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7. Zur Macht und der politischen Rolle der Spekulation

Wenn es Spekulanten gelingt, eine Regierung und Zentralbank zu zwingen, ihre an den US-$ gebundene Währung, abzuwerten, dann muß sie über erhebliche Mittel und damit Macht verfügen, das durchzusetzen. Ganz offenbar ist das der Fall. Es wird immer wieder berichtet, daß die Spekulation über zweistellige Milliardenbeträge an US-$ verfügen kann. Dabei fällt häufig der Name eines Spekulanten: George Soros. Sein Name wurde bereits im Zusammenhang mit den Währungsspekulationen im Europäischen Währungssystem genannt. „Soros hatte mit massiven Spekulationen 1993 zum Zusammenbruch des Europäischen Währungssystems beigetragen". [ „Devisenkrise in Asien Soros Schuld?",Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 27.7.1997, S. 6]

Selbstverständlich war er auch an der Spekulation beteiligt, die eine Abwertung des Yen erwartete. „Nach Ansicht von Branchenanalysten gehörte der Investor George Soros mit zu den größten „Spielern" bei der Yen-basierten Anlagestrategie. Soros, der mehr als 17 Milliarden Dollar durch den Soros-Fund Management verwaltet, ist bekannt für Attacken auf Anleihe- und Devisenmärkte weltweit." [ „Yen-basierte Anlagen werden vor allem von Hedge Funds aufgelöst", Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.5.1997, New York 27.5.1997 (Blommberg)]

Die „Ginseng-Krise" ist ebenfalls mit seinem Namen verbunden. Verbittert stellte der malaysische Ministerpäsident Mahathir fest: „Wir haben 20 bis 40 Jahre gearbeitet, um unsere Länder auf den heutigen Stand zu bringen - und dann kommt ein Mann mit ein paar Milliarden Dollar und vernichtet unser Werk innerhalb von zwei Wochen beinahe." [ „Devisenkrise in Asien Soros Schuld?",Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 27.7.1997, S. 6]

Die Tätigkeit der Spekulation hat offenbar auch eine politische Dimension. „Der Verband Südostasiatischer Staaten (ASEAN) hat den amerikanischen Finanzier George Soros beschuldigt, die Währungsturbulenzen der letzten Wochen „aus politischen Gründen" mitverschuldet zu haben. ... Soros gab zu, daß er versucht habe, die Aufnahme Burmas zu verhindern." [ „Asean beschuldigt amerikanischen Finanzier", Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.7.1997, S. 13] Die ASEAN beabsichtigte zu dieser Zeit, Burma als weiteres Mitglied in ihre Gemeinschaft aufzunehmen. Die USA haben sich dagegen gewendet, weil die Menschenrechte in Burma mißachtet würden. Die ASEAN hat schließlich Burma trotzdem als Mitglied aufgenommen.

Im Oktober 1997, als der Höhepunkt der spekulativen Attacken gegen die Südostasiatischen Währungen überschritten war, besuchte Soros Rußland. Seine Stiftung „Offene Gesellschaft", die das Ziel verfolgt, bürgerliche Freiheiten und den politischen Pluralismus zu fördern (angebliches Vermögen 5 Mrd. US-$), sagte dem Land Mittel von 500 Mio US-$ zu. „Der amerikanische Finanzier und Philanthrop George Soros hat Rußland mit einer privaten Spende mehr Entwicklungshilfe als die Vereinigten Staaten versprochen." [ „Soros verspricht Rußland mehr Geld als Amerika", Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.10.1997, S. 2] Im Jahre 1996 gewährten die USA Rußland eine Entwicklungshilfe von 95 Mio. US-$. Es ist schon ein Problem, wenn ein Einzelner auf eigene Faust Entwicklungshilfepolitik betreibt. Möglicherweise durchkreuzt er, bei derartigen Differenzen in den Beträgen, die strategische Linie der Vereinigten Staaten und der internationalen Organisationen..

Soros ist ein weitblickender Ökonom. Er ahnt wohl, was ungehemmte Freiheiten ohne die dazu gehörende Verantwortung anrichten können. „Neuerdings macht der Großkapitalist mit Thesen über die kapitalistische Bedrohung von sich reden. Er fürchtet, der unbedingte Glaube an die Märkte und deren Selbstheilungskräfte werde zu solch tiefen sozialen Gräben, zu Ungerechtigkeit und Ungleichheit führen, daß das kapitalistische System sich selbst zerstören werde." [ „Philosophischer Spekulant", Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6.10.1997, S. 16]


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Juni 1999

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