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1. Italiens Rolle im internationalen Investitionsgeschehen

Unter den führenden Industrienationen spielt Italien eine Sonderrolle: Zwar hat es beim Pro-Kopf-Produkt, bei der außenwirtschaftlichen Verflechtung, bei den Exportüberschüssen eine Spitzenstellung erobert, doch im internationalen Investitionsgeschehen findet sich das Land - als Investor genauso wie als Adressat von Investitionen - in einer sekundären Position.








Italienische Firmen haben erst wesentlich später als Unternehmen aus anderen Industrieländern den Schritt zur Internationalisierung getan. So läßt sich ein deutlicher Aufschwung der Beschäftigtenzahlen ausländischer Firmentöchter erst in der zweiten Hälfte der 80er Jahre verzeichnen. Die italienischen Firmen stehen jedoch in der Dynamik des Investitionsgeschehens und auch mit Blick auf den absoluten Umfang der Auslandsengagements weiterhin deutlich gegenüber vergleichbar großen Industrieländern zurück. Offenkundig dominieren bei italienischen Unternehmen weiterhin merkantile Strategien der Erschließung ausländischer Märkte. Der Standort Italien erweist sich für heimische Unternehmen selbst arbeitsintensiver Branchen wie der Textil- und Bekleidungsindustrie als so attraktiv, daß Produktionsverlagerungen bisher in relativ geringem Maße vorgenommen wurden.

Ausländische Direktinvestitionen finden relativ selten den Weg nach Italien und stagnieren auf niedrigem Niveau: 1995 zog Italien nur gut 2% der weltweit getätigten Investitionen an. Vom Ausland gehaltene Beteiligungen erreichen mit 1,9% der nationalen Bruttoanlageinvestitionen weniger als die Hälfte des Durchschnitts der Industrieländer. Gerade als Standort von greenfield-Investitionen spielt Italien eine zu vernachlässigende Rolle. Selbst in den strukturschwachen Gebieten Süditaliens kommt es trotz eines hohen und preiswerten Arbeitskräftereservoirs und trotz hoher Fördermöglichkeiten kaum zu Neuansiedlungen.

Dem Beobachter präsentiert sich ein paradoxes Bild: Italienische Unternehmer entscheiden sich im praktischen Standortvergleich für ihr Heimatland, während ausländische Unternehmen nur sehr zurückhaltend in Italien investieren. Mit Blick auf die letzten Jahre verschärft sich dieses Paradox noch: Italien hat in mehrfacher Hinsicht seine Standortqualitäten verbessert, ohne deshalb in nennenswert größerem Umfang Direktinvestitionen anzuziehen.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Mai 1999

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