Bibliothek der FESNetz-QuellePressemitteilungenHilfeImpressum

Der Spanische Bürgerkrieg, eine europäische Tragödie

Günter Grass ist in der Versammlung des deutschen PEN im Mai 2006 sehr nachdrücklich auf die Rolle der Schriftsteller mit Blick auf Krieg und Frieden eingegangen (DIE ZEIT, 24.5.2006): "...Wir Schriftsteller sind aufgerufen, nicht nur anders, das heißt jenseits aller Parteinahme, die Toten zu zählen, sondern auch aufgrund unserer besonderen Begabung den einzelnen Toten, gleich ob Freund oder Feind, Frau oder Kind, aus der Masse der namenlos Verscharrten zu lösen, auf daß er kenntlich wird als Opfer eines Vorgangs, der Krieg heißt und viele Ursachen hat. Wer hat ihn gewollt? Welche Lügen haben seinen Zweck verschleiert? Wem bringt er Gewinn? Welche Börsenwerte steigert der Krieg? Wer hat wem jene Waffen geliefert, die so viel Tod brachten? Und mehr noch als die richterliche Frage "Wen trifft die Schuld?" sollte uns kümmern, ab wann wir mitschuldig wurden. ...".
Und: "...Doch läßt sich Kriegsgeschehen erzählen? Lauert nicht, sobald die Gefahr überstanden ist, die Anekdote und macht ihr Angebot? ... Ist das organisierte Chaos eines Krieges auch nur annähernd mit den Mitteln der Literatur zu spiegeln? Oder ist der erzählende Autor allenfalls in der Lage, jene Lücken aufzufüllen, die ihm der aufs Dokument abonnierte Historiker hinterließ? Was geschah zwischen den datierten Schlachten? Wie verlief Alltag hinter der Front? Wer ist mehr zu fürchten: der Feind oder die eigenen Feldgendarmen? Was findet sich in keiner Statistik?..."

Der spanische Regisseur Carlos Saura hat in seinem ersten Roman "Dieses Licht" ("!Esa Luz!", 2000) diesem Krieg ein schrecklich eindringliches und ein eindringlich schreckliches Gesicht gegeben, mit starken Bildern, die bei den Lesern sicher Nachwirkungen haben: Nie wieder Krieg!
Der Krieg bricht in das Leben der Familie von Diego, Journalist bei einer sozialistischen Zeitung in Madrid, seiner Frau Teresa und ihrer sechsjährigen Tochter Berta ein - und zerstört es. In die Romanhandlung werden Erinnerungen, Gedanken und Reflexionen eingeflochten, die Leser innehalten und eigene Gedanken anknüpfen lassen:
(Diego/S. 187f) "... Was hat diesen Bruderkrieg entfesselt? Es gibt scharfsinnige Untersuchungen, die dem Konflikt auf den Grund zu gehen versuchen. Ohne ihre Ergebnisse vereinfachen zu wollen, lässt sich eines doch mit Sicherheit sagen: Keine Einzelursache war der Auslöser, sondern es gab viele Ursachen, und jeder Erklärungsversuch muss unbedingt mit einbeziehen, wie unerlässlich damals ein Wandel war, eine tief greifende Umgestaltung, eine Erschütterung, die gleich einem Erdbeben Schluss machte mit Jahren der Ungerechtigkeit, Unterdrückung, der Verelendung und des Analphabetentums. Ausgelöst wurde der Bürgerkrieg des Jahres 36 durch den Ansatz zu einer Revolution, die von herrschenden Mächten wie Banken, Kirche, Militär und Industrie im Keim erstickt wurde. Keine dieser einflussreichen Interessengruppen war bereit, ihre Ansprüche zurückzustellen, lieber griffen sie zu den Waffen, um sich einen noch größeren Anteil an der Macht zu sichern, sobald sich die Gelegenheit dazu bot.
Uns Spaniern war damals wohl bewusst, dass eine Neuordnung unserer aus dem Mittelalter überkommenen Gesellschaftsstruktur unumgänglich war. Grundlagen einer künftigen Politik sollten eine bessere Verteilung des Eigentums und Chancengleichheit sein, die Alphabetisierung des Landes verbunden mit einem Mindestmaß an Bildung, Gesundheitsvorsorge für alle sowie der besondere Schutz von Kindern und alten Menschen. Durch Uneinigkeit in der Frage, auf welche Weise diese Veränderungen zu bewerkstelligen seien, spaltete das Land. Während sich die einen um den möglichen Verlust ihrer Privilegien sorgten und befürchteten, bestimmte Gruppierungen könnten mit ihnen abrechnen, ohne dass es eine Möglichkeit geben würde, sie aufzuhalten, hatten die anderen Angst vor einem totalitären Faschismus, den man - mit dem Segen der Kirche - dem Volk mit Waffengewalt aufzwingen würde.
Chaos und Willkür in der Republik gingen darauf zurück, dass in ihren Gremien die Vertreter unterschiedlicher Ideologien aufeinander stießen: Liberale, Sozialisten, Kommunisten und Anarchisten. Die Aufständischen hingegen einten ihre Zugehörigkeit zu ein und derselben Religion sowie die absolute Befehlsgewalt des Militärs. Obwohl sich die Falangisten das größte Stück des Kuchens zu sichern versuchten, bildete die Rechte bei aller Zerstrittenheit eine geschlossene Front gegen den gemeinsamen Feind. ..."

Dank einer großzügigen Zuwendung der Hans-und-Traute-Matthöfer-Stiftung können wir mit diesem Themenmodul interessierten Nutzern vor allem Volltexte aus der Zeit des Krieges sowie über diesen Krieg anbieten. Bei der Auswahl haben wir uns auf die republikanische Seite des Bürgerkrieges konzentriert. Es wurden Titel in mehreren Sprachen ausgewählt, die z.T. aufgrund ihres Umfanges in Auszügen präsentiert werden.

Die thematische Gliederung soll dem Nutzer den Überblick erleichtern, thematische Überschneidungen sind jedoch nicht zu vermeiden. Die Auswahl der Titel bietet grundlegende Informationen zu verschiedenen Aspekten des Themenbereiches.
In Verbindung mit einer Auswahl von Titeln aus dem (gedruckten) Bestand der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung sowie links zu weiteren Informationen und Organisationen erhält der Nutzer ein großes Informationsangebot.
Die Rechte zur Veröffentlichung der hier präsentierten Volltexte liegen bei der Friedrich-Ebert-Stiftung oder wurden uns gewährt, in einigen Fällen konnten die Rechteinhaber von uns leider nicht ermittelt werden. Falls uns Rechteinhaber nachträglich bekannt werden oder sie sich melden, bemühen wir uns um ihre Zustimmung. Wir danken den Rechteinhabern für die Überlassung der Rechte, ihre Publikationen ins Netz zu stellen.
Für die Inhalte der Publikationen sind Verfasser und Herausgeber verantwortlich, sie spiegeln nicht immer Positionen der Friedrich-Ebert-Stiftung wider.
Die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung ist auch bei diesem Thema sehr stark am Dialog mit den Nutzern interessiert. Kritik und Anregungen sind willkommen und sollen in die Aktualisierung und Weiterentwicklung dieses Themenmodules einfließen. Wir bitten um Verständnis, dass wir die Nutzung dieser Publikations- und Informationsangebote ausschließliche für Zwecke der privaten, schulischen oder außerschulischen Bildung zulassen können. Eine gewerbliche Nutzung dieser Online-Angebote ist unzulässig.
Die auf den Seiten der "FES-Netz-Quelle: Geschichte und Politik" gezeigten Fotos und anderen Illustrationen stammen - wenn nicht anders angegeben - aus dem Archiv der sozialen Demokratie/AdsD der Friedrich-Ebert-Stiftung (© AdsD).
Wir hoffen auf viele Nutzer dieses Themenangebotes, auch in Spanien. Die Fundación Pablo Iglesias, mit der die Friedrich-Ebert-Stiftung in Spanien seit vielen Jahren zusammenarbeitet, wird über ihre Web-Seiten auf dieses Informationsangebot aufmerksam machen

zurück

(Texto en Español )

_________________
Rainer Gries
Stellvertretender Leiter der Bibliothek
der Friedrich-Ebert-Stiftung

Der Spanische Bürgerkrieg

Spanien
Spanischer Bürgerkrieg
Straßenszene in Madrid, 1939
Reproduktion