Projektinformationen
Das ITF-Portal der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung dokumentiert Volltexte zentraler gedruckter Dokumente der Internationalen Transportarbeiterföderation (ITF) seit ihrer Gründung bis zum Jahr 2006.
Die ITF - so haben es Mitgliedergewerkschaften in vielen Selbstdarstellungen immer wieder betont - ist eine globale Organisation im wahrsten Sinne des Wortes. Sie vertritt Beschäftigte im Transportgewerbe weltweit und unterstützt ihre Interessen durch globale solidarische Aktionen. Die ITF setzt sich für die Stärkung demokratischer Gewerkschaftsrechte und Menschenrechte ein und ist strikt gegen jede Form von Totalitarismus, Aggression und Diskriminierung.
Die Unterstützung der ITF für den Kampf deutscher Demokraten gegen Hitler bleibt unvergessen. Für die Friedrich-Ebert-Stiftung mit ihrem Archiv und ihrer Bibliothek stand das Sammeln und Erschließen der ungedruckten und gedruckten Quellen der ITF deshalb stets im Fokus.
Die Sammlung der ITF-Dokumente erfuhr vor geraumer Zeit eine große Bereicherung: Die verantwortliche Archivarin der ITF, Charline Dekens, sagte zu, sich von den wertvollen periodischen Altbeständen zu trennen und diese als Depositum in eine "aktive Nutzungsumgebung" in Bonn zu integrieren. Von ganz außerordentlich hoher Bedeutung müssen die Periodika angesehen werden, die die ITF zur Unterstützung des antifaschistischen Widerstandes von 1993 bis 1945 herausgegeben hat ("Hakenkreuz über Deutschland", "Faschismus").
In einem eigenständigen gedruckten Bestandsverzeichnis dokumentierte die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung alle ITF-Periodika, die sich in ihrem Bestand befinden und die sie in den letzten Jahren aus unterschiedlichen Quellen erworben hat. Der aus Großbritannien übernommene ITF-Bestand muss allerdings als die wertvollste Überlieferung angesehen werden.
Hand in Hand mit der Erstellung einer "konventionellen" Dokumentation wurde in der Bibliothek ein Retrodigitalisierungsprojekt mit dem Ziel in Angriff genommen, die zentralen historischen Periodika und die Protokolle der zentralen Kongresse ins Netz zu stellen, um die "Sichtbarmachung" der ITF und ihrer kulturellen Überlieferung deutlich zu erhöhen. Dieses moderne Projekt hätte ohne die Unterstützung der "ITF-Billigflaggenkampagne" der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und ihrer Leiterin Barbara Ruthmann nicht realisiert werden können. Ihr sei an dieser Stelle ganz außerordentlich gedankt.
Willy Buschak, als Forscher und Gewerkschaftsfunktionär der Bibliothek seit Jahren eng verbunden, verfasste den einleitenden Text für das Bestandsverzeichnis, um in die Geschichte, Struktur und Funktion der ITF einzuführen. Sein Text hat auch für das vorliegende Projekt unveränderte Bedeutung.
In den letzten Jahren sehen sich alle Beteiligten mit einer radikalen Veränderung der Wissensgesellschaft konfrontiert. Alle Informationen scheinen in Sekundenschnelle im Netz verfügbar zu sein. Nicht nur aktuelle Informationen sind sofort greifbar, auch ältere Quellen werden mit großem Aufwand digitalisiert und ins Netz gestellt.
Was allerdings häufig vergessen wird: Die nationalen und internationalen Gewerkschaftsquellen bleiben in den großen kommerziellen aber auch öffentlich finanzierten Projekten in der Regel ausgespart und werden in den großen Digitalisierungsprojekten höchst unzureichend berücksichtigt. Die Gründe liegen auf der Hand: Die großen staatlichen Bibliotheken vernachlässigten die Sammlung dieser Quellen über viele Jahrzehnte. Sie verfügen über keine ausreichende Digitalisierungsvorlagen.
Es ist deshalb wichtig, dass Einrichtungen, die sich dem kulturellen Erbe der nationalen und internationalen Gewerkschaftsbewegung verpflichtet fühlen, sich der kulturellen Überlieferung der Arbeitnehmerorganisationen annehmen und dieses Erbe auch sichtbar machen. Es gilt, sozusagen "Waffengleichheit im Netz" herzustellen.
Digitale Quelleneditionen haben nachhaltigen Einfluss auf die Ausgestaltung von Online-Enzyklopädien, die von Autorengemeinschaften kollektiv und unentgeltlich erstellt werden. Wissensnetzwerke prägen Urteile und Vorteile. Fast unbemerkt sind Gewerkschaften mit ihrer Geschichte in ein "digitales Abseits" gerückt.
Diese Nachteile auszugleichen ist Sinn und Zweck des Portals. Wenn die digitale Edition neugierig macht, sich mit einem gewerkschaftlichen Zusammenschluss von 594 Gewerkschaften in 136 Ländern mit 5 Millionen Mitgliedern zu beschäftigen, dann hat es seinen Sinn erfüllt.
Rüdiger Zimmermann (Leiter der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung)