Quellen zur Entwicklung der sozialistischen Internationale (1907 - 1919) |
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Einführung von Gerd Callesen
In Moskau wurden die vollständigen Protokolle und Sitzungsberichte der Internationalen Arbeiter Assoziation mit weiteren Bänden veröffentlicht, während wiederum in der DDR durch die Publikation von Dokumenten des Bundes der Kommunisten, die schließlich in drei Bänden erschienen, und eines Bandes über die I. Internationale in Deutschland die nationale und internationale Arbeiterbewegung in eine enge Verbindung mit einander gebracht wurden. In diesem Zusammenhang erschien die Reihe des Genfer Verlages Minkoff Histoire de la Deuxième Internationale, 1889-1914. Der Verlag hatte sich bisher einen Namen durch Nachdrucke von Musikalien gemacht, er wünschte sich jedoch ein neues Standbein zu verschaffen. Die Reihe wurde durch Nachdrucke einiger als grundlegend eingeschätzter Werke(1) eingeleitet, deren Wert z.T. diskutabel erscheint. Ab Band 6 wurden dann die Materialien der Kongresse der II. Internationale veröffentlicht, und zwar einschließlich des wichtigen Vorläufers, des Londoner Kongresses vor allem gewerkschaftlicher Landesverbände 1888, der die Abhaltung des Pariser Kongresses beschloss. Die bibliographische Grundlage der Ausgabe war durch die Vorarbeit von Georges Haupt gegeben(2) , jedoch wurden schon in dieser ersten Serie u.a. Berichte der Organisationen an die Kongresse eingearbeitet, die von den beiden Bearbeitern, Michel Winock und Georges Haupt, nicht erfasst worden waren.(3) Über das eigentliche Kongressmaterial hinaus wurden auch einzelne Berichte aus Zeitungen und Zeitschriften mit Einschätzungen der Kongresse in die Bände aufgenommen. Hier wurde in keiner Weise versucht, Vollständigkeit anzustreben, weil dies den Rahmen gesprengt hätte. Jedoch nahmen die häufig interessanten Artikel bei einigen Kongressen einen recht bedeutenden Umfang ein, für den Londoner Kongress 1896 wurde sogar ein eigener Band mit Presseveröffentlichungen herausgegeben. Bedauerlicherweise wurden die Kriterien für die Aufnahme dieser Beiträge nicht angeführt; so muss dahingestellt bleiben, warum z.B. doch wichtige Beiträge wie die Daniel De Leon über den Stuttgarter Kongress 1907 und des Austromarxisten Otto Bauer über den Kongress in Kopenhagen 1910 nicht veröffentlicht wurden. Insgesamt wurden in der Reihe allerdings die wesentlichen Berichte der Organisationen zugänglich gemacht. Die Selbsteinschätzung der Parteien wird hier an Hand der authentischen Berichte deutlich. Dieses Material erschien in den Bänden 6 bis 22 und umfasst sämtliche Kongresse der Zeit bis 1912. Zusätzlich erschien noch der offizielle Band der Stockholmer Konferenz sozialdemokratischer Parteien 1917, jedoch ohne die Materialien dieses Kongresses.(4) Das Periodische Bulletin des Internationalen Sozialistischen Bureaus, das in den Jahren 1909 bis 1914 mit 11 Ausgaben und einer Beilage erschien, wurde als 23. und letzter Band veröffentlicht. Dieses dreisprachige Bulletin enthält viele zentrale Dokumente des ISB. Es scheint, dass es bisher nicht in seiner ganzen Bedeutung erschlossen ist. Mitteilungen des ISB wurden vor dem Erscheinen des Bulletins in der Zeitschrift der Belgischen Arbeiterpartei, l'Avenir Social. Revue du Parti Ouvrier Belge, in den Jahren bis 1907 veröffentlicht - diese Mitteilungen sind, obgleich nur wenig umfangreich, doch von historischer Bedeutung; da die Zeitschrift jedoch kaum bekannt ist, sind sie bisher nicht oder kaum benutzt worden. Es war die Absicht der Verlages, eine zweite - und evt. später auch weitere Serien - herauszugeben. Die grundlegenden Veröffentlichungen für den geplanten X. Kongress der Internationale in Wien, die Veröffentlichungen der Frauen-Internationale 1907-1915 und der Internationalen Verbindung Sozialistischer Jugendorganisationen 1907-1919 wurden um 1980 gesammelt und teilweise zur Veröffentlichung aufbereitet. Jedoch war der ersten Serie kein durchschlagender Erfolg beschieden und der Verlag musste das Projekt aufgeben. Die Möglichkeiten des Internets haben nun einen anderen Weg zur Veröffentlichung entstehen lassen. Es werden hier jedoch ausschließlich die Dokumente der Organisationen veröffentlicht, soweit sie überhaupt aufgefunden werden konnten. Presseberichte und Analysen in den Zeitschriften der Teilnehmer sind hier nicht einbezogen worden. Die Materialien wurden seinerzeit nach einer intensiven Suche in einer langen Reihe vor allem - aber nicht nur - europäischer Archive und Institutionen gefunden. Ein letzter Bericht, der englischsprachige Bericht der Socialist Labor Party der USA, wurde in der neuen Vorbereitungsphase gefunden. Die politischen Umwälzungen der Jahre nach 1989 haben es mit sich gebracht, dass einige dieser Institute nicht mehr existieren oder doch nur mit einer anderen Aufgabenstellung. Die Suche nach den Quellen wird dadurch weiter erschwert, entsprechend notwendiger ist es daher, die Dokumente zugänglich zu machen. Dies sollte im Zusammenhang mit anderen Quellenveröffentlichungen, wie der angeführten von Martin Grass, und weiteren Initiativen, etwa der Konferenz des Stockholmer Archivs und der Bibliothek der Arbeiterbewegung he International Labour Movement on the Thresholds of Two Centuries (http://www.arbarkiv.nu/sem_international.htm) gesehen werden. Diese Edition ist durch ein Link mit dem Labour History Project verbunden, dort sind weitere Links zur Geschichte der internationalen Arbeiterbewegung zu finden. |