vermittelt sowohl eine Arbeitseinführung als auch eine Anleitung und praktische Erfahrung. Für Jugendliche, Einwanderer und Behinderte gelten Sonderregelungen. Junge Menschen zwischen 20 und 24 benötigen eine Zusage des Arbeitgebers für eine Weiterbeschäftigung, um anspruchsberechtigt zu sein. Es gelten ebenfalls Sonderregelungen für städtische Gemeinden und gemeinnützige Organisationen. Der Arbeitnehmer erhält eine Vergütung in Höhe des Arbeitslosengeldes.

[Seitenzählung analog zur Druck-Ausgabe: Seite 90]


Tabelle:
Arbeitsplatzeinführung, in Tausend


In den zur Zeit bestehenden Programmen für junge Arbeitslose werden EDV-Schulungen und Arbeitsverträge mit den städtischen Gemeinden angeboten.

  • Die EDV-Schulung (Datortek) ist ein weiteres Ausbildungsprogramm, das auf die Zielgruppe der 20- bis 24jährigen gerichtet ist. Hierbei handelt es sich um eine Vollzeitbeschäftigung mit einer Höchstdauer von drei Monaten, die die Chancen der Teilnehmer auf dem regulären Arbeitsmarkt erhöhen soll. Zur Hälfte besteht das Programm aus einer EDV-Schulung im Ausbildungszentrum. Der restliche Zeit ist der Projektarbeit oder Stellensuche vorbehalten. Die Teilnehmer erhalten eine Ausbildungsvergütung und haben einen Versicherungsschutz.
  • Die Arbeitsverträge werden zwischen den städtischen Gemeinden und der Regionalen Arbeitsbehörde (LAN) abgeschlossen. Die Gemeinden können für junge Arbeitslose bis zu einem Alter von 20 Jahren, die keine weiterführende Schule oder sonstige Ausbildungseinrichtungen besuchen, Praktika oder sonstige Vollzeitmaßnahmen einrichten.

Die Gemeinden verfügen über das Recht, vom Staat für derartige Programme finanzielle Mittel zu erhalten und legen die Vergütungshöhe der jungen Arbeitnehmer selbst fest.

[Seitenzählung analog zur Druck-Ausgabe: Seite 91]

Tabelle:
Programme für junge Arbeitslose, in Tausend


Einstellungssubventionen werden für Langzeitarbeitslose unter der Voraussetzung gezahlt, daß der Arbeitslose beim Arbeitsamt gemeldet ist und einen Arbeitsplatz zugewiesen bekommen hat. Es werden die tarifvertraglichen Löhne und Zuschüsse gezahlt. Die Subvention kann für die Höchstdauer von sechs Monaten gezahlt werden und kann höchstens 50% der Lohnkosten betragen. Sie darf jedoch nicht über monatlich 7.000 SEK liegen.


Tabelle:
Einstellungssubventionen, in Tausend


[Seitenzählung analog zur Druck-Ausgabe: Seite 92]

Das Beschäftigungsförderungsprogramm - ALU richtet sich hauptsächlich an die Personengruppen, die Gefahr laufen, vom Arbeitsmarkt verdrängt zu werden. Das Ziel des Programms liegt in der Aufrechterhaltung der beruflichen Qualifikation und des Kontaktes mit dem Arbeitsleben. Weiterhin soll ein Ausschluß aus der Arbeitslosenversicherung verhindert werden.

Voraussetzung für die Teilnahme am Programm ist, daß der Arbeitslose mindestens 20 Jahre alt und beim Arbeitsamt als Bewerber gemeldet ist. Das Programm läßt sich in allen Arbeitsmarktbereichen einsetzen, soll aber nicht als Ersatz für andere Arbeitnehmer oder zur Ausübung einer normalen Arbeit dienen. Es ist auf 6 Monate begrenzt und erneuert den Anspruch auf Arbeitslosengeld. Der Teilnehmer erhält für die Programmdauer eine Vergütung in Höhe des Arbeitslosengeldes.

Tabelle:
Beschäftigungsförderungsprogramm, ALU, in Tausend


Einerseits dient die Fortbildungsvertretung dazu, den Arbeitgeber bei der weiteren Qualifizierung seiner Mitarbeiter zu unterstützen, und andererseits wird dem Arbeitsamt die Suche nach Stellen für Arbeitslose erleichtert. Der finanzielle Anreiz liegt für den Arbeitgeber in einem Sozialbeitragsabzug. Der Abzug liegt bei höchstens 75 SEK pro Fortbildungsstunde. Ein zusätzlicher Abzug von 400 SEK pro Tag kann für den Vertreter des Fortbildungsteilnehmers geltend gemacht werden. Die Abzugshöchstgrenze liegt bei 40.000 SEK.

[Seitenzählung analog zur Druck-Ausgabe: Seite 93]


Tabelle
Fortbildungsmaßnahmen, in Tausend


Existenzgründungs- oder Berufsstartbeihilfen sollen bei Firmengründungen den Start erleichtern. Beihilfeempfänger müssen mindestens 20 Jahre alt und arbeitslos sein. Die Beihilfe wird nur dann gewährt, wenn der Empfänger über die für Leitung des Unternehmens erforderlichen Qualifikationen verfügt und aus den Einnahmen der Lebensunterhalt bestritten werden kann. Die Beihilfezahlung kann über höchstens sechs Monate erfolgen und entspricht in der Höhe dem Arbeitslosengeld für entsprechenden Zeitraum.


Tabelle
Existenzgründungsbeihilfen, in Tausend



[Seitenzählung analog zur Druck-Ausgabe: Seite 94= Leerseite]


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