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Was sind Direktinvestitionen?

Als Direktinvestitionen werden in der Zahlungsbilanz Kapitalbewegungen erfaßt, die dem Erwerb bzw. der Veräußerung von Unternehmensanteilen oder der Ausstattung verbundener Unternehmen mit Eigenkapital dienen, sowie die Gewährung bzw. Tilgung langfristiger Kredite. Im Gegensatz zu den vom Bundeswirtschaftsminister veröffentlichten Daten erfaßt die Zahlungsbilanz auch nicht ausgeschüttete, reinvestierte Gewinne der Auslandsgesellschaften.

Nach beiden Quellen haben sich die Direktinvestitionen deutscher Unternehmen im Ausland in den letzten Jahren deutlich erhöht, während die Direktinvestitionen ausländischer Unternehmen in der Bundesrepublik weit dahinter zurückgeblieben sind (vgl. Tabelle 1). 1995 erreichte der Saldo seinen bisher höchsten negativen Wert von 37 bzw. 34 Mrd DM.

Direktinvestitionen dürfen nun freilich nicht mit Anlageinvestitionen oder gar Sachanlageinvestitionen im Ausland gleichgesetzt werden. Auslandsaktivitäten können nämlich insbesondere auch durch Kreditaufnahmen im Ausland oder durch die Bereitstellung kurzfristiger Kredite finanziert werden.





In Tabelle 1 sind auch die von der Bundesbank erfaßten Direktinvestitionsbestände wiedergegeben. Diese enthalten z.B. auch von den Muttergesellschaften bereitgestellte kurzfristige Kredite. Aus den Bestandsdaten lassen sich als Flußwerte die jährlichen Bestandsveränderungen berechnen. Deutlich wird, daß hier die Differenz zwischen ein- und ausfließenden Direktinvestitionen deutlich geringer ausfällt, als bei den in der öffentlichen Diskussion vornehmlich verwendeten Daten des BMWi oder der Zahlungsbilanz.

Direktinvestitionen nehmen eine Art Zwitterstellung ein. Sie dienen einem realwirtschaftlichen Zweck, nämlich dem Aufbau oder dem Erwerb von Unternehmen im Ausland. Ihr Ausmaß ist aber auch eine finanzwirtschaftliche Größe, da die Art der Finanzierung wesentlich auch durch Erwartungen auf den internationalen Finanzmärkten (Zinsen, Wechselkurse etc.) sowie durch steuerliche Überlegungen bestimmt wird.

Es ist also höchst problematisch, wenn aus den Daten über Direktinvestitionen Schlüsse über realwirtschaftliche Entwicklungen wie etwa die Verlagerung von Produktion und Arbeitplätzen gezogen werden. Die folgenden Ausführungen beziehen sich deshalb auf eine andere Grundlage, nämlich auf Beschäftigtenzahlen.






© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Juni 1999

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