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TEILDOKUMENT:
5. Verbreiterung der wettbewerbsfähigen Unternehmensbasis Ein strukturelles Problem des Exportsektors liegt in seiner extrem ausgeprägten Unternehmenskonzentration. 1995 entfielen 80 % der Einnahmen aus Industriegüterexporten auf etwa 550 Unternehmen. Ein Großteil dieser Unternehmen sind Transnationale Konzerne. Allein die fünf Autokonzerne GM, Ford, Chrysler, VW und Nissan tragen über 40 % zu Mexikos Exporten bei. Diese Unternehmen sind nur in geringem Maße mit nationalen Unternehmen verknüpft. Nachdem die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestinlandsauflagen (local content) abgebaut werden, besteht vielmehr der Trend, international etablierte Zulieferer nach Mexiko zu ziehen und möglichst in räumlicher Nähe zu den Produktionsstätten anzusiedeln. Auf diese Weise entstehen lokale Unternehmensagglomerationen von global players, die kaum auf nationale Vorleistungen zurückgreifen. Lediglich über die Fachkräfteausbildung leisten sie langfristig einen Know-how-Transfer in die mexikanische Wirtschaft hinein. Das Potential zur Entwicklung nationaler mittelständischer Zulieferindustrien wird jedoch vernachlässigt. Beispiele für transnationale Unternehmensagglomerationen mit entsprechendem Enklavencharakter sind der Elektronikkomplex in Guadalajara, der Volkswagen-Komplex in Puebla, Nissan in Aguascalientes und Sony in Tijuana. Besonders ausgeprägt ist der Enklavencharakter in der Maquiladora-Industrie, die weniger als 2% ihrer Vorprodukte aus Mexiko bezieht. Dem modernen, aber von der Binnenwirtschaft weitgehend isolierten Exportsektor steht eine große Gruppe nationaler Klein- und Mittelunternehmen (KMU) gegenüber, die weit überwiegend für den Inlandsmarkt fertigen. Für diese Unternehmen haben sich die Produktionsbedingungen in den letzten Jahren deutlich verschlechtert. Sie kamen durch den Nachfragerückgang auf dem Binnenmarkt bei gleichzeitiger Zunahme konkurrierender Importe massiv unter Druck. Vor allem KMU in traditionellen Konsumgüterbranchen (wie Textil, Bekleidung, Schuhe und Papier) waren diesem Druck nicht gewachsen und wurden vom Markt verdrängt. Betroffen waren auch zahlreiche einheimische Anbieter von Vorleistungen, so daß bestehende nationale Wertschöpfungsketten aufgebrochen wurden. Zur Verbesserung der Unternehmensstruktur muß es daher darum gehen, mehr KMU als bisher wettbewerbsfähig zu machen - sei es als unabhängige Produzenten für den Binnenmarkt, als direkte Exporteure oder als Zulieferer für die stark expandierenden großen Exportunternehmen. Auf diese Weise könnten die Beschäftigungseffekte des exportgetriebenen Wachstums deutlich erhöht werden. Die Regierungen Salinas und Zedillo haben diesem Aspekt allerdings bislang nur wenig Beachtung geschenkt. Vor allem Salinas setzte einseitig auf marktwirtschaftliche Allokationsprozesse und nahm den Niedergang in wichtigen Industriebranchen als notwendigen Bereinigungsprozeß in Kauf. In diesem orthodox neoliberalen Konzept war schon der Begriff "Industriepolitik" negativ besetzt. In der Amtszeit Zedillos wurde zumindest auf dem Papier eine Kehrtwende eingeleitet, als die Regierung 1996 ein industriepolitisches Programm vorlegte. Eines der Hauptziele dieses Programms besteht darin, die Produktionsketten zwischen Klein- und Großbetrieben zu stärken und wettbewerbsfähige regionale Unternehmensagglomerationen (cluster) zu fördern. Das Programm genießt jedoch keine Priorität in der Regierungspolitik und enthält jenseits von Willensbekundungen nur wenige konkrete Aussagen zur Finanzierung und Implementierung. Daher darf das Programm nicht als Indiz für die Abkehr vom neoliberalen wirtschaftspolitischen Kurs interpretiert werden. Seine Hauptfunktion dürfte darin liegen, die von der Liberalisierung bedrohten Teil der Unternehmerschaft ruhigzustellen. Auffallend ist allerdings die aktive Industrie- und regionale Standortpolitik, die in einigen wichtigen vom PAN regierten Bundesstaaten betrieben wird. Insbesondere Chihuahua, Guanajuato und Jalisco zeichnen sich durch aktive und zum Teil innovative Politiken aus, um im Dialog mit der Privatwirtschaft spezifische regionale Wettbewerbsvorteile auszubauen. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Juni 1999 |