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4. Spekulation gegen asiatische Entwicklungs- und Schwellenländer

Schon während der Zeit, in der gegen die tschechische Krone spekuliert wurde, gab es Devisenmarktberichte, daß Thailand spekulative Angriffe auf seine Währung abwehrt. Aber als die Spekulation gegen die tschechische Krone vorüber war, setzte sie voll gegen den thailändischen Baht ein. Wiederum versuchte das Land, durch Devisenmarktinterventionen die an den Dollar gekoppelten Wechselkurse zu verteidigen. Wiederum erhöhte die Zentralbank Zinssätze und wiederum unterlag sie. Der Baht wurde freigegeben und verlor bis zu 30% an Wert. Entsprechend gewann die Spekulation.

Die Nachbarn Thailands sahen diese Vorgänge mit Unbehagen. Nicht zu Unrecht vermuteten sie, sie könnten die nächsten Opfer sein. Vorbeugend erhöhten diese Länder ihre Zinssätze. Das sollte einen Kapitalabfluß bremsen und Kapital anlocken. Aber was sind schon einige Prozentpunkte höhere Zinsen p.a. gegen 20-30% Gewinne in wenigen Tagen. Und so kam es, wie es kommen mußte, die Spekulation wandte sich gegen den malaysischen Ringgit, den philippinischen Peso und die indonesische Rupiah. Immer wieder hieß es: „Die massiven Dollarverkäufe und die Erhöhung der Geldmarktzinsen um einen Prozentpunkt zeitigten allerdings nur vorübergehende Wirkung." [ „Indonesien wirft das Handtuch", Neue Zürcher Zeitung, 15.8.1997, S. 24] Ein Staat nach dem anderen mußte vor den spekulativen Wellen kapitulieren und gab seine Wechselkurse frei. „ ... die Spekulanten hatten Blut gerochen und begannen, gegen die übrigen Währungen der Region zu wetten. Sehr bald verloren der malaysische Ringgit, die indonesische Rupiah, vor allem aber der philippinische Peso sehr stark an Wert." [ „Normalisierung an Asiens Finanzmärkten", Neue Zürcher zeitung, 31.7.1997, S. 22] Die Spekulation verdiente entsprechend.





Als weitere Währungen kamen der Singapur-$ und der Hongkong-Dollar in die Schußlinie der Spekulation. Auch hier wurde interveniert und wurden die Zinsen heraufgesetzt. Der Singapur-$ konnte dem Druck nicht standhalten und wertete ebenfalls erheblich ab. Nur der Hongkong-Dollar widerstand. Die Spekulation hatte darauf gesetzt, daß Festland-China, getreu dem Satz „ein Land, zwei Systeme", nicht eingreifen würde. Die Spekulation hatte sich nicht geirrt. Aber die Devisenreserven Hongkongs sind recht umfangreich. Die Spekulation konnte sich trotz mehrfachen Anrennens nicht durchsetzen. Als einzige Währung der Region blieb der Hongkong-$ an den US-Dollar mit einem festen Kurs gebunden.

Auch der koreanische Won konnte sich den Attacken der Spekulation nicht entziehen. Dort kam allerdings hinzu, daß ein wirtschaftlich bedeutsames Unternehmen, die Kia-Automobilwerke, in Konkurs ging und vom Staat übernommen wurde. Dieses Ereignis hat mit dazu beigetragen, den Won zu schwächen. Auch er verlor erheblich an Wert.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Juni 1999

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