Vor 50 Jahren - 50 Jahre danach

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Zum Beitrag Joachim Seyppel
Zwei Vergangenheiten
Seite 265

Geschichte ist ohne die persönliche Erinnerung nicht erfahrbar. Aus der Geschichte lernen heißt deshalb auch, sich dem subjektiven Blick der Betroffenen zu stellen.

 

Zum Beitrag Konrad H. Jarausch
Zwischen Niederlage und Befreiung
Das Jahr 1945 und die Kontinuitäten deutscher Geschichte
Seite 272

Auch nach fünfzig Jahren schwankt die Beurteilung des Kriegsendes in Deutschland noch immer zwischen Trauer über die Niederlage und Freude an der Befreiung. Eine wesentliche Ursache für den zwiespältigen Umgang mit der jüngsten deutschen Geschichte liegt in dem weit über das Kriegsende hinausreichenden Fortleben autoritärer Denkstrukturen. Der inzwischen entstandene, durch den Generationenschub von 1968 beförderte demokratische Grundkonsens sowie die Erfahrung des friedlichen Umbruchs von 1989/90 bieten den Deutschen heute jedoch die Chance, ihren Umgang mit dem „sperrigen" Datum 1945 zu entkrampfen.

 

Zum Beitrag Sven Papcke
Das Andere Deutschland
Exil und Widerstand als Verpflichtung
Seite 282

Die Suche der Nachkriegsdeutschen nach einer Geschichte, die nicht bei Hitler endet, führt zwingend zur Auseinandersetzung mit jenen, die nach 1933 ins Exil und in den Widerstand gegangen sind. Die Repräsentanten jenes „Anderen Deutschland" waren womöglich keine Helden, aber sie waren eben auch keine Mitläufer.

 

Zum Beitrag Till Bastian
Danach...
Auschwitz und Auschwitz-Theorien
Seite 295

Das Wesen von Auschwitz liegt nicht allein in den Dimensionen des hier verübten Völkermordes, sondern in der Erfahrung, was Menschen Menschen antun können. Die hier offen zutage getretenen radikalen Formen vernichtender Mit-Menschlichkeit sind bisher erst in Ansätzen erforscht worden.

 

Zum Beitrag Siegfried Mielke/Peter Rütterf
Die DAF - ein Organisationsmodell für den Neuaufbau
der Gewerkschaften nach 1945?
Seite 302

Trotz ihres den Zielen freier Gewerkschaften entgegenstehenden Charakters hat die nationalsozialistische Deutsche Arbeitsfront (DAF) in ihren Organisationsstrukturen zum Teil Vorbildfunktion beim Neuaufbau der Gewerkschaften nach 1945 gehabt. Nicht zu übersehen ist dabei das Demokratiedefizit, das vor allem die Vertreter einer zentralistischen Einheitsgewerkschaft in Kauf zu nehmen bereit waren.

 

Zum Beitrag Susanne Krämer
Viktor Agartz: Vom Cheftheoretiker zur „Persona non grata"
Seite 310

Die Entlassung von Viktor Agartz als Leiter des Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts (WWI) der Gewerkschaften Ende 1955 war wesentlich im Festhalten Agartz' am Konzept der „Neuen Wirtschaftsdemokratie" begründet, mit dem er in Widerspruch zur wirtschaftspolitischen Neuorientierung der Gewerkschaften geraten war. Sie spiegelt zugleich die Auswirkungen des Kalten Krieges auf die Gewerkschaften wider.

 

Zum Beitrag Walther Müller-Jentsch
Lernprozesse mit konträren Ausgängen
Tarifautonomie und Betriebsverfassung in der Weimarer und Bonner Republik
Seite 317

Erst in der Zweiten deutschen Republik ist es gelungen, Demokratie und Sozialstaat dauerhaft miteinander zu verbinden. Das bestehende Betriebsverfassungssystem hat sich trotz mancher Anfeindungen, auch vonseiten der Gewerkschaften, bewährt. Allerdings müssen seine institutionellen Rahmenbedingungen mit Blick auf die Tendenz zur Ver-betrieblichung der Tarifpolitik und zur Mitbestimmung durch die Betroffenen selbst weiterentwickelt werden.