Nr. 33 - 1942

1. Januar

Sozialistische Mitteilungen

News for German Socialists in England

This newsletter is published for the information of Social Democratic
refugees from Germany who are opposing dictatorship of any kind.

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Mit Japan und den Vereinigten Staaten sind die letzten beiden Grossmächte der Welt, die formell noch als "Neutrale" galten, zu kriegführenden Mächten geworden.[1] Von Spanien und der Türkei abgesehen, gibt es keinen Staat von Bedeutung mehr, der nicht Partei in dem Ringen um die Zukunft der Menschheit ergriffen hat. Auf beiden Seiten wird jetzt mit vollem Einsatz gekämpft, - und die wichtigen Besprechungen, die in Washington, Moskau und Chungking im Gang sind, deuten darauf hin, dass die gegen Hitler und seine Verbündeten kämpfenden Mächte ihre Kräfte mehr als bisher vereinen, bis zum äussersten anspannen und auf den Sieg über die Gegner konzentrieren werden. Aber der Sinn und das Ziel des Kampfes erschöpfen sich nicht im Militärischen und es scheint, als seien in Washington Pläne einer dauernden Zusammenarbeit Amerikas und des britischen Reiches im Werden - und in Moskau Fragen der Neugestaltung Osteuropas zur Diskussion gestellt.


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[Hinweis]

Unseren Lesern, Freunden und Genossen

wünschen wir ein glückliches Neues Jahr, das
uns der Erfüllung unserer Wünsche und dem
Ziel unseres Kampfes entgegenführen möge.

London, den 31. Dezember 1941


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[Fortsetzung des Textes von Seite 1:]

Der Krieg hat die ganze Welt erfasst, und in drei Erdteilen sind militärische Ereignisse von höchster Bedeutung im Gange.

In Nordafrika hat sich der britische Gegenstoss gegen die deutsch-italienischen Truppen an der libysch-ägyptischen Grenze nach Ueberwindung anfänglicher Schwierigkeiten zur erfolgreichen Durchbruchs- und Einkreisungsschlacht entwickelt. Während Reste der Achsentruppen noch in Sollum standen, haben britische Streitkräfte Derna und Benghasi besetzt und damit die Italiener umzingelt und die Deutschen zersprengt, denen nur zum Teil der Rückzug nach Tripolis glücken wird. Wenn sie nicht Verstärkungen von anderen Kriegsschauplätzen erhalten, werden die Achsentruppen auch Tripolis auf die Dauer kaum verteidigen können. Und damit würde die Lage Italiens im höchsten Masse kritisch werden.

Während Hitlers und Mussolinis Soldaten in Nordafrika zurückgetrieben werden, haben Hitlers Armeen in Russland den Rückzug begonnen, sie weichen vor den Schrecken des Winters und vor den Gegenangriffen der Roten Armee. Fest steht, dass der Plan, Leningrad und Moskau vor Einbruch des Winters zu erreichen, missglückt ist und dass gerade am südlichen Abschnitt der Front, wo das Klima am mildesten ist und der Vorstoss am erfolgreichsten war, der Rückzug begann. Wann und wo er zum Stehen kommen wird und wie ihn die Rote Armee ausnützen wird, bleibt abzuwarten. Schon heute zeigt sich, dass die unterbrochenen Verbindungen zwischen Leningrad, Moskau und Rostow wiederhergestellt werden können und die Gefahr für den Kaukasus abgewendet ist, - wenn nicht ein Stoss Hitlers durch die Türkei erfolgt.

Die wichtigste Wirkung der Rückschläge in Nordafrika und in Russland ist die auf die Stimmung im Dritten Reiche und den besetzten Gebieten. Die Entlassung des Feldmarschalls von Brauchitsch hat gezeigt, dass Hitler sich der Gefahr bewusst ist und den Versuch macht, die Schuld für den misslungenen "Endsieg" im Jahre 1941 von sich abzuwälzen.[2] Aber indem er selbst den Oberbefehl übernahm, hat er sich eine Wiederholung des Manövers unmöglich gemacht. Er hat eine Rede gehalten, in der er die Gegner im Innern mit Vernichtung bedrohte, - und damit die Lüge aufgegeben, dass ihm das ganze deutsche Volk begeistert und geeint zu folgen bereit sei.[3]

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Unzweifelhaft wird Hitler den Kampf nach aussen und innen mit vollem Einsatz an Propaganda, Waffengewalt und Brutalität so lange wie möglich weiterführen. Aber er wird das Schicksal nicht abwenden können, das seine Armeen und Verbündeten bedroht, und er wird der Rächer nicht Herr werden, die sich hinter den Fronten gegen ihn und sein Regime erheben werden.

Mit Japans Ueberfall auf Siam, Hongkong, Malaya und die Philippinen ist der letzte Trumpf der Achse ausgespielt.[4] Es hätte keinen Sinn, das Mass der japanischen Anfangserfolge geringzuschätzen. Die Lage im Fernen Osten ist nach dem Gelingen dieser ersten japanischen Schläge schwierig geworden, und man kann die Gefahr nicht verkennen, die - nach der Kapitulation Siams und dem Fall Hongkongs - Burma und Borneo, Singapore und Niederländisch-Indien, Australien, Neuseeland und den amerikanischen Inseln im Stillen Ozean drohen.

Bleibt aber Chinas Widerstandskraft erhalten, entschliesst sich die Sowjetunion zur Aufgabe ihrer abwartenden Haltung und gelingt es den Vereinigten Staaten, die anfänglichen Versäumnisse wiedergutzumachen, dann wird sich der Ring um Japan vielleicht noch schneller schliessen als um die anderen Achsenpartner.

Japans Angriff hat die USA, ja alle Staaten Amerikas im Entschluss zur Abwehr geeint. So bedenklich die ersten Vorstösse der Japaner sind, so ermutigend ist die Ausdehnung und Festigung der demokratischen Abwehrfront, die sie zur Folge hatten. Die Reden, die Churchill im amerikanischen Kongress und in Ottawa hielt, waren die eindrucksvollste Kundgebung demokratischer Kampfgemeinschaft.[5] Sie warnten vor Illusionen über die Schwere und Dauer des Krieges, aber umso stärker war in ihr die Zuversicht in den Sieg der Weltdemokratie und in einen Frieden, der die Lehre aus d[en] Fehlern und Leiden der Vergangenheit [ziehen] wird.

Am Anfang des neuen Jahres stehen Erfolge, Gefahren und Verheissungen. Obwohl sich die Kriegsschauplätze ausgedehnt haben und die Entscheidungen im Weltmassstabe [gefällt] werden, steht England weiter im Zentrum des demokratischen Abwehrkampfes, und aufs Neue kommen Invasionsdrohungen aus dem Dritten Reiche. Bereitschaft und Zuversicht werden uns im neuen Jahre leiten, das, wie wir hoffen, die Gegner Hitlers dem Endsieg entscheidend näher bringen wird.

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1941 - 1942

Der Verlauf des Jahres 1941 hat die Gewissheit verstärkt, dass Deutschland unterliegen wird. Wir haben die Niederlage Hitlers gewollt, - von Anfang an. Wir haben daran gearbeitet; zu einer Zeit bereits, als wir diesen Kampf fast allein zu führen hatten. Wir haben eine Zeitlang gehofft, dass freiheitliche Kämpfe in Deutschland den Sieg über Hitler erringen würden, bevor er die Welt in Brand zu setzen vermochte.

Wir haben uns getäuscht. Heute sind es andere, unendlich viel stärkere Mächte, die die Hauptlast dieses Kampfes tragen und den Sieg, den wir erwünschen, erkämpfen werden.

Wir, deutsche Sozialdemokraten im Exil, sind heute nur ein kleines Rädchen im grossen Räderwerk. Zwei Aufgaben - vor allen anderen - stehen vor uns: unsere Kräfte einzusetzen für die Sache der Demokratien, der Freiheit, die auch unsere Sache ist. Und: uns vorzubereiten für die Zeit nach Hitlers Sturz.

Unser Wunsch, stärker und wirksamer als bisher am Kampf der Freiheitsmächte beteiligt zu sein, liess sich noch nicht voll erfüllen. Das kommende Jahr wird, so hoffen wir, neue Möglichkeiten bringen.

Fast noch wichtiger jedoch ist, dass wir die zweite Aufgabe der Lösung näher bringen: Vorbereitung dessen, was nach unserm Willen nach Hitler folgen soll.

Es wird mit an uns, an unseren Fähigkeiten, an unsern und den Kräften unserer Freunde liegen, ob der grosse Versuch gelingt, die Welt von künftigen Kriegen zu verschonen. Nicht von uns allein, aber das mindert um kein Jota unsere Verantwortung, unsere Verpflichtung.

Frage sich jeder selbst an dieser Jahreswende, wie weit er für kommende Aufgaben gerüstet ist.

Wir sind heute fern von Deutschland. Viel hat sich verändert; vieles, was allen geläufig war, verschwand und mag wohl nie mehr erstehen. Niemand wird fortsetzen können, was er 1933 aufzugeben hatte. Umso dringlicher ist, dass jeder auf seinem Gebiet sein Wissen um die Vorgänge in Deutschland, um die Veränderungen im Ganzen wie im Einzelnen erweitert, vertieft.

Wissen ist noch nicht Macht. Aber es kann ein Schlüssel zur Macht sein. Trachten wir danach, ihn zu erwerben. Das Neue Jahr liegt vor uns.

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In den drei Arbeitersendungen des Londoner Rundfunks am 1. Weihnachtsfeiertag morgens wurde u. a. auch eine Ansprache des Genossen Hans Vogel, des Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, nach Deutschland gesendet. Wir konnten die folgenden Worte hören:

"Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. Im Gedenken an diese alte Heilsbotschaft feiern auch die von dem braunen Terror aus ihrer Heimat vertriebenen Deutschen das Weihnachtsfest.

Hier in England leben Tausende von ihnen. Ausserdem gibt es wohl kein von Hitler unterjochtes Land, das nicht ebenfalls mit seiner Emigration in diesem Lande vertreten ist. Daraus ergeben sich für die internationale Zusammenarbeit der sozialistischen Arbeiterparteien und der Gewerkschaften die besten Voraussetzungen.

Alle Emigranten, Männer und Frauen, bemühen sich um die Mitwirkung beim Kriegseinsatz. Es gibt kaum ein Gebiet, in das sich nicht auch Deutsche, die in England Asyl gefunden haben, werkend eingereiht haben.

Die meisten arbeiten in Rüstungsbetrieben, in der Land- und Forstwirtschaft, sowie dem Gesundheits- und Sicherheitswesen, andere aber versehen im Pionierkorps der englischen Armee ihren Dienst.

Emigration bedeutet nicht nur eine schwere Prüfung, sie kann auch eine eminente Bereicherung des ganzen Lebens bedeuten. Man lernt Länder und Völker in einer Art kennen, wie sie keine andere Gelegenheit zu bieten vermag. In der kommenden freien Welt werden Emigranten mehr als mancher zünftige Diplomat eine vermittelnde Stellung zwischen den Völkern einnehmen können. Sie haben, um ein Wort Friedrich Engels' zu gebrauchen, nicht nur gelernt, 'die Welt zu interpretieren', sie werden auch mithelfen können, 'sie zu verändern'.

Ich sage ausdrücklich, mithelfen zu können, denn wir wissen sehr wohl, dass nicht wir der Hauptfaktor im Befreiungskampfe gegen Hitler und seine Generalsclique und bei der Neuordnung Deutschlands sein können, sondern nur das freie und demokratische Volk in Deutschland selbst

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und seine Exponenten, jene Männer und Frauen, die in geheimer Opposition und illegaler Arbeit herangewachsen und erprobt sind.

Als der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands 1933 vom Auslande aus seine Arbeit gegen Hitler fortsetzte, erklärte er, dass er sich seinen Genossen im Reiche gegenüber nur als deren Treuhänder betrachte und dass er für jede seiner Handlungen im Auslande nach seiner Rückkehr nach Deutschland verantwortliche Rechenschaft ablegen werde. Das ist auch heute noch unser Standpunkt.

Jede politische Emigration fühlt sich als Trägerin einer Idee, eines Zukunftszieles. Das gemeinsame Schicksal führt aber die Menschen auch näher zusammen. So haben sich auch hier in London die Sozialisten der SPD, des ISK, der Gruppe 'Neubeginnen', der SAP und der freien Gewerkschaften zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen, und gerade in diesen Tagen hat sich diese über eine gemeinsame Plattform für unsere Arbeit im Krieg und für die Zeit nach der Niederlage Hitlerdeutschlands verständigt.

Wir feiern Weihnachen 1941 in dem festen Glauben, dass sich die Stunde nähert, da auch das deutsche Volk selbst seinen entscheidenden Teil zu diesem Befreiungswerk beitragen wird. Das Dritte Reich muss sterben, damit ein wirklich freiheitliches und demokratisches, das heisst ein wirklich sozialistisches Deutschland erstehen und Friede auf Erden bestehen kann."


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In diesen Sendungen de[r] BBC wurde ebenfalls eine Botschaft des sudetendeutschen Sozialdemokraten Wenzel Jaksch an die Arbeiterschaft in Deutschland gesendet, die ausserdem im deutschsprachigen Abendprogramm gebracht wurde.

In diesem Weihnachtsprogramm des Londoner Rundfunks wurde auch eine Ansprache von Thomas Mann aus Amerika verlesen und Ansprachen des evangelischen Prof. Brunner von der Universität Zürich, eines kath[olischen] Geistlichen aus Montevideo und des religiösen Sozialisten Prof. P. Tillich aus Amerika gehalten.[6] Eine Frau, die viele Jahre in Deutschland gelebt hatte, vielen Genossen bekannt ist, und für ihr hervorragendes Werk an den Deutschen während des letzten Weltkrieges geehrt wurde, appellierte in besonders eindrucksvoller Weise an die Hörer in Deutschland.

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A monthly German paper "Das Andere Deutschland" (The Other Germany), published in Argentine by Dr. August Siemsen, a former member of the German Reichstag, printed some interesting reports from German emigrants who arrived at Buenos Aires in September, 1941.[7]

By quoting passages from these reports we wish to draw the attention of our readers also to Mr. Siemsen's paper which is carrying on a resolute propaganda and information campaign against Hitlerism in South America.

"A German woman who was injured during the war describes the shortage of necessary articles in Germany, especially of shoes. When this woman applied for shoes shortly after the outbreak of war, she was given coupons for canvas-shoes. When she pointed out to the official that she needed the shoes for the approaching winter, she was told that by this time we should already have got English shoes, and the war would be over.

Such prophecies were spread everywhere, and as they did not come true, disappointment was growing in the population. There was never anything like enthusiasm in Berlin, the woman reports.

Before every military or political procession in Berlin, all the houses in those streets through which the procession passed, were searched by the Gestapo.

As for the air raids on Berlin, the woman calls them 'nerve-racking'. People were ordered to take shelter immediately after the alarm was given, which happened five times in many nights. The air raid precautions in Berlin are not very good. Frequently the alarm was too late. The authorities although unable to conceal the damage done always denied any casualties.

A Jewish merchant from Berlin was asked about the antisemitism of the German people. He smiled and said that there is no truth in the statement that the German people are united and support Hitler actively.

The recent order that Jews had to wear a 'David Star' was not only aimed against the Jews but also against their many non-Jewish friends who continued to show themselves in Jewish company. They did not cease doing so even after the new regulations. They decided to meet their Jewish friends during black-out time.

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The Jewish merchant tells some significant stories: 'When in the summer of 1940, posters were displayed announcing that Jews were allowed to buy in the shops from 4.00 to 5.00 p.m. only, my tobacconist said to me: 'I shall serve you at any time.' When it was forbidden to sell cigars to Jews, the same tobacconist said to me: 'As long as I got cigars you may buy them as all the other customers. But please come in the morning. In the afternoon, a Nazi assistant will be in attendance.'

... Although it became illegal to sell fish to Jews, our fishmonger served my wife. Of course, he realised that he might get into serious trouble, not once, did shop-keeper try to overcharge us ...

A policeman once asked me if it is true that Jews could not obtain the same food as other people. I told him the truth, and I could see his indignation. But everybody is so concerned about his own worries that not much attention is paid to the trouble of others ...

The tax collector demanded excessive taxed from me, which I could not pay. But before leaving Germany I had to obtain a certificate that I had paid all my taxes. Without it I was not allowed to take the money abroad which I had got for the furniture I sold. When I went to the office for this purpose, the official gave me the certificate, and when I told him that I had not been able to pay all taxes required from me, he said to me: 'So much has been taken from you. We cannot take your last money.' And during the pogrom days of 1938 another official told me that he was really 'ashamed of being a German like the Nazis'.

The merchant added that there is no sign of antisemitism among the German workers. 'Many of my relatives working as engine-drivers and coal-bearers told me that they got the same rations from their bakers and butchers as the other heavy workers, in spite of discriminating regulations. One of these bakers said to a Jewish worker: 'Give me your rations-book, and tell me how much bread you want. If the Nazis do not want you to have it, you shall get it from me.'

A joiner called as witness at a political trial refused to give the Nazi salute in court. When the judge reminded him, the witness replied: 'I am old, and I shall never be able to get used to this. And besides, I have seen so many governments coming and going.' "

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Eine Entschliessung der "Union deutscher sozialistischer Organisationen in Grossbritannien" und der "Landesgruppe deutscher Gewerkschafter in Grossbritannien". Wie wir bereits in Nummer 24 der SM mitteilten, gehören zur "Union": Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), Leitung der Sozialistischen Arbeiterpartei in England (SAP), Vorstand des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK) und das Auslandsbüro "Neubeginnen".

Der Krieg, den die Hitlerdiktatur zur Verwirklichung ihrer Weltherrschaftspläne herbeigeführt hat, ist nun zum Weltkrieg geworden. Opfer ohne Zahl, namenloses Leid und bitterste Not bezeichnen den Weg dieses Krieges, und alle Völker bewegt die Frage, wie die Welt vor neuen verbrecherischen Angriffen geschützt und der dauernde Frieden gesichert werden kann.

Die deutschen Sozialisten und Gewerkschafter in England nehmen zu dieser Frage Stellung im vollen Bewusstsein ihrer doppelten Verantwortung: ihrer Verantwortung als internationale Sozialisten gegenüber den angegriffenen und leidenden Völkern, die Sicherheit vor der Wiederkehr derartiger Ueberfälle verlangen, und ihrer Verantwortung als deutsche Hitlergegner und Sozialisten vor den illegalen Kämpfern gegen das Naziregime, die seit neun Jahren schwere Opfer bringen in der Hoffnung, einen Weg aus der Nazihölle in eine bessere Zukunft zu erkämpfen.

Die deutschen Sozialisten und Gewerkschafter in England rufen in Erinnerung, was die "Union deutscher sozialistischer Organisationen in Grossbritannien" in ihrer ersten öffentlichen Erklärung in Frühjahr 1941 aussprach:

"dass die militärische Niederlage und die Ueberwindung des Hitlerregimes, die endgültige Vernichtung des deutschen Militarismus und die Beseitigung der sozialen Grundlagen der Hitlerdiktatur unerlässliche Voraussetzungen für einen dauernden Frieden, für den Wiederaufbau Europas und für eine demokratische und sozialistische Zukunft sind ".

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Der aggressive Charakter der deutschen Politik, die unter der Führung der national-sozialistischen Diktatur die Welt in das Unglück dieses Krieges gestürzt hat, hat seine Wurzeln in der Struktur der deutschen Gesellschaft und Wirtschaft und in der unglücklichen Geschichte Deutschlands, die niemals eine erfolgreiche demokratische Revolution gekannt hat. Das Bündnis von Schwerindustrie, Grossgrundbesitz und Armeeführung, das in der Geschichte des Deutschen Reiches immer wieder eine verhängnisvolle Rolle gespielt hat, brachte auch Hitler zur Macht. Die Interessen und die Ziele dieser Gruppen liegen Hitlers Politik zugrunde, wie sie der Politik des Kaisers zugrunde lagen. Die Vormachtstellung dieser gesellschaftlichen Stützen des deutschen Militarismus muss beseitigt werden, wenn der Kampf gegen den deutschen Nationalismus zu einem wirklich gesicherten Frieden führen soll.

Die Erfolgsaussichten einer so tiefgreifenden demokratischen Umwälzung in Deutschland hängen in erster Linie davon ab, ob die freiheitlichen Kräfte, die sie tragen und gegen den Widerstand der in ihrer Machtstellung bedrohten Gruppen durchsetzen müssen, stark genug sind. Der gegenwärtige Schwächezustand dieser freiheitlichen Kräfte in Deutschland ist das Ergebnis ihrer politischen Niederlage im Jahre 1933, einer neunjährigen systematischen Unterwerfung des ganzen deutschen Volkes unter den Terror eines totalitären Systems, wie es die Geschichte bisher nicht gekannt hat und der entmutigenden Wirkung der aussenpolitischen Erfolge dieses Systems.

Es sprechen trotzdem viele Anzeichen dafür, dass die Zahl der unbeugsamen Hitlergegner in Deutschland nicht gering ist und dass das deutsche Volk keineswegs so geschlossen hinter dem Hitlerregime steht, wie es die deutschen Machthaber behaupten. Widerstand und Ungehorsam gegen die Verbote und Gebote des Regimes sind weit verbreitet und können weder durch Terror noch durch schwere Strafen beseitigt werden. Die Kriegsmüdigkeit grosser Schichten in Deutschland wird in allen glaubwürdigen Berichten bestätigt. Neben einer unorganisierten Gefühlsopposition arbeiten noch immer illegale Gruppen. Die Tatsache ihrer Existenz nach neun Jahren Diktatur ist eine Bürgschaft dafür, dass der Zerfall des nationalsozialistischen Machtapparates, der die Folge militärischer Niederlagen

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sein wird, demokratische Kräfte freisetzen und ihrer geschichtlichen Aufgabe wiedergeben wird: der Schaffung freier, demokratischer Zustände in Deutschland.

Wir deutschen Sozialisten sind entschlossen, nach dem Sturz der Hitlerdiktatur in Deutschland die sozialen Grundlagen des deutschen Nationalismus und Imperialismus zu zerstören und in der Aussenpolitik des neuen Deutschland durch sichtbare Leistungen den Willen dieses neuen Deutschland zu einer friedlichen Zusammenarbeit zu beweisen. Wir sehen in der vollkommenen militärischen Abrüstung Deutschlands, die der militärischen Niederlage Hitlerdeutschlands folgen und die auch die Entwaffnung aller Partei- und Wehrorganisationen umfassen muss, einen ersten notwendigen Schritt zur Befriedung Europas.

Wir erneuern unsere Erklärung, dass wir keine der Gebietserweiterungen oder der gewaltsamen Eroberungen der Hitlerdiktatur anerkennen. Wir betrachten es als eine Ehrenpflicht des kommenden freien Deutschland, das Unrecht, das Hitlerdeutschland den Völkern Europas zugefügt hat, wieder gut zu machen und am Wiederaufbau Europas mit allen Kräften mitzuwirken.

Die Möglichkeiten einer so weitreichenden Wandlung der deutschen Politik werden aber auch davon abhängen, ob die demokratischen Kräfte des deutschen Volkes die Freundschaft und die Unterstützung der demokratischen und sozialistischen Kräfte des Auslandes finden. Wir erhoffen diese Unterstützung, weil wir überzeugt sind, dass die Entwicklung der inneren Zustände Deutschlands nach dem Sturz Hitlers [...] und das Verhältnis dieses neuen Deutschland zur Welt für die Sicherung des Friedens von grösster Bedeutung sein werden. Die Förderung einer solchen Entwickelung betrachten wir als die unerlässliche Ergänzung der militärischen Niederlage des Hitlerregimes und als die Richtschnur auch aller technischen Mittel der Friedenssicherung, die am Kriegsende als notwendig erachtet werden.

Verantwortliche Staatsmänner Englands und Amerikas haben in den acht Punkten der Atlantic Erklärung Grundsätze entwickelt, die auch wir als Ausgangspunkt für das Verhältnis eines neuen Deutschland zu seiner Umwelt betrachten.

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Internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit, wirtschaftliche und soziale Sicherheit für den einzelnen, Selbstbestimmungsrecht der Völker und Verzicht auf Gewalt sind die Grundlagen einer Ordnung, für die wir in der innenpolitischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus gekämpft haben.

Wir deutschen Sozialisten und Gewerkschafter sind uns bewusst, dass die Prinzipien des Selbstbestimmungsrechtes und der internationalen Zusammenarbeit nur in dem Masse verwirklicht werden können, wie alle Nationen auf ihre militärische und wirtschaftliche Souveränität zugunsten einer grösseren Einheit verzichten. Wir sind überzeugt, dass ein demokratisches und sozialistisches Deutschland seinen vollen Beitrag zu einer solchen übernationalen Neuordnung leisten wird.

London, Ende Dezember 1941

Der grösste Teil des in Nr. 32 der Sozialistischen Mitteilungen angekündigten Rücktransports Internierter aus Australien ist Anfang Dezember eingetroffen. Auf dem Schiff befanden sich etwa 400 Internierte, die inzwischen fast sämtlich freigelassen wurden. Ein zweites Schiff mit weiteren Internierten ist in Kürze zu erwarten. Kürzlich kam das Problem der Internierten in Uebersee im britischen Parlament zur Sprache: Der Bischof von Chichester interpellierte die Regierung im Oberhaus, und Miss Rathbone richtete im Unterhaus eine Anfrage an die Regierung. Aus den Antworten auf diese Anfragen ging hervor, dass sich durch den Eintritt Japans in den Krieg die Frage weiterer Rücktransporte, besonders aus Australien, kompliziert hat und dass die Stimmung in den Dominions mit den neuen Kriegsproblemen so beschäftigt ist, dass es schwer sein wird, mehr Verständnis als bisher für die Lage der Internierten zu erwecken. -

Mit Ausnahme der noch in Uebersee Internierten, sind nunmehr alle unsere sozialistischen und gewerkschaftlichen Freunde aus der Internierung entlassen. Unsere Geldsammlung für unsere Internierten - eine Selbsthilfe der deutschen Sozialisten und Gewerkschafter - kann nunmehr als abgeschlossen betrachtet werden. Es wurden £ 316.14.4 gesammelt und über 800 Auszahlungen mit £ 311.3.7 durchgeführt. Dank allen Freunden für die Geldbeträge!

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In der Juli-Nummer des "International Socialist Forum", der von Julius Braunthal redigierten monatlichen Beilage der "Left News", erschien ein Artikel Braunthals über "Schuld und Tragödie der Deutschen", der eine Antwort auf die bei der letzten Jahreskonferenz der Labour-Party von ihrem vorjährigen Präsidenten James Walker gemachte Bemerkung darstellte, dass er zwischen dem deutschen Volke und der deutschen Regierung keinen Unterschied machen könne und das deutsche Volk für die Taten seiner Regierung genau so verantwortlich sei wie die Regierung selbst. Braunthal widersprach dieser These vom sozialistischen Standpunkte aus, und an diese Kontroverse hat sich eine längere Diskussion in "International Socialist Forum" geknüpft, an der James Walker selbst sowie Sozialisten verschiedener Nationen teilnahmen. Sie alle waren bemüht, die Diskussion von Geschichts-Entstellungen freizuhalten, was angesichts der an anderen Orten geführten Kampagnen besonders hervorgehoben zu werden verdient.

Die schärfsten Erwiderungen auf James Walkers Bemerkung erfolgten von zwei englischen Sozialisten in der Oktobernummer der "Left News". H. W. Brailsford[8], ein guter Kenner deutscher Verhältnisse, lenkt in seinem Artikel zunächst die Aufmerksamkeit auf die Bedingungen, unter denen sich der Aufstieg der Hitler-Bewegung in Deutschland vollzog. Er weist auf den Geist der deutschen Sozialdemokratie und auf die soziale und kulturelle Politik der deutschen Republik als Beweise dafür hin, dass "wenn die Deutschen sich selbst regieren, in freier Rede und Wahl, sie vom Leben dieselben guten Dinge erwarten, die uns gefallen, nicht Expansion, Beherrschung anderer, sondern soziale Sicherheit, Gleichberechtigung und Wohlstand in geistigen Dingen nicht weniger als in körperlichen". Die Weltwirtschaftskrise aber schlug Deutschland schwerer als England, die Brüningsche Politik, die der Krise durch Deflation zu begegnen suchte, verschlimmerte das Elend, und hier liegen die Gründe für den Aufstieg der Hitler-Bewegung seit 1929. "Not und Furcht" waren die Triebkräfte, die Millionen-Subventionen der Schwerindustrie waren die Hilfsmittel der Hitlerbewegung. Und nach Hitlers Machtergreifung übten die Abschaffung der Arbeitslosigkeit (durch Aufrüstung) und die vom Ausland gemachten Konzessionen,

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deren sich die deutsche Republik nie erfreuen konnte, ihre Anziehungskraft aus.

Brailsford widerlegt das Argument, das deutsche Volk habe wissen müssen, wohin die Politik Hitlers führe, mit der Bemerkung, dass es auch die konservative britische Regierung nicht gesehen habe, die von Politik mehr habe verstehen müssen als der Durchschnittsdeutsche, der noch dazu unter dem Druck der Nazi-Propaganda stand und keinen Zugang zur Wahrheit mehr hatte. Wenn gesagt werde, kein Deutscher habe gegen die Nazi-Brutalitäten protestiert, so müsse man fragen, wieviel die Deutschen von diesen Brutalitäten tatsächlich erfahren haben und welche Möglichkeiten sie hatten zu protestieren. Erst wenn man bedenkt, dass es seit 1933 keine öffentliche Meinung in Deutschland mehr gibt, dass es in diesem Sinne keine Nation mehr gibt, sondern nur noch Individuen, wird man gerecht über das Verhalten des deutschen Volkes im Kriege urteilen können. Das deutsche Volk hat auch die Ereignisse nach dem letzten Weltkriege nicht vergessen und ist dadurch misstrauisch gegen Versprechen vom Auslands geworden. "Was", sagt Brailsford, "sollen sie diesmal erwarten, wenn selbst der Vorsitzende der Labour Party erklärt, dass sie alle nicht besser als die Nazis sind?"

Aubrey Douglas-Smith[9], ein sozialistischer Universitätslehrer, weist auf die geschichtliche Tatsache hin, dass Hitler nicht mit Mehrheit zum Reichskanzler gewählt wurde, sondern durch Intrige zur Macht kam, gerade als seine Partei Stimmen zu verlieren begann. Smith weist weiter darauf hin, dass selbst im März 1933 die Nazis mit ihren politischen Verbündeten zusammen nur 52% aller abgegebenen Stimmen erhielten, dass die Sozialdemokraten nur ein Mandat verloren und die Katholiken sogar gewonnen haben. Smith erwähnt seine eigenen Erfahrungen mit deutschen Anti-Nazis, die im Dritten Reiche zu leben gezwungen waren, und er macht auf das Problem der Oesterreicher und der Sudetendeutschen aufmerksam, die zur selben Nation wie die Deutschen gehören, was nur zeigt, wie willkürlich die Etikettierungen "feindlicher Ausländer" ist. Smith weist weiter auf die Kämpfe hin, die vor Hitlers Machtergreifung in Deutschland stattfanden, und auf die Methoden der Gestapo und die Konzentrationslager. Wollen die Ankläger des deutschen Volkes vielleicht leugnen, dass Hitler ein Despot ist, ein Feind der Freiheit und der Menschlichkeit?

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Nur wenn man den Verbündeten in Deutschland die Hand entgegenstreckt, kann man erwarten, dass sie sich gegen Hitler erheben oder an der Front überlaufen. Nur wenn eine revolutionäre Situation entsteht, wird eine Revolution erfolgen. Die Berichte amerikanischer Reporter, die während des Krieges in Deutschland waren, zeigen, dass das deutsche Volk nicht vom Kriege begeistert ist, und wer die deutschen Arbeiter kennt, der weiss, dass sie die Ideologie vom "Herrenvolk" nie geteilt haben.

Smith wendet sich gegen die Forderung eines "Diktatfriedens", warnt die nicht-deutschen Sozialisten davor, ihrerseits dem "nationalen Sozialismus" zu erliegen, weist darauf hin, dass man in Amerika ebenso wie in Russland keinen Kampf gegen das deutsche Volk, sondern gegen das Hitler-System führen wolle, und lehnt schliesslich die Unterstellung ab, dass diejenigen, die diesen Unterschied betonen, deutsche Propagandisten seien.

In der Novembernummer erschienen Artikel ausländischer Sozialisten, die sich während des Krieges in England befinden. In einem geistvollen Artikel versucht Louis de Brouckère (Belgien) beiden in der Debatte vertretenen Standpunkten gerecht zu werden, indem er zu erklären versucht, warum beide falsch sind. Die Behauptung, dass alle Deutschen in gleichem Masse wie Hitler schuldig seien, müsste konsequenterweise zu der Forderung führen, alle Deutschen physisch zu vernichten, eine Forderung, vor der die Verfechter der These selbst zurückschrecken. Die anderen, die von keiner Schuld der Deutschen wissen wollen und Deutschland als erstes Opfer betrachten, scheinen es als Aufgabe der Russen, Briten und Alliierten anzusehen, die Deutschen zu befreien, die nach ihrer Meinung gar nichts für ihre Befreiung tun könnten. Dieselben Leute scheinen sogar für Deutschland Hegemonie zu verlangen, obwohl ihr Argument, dass Deutschland das wirtschaftliche und politische Zentrum Europas sei, geschichtlich nicht stimme. Aber auch die von Vansittart vorgebrachten Behauptungen über die deutsche Vergangenheit halten historischer Kritik nicht stand. De Brouckère stellt schliesslich die entscheidende Frage: "Wird Deutschland von Natur aus immer ein anti-soziales Element unter den Nationen bleiben" - oder existiert ein "anderes Deutschland"?

"Ich bin", sagt de Brouckère, "tief überzeugt davon, denn ich habe es gesehen."

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Und de Brouckère erwähnt seine Freunde unter den deutschen Sozialdemokraten, er weist auf die Verfolgung der Juden, Protestanten, Katholiken, Sozialisten und Kommunisten hin und lehnt es ab, über die Einzelheiten der deutschen Opposition zu diskutieren. Nur wer an die Rassentheorie glaubt, kann das "andere Deutschland" leugnen. Geschichtliche Gründe sprechen dafür, dass es existiert.

In der Vergangenheit hat dieses andere Deutschland nicht genug Energie bewiesen. Ein neues Deutschland wird die Aufgabe haben, sich auf das "Niveau der Geschichte" zu erheben und so wirklich zur Nation zu werden.

Im Interesse der internationalen Ordnung wird es unter internationaler Kontrolle bleiben, aber das wird auch für alle anderen Nationen gelten müssen, denn die Souveränität im alten Sinne hat nur Unglück gebracht.

Es wäre, sagt de Brouckère am Ende, nicht richtig, wenn das andere Deutschland Vertrauen als Vorbedingung fordern würde. Es wird seine Pflicht sein, sich dieses Vertrauen zu erwerben.

Eine abweichende Auffassung vertritt Luis Araquistain[10] (Spanien), der den deutschen Sozialdemokraten den Vorwurf macht, sie hätten die Republik nicht entschieden genug verteidigt und nicht gegen Papens Staatsstreich im [Juli] 1932 zum Generalstreik aufgerufen. Selbst nach Hitlers Machtergreifung hätte nach Araquistains Meinung Widerstand erfolgen ollen. Statt dessen habe Otto Wels im Reichstag Hitler "demütig die Mitarbeit der Arbeiter-Organisationen angeboten". Araquistain vergleicht die Haltung der deutschen Arbeiterschaft mit der Haltung der österreichischen und der spanischen Arbeiter, und er erklärt, dass die deutsche Arbeiterbewegung sich als politisch blind erwiesen habe. Zum Schluss versucht Araquistain historische Erklärungen für dieses Versagen zu geben: Die Fortschrittlichkeit Deutschlands sei nur oberflächlich und technisch, das deutsche Volk und die deutschen Arbeiter ständen noch zu sehr unter der Ueberlieferung der Leibeigenschaft, der Despotie kleiner Fürsten, die ihre Untertanen als Söldner verkauften, und selbst der Marxismus habe die deutschen Arbeiter nur zum blinden Glauben an die "historische Notwendigkeit" erzogen.

"Alle grossen historischen Veränderungen in Deutschland haben immer nur dank der Aussenwelt stattgefunden." Die Deutschen werden die Frage zu beantworten haben, welche

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Garantien die Welt erhalten soll, dass nicht nach 20 oder 30 Jahren ein neuer Hitler auf den Schild erhoben und wieder gehorsame Gefolgschaft finden wird.

Louis Lévy (Frankreich) wendet sich gegen jene, die Nazis und Deutsche "in gemeinsamen Hass zusammenwerfen", er kritisiert ihre angeblich "historischen" Argumente, und er sagt, die Konservativen unter ihnen hätten wenigstens die Entschuldigung, dass sie das wahre Wesen des Faschismus nie verstanden hätten und verstehen wollten. "Ich kann", sagt Lévy, "meine Gedanken nicht von den guten Genossen abwenden, die ich in Deutschland gekannt habe und die so tapfer kämpften. Viele sind getötet worden. Wie viele leiden heute in der Gefangenschaft und unter körperlicher und seelischer Folter!" Lévy erwähnt dann die deutschen Genossen, die Zuflucht in England fanden und jetzt Kampfgefährten gegen Hitler sind. An sie gewendet, sagt er, dass er ein Gegner der plumpen und lächerlichen anti-deutschen Kampagne sei, aber dass, nach seiner Meinung, doch ein deutsches Problem neben dem Problem Hitler existiere. Es ist besonders in der Abneigung der Deutschen gegen den Rationalismus begründet, die keine natürlichen, sondern geschichtliche Ursachen habe und es zuwege brachte, dass in Deutschland der Hitlerismus leichter als anderswo zur Macht kommen konnte. Die Demokratie habe auf die Mehrheit der Deutschen nie anziehend gewirkt, und die heutige Haltung des deutschen Volkes sei passiver als die Haltung der Völker in den besetzten Ländern. Auch die deutschen Sozialdemokraten hatten zuviel Respekt vor den überlieferten Mächten und glaubten zu sehr an ihre führende Rolle in der Internationale. Der Sturz Hitlers werde nicht alle Probleme mit dem Schlage lösen. "Ich träume nicht von westfälischen Friedensverträgen und wünsche Deutschland nicht zu zerstückeln. Ich glaube, dass die deutsche Einheit eine bestehende Tatsache ist und dass Deutschland eine grosse und fleissige Nation ist." Aber, sagt Lévy, die völlige Abrüstung Deutschlands, die ein Vorspiel zur allgemeinen Abrüstung und zu einer neuen Friedensorganisation sein soll, ist notwendig, ebenso die Beseitigung der preussischen Vorherrschaft und eine neue Lösung des Agrarproblems.

Demgegenüber betrachtet Czeslaw Poznanski[11] (Polen) das deutsche Problem vorwiegend vom Standpunkt der polnisch-deutschen Beziehungen, und obwohl er Vansittarts Ge-

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schichtsbetrachtung ablehnt, erklärt er, dass die Haltung Deutschlands den Ostproblemen gegenüber schon vor Hitler ähnlich war wie heute. Auch unter den deutschen Sozialisten hätten nur wenige die Lebensrechte Polens und seine Grenzen respektiert. Poznanski bezeichnet die Locarno-Politik als Beispiel dafür, dass die deutsche Republik nur zur Anerkennung der Grenzziehung im Westen bereit war[12]. Er versucht nachzuweisen, dass diese Haltung noch unter den sozialistischen Emigranten nachwirke. P[oznanski] kommt zu dem Schluss, dass Hitlers Sturz zur Sicherung des europäischen Friedens nicht genügen werde, sondern ausserdem Deutschlands völlige Abrüstung und internationale Garantien gegen eine Wiederholung der Angreiferpolitik erforderlich seien.

Victor Schiff[13] (Deutschland) lehnt es in einer Zuschrift an den Herausgeber ab, auf die Frage der Schuld des deutschen Volkes einzugehen, bevor nicht die Stellung der deutschen Sozialisten geklärt ist, die sich während des Krieges in England befinden. Werden sie als Verbündete oder als Feinde betrachtet? Hält die Labour Party an ihrer Erklärung vom 9. Febr[uar] 1940 fest, in der sie sich ans deutsche Volk wandte, sich gegen die Entrechtung Deutschlands und für einen gerechten Frieden ausspricht? Schiff sagt weiter, das unmittelbare Ziel sei der Sieg über Hitler und die deutschen Sozialisten in England machten ihre Unterstützung der alliierten Sache nicht von den Kriegszielen abhängig. "Aber wird unsere Unterstützung gewünscht?" Die Unterscheidung von "verbündeten" und "feindlichen" Ausländern scheint auch von Sozialisten als notwendig betrachtet zu werden und hat sich auf die Arbeit der Sozialistischen Internationale ausgewirkt, die diesmal viel bessere Chancen haben könnte als im letzten Kriege.

Schiff gibt der Ueberzeugung Ausdruck, dass die britischen Arbeiter diese Politik nicht billigen; sie wollen internationale Zusammenarbeit und dauernden Frieden. Auch die deutschen Arbeiter verdienen eine bessere Welt. Schiff erklärt, er lehne es ab, sie zu beschimpfen und ihre Leistungen zu vergessen, und die Tatsache, dass man sie in den Jahren ihrer schwersten Prüfung im Stich gelassen habe.

(Die Aussprache über diese Frage wird in der Dezember-Nummer des "International Socialist Forum" fortgesetzt. Da uns bei Redaktionsschluss diese Nummer nicht vorliegt, kommen wir in der nächsten SM darauf zurück.)

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Zahlreiche Anzeichen sprechen dafür, dass der Höhepunkt der deutschen und europäischen Kriegsproduktion im Verlaufe des Sommers 1941 erreicht wurde.

Seit dem Angriff auf die Sowjetunion besteht nur noch die Möglichkeit, einige Rohstoffe aus der Türkei und aus Französisch-Nordafrika zu beziehen.

Im Winter 1940/41 standen nicht nur die Rohstoffe aus den eroberten Ländern zur Verfügung, sondern auch die Lieferungen der Sowjetunion und zahlreicher anderer Länder. Arbeitskräfte waren auch damals schon knapp. Ein bedeutender Teil der deutschen Armeen wurde jedoch zur Arbeit in den Fabriken beurlaubt. Ausländische Arbeiter konnten leicht rekrutiert werden. In Deutschland selbst war noch eine grosse Reserve unbeschäftigter Frauen vorhanden.

Im Winter 1941/42 hat sich die Lage wesentlich geändert. Es erscheint ausgeschlossen, dass wiederum Soldaten zur Arbeit in den Fabriken beurlaubt werden können. Die Reserve von unbeschäftigten Frauen ist nahezu erschöpft, und die besetzten Länder haben kaum noch überflüssige Arbeitskräfte für die deutsche Kriegsindustrie. Der einzige Gewinn seit dem Angriff auf die Sowjetunion sind einige Millionen sowjet-russischer Arbeiter und Soldaten, die aber offenbar hauptsächlich in den besetzten russischen Gebieten zur Arbeit gezwungen werden.

Die besetzten russischen Gebiete selbst sind aber kein wirtschaftlicher Zuwachs. Grosse Teile sind Kampfgebiete; und die Landwirtschaft und Industrien in den Gebieten, die weit von der Kampfzone entfernt sind, sind entweder desorganisiert oder zerstört.

Das Ziel der deutschen Kriegsindustrie muss deshalb darauf gerichtet sein, den hohen Stand des Frühjahrs und Sommers 1941 aufrecht zu erhalten. Es ist durchaus möglich, dass die Produktion von Spezial-Waffen und Ausrüstungen noch einmal auf Kosten der zivilen Produktion steigen kann.

Statistiken und konkrete Angaben über die Entwicklung der deutschen und europäischen Produktion fehlen seit mehr als zweiundeinhalb [!] Jahren. Der tatsächliche Stand der Kriegswirtschaft kann also nur vermutet werden.

Die erste und bedeutendste Frage ist, wieviel Arbeitskräfte hat Deutschland zur Verfügung.

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Nach der letzten Berufs- und Betriebszählung verfügte Grossdeutschland im Mai 1939 über 39,8 Millionen Erwerbstätige. Das sind Arbeiter, Angestellte, Beamte, selbständige Handwerker, Unternehmer und die mithelfenden Familienangehörigen. Die Zahl der Arbeiter und Angestellten in der Krankenversicherung war zur gleichen Zeit rund 24,5 Millionen.

Die gesamte männliche Bevölkerung der Altersstufen von 18 zu 45 Jahren wurde mit rund 18 Millionen ausgewiesen. Wenn wir die damals 16- und 17-jährigen hinzuzählen, würde die gesamte militärdienstpflichtige Bevölkerung heute rund 20 Millionen betragen. Diese Zahl kann sich unwesentlich erhöht haben durch die Eingliederung der polnischen und französischen Gebiete.

Wenn 80% als militärdienstfähig angesehen werden, verfügt Deutschland über 16 Millionen Mann. Nach der offiziellen Statistik dienten im Mai 1939 1,3 Millionen von dieser Gesamtzahl in der Wehrmacht.

Wenn wir nun annehmen, dass die Gesamtzahl eingezogen würde, dann dürfte die Feldarmee, die im nächsten Frühjahr bereit gestellt werden könnte, kaum mehr als 5 bis 5 einhalb Millionen Mann stark sein. Diese Zahl ergibt sich nach Abzug der Polizei, der Flotte, der Luftwaffe, Arbeitsdienst, Besatzungsarmeen, Truppen in Ausbildung und Verluste seit Beginn des Krieges.

Die Zahlen sind natürlich reine Schätzungen. Die totalen Verluste seit Beginn des Krieges sind hier nur mit 4 Millionen Toten, Verwundeten und Vermissten angesetzt. Die Schätzungen machen es aber klar, dass die Grenze der militärischen Möglichkeiten Deutschlands erreicht ist.

Die Gesamtzahl der ausländischen Arbeiter, die heute in Deutschland beschäftigt ist, kann auf 4 einhalb Millionen Arbeiter und Kriegsgefangene geschätzt werden, nicht eingeschlossen die russischen Gefangenen. Rund 1,5 Millionen Frauen sind wahrscheinlich zusätzlich beschäftigt. Gleichzeitig sind einige Millionen Arbeiter aus der Friedensindustrie in die Kriegsindustrie überführt worden. Es besteht wohl kein Zweifel, dass 14,7 Millionen Männer nicht voll ersetzt werden können. Gleichzeitig sind aber keine überflüssigen Arbeiter mehr in den besetzten Gebieten vorhanden. Es kann deshalb mit ziemlicher Sicherheit gesagt werden, dass die deutschen Armeen nur noch auf Kosten der industriellen

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Produktion vermehrt werden können. Gleichzeitig ist Deutschland für alle kommenden Kämpfe stärker auf Hilfstruppen anderer Nationen angewiesen.

Es wäre jedoch verfehlt, den gegenwärtigen Zustande der deutschen Kriegswirtschaft dem Zustand vom Winter 1917/18 gleichzusetzen. Die Hilfsmittel wirtschaftlicher Art sind heute grösser als damals. Die Ausbeutung der besetzten Gebiete ist besser organisiert und teilweise aufgebaut auf der Mitarbeit der Länder.

In Deutschland selbst sind die Tendenzen der nächsten Entwickelung noch nicht eindeutig. Auf der einen Seite werden noch neue Produktionskapazitäten errichtet, auf der anderen ist aber der Raubbau, der Verzehr der produktiven Substanz, schon klar erkennbar.

Die Durchschnittsarbeitsleistung ist bereits erheblich gesunken. Im Baugewerbe und verschiedenen anderen Industrien werden demnächst die "Leistungslöhne" eingeführt. Alle Arbeitsprozesse werden auf eine Normalzeit reduziert. Arbeiter, die mit ihren Leistungen hinter der Normalzeit zurückbleiben, können unter Tarif bezahlt werden.

Trotz voller Kontrolle von Preisen und Löhnen verraten die neuesten Massnahmen eine panische Furcht vor der Inflation. Das sogenannte "Eiserne Sparen" ist nichts als ein Versuch, mit Hilfe von geringen Steuererleichterungen die Arbeiter zu bewegen, mehr zu sparen.

Die Kriegssteuern auf Tabak und Alkohol sind erhöht worden. Gleichzeitig wurde ein 25%[iger] Zuschlag auf die Korporationssteuer eingeführt.

Trotzdem wächst die gesamte Staatsschuld unvermindert weiter. Sie erreichte Ende Sept[ember] 1941 bereits 114 Milliarden Mark. Das ist mehr als zwei Drittel der gesamten Kriegsschuld des vergangenen Krieges. (Siehe: "Deutsche Kriegsfinanzen" in den SM, Nr. 29. 1941 vom 1. September)

Die Periode der leichten Eroberungen, die Deutschland wirtschaftlich immer stärker erscheinen liessen, ist vorüber. Die Kriegs-Planwirtschaft der Nazis ist nun vor die gleichen Probleme gestellt wie die Zwangswirtschaft des Kaiserlichen Deutschland.

Die Nazis müssen versuchen, steigende militärische Verpflichtungen mit geringer werdenden Arbeitskräften und wirtschaftlichen Hilfsquellen zu erfüllen.

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werden in einer von der "Workers' Educational Association"[14] (Blenheim Institute, Blackman Lane, Leeds) herausgegebener Broschüre "Reconstruction" zur Diskussion gestellt. Das Heft, das 6d kostet, gibt eine wertvolle Uebersicht über die Probleme des Wiederaufbaus nach dem Kriege, arbeitet die Streitfragen klar heraus und weist auf die wichtigste Literatur zum Studium der Probleme hin. -

Die Stellung der Labour Party zum Wiederaufbauproblem ist in einer vom Transport House (Smith Square, London, SW1) herausgegebenen Flugschrift "These things shall be"[15] dargelegt. Preis 1 d. -

Eine weitere wichtige Veröffentlichung ist das Heft "A Worker's Day Under German Occupation", das mit einem Vorwort des Labour-Abgeordneten Jim Griffith[16] - im Verlag "Liberty Publicatons" (11 Waterloo Place, London SW1) erschien und die Verhältnisse im besetzten Polen schildert. - Ein Vortrag, den Genosse H. Hartmann[17] vor der Ortsgruppe Chesterfield der britischen Trade Unions über das Thema "German Trade Union and Labour Movement" gehalten hat, ist in Chesterfield als Broschüre herausgegeben worden. Der Vortragende schildert kurz die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung und weist auf die Errungenschaften der Arbeiterschaft in der Republik und auf die Opposition der deutschen Arbeiter gegen den Nationalsozialismus hin.

hat das Weitererscheinen aller erst nach dem 1. August [19]40 begonnenen regelmässigen Veröffentlichungen in Grossbritannien von der Erteilung einer besonderen Bewilligung abhängig gemacht. Die "Sozialistischen Mitteilungen", die bereits seit Ende 1939 erscheinen, sind davon nicht berührt. Hingegen sind zahlreiche andere Veröffentlichungen der Emigration von der neuen Verordnung betroffen. So wird die von Willi Eichler herausgegebene Monatsschrift "Renaissance" nicht mehr in der bisherigen Weise erscheinen können. Ueber das künftige Erscheinen der "News Letter"[18] der Union deutscher sozialistischer Organisationen in Grossbritannien und der Gewerkschaftszeitung "Die Arbeit" der Landesgruppe Deutscher Gewerkschafter, ist noch keine Entscheidung getroffen. Einige erst nach dem August 1940

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ins Leben gerufene Tageszeitungen werden in Zukunft nur noch als Wochenzeitungen erscheinen können. So wird z. B. "Die Zeitung"[19] ab 2. Januar 1942 nur noch jeden Freitag im Umfang von 12 Seiten wöchentlich erscheinen.

die in der letzten Nummer der SM erwähnt wurde, teilen wir ergänzend mit, dass in letzter Zeit eine Anzahl Deutscher und Oesterreicher im Pionierkorps in die reguläre britische Armee, und zwar ins Ordnance Corps, übernommen wurden.

Die vor einem Jahr dem National Trade Union Club in London (Great Newport Street, WC2, nahe Leicester Square) beigetretene Gruppe deutscher Sozialdemokraten wird ihre Klubmitgliedschaft auch im Jahre 1942 aufrechterhalten. Genossen, die ihre Mitgliedschaft auch für das Jahr 1942 aufrecht zu erhalten wünschen oder für das Jahr 1942 erstmalig ihre Mitgliedschaft erwerben wollen, werden gebeten, sich unter Beifügung einer Postal Order über 2 sh bei Wilhelm Sander, 33, Fernside Avenue, London NW7, zu melden. Die Jahresmitgliedskarte für 1942 wird dann später den Mitgliedern zugestellt. Den Mitgliedern stehen nicht nur die Klubräume in der Gt. Newport Street täglich bis 11 Uhr abends offen, sie können auch an den von Zeit zu Zeit stattfindenden Lunch-Verträgen bekannter Persönlichkeiten teilnehmen.




[Veranstaltungshinweis]

Voranzeige . Sonnabend, den 21. Februar 1942, nachm[ittags] 4 Uhr bis abends 9 Uhr in den verschiedenen Räumen Westbourne Terrace 128, London, W2.

BUNTER ABEND der Sander- und Wollenberg-Gruppe im
Czech Refugee Trust Fund.

Nach dem guten Verlauf des Konzerts im Bloomsbury House soll an obigem Bunten Abend wieder Gelegenheit zu einem gesellschaftlichen Treffen und einigen Stunden frohen Beisammenseins gegeben werden.

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mit politischem Referat wird voraussichtlich Ende Januar in London abgehalten werden. Datum, Lokal und Referent werden später bekannt gegeben. -

Beiträge, zu deren Zahlung sich unsere registrierten Parteimitglieder im grünen Fragebogen bereit erklärt haben, möchten für das Jahr 1941 in den nächsten Tagen eingeschickt worden, da eine Gesamtquittung für bezahlte Beiträge im Jahre 1941 unseren Genossen bald zugehen soll.




Freiwillige Beiträge für die "Sozialistischen Mitteilungen" gingen ein: J.P. sh 30/-; Ab. £ 2-.-; E.T. £ 2.-.-; Wo. sh 5/-; X.Y.Z. sh 5/-; Ernst V. sh 8/-; W. Kr. sh 1/-; D.E.M. sh 5/-; G.Gl. £ 2.4.-; H.J.L. sh 21/-; V.B.N.C. sh 10/-; L.E. £ 2.2: Mrs. M.T.W. sh 20/-; St. -/6; J.B. sh 10/6; Dyr. 2/-; Mr. A. sh 4/-; E. Gr., Guildford, sh 3/-; L., Manchester, sh. 10/-; Pionier B. sh -/10; O.K.F. sh 20/-; R. C. (T.U.) £ 5.-.-; F. Al. sh 5/-; K.B. sh -/6; F.T.M., Scotland, sh 2/6; Mrs. E.E., More, sh 1/10; Mrs. F. W. sh 1/-; L. D. £ 2.2.-; W. K., Guildf., sh 1/-; Lee., Guildf., sh 3/-; L. R., Leicester, sh 3/-; H. G. sh 1/6; B. B. New York, £ 6.4.3.; Dr. K. sh 10/-; R. N. sh 2/-; J. G. sh 1/-; Ella R. sh 2/6; Eb. Sch. sh 2/-; A. P. sh 6/-; K. D., Wales, sh 5/-; B-g. sh 15/-; H. K., Peru, £ 2.-.-; A. Br. sh 2/6; Eu. C. sh 5/-; Ad. B. sh 2/-; H. G. sh 1/-; Dy. sh 2/-; Broschüren sh 1/8; Eb., Czech Army, sh 2/6; Dr. R. £ 5.-.-; Ma. sh 3/-; Fr. O. sh 2/-; H. M. sh 1/-; Ar. K. sh 1/-; Broschüre sh 6/-; P. M. I. sh 12/-; Wi. sh 2/-; John K. sh 5/-; K. D. sh 5/-; Un. (USA) £ 1.4.8; P. H., Hill Farm, sh 4/-; K.S. Redhill sh 1/-.

Wir danken auf diesem Wege allen Freunden und Lesern für die materielle Hilfe, die es uns möglich gemacht hat, trotz der gestiegenen Unkosten die SM weiter herauszubringen und an unsere Freunde und Genossen zu versenden.




Issued by the London Representative of the German Social
Democratic Party, 33, Fernside Avenue, London NW7.






Editorische Anmerkungen


1 - Den 7.12.1941 (japanischer Angriff auf Pearl Harbour, bei dem die amerikanische Pazifikflotte zum größten Teil zerstört wurde) hatten die USA am 8.12.1941 mit einer Kriegserklärung an Japan beantwortet. Am 11.12.1941 erklärten Deutschland und Italien den USA den Krieg.

2 - Walter von Brauchitsch (1881 - 1948), 1938 zum Oberbefehlshaber des Heeres ernannt, im Dezember 1941 wegen Differenzen mit Hitler über die strategische Planung entlassen.
Der deutsche Vormarsch auf Moskau war steckengeblieben und mit einer russischen Gegenoffensive beantwortet worden.

3 - Bezieht sich auf die Rede Hitlers vor dem Reichstag am 11.12.1941 (Begründung der Kriegserklärung an die USA). Hitler (ebd.): "In einer Zeit, in der Tausende unserer besten Männer, Väter und Söhne unseres Volkes fallen, soll keiner mit dem Leben rechnen, der in der Heimat die Opfer der Front entwertet... der Schuldige wird fallen."

4 - Die genannten Gebiete wurden zwischen Dezember 1941 und Februar 1942 von japanischen Angreifern überrannt.

5 - Reden Churchills vor dem amerikanischen Kongress am 26.12.1941 und am 31.12.1941 vor dem Kanadischen Parlament.

6 - Emil Brunner (1889 - 1966), Schweizer Theologe.
Paul Tillich (1886 - 1962), deutscher Theologe und Schriftsteller, ab 1933 Exil in den USA, 1939 ausgebürgert.

7 - August Siemsen (1884 - 1958), Bruder von Anna Siemsen (siehe SM 107, Jan. 1948, Anm. 7), Pädagoge und Politiker, im I. Weltkrieg USPD-Mitglied, 1922 SPD, Chefredakteur der sozialdemokratischen Zeitschriften "Sozialistische Erziehung" und "Sozialistische Kultur", 1930-1932 MdR, 1931 Mitbegründer der SAP, 1933 Austritt, ab 1933 Exil in der Schweiz, 1936 Argentinien, dort Begründer der Arbeitsgemeinschaft 'Das Andere Deutschland' und Leiter der gleichnamigen Zeitschrift, die von 1938 bis 1949 in Buenos Aires erschien, 1939 ausgebürgert. 1952 Rückkehr nach Deutschland (West), 1955 Übersiedlung in die DDR (Mitglied der SED).

8 - Henry Noel Brailsford (1873 - 1958), Labour-Politiker und Publizist.

9 - Aubrey Douglas-Smith: brit. sozialistischer Universitätslehrer. Weitere biographische Angaben konnten nicht ermittelt werden.

10 - Luis Araquistain (1886 - 1959), spanischer Sozialist und Nationalökonom, 1932-1933 Botschafter der 1. Spanischen Republik in Berlin, im II. Weltkrieg politischer Journalist und Radiokommentator in London.

11 - Czeslaw Poznanski (1885 - 1957) polnischer Jurist und Journalist (u. a. beim Völkerbund in Genf), ab 1940 Exil in Großbritannien.

12 - Etwas eigenwillige Interpretation des am 16.10.1925 in Locarno zwischen Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen und der Tschechoslowakei abgeschlossenen Vertragswerks, das insgesamt eine gewaltsame Revision der bestehenden Grenzen ausschließen sollte.

13 - Victor Schiff (1895 - 1953), sozialdemokratischer Journalist, nach der sogenannten Machtergreifung verhaftet, ab 1933 Exil in Frankreich, Mitarbeiter der Sopade, dann Volksfrontanhänger, 1935 ausgebürgert, 1936/37 Aufenthalt in Spanien, ab 1940 London, trotz zeitweiliger Annäherung an die Kommunisten enge Verbindung zur SPD. Ab 1946 Korrespondent des "Daily Herald" in Rom, Antivansittartist.

14 - Die Workers' Educational Association (WEA) wurde 1903 gegründet. Ziel: Erwachsenenbildung unter Hinzuziehung universitärer Lehrkräfte.

15 - The Labour Party (Hrsg.): These things shall be! Notes on the restoration of Britain after the war, London o. J.

16 - A Worker's Day Under German Occupation, London 1941.
James Griffith (geb. 1890), Labour-Politiker und Gewerkschafter, MP seit 1936, 1940-1945 Minister of National Insurance.

17 - Hans Hartmann (geb. 1907), Brauer und Dreher, Gewerkschafter und seit 1927 Sozialdemokrat, ab 1933 Exil in der CSR, ab 1939 Großbritannien.

18 - "News Letter", erschien 1941 nur in zwei Nummern.

19 - "Die Zeitung", erschienen vom 12.3.1941 bis 1.6.1945, wurde z. T. in Miniaturformat auf Dünndruckpapier gedruckt und über Deutschland von der Royal Air Force abgeworfen.



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