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Sonstige Produktionskosten und Infrastruktur

Neben dem Faktor Arbeitskraft sind eine Vielzahl anderer Faktor- und Input-Beziehungen von Relevanz für die "Qualität" des Standortes Österreich. In bezug auf Kapitalkosten ist davon auszugehen, daß Österreich durch die feste Bindung des Schillings an die DM mit Deutschland einen einheitlichen Kapitalmarkt bildet. Dieser Effekt wird sich durch die Europäische Währungsunion noch verstärken. Bereits jetzt sind auch die meisten großen deutschen Banken in Österreich vertreten, wobei meist von Wien aus neben Österreich auch der südosteuropäische Raum betreut wird.

Erheblichen Nachholbedarf hatte bzw. hat Österreich in bezug auf Energie- und Telekommunikationskosten. Nach Analysen der OECD/IEA (1997) in bezug auf die Energiepreise für die Industrie liegt Österreich unter den OECD-Staaten nach Japan, Schweiz, Portugal, Deutschland und Italien an 6. Stelle, damit aber deutlich über dem Durchschnitt von OECD-Europa. Mit der Liberalisierung des EU-Elektrizitätsmarktes werden auch in Österreich ab 1998 in schrittweise steigendem Maß Großkunden freie Wahl in bezug auf (auch ausländische) Lieferanten haben. Es wird damit gerechnet, daß dies zu einem Sinken der Industrietarife um etwa 25% führen wird. Der entsprechende Ertragsdruck wird, wie gezeigt, Konzentrationstendenzen in der derzeit zersplitterten österreichischen Energiewirtschaft erzwingen. Im Bereich der Telekommunikation besteht seit 1997 für die Post private Konkurrenz im Bereich der Mobilkommunikation, ab 1998 gibt es auch Wettbewerb im Bereich des Festnetzes. Dies hat bereits zu massiven Reduktionen und Strukturänderungen in den Telefontarifen, die bisher an der Spitze der OECD-Staaten lagen, geführt. Davon profitieren insbesondere große Abnehmer von Telekommunikationsdiensten, hier speziell zukunftsträchtige Bereiche, wie etwa die Gebühren für die Nutzung des Internet.

Die Verkehrsinfrastruktur ist in Österreich voll ausgebaut. Für die Einbindung in just-in-time-Produktionen (z.B. BMW) bestehen eigene, offensichtlich effiziente Transportsysteme über Bahnverbindungen. Unter Aspekten der geographischen Lage hat sich speziell Salzburg zu einem Distributionszentrum entwickelt. Der logistische Vorteil Wiens liegt dagegen in der Dichte der Flugverbindungen nach Ost- und Südosteuropa. Dies war insbesondere für eine Reihe amerikanischer multinationaler Unternehmen (von IBM bis Mc Donalds) maßgeblich, um ihre Zentralen in Wien anzusiedeln.

Zur Infrastruktur im weiteren Sinn zählen auch Aspekte der Sicherheit und der Umweltqualität. Ein Städtevergleich strafbarer Handlungen je 100.000 Einwohner zeigt für 1995 Wien (9.859) etwa gleichauf mit Stuttgart und München, aber deutlich sicherer als Frankfurt/Main (20.034), Berlin (16.729) oder Hamburg (16.578). Fragen der Umweltqualität spielen in politischen Diskussionen in Österreich auf lokaler wie nationaler Ebene eine sehr große Rolle. Der sehr ausgebaute Schutz von Anrainerrechten und entsprechende Bürgerbeteiligungsverfahren können dabei zu erheblichen Verzögerungen bei Betriebsanlage-Genehmigungen etc. führen. Seit 1997 gibt es allerdings neue Regelungen, die eine Verfahrenskonzentration erlauben, was zu einer Verkürzung und Verbilligung der Verfahren führen soll. Inzwischen hat unter Aspekten der Standortkonkurrenz auch ein gewisser Wettbewerb zwischen den Bundesländern bei der Verkürzung der Verfahrensabläufe eingesetzt, bei dem vor allem die Bundesländer Oberösterreich und Steiermark innovative Ansätze entwickeln. Sowohl die Industriestruktur wie auch die strengeren Umweltregelungen bewirken, daß Österreich bei Vergleichen von Schadstoffemissionen vergleichsweise günstige Werte aufweist. Nach EUROSTAT-Angaben betrugen die NO-Emissionen je Einwohner 1990 in Österreich 28,8 kg (Deutschland 73,1 kg), die entsprechenden Werte für SO betrugen 11,7 kg (40,2 kg). Ein für die Zukunft interessanter Standortfaktor sind die erneuerbaren Wasserreserven. Mit 11,9 Mrd. m3 pro Jahr liegt Österreich hier im Spitzenfeld der Industriestaaten (Vergleichswert für Deutschland: 2,2 m3).


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Juni 1999

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