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Indien als Investitionsstandort

Mit den seit 1991 eingeleiteten wirtschaftspolitischen Reformen hat die indische Regierung die Grundlage geschaffen, um Indien zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort für ausländische Investoren zu machen. Die Reformmaßnahmen der ersten Jahre haben zu Vertrauen des Auslandes in die Ernsthaftigkeit der Reformpolitik geführt. Doch die zunehmende politische Instabilität und die damit einhergehende Verlangsamung des Reformprozesses beginnt, die Geduld ausländischer Investoren zu belasten.

Eine Bewertung Indiens als Investitionsstandort läßt sich wegen der großen Unterschiede in einzelnen Sektoren und Regionen nicht einheitlich und allgemein formulieren. Vorteile und Hemmnisse eines Engagements sollten individuell gegenübergestellt werden. Dabei ist zu berücksichtigen, daß Indien, trotz zahlreicher beachtlicher Entwicklungen in einzelnen Regionen bzw. Sektoren, nach wie vor ein Entwicklungsland ist. Das bringt eine Reihe struktureller Defizite insbesondere in den Bereichen Energie, Wasser, Transport und mit Einschränkungen auch Telekommunikation mit sich. In diesen Sektoren sind noch erhebliche Investitionen erforderlich. Das Stromdefizit z.B. liegt landesweit bei ca. 12 Prozent, zu Spitzenzeiten bei bis zu 30 Prozent. Dies führte dazu, daß die Industrie inzwischen 48 Prozent ihres Strombedarfes netzunabhängig bezieht. Werden von manchen Investoren die vergleichsweise niedrigen Umweltauflagen als positiv bewertet, so ist aber aufgrund des leichtfertigen Umgangs mit der Umwelt bzw. den natürlichen Ressourcen schon bald mit großen Problemen zu rechnen. Auch sind die sozialen Investitionen in z.B. die Gesundheitsfürsorge, die Familienplanung und in das Bildungswesen noch viel zu niedrig. Nicht zu unterschätzen ist die verkrustete und schwerfällige Bürokratie, die die Realisierung von Investitionen behindert. Die Rechtssicherheit wird aufgrund der Überlastung der Gerichte, vielfältiger Möglichkeiten der Verfahrensverschleppung und aufgrund von Vollstreckungsproblemen beeinträchtigt.

Zusätzlich mahnen ausländische Investoren, unterstützt von der indischen Wirtschaft, eine unerledigte Reformagenda an. Eine Befragung deutscher Investoren in Indien Mitte 1993 durch das ifo Institut, München, hat ergeben, daß u.a. die aufgeblähte ineffiziente Verwaltung, arbeitspolitische Auflagen, Beschränkungen im Außen- und Binnenhandel, die unzureichende infrastrukturelle Versorgung, die Versorgung mit Vorprodukten und Ersatzteilen, die niedrige Arbeitsproduktivität und die unzureichende Managementkompetenz des indischen Partners als wesentliche Investitionshemmnisse angesehen werden.Viele ausländische Investoren fordern eine Modernisierung des rigiden, für den formellen Sektor geltenden indischen Arbeitsrechts, insbesondere die Einführung einer sogenannten Exit Policy. Nach der geltenden Arbeitsgesetzgebung ist es fast unmöglich, eine Betriebsstätte zu schließen bzw. Arbeitnehmer zu entlassen. Bisher verhinderten die traditionell sehr starken Gewerkschaften Änderungsversuche seitens der indischen Regierung.

Nach dem Indian Patent Act, 1972 werden indische Patente nicht für Produkte, sondern für Herstellungsverfahren erteilt. Eine geringfügige Abwandlung des Verfahrens reicht damit aus, um ein neues Patent anmelden zu können. Im sozialen Interesse aus der Entwicklungsländerperspektive werden die Rechte des Patentinhabers begrenzt. Viele indische Unternehmen gehen zudem recht lax mit ausländischen Patenten um, die sie ohne Entrichtung von Lizenzgebühren kopieren. Bisher blieben Forderungen nach Angleichung des indischen Patentrechtes an internationale Standards ohne Wirkung. Durch den indischen GATT-Beitritt zeichnen sich jedoch Veränderungen ab. Auch hoffen ausländische Beobachter, daß verstärkte eigene Bemühungen in der Industrieforschung, die sich lange darauf beschränkte, ausländische Lizenzen an die Bedürfnisse des heimischen Marktes anzupassen, für ein verschärftes nationales Patentrecht sorgen.

Die Reformen werden bedauerlicherweise nicht immer geradlinig verfolgt. Die Angriffe auf die Restaurantkette „Kentucky Fried Chicken" des US-Konzerns Pepsico oder auch die Entscheidung der Regierung des indischen Bundesstaates Maharashtra, den Vertrag über ein Energieprojekt des US-Konzerns ENRON zu kündigen bzw. neu zu verhandeln, haben zu Verunsicherungen bei ausländischen Investoren geführt. Hinzu kommen kritische Äußerungen zur Rolle multinationaler Konzerne und der Ruf nach besserem Schutz vor ausländischer Konkurrenz seitens einzelner Industriekreise und gelegentlich auch einzelner Industrieverbände.

Unter anderem aufgrund der politischen Instabilität wird das Reformpaket nur langsam umgesetzt. Nur die Maßnahmen, die einen breiten politischen Konsens finden (common minimum programme), werden auch in jüngster Zeit noch weiterverfolgt. So wurden bereits die Reform der Arbeitsgesetzgebung, des Finanz- und Versicherungswesens sowie weitere Konsolidierungsmaßnahmen bei der Fortsetzung der Liberalisierung von Privatinvestitionen verlangsamt, verschoben bzw. aufgehoben. In einzelnen Unionsstaaten ergeben sich zudem vor allem politische bedingte Schwierigkeiten: Werden in einigen Unionsstaaten (z.B. Karnataka) reformpolitische Grundsatzentscheidungen begrüßt und beschleunigt umgesetzt, so gibt es auch Unionsstaaten, die einigen Reformmaßnahmen gegenüber ablehnend eingestellt sind und deren Umsetzung behindern bzw. verweigern. Ebenso finden sich nicht nur eine wachsende Zahl moderner Unternehmer und eine in manchen Aspekten westlichem Lebensstandard zugeneigte Mittelschicht, sondern auch viele Millionen Menschen, die die Reformen eher kritisch als vom IWF „verordnet" ablehnen. Hinzu kommt der Vorwurf der Opposition, die Reformen hätten den Armen des Landes nichts gebracht.

Diesen eher nachteiligen Aspekten stehen eine Reihe positiver Argumente gegenüber. Ganz allgemein wird der bisherige Verlauf der Reformpolitik für ein solch großes Land wie Indien positiv bewertet. DA sich ein weitgehend parteiübergreifender Konsens über die Richtung der Reformpolitik findet, ist davon auszugehen, daß trotz häufiger Regierungswechsel die Grundrichtung der Reformen beibehalten wird, wenn die Maßnahmen auch nicht unbedingt mit der gewünschten Schnelligkeit vorangetrieben werden. Indien ist seit 1947 die größte Demokratie der Welt und verfügt über ein umfangreiches, nach britischem Vorbild aufgebautes Rechtssystem sowie eine extrem freie Presse, was einen gewissen Schutz garantiert. Da ein großer Teil der indischen Bevölkerung englisch spricht und die Wirtschaftssprache Englisch ist, bestehen für internationale Investoren keine sprachlichen Hindernisse. Zudem gilt Indien mit seinen günstigen Standortbedingungen auch als Brückenkopf für Aktivitäten sowohl im asiatischen Raum als auch in der Golfregion. Attraktiv ist das Land insbesondere wegen seiner niedrigen Lohnkosten, denen allerdings auch eine niedrige Produktivität gegenübersteht. Zahlreiche gut ausgebildete Fachkräfte stehen auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Allein aufgrund der großen Bevölkerung ist das Marktpotential erheblich. Nicht nur die Mittelschicht mit ihrer Nachfrage nach gehobenen Wirtschaftsgütern wächst. Über das Fernsehen werden auch bei der ländlichen Bevölkerung Konsumwünsche geweckt, die sich zunächst auf nicht lebensnotwendige Güter wie Seife, Zahnpasta, Radios und Armbanduhren beschränken. Immer mehr Landwirte haben ein höheres verfügbares Einkommen, in den Städten nimmt die Nachfrage nach Luxusgütern rasch zu. Die Schattenwirtschaft, also der informelle Sektor, der nach zahlreichen Studien in Indien die Höhe von bis zu 50 Prozent des BSP erreicht und schneller als der formelle Sektor wächst, trägt erheblich zur Kaufkraft dieser anwachsenden Mittelschicht bei.

Als Wachstumsbranchen gelten in Indien derzeit die Automobilindustrie (einschließlich Zulieferungen), die Informationstechnologie, Werkzeugmaschinen, Pharmazeutika, Erdöl und Erdölprodukte. Automobil- und Softwareindustrie sind zwei Branchen, die die Attraktivität Indiens als Wirtschaftsstandort besonders kennzeichnen, weshalb sie hier detailliert vorgestellt werden sollen.

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Bangalore - das indische Silicon Valley

Indiens Potential zeigt sich am deutlichsten in der Softwareindustrie. Der erste Computer wurde 1955 in Calcutta installiert. Mitte der 80er Jahre wurden die Informationstechnologie (IT) als Schlüsselbereich anerkannt und Exporte von Software besonders gefördert. Bereits zu dieser Zeit zeigte sich die indische IT als Wachstumssektor: Die Software-Exporte wuchsen in den Jahren 1984-88 um mehr als das Dreifache. Inzwischen gehört die Software-Entwicklung zu den am schnellsten wachsenden Branchen Indiens. Seit 1991 lag das Wachstum mit 50 Prozent jährlich auch weit über dem weltweiten Durchschnitt. Indien liefert heute Software in 75 Länder.

Bangalore, die Hauptstadt des südindischen Bundesstaates Karnataka, gehörte schon früh zu den von der indischen Regierung unterstützten Software-Produktionszentren. Die auch infrastrukturell gut ausgestattete Stadt hat traditionell eine hochentwickelte High-Tech-Kultur. Insbesondere über das berühmte Indian Institute of Science wird die technologische Ausbildung gefördert. Zudem zogen Organisationen wie Hindustan Aeronautics, die Indian Space Research Organization oder auch das National Aeronautical Laboratory zahlreiche Ingenieure und Wissenschaftler an, die Bangalore zu einem Zentrum indischer Technologie machten. In jüngster Zeit wird die Stadt häufig als das Silicon Valley Indiens bezeichnet. Multinationale Firmen wie z.B. Hewlett Packard, IBM, Microsoft oder Novell haben sich hier ebenso angesiedelt wie die nationalen Größen der IT wie z.B. TISL (ein Joint Venture aus Tata, Indiens bekanntestem Großunternehmen, und IBM), Infosys, Wipro, Baysoft oder Nashsoft. Immer mehr multinationale Konzerne wie Nestlé oder Samsung lassen ihre Abrechnungen in Bangalore erledigen.

In der Softwareindustrie trifft man sowohl auf altmodische, hierarchisch aufgebaute Unternehmen wie z.B. TISL oder auch auf eher amerikanisch anmutende Unternehmen wie z.B. Baysoft oder Infosys. Hier findet sich ein Großteil der aufstrebenden Elite von Software-Entwicklern, die in für Indien äußerst unkonventionellen Unternehmen arbeiten. Ehrgeizig und anspruchsvoll prägen sie nicht nur das Bild der boomenden Stadt, sondern bilden vor allem die treibende Kraft der Softwareindustrie Indiens und dienen als Katalysator für den Wandel der traditionellen Gesellschaft. So wird von ihnen z.B. auch die traditionelle, eher feudal anmutende Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber aufgegeben. Die junge, aufstrebende Generation der Programmierer ist ohne zu zögern bereit, bei einem attraktiven Angebot die Stelle zu wechseln.

Der Schwerpunkt der Branche liegt zur Zeit noch im Bereich der Auftragsarbeit. In Indien gibt es deutlich weniger als 1 Million Computer und noch keinen low cost PC. Die eigenen Software-Produkte sind noch eher unbedeutend. Der als Bodyshopping bekannte Verleih von Software-Ingenieuren an ausländische Firmen, die z.B. für einen erheblich geringeren Preis als Mitarbeiter in den USA arbeiten, wird als der große, versteckte Faktor in Indiens Erfolg in der IT gehandelt. Dabei konkurriert indische Software zur Zeit im wesentlichen über den niedrigen Preis. Die arbeitsteilige Erstellung von Software bietet in Indien die Vorteile kurzer Entwicklungszeiten, der Verfügbarkeit großer Expertenteams, niedriger Lohnkosten sowie eines hohen Grades an Flexibilität. Schon allein aufgrund des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses indischer Programme dürften die indischen Software-Unternehmen international wettbewerbsfähig sein.


Tabelle 6: Virtuelles Indien - eine Auswahl

Stadt Bangalore

http://www.virtualbangalore.com

Ministry of External Affairs
Homepage
Liste der lizenzpflichtigen Industriebereiche



http://www.meadev.gov.in

http://www.meadev.gov.in/economy/industry/i3-licen.htm

Wirtschaftsinformationen, z.B.
Tata Services Ltd.
Indische Botschaft in den USA



http://www.tata.com/

http://www.indiaserver.com/embusa/

Aktueller Stand der Außenhandelspolitik


http://www.indiaserver.com/embusa/emdc/ieconews/1997/04/page2.html
http://www.nic.in/eximpol

Vermittlung von Geschäftspartnern z.B.


http://www.webindia.com/india.html

Quelle: Eigene Zusammenstellung

Angefangen von der Stadt Bangalore sind alle größeren indischen Unternehmen und Institutionen bis hin zum Ministry of External Affairs mit einer eigenen Homepage im Internet vertreten. Man kann sich sogar über das Internet einen Geschäftspartner vermitteln lassen (vgl. Tabelle 6).

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Der indische Mittelstand motorisiert sich

Die indische Automobilindustrie wird stets in Zusammenhang mit Schätzungen über die Größe des sich entwickelnden indischen Mittelstandes genannt. Die Zahl des kaufkräftigen Mittelstandes wird je nach Methode auf 150-300 Mio. Menschen geschätzt. Nicht nur die indische Mittelschicht steht als potentieller Käufer zur Verfügung. Noch weitgehend unentdeckt sind westliche „Oldtimer"-Fans als potentielle Nachfrager. Der amerikanische Geländewagen Willys, das Motorrad Bullet und der Fiat 1100 sind nur einige der Oldtimer, die im Westen auf Nachfrage treffen könnten.

Die indische Automobilindustrie hat eine lange Geschichte. Das erste Unternehmen wurde bereits 1928 gegründet. Bis Ende der 70er Jahre hatte die indische Fahrzeugindustrie noch eine schlechte Ausgangsposition: Sie fiel unter die Lizenzierung, die Fahrzeugpreise wurden bis 1975 kontrolliert. Die Regierung kaufte einen Großteil der Produktion und hielt die Preise künstlich niedrig. Bis in die 80er Jahre hinein wurde die indische Fahrzeugproduktion deshalb von wenigen großen Anbietern beherrscht [für Pkw Hindustan Motors Ltd. , Premier Automobiles Ltd. ; für Nutzfahrzeuge Tata Engineering & Locomotive Co. TELCO ; für Geländewagen Mahindra & Mahindra .] und der Fahrzeugmarkt von der Regierung abgeschottet. Eine auf Initiative von Indira Gandhis Sohn Sanjay ins Leben gerufene Fahrzeugproduktion wurde zu Beginn der 80er Jahre von der indischen Regierung aufgekauft. In Zusammenarbeit mit Suzuki wurde unter der Firmierung Maruti ein Marktanteil von heute gut 75 Prozent erreicht. Ganze 10 Prozent der Produktion werden exportiert.

In der Vergangenheit trat nur ein verschwindend geringer Teil der indischen Bevölkerung als Pkw-Käufer in Erscheinung. Zudem beschränkte sich die Auswahl auf wenige, lange Zeit unverändert produzierte Modelle wie z.B. den Ambassador, die indische Version des Morris Oxford. Jahrelang wurde nur nach staatlichen Planvorgaben produziert. Heute dagegen finden sich mehrere Anbieter auf unterschiedlichen Teilmärkten, die über Preis und Leistung konkurrieren. Auch die Käuferschicht hat sich gewandelt. Die immer zahlreicher werdenden Käufer wollen modernes westliches Design und haben auch konkrete Vorstellungen bezüglich der Leistung. Dem stehen beschränkte, zum Teil unflexible Produktionskapazitäten der indischen Firmen gegenüber. Innovativen indischen sowie ausländischen Unternehmen bietet sich ein großes Wachstumspotential insbesondere bei Mittelklassewagen.

Größtes Problem der indischen Fahrzeugindustrie ist die Technologie. Die lange Abschottung des Marktes hat keine Anreize zur selbständigen Entwicklung konkurrenzfähiger Technologie gesetzt. Die inzwischen anspruchsvoll gewordene Käuferschicht ist mit der veralteten Technik nicht mehr zufrieden. In kurzer Zeit eine eigene Technologie zu entwickeln, stellt allerdings aus Kosten- und Zeitgründen für die indische Automobilindustrie keine Alternative dar. Darum bemüh(t)en sich die „Großen" um Kontakte zu ausländischen Konzernen. Premier Automobiles, einer der älteren indischen Fahrzeugproduzenten, versuchte lange Zeit mit begrenztem Kapital ein upgrading der Produktion, hat sich inzwischen aber neben Fiat auch mit Peugeot zusammengetan. Telco, ein Nutzfahrzeuge-Produzent, bei dem Mercedes Benz lange Zeit über eine Minderheitsbeteiligung verfügte, fertigt nun zusammen mit Mercedes Benz Wagen der E-Klasse. Fast alle großen internationalen Automobilunternehmen, darunter alle namhaften deutschen Fahrzeugproduzenten, sind heute bereits am indischen Markt vertreten. Jedes indische Automobilunternehmen hat bereits ein Joint Venture mit einem ausländischen Konzern gegründet. Die Joint Ventures haben sich bisher überwiegend auf eine Produktion für den indischen Markt konzentriert. Die Standortvorteile Indiens - niedrige Lohnkosten bei gleichzeitig qualifizierten Arbeitskräften und vergleichsweise geringen (Umwelt-)Auflagen - lassen immer häufiger auch eine Produktion für den europäischen Markt lohnend erscheinen. Hinter der Fahrzeugindustrie stehen zudem noch die Zulieferbranche und die Ersatzteilproduktion, die von dem Boom der Branche profitieren werden.

Die seit Beginn der 90er Jahre jährlich steigenden Produktions- und Umsatzzahlen deuten auf ein anhaltendes Wachstum im Automobilsektor hin. Innerhalb der letzten beiden Jahre erfuhr die Branche ein Wachstum von über 25 Prozent. Im Wirtschaftsjahr 1994/95 wurden etwa 266.000 Fahrzeuge verkauft, 1995/96 waren es schon etwa 350.000. Die Produktion für den Export steigt dabei zunehmend: 1995/96 wuchs die Zahl der exportierten Automobile um 31Prozent auf 121.696.

Nach Ansicht von Experten stellt die Branche ein Produkt her, daß sehr gut auf den indischen Markt zugeschnitten ist. Die hohe ausländische Präsenz - es finden sich auf indischen Straßen Daewoo Cielo, Opel Astra, Fiat Uno, Peugeot 309, Ford Escort sowie Mercedes 220 E - und damit der Zustrom an ausländischen Kapital und Know How führen zu verstärktem Wettbewerb und lassen auch in naher Zukunft Produktionszuwächse erwarten. Kritische Stimmen weisen darauf hin, daß Indien die prognostizierte Zahl an Fahrzeugen aus ökologischen Gründen nicht verkraften könne, zumal die Straßen für eine solche Belastung nicht gebaut wurden und eine Erweiterung des Straßennetzes nicht in Sicht ist. Häufig wird zudem vermutet, daß die indische Mittelschicht vor dem Pkw-Kauf ein motorisiertes Zweirad bevorzugen würde. Einzelne Investoren müssen dann auch feststellen, daß das Geschäft in Indien bisher schlechter als erhofft ausfällt: Mercedes Benz konnte z.B. im ersten Geschäftsjahr bis März 1997 statt der erhofften 5.000 nur 1.300 Limousinen absetzen.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Mai 1999

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