Nr. 32 - 1941

1. Dezember

Sozialistische Mitteilungen

News for German Socialists in England

This newsletter is published for the information of Social Democratic
refugees from Germany who are opposing dictatorship of any kind.

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In Nordafrika hat die britische Armee zum Gegenstoss gegen die Militärmacht der Achse angesetzt. Die deutschen Panzertruppen, die seit Monaten an der ägyptischen Grenze standen, sind umringt worden. Die Helden von Tobruk, die diesen Küstenplatz seit langem gegen alle Angriffe der deutsch-italienischen Belagerer gehalten haben, konnten sich mit den von Osten vorstossenden Waffengefährten vereinen. Noch wogt die Wüstenschlacht, von deren Ausgang es abhängen wird, ob Mussolini nach Eritrea, Somaliland und Abessinien auch noch Libyen und Tripolis verlieren und ob die Bedrohung des Suez-Kanals von Westen her endgültig beseitigt wird. Noch ist es zu früh, von einem Sieg zu sprechen. Aber klar ist heute schon die grosse Bedeutung dieser durch Flottenoperationen, Tank- und Flugzeug-Konzentration wohlvorbereiteten, den tatsächlichen Erfordernissen heutiger Kriegsführung angepassten Offensive.

Sie ist in einem Zeitpunkt erfolgt, in dem Hitlers russischer Feldzug sein kritisches Stadium erreicht hat. Noch immer, nach mehr als fünf Monaten, sind weder Leningrad noch Moskau bezwungen. Die "letzte Schlacht des Jahres"[1], wie Hitler den Kampf um Moskau nannte, dauert an. Und der Vorstoss am Schwarzen Meer hat zwar zur Besetzung der Krim geführt, aber bei Rostow offenbar einen Rückschlag erlitten und noch nicht das ersehnte Ziel der kaukasischen Oelfelder erreicht. So, ohne "Winterquartiere", ohne die grosse Brennstoff-Beute und ohne die Rote Armee vernichtet zu haben, geraten Hitlers Armeen in jenen russischen Winter, vor dem sich Napoleons Grosse Armee zurückziehen musste. Wenn Hitlers Heere nicht Napoleons Beispiel folgen, werden zu den Millionen-Verlusten, die sie schon erlitten

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haben, noch Hunderttausende Erfrorener und Verhungerter kommen, ehe im nächsten Frühjahr die geplante neue Offensive beginnen kann.

Welche Rückwirkungen die verlustreiche Verschleppung der russischen Kampagne auf die erschöpften Armeen Hitlers und auf die von ihm und seinen Verbündeten beherrschten Völker haben wird, bleibt abzuwarten.

Der tschechoslowakische Präsident Dr. Benes hat der Ueberzeugung Ausdruck gegeben, dass sich bereits Zerfallserscheinungen in Deutschland bemerkbar machen und dass dieser Winter der letzte Kriegswinter sei, den Deutschland werde überstehen können. Und Stalin hat davon gesprochen, dass der Krieg noch einige Monate, allenfalls noch ein Jahr dauern könne. Niemand kann mit Sicherheit sagen, ob sich diese Voraussagen bewahrheiten werden oder ob die Annahme der englischen und amerikanischen Regierungen, die mit der Entscheidung im Jahre 1943 zu rechnen scheinen, realisierbar ist. Aber alle diese Schätzungen dürfen als ermutigendes Zeichen dafür genommen werden, dass die militärische und politische Lage des Hitler-Regimes und seiner Verbündeten kritischer geworden ist als je zuvor.

Noch versucht man freilich, die unterdrückten Völker mit der Schaustellung einer zum Kreuzzug gegen den Bolschewismus unter Hitler vereinten Welt-Koalition in Bann zu halten. Aber Ribbentrops Berliner Kongress zur Erneuerung des verlogenen Anti-Komintern-Paktes[2] hat nur denen Neues geboten, die tatsächlich glaubten, Faschismus, Diktatur, Eroberungssucht und Verrat seien ein rein deutsches Problem. Leider sind sie ein Weltproblem, das nur als solches gelöst werden kann. Aber so betrüblich es ist, dass die finnische Regierung und ein dänischer Vertreter in dem Berliner Theater mitwirkten, so erfreulich ist es, dass Schweden und die Schweiz, Portugal und die Türkei den Mut hatten, der Veranstaltung fernzubleiben, - und dass die Vichy-Regierung offenbar nicht einmal eingeladen war.

Aber die Männer von Vichy scheinen trotzdem bereit zu sein, Hitler in Nordafrika zu helfen. Sie haben General Weygand abberufen[3], der zwar - aus reaktionärem Vorurteil - an Frankreichs Zusammenbruch mitwirkte, aber in Hitlers Sinn nicht "zuverlässig" ist. Und es sieht ganz so aus, als sollten damit Marokko und Tunis als Basis und Zuflucht

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für die vom britischen Gegenstoss bedrohten Achsentruppen in Nordafrika verfügbar gemacht werden.

Mehr noch dürften Hitler und Mussolini von Japan erwarten, dessen Drohungs- und Verhandlungsspiel jetzt zu Ende geht. Was auch erfolgen mag, ein - Vorstoss nach Siam oder Burma, nach Sibirien oder den Philippinen, - die Vereinigten Staaten werden sich zum Gegenstoss entschliessen müssen. Denn die politische und wirtschaftliche Zukunft Ostasiens und die Machtverteilung im Stillen Ozean stehen auf dem Spiel, und man wird in Amerika begreifen, dass die von einem mit Hitler verbündeten Japan ausgehende Bedrohung ernster ist als alle Diskussionen um Streikrecht und Neutralität.

Solange Singapore in britischer Hand ist, die holländischen Südsee-Inseln Verbündete Englands sind und China den Kampf gegen Japan weiterführt, kann ein Konflikt Japans mit den USA für Hitlers fernöstlichen Verbündeten lebensgefährlich werden. Der Gegenstoss, der gegen ihn geführt wird, kann, wenn er mit vereinten Kräften erfolgt, zum Todesstoss werden.





[Veranstaltungshinweis]

Die deutsche Abteilung des International Solidarity Fund veranstaltet

ein Kammer-Konzert

mit anschl[iessendem] geselligen Beisammensein

am Sonnabend, d. 20. Dezember, nachm[ittags] 2.30 [Uhr] (Einlass 2.00 [Uhr])
in der Reception Hall des Bloomsbury House (zu ebener Erde),
Bloomsbury Street, London, WC 1.

Eintrittkarten zum Preise von 6 d können im Zimmer 64, Bloomsbury House, bestellt werden. Bei der Veranstaltung werden leichte Erfrischungen zu mässigen Preisen erhältlich sein.

Freunde und Gäste herzlich willkommen !

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Wie wir der "Neuen Volkszeitung" New York entnehmen, fand in der New Yorker Rand School eine Trauerfeier für Rudolf Hilferding statt, in der sich die gesamte politische Emigration in New York, Deutsche, Oesterreicher und Russen, beteiligte. Bei der Trauerfeier sprachen Prof. Albert Salomon[4], der viele Jahre lang Hilferdings Mitarbeiter an der Zeitschrift des sozialdemokratischen Parteivorstandes "Die Gesellschaft" war, Hedwig Wachenheim[5], frühere sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete, Julius Deutsch, der frühere Führer des österreichischen Schutzbundes, der russische Sozialdemokrat Raphael Abramowitsch und der Direktor der Rand School, Algernon Lee.

Veranstalter der Trauerfeier waren die Sozialdemokratische Föderation, die German Labor Delegation und der Internationale sozialistische Klub.

In New York ist ein "German-American Council for the Liberation of Germany from Nazism"[6] gegründet worden, dessen Verwaltungsrat der frühere preussische Innenminister Alb[ert] Grzesinski als Vorsitzender, Dr. Horst Bärensprung, Dr. W. Thormann[7] und Dr. Rudolf Katz (als Sekretär) angehören.

Mitglieder des Exekutiv-Komitees sind u.a.: Siegfried Aufhäuser, Dr. Eugen Bandmann[8], Georg Bernhard[9], Dr. Alfred Braunthal[10], Dr. Friedrich Wilhelm Foerster[11], Robert Grötzsch, Dr. Ernst Hamburger[12], Anna Geyer[13], Marie Juchacz[14], H.W. Katz[15], Dr. Alwin Kronacher[16], Dr. Carl Landauer[17], Dr. Carl Misch[18], Gerhart Seger, Toni Sender, Friedrich Stampfer, Fritz Tejessy und Dr. Herbert Weichmann[19].

Eine Gedenkfeier an den 9. November veranstaltete die Landesgruppe deutscher Gewerkschafter in London. Gen. Gott[furcht] würdigte in einem Rückblick die Tendenzen und Kräfte, die in den Novembertagen 1918 und in der Periode der deutschen Republik fortschrittlich und hemmend wirkten, und er wies auf die Lehren hin, die aus dem Experiment der ersten demokratischen Selbstregierung des deutschen Volkes für die Zukunft zu ziehen sind. Genosse Weckel mahnte in einer

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Ansprache dazu, den Geist lebendig zu erhalten, der allein Revolutionen und Evolutionen erfolgreich machen kann. -

Am 12. November veranstalteten die österreichischen Sozialisten in der Conway Hall in London eine Erinnerungsfeier an die Gründung der österreichischen Republik.[20]

Die Festrede hielt Oskar Pollak, der an die Leistungen der Wiener Arbeiterschaft und an ihre Kämpfe gegen den internationalen Faschismus erinnerte.[21]

Noel Baker, M.P., gedachte in seiner Ansprache der starken Eindrücke, die er und die Genossen vieler anderer Nationen von der österreichischen Arbeiterbewegung empfangen haben; er schilderte die aussenpolitischen Verkettungen, die zum Untergang der österreichischen und sudetendeutschen Arbeiterfreiheit führten, und er appellierte an den Geist der internationalen Solidarität im Streben nach einer besseren Zukunft. An der Feier beteiligte sich ein grosser Teil reichsdeutscher und sudetendeutscher Sozialdemokraten.

Der internationalen Solidarität war eine weitere Kundgebung der österreichischen Sozialisten am 23. November gewidmet, bei der Louis Lévy (Frankreich), Arne Ording[22] (Norwegen), Genosse Ciolkosz[23] (Polen) und Oskar Pollak sprachen.

In letzter Zeit ist, im Zusammenhang mit Vorschlägen, in England eine "Internationale Brigade" oder eine "Freie deutsche Brigade" aufzustellen, eine Diskussion über die Pioniere in Gang gekommen. In der Wochenschrift "New Statesman and Nation" erschien am 1. November der Brief eines Pioniers, der sich dafür aussprach, die Pioniere weiterhin bei der britischen Armee zu belassen, für die sie sich freiwillig gemeldet haben.

Am 24. November erschien in der "Times"[24] ein Brief von H.M. Carleton Greene[25], in dem auf die vielen lobenden Berichte der englischen Presse über die ausländischen Pioniere hingewiesen wird. Dann heisst es in dem Briefe:

"Es wird erklärt, dass diese Männer, deutsche und österreichische Flüchtlinge, in jeder Weise als britische Soldaten angesehen werden. Aber in einem wichtigen Punkte ist ihre Lage nicht die gleiche.

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In britischen Formationen erfolgt Beförderung nach Verdienst. In den Ausländerkompanien ist sie auf einen Mann pro Kompanie beschränkt, und, zur Zeit, auf subalternen Rangstufen."

Der Briefschreiber weist auf die Deutschen und Oesterreicher im Pionierkorps hin, die in britischen Schulen erzogen wurden, die eine Offiziersausbildung mit Erfolg abgeschlossen haben und nun keine Möglichkeit haben, in der regulären Armee mit ihren ehemaligen Mitschülern gemeinsam zu dienen. Er erinnert schliesslich an die Ingenieure und Techniker im Pionierkorps und wirft die Frage auf, ob es nützlich ist, solche Leute mit ungelernter Arbeit zu beschäftigen.

Einer unserer Genossen, der in Australien interniert war und kürzlich in einen Rücktransport nach England eingereiht wurde, hat uns kurz vor seiner Abreise einen Brief gesandt, dem wir Folgendes entnehmen:

"... Es ist meine feste Ueberzeugung, dass jeder, der für sich selbst Freiheit und Menschlichkeit wünscht, gegen den Nazismus kämpfen muss und in jeder Weise gebraucht wird. Deshalb habe ich mich zum Pionierkorps gemeldet und hoffe, angenommen zu werden ... Die Regierung zahlt jetzt für gewisse Arbeiten hier kleine Löhne, und das ist für Leute, die tatsächlich keinen Pfennig haben, eine grosse Hilfe. Ich habe nur einen Wunsch: bald die Erlaubnis zu erhalten, den Kriegseinsatz Englands zu unterstützen. Das ist die Hauptsache. Beste Wünsche an Euch und alle Genossen und Freunde ..."

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Etwa 400 Internierte sind vor einigen Wochen zwecks Freilassung aus Australien nach England gesandt worden. Die Ankunft des Transportes ist in Kürze zu erwarten. Während diese Zeilen geschrieben werden, ist nur noch ein Einziger der vom International Solidarity Fund betreuten Sozialisten auf der Isle of Man. Seine Freilassung nach Klausel 19 des White Papers ist täglich zu erwarten. -

Unsere Selbst-Hilfe für die Internierten konnte durch Geldsammlungen einen Betrag von rund £ 310.-.- an die internierten Sozialisten und Gewerkschafter verteilen.

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Anlässlich des neunten November gab das [ ! ] BBC in London einige Sendungen in deutscher Sprache nach Deutschland, unter denen sich auch eine Ansprache unseres Genossen Hans Vogel befand, die am 9. und 10. November viermal gesendet wurde. Wir konnten die folgenden Worte abhören:

"Am neunten November 1918 brach das Kaiserreich zusammen und Deutschland wurde eine Republik. Das Kaiserreich brach zusammen, weil es das deutsche Volk in einen Krieg gegen die ganze Welt geführt hatte, der schon verloren war, als er begann.

Am 29. September 1918 forderte die Oberste Heeresleitung den sofortigen Waffenstillstand und Frieden. Die Niederlage war nicht eine Folge der Revolution. Sie war bereits da, als die Revolution begann. Wieder steht Deutschland, irregeführt von einem falschen, nachtwandlerischen Führer und einer ihm willfährigen Generalität gegen die ganze Welt.

Die Atlantik Charter Churchills und Roosevelts zeigt, dass nach diesem Kriege auch für ein unterlegenes Deutschland Raum und Platz ist im Rahmen einer internationalen Zusammenarbeit für wirtschaftliche und soziale Sicherheit aller Völker und jedes Einzelnen, für Freiheit, Gerechtigkeit und einen dauernden Frieden.

Voraussetzung dazu ist allerdings, dass Deutschland in seinem eigenen Hause Ordnung schafft. Schwächen und Unzulänglichkeiten der November-Revolution und der Weimarer Republik dürften sich nicht wiederholen. Sie haben den Feinden der Republik und [ ! ] ihr späteres Spiel erleichtert.

Deutschland selbst muss einen entscheidenden Anteil zur Sicherung eines dauernden Friedens und für die verständnisvolle, glücklichere Zusammenarbeit mit anderen Völkern beitragen. Eine tiefgehende demokratische Umwälzung ist in Deutschland notwendig.

Sie darf diesmal nicht Halt machen vor den sozialreaktionären Schichten, die Hitler zur Macht brachten und die für das gegenwärtige Unglück verantwortlich sind: den Grossgrundbesitzern, den Schlotbaronen und

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Bankgewaltigen.

Diese Schichten haben die deutsche Arbeiterklasse immer gefürchtet und gehasst, und die deutsche Arbeiterklasse hat die geschichtliche Aufgabe, ihre Macht endgültig zu brechen, nachdem die erste grosse Gelegenheit 1918 versäumt wurde.

Hitler versucht immer wieder, Euch einzureden, dass die November-Revolution in der Geschichte Deutschlands ein einmaliges Ereignis ist, das sich niemals wiederholen werde. Aber die deutschen Arbeiter können und werden auf die Dauer sich nicht mitverantwortlich machen für die Verbrechen ihrer eigenen Henker, für die Geiselmorde der Gestapo, für die systematische Ausrottung ganzer Volksstämme und Rassen, die die ganze zivilisierte Welt gegen Deutschland geeint und das deutsche Volk isoliert haben.

Ein besonderes Wort möchte ich an Euch, meine Freunde aus der früheren freien Arbeiterbewegung, richten.

Eure - unsere - Bewegung nahm einst eine hochgeachtete Stellung ein innerhalb der internationalen Arbeiterbewegung. Mit Bewunderung blickte man auf Eure Organisationen, auf ihre Leistungen und Erfolge, auf Eure Zielsetzung und auf Eure Solidarität. Heute sehen die Arbeiter der Welt wieder auf Euch, auf Euren Schultern liegt eine grosse Verantwortung!

Neunter November! Vermächtnis, Gelöbnis und Erfüllung!

Nazi-Deutschland muss sterben, damit ein demokratisches und freiheitliches, das heisst, ein wirklich sozialistisches Deutschland erstehen und die Welt in Frieden und Wohlfahrt leben kann. Freiheit!"

nennt sich eine Serie kurzer Abhandlungen über Weltprobleme, die von der Oxford University Press herausgegeben und von führenden Historikern, Juristen und Nationalökonomen verfasst wurde. Eines dieser Bändchen in deutscher Sprache (Preis 6 d) stellen wir unseren Parteimitgliedern in England mit vorliegender Nummer der SM zu. Es handelt sich um "Rasse" in Europa, eine Schrift, die auf Auszügen aus dem Buche "We Europeans" von Julian Huxely und A.C. Haddon[26] basiert.

Wer uns einen Unkostenbeitrag dafür zustellen kann, mag dies tun, wir haben keinen Fonds für Agitationszwecke!

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Nachstehend veröffentlichen wir ein kleines "Porträt" über den Kriminal-Sekretär Krüger. Er steht auf unserer Schwarzen Liste. Er ist einer von denen, von den vielen, die in einem Deutschland nach Hitler keinen Platz mehr haben dürfen.

Wir präparieren diese Schwarze Liste. Wir benötigen dazu die Mitarbeit aller unserer Freunde. Wir bitten sie, uns alles Material über Gestapo-Beamte, SS- und SA-Leute, Mitglieder der NSDAP und der angeschlossenen Organisationen einzusenden, das für unsere Schwarze Liste geeignet ist. Wir benötigen alle sachlichen Informationen: Namen, Adressen, Beschreibung, Beruf, Betätigung - und eine Darstellung ihrer Untaten. Persönliche Erinnerungen an eigene oder anderer Erlebnisse, Uebermittlung (eventuell leihweise) von Zeitungsausschnitten, Hinweise auf andere Publikationen.

Jeder kann mithelfen. Lasst uns unsere Schwarze Liste gemeinsam vervollständigen.

Im Hamburger Stadthaus, im vierten Stock des alten Baues, sitzt Kriminalsekretär Krüger. Er ist noch jung, eben um die dreissig, und noch ist keine graue Strähne in seinem schwarzen Haar. Er ist sehr gross und von kräftiger Gestalt.

Jahre hindurch, seit Hitlers Machtergreifung, hat er Sozialdemokraten "verhört". Er ist einer von Himmlers Leuten. Er und seinesgleichen arbeiten in Gruppen von zweien und dreien in der Inspektion "SPD" der Gestapo. Er tritt in Funktion, wenn andere Methoden versagen, wenn seine Kollegen nichts erreichen. Er tritt und schlägt sofort. Er misshandelt die Verhafteten dauernd. Er ist es, der die Männer und Frauen "fertig" macht. So sind seine Vernehmungsmethoden:

"Ich wurde aufgerufen und das Verhör begann von neuem. Wieder stritt ich alles ab. Darauf kam Krüger ins Zimmer, ging auf mich zu und warf mir eine brennende Zigarette ins Gesicht. Er steckte sich eine neue an und warf mir dann das Streichholz ins Gesicht. Er brüllte: 'Du Schwein, kannst du dich nicht melden?'

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Ich machte Meldung. Er gab mir links und rechts Ohrfeigen und nahm mich mit ins andere Zimmer, in dem sich weitere 7 Gestapoleute aufhielten. Ich sollte 200 Kniebeugen machen und einen grossen Kontorbock, auf den bald ein schweres Buch gelegt wurde, mit herauf- und herunter heben. Bald konnte ich nicht mehr, und die Gestapoleute, die einen Kreis um mich bildeten, machten sich lustig über mich, weil ich schwitzte.

Mir wurde übel, und ich bat um ein Glas Wasser. Krüger: 'Frech wirst du Schweinehund auch noch? Wasser willst du haben? Leim werde ich dir in den Hals schmieren!' Krüger und andere fielen über mich her, schlugen mich mit den Fäusten, traten mir in den Bauch und schlugen schliesslich andauernd mit einem Lineal auf meinen Hinterkopf, sodass zwei frische Narben wieder aufsprangen. Als das Blut mir in den Nacken lief, hörten sie auf. Ich musste mich mit dem Gesicht zur Wand in eine Ecke stellen. Während der anderthalb Stunden, die ich da stand, bewarfen sie mich dauernd mit Büchern ..."

Das ist Krüger. Das ist einer von der Sorte. Viele Sozialdemokraten sind - in des Wortes Sinne - durch seine Hände gegangen. Junge und Alte, Männer und Frauen.

Unendliches Leid hat er gebracht, und einige "Todesfälle" gehen auf sein Konto.

Jahr für Jahr hat die Inspektion: "SPD" in der Hamburger Gestapo illegale Kämpfer geschunden und ans Gericht oder das Konzentrationslager "abgeliefert".

Sie haben sie bespuckt und verprügelt, so wie sie heute die Aufrechten in den versklavten Ländern misshandeln und töten. Nicht die einen, noch die anderen werden sie dadurch überzeugen. Aber sie werden sie hassen lehren.

Wir wissen nicht, wo dieser Krüger heute sitzen wird. Ob er noch immer im Ressort: "SPD" im Hamburger Stadthaus sein Unwesen treibt oder ob er befördert und versetzt ist.

Ob er heute Arbeiter in Norwegen oder Belgien, ob er Bürger in Holland oder in Frankreich, ob er Bauern in Polen oder Jugoslawien schlägt und tritt und mordet.

Eines aber wissen wir: für ihn und seinesgleichen ist nicht Platz auf dieser Erde. Dieser Kriminal-Sekretär und seinesgleichen, sie sind die Pest dieser Zeit. Sie sollen dafür büssen. Sie werden hängen!

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das vor einiger Zeit seinen Sitz von Genf nach Montreal in Kanada verlegt hat, begann am 27. Oktober in New York.

An der Konferenz nahmen 160 Delegierte aus 33 Ländern teil. Der IGB war durch seinen Generalsekretär Walter Schevenels, die britische Regierung durch C.R. Attlee, den Führer der Labour Party und Lordsiegelbewahrer im Churchill-Kabinett vertreten. Der Bürgermeister von New York, La Guardia[27], und Miss Perkins[28], Arbeitsminister der USA, hielten Begrüssungsansprachen. Miss Perkins betonte die Notwendigkeit, den natürlichen Reichtum so zu entwickeln, dass er allen Völkern einen guten Lebensstandard sichere. Das Problem der Nachkriegszeit werde verstärkte Erzeugung und bessere Verteilung sein. Volksgesundheit, Ernährung und Wohnungsbau werden das Hauptinteresse beanspruchen. In seiner Schlussrede an die Konferenz richtete Präsident Roosevelt eine Mahnung an die Arbeiterschaft der Welt, in der er auf die Notwendigkeit des Kampfes gegen die Hitler-Diktatur und die faschistische Unterdrückung hinwies und zu internationaler Zusammenarbeit aufforderte.

Die Konferenz war in der Hauptsache den Nachkriegsproblemen gewidmet: Wiederaufbau, Zusammenarbeit im europäischen und im Weltmasstabe, Sicherung der Ernährung, Vermeidung von Epidemien usw.

Der Vorsitzende der britischen Gewerkschaftsdelegation, George Gibson, betonte die Notwendigkeit, den Krieg zu gewinnen, bevor die Nachkriegs-Probleme im Sinne der Arbeiterschaft gelöst werden können.

Zur Durcharbeitung der Einzelprobleme wurden Sonderkommissionen gebildet. Auf Antrag der Internationalen Transportarbeiter-Föderation wurde ein besonderes Büro für Transportfragen eingesetzt. Mr. Phelan[29] der bisherige amtierende Direktor des Internationalen Arbeitsamtes, der einen Arbeitsplan für die weitere Tätigkeit dieser wichtigen internationalen Institution vorgelegt hatte, wurde zum ordentlichen Direktor ernannt.

das seinen Sitz im Transport House, London, SW1, hat, wurde kürzlich geschaffen. Vorsitzender ist Gen. Stolz, Sekretäre die Gen. J. Kosina[30] und Dr. Hahn[31].

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We received the following letter from Bertha L. Bracey[32], General Secretary, Germany Emergency Committee (Society of Friends):

"Dear Sirs,
may I draw your attention to two errors in your issue of 1. November, 1941.
p.6. Your statement about the amount of post-war credit in relation to income tax is not correct in the general terms in which you state it.
p.19. Miss Baverstock[33] has taken Mr. Martin's place in the Central Office for Refugees. Mr. Simpson has become Administrative Officer on behalf of the Bloomsbury House management (since the Christian Council are the leasers of Bloomsbury House) where Francis Bendit[34] is Secretary to the Central Committee for Refugees.
p.19. Very few of the men brought back from Canada for release are still in the Isle of Man."

Our readers will be pleased to learn from Miss Bracey's letter that the majority of internees returned from Canada has been released since our last newsletter was written.

We regret that limitation of space prevented us from giving the complicated details with regard to income tax and post-war credit and the full details of the personal changes at Bloomsbury House.

das sich unter Vorsitz des namhaften internationalen Juristen Sir Cecil Hurst mit der Beratung von Anträgen auf Freilassung von Internierten nach Kategorie 19 des zweiten Weissbuches (Cmd. 6223) beschäftigt, geht jetzt, wie wir erfahren, auch an die Beratung von Anträgen nach Kategorie 19, die von Internierten gestellt wurden, welche nach Stellung des Antrags aus anderen Gründen (z.B. Krankheit, Alter, wichtige Beschäftigung in Industrie, Landwirtschaft, Forstarbeit oder in Flüchtlingshilfekomitees oder besondere Umstände) aus der Internierung entlassen worden sind, noch bevor ihre Freilassung unter Kategorie 19 entschieden wurde.

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The following are quotations, translated from leading articles on political events, published in the "Sozialistische Mitteilungen" in the course of this year.

"Clouds gather in the Balkans, since the Nazi-Army has settled in Rumania and has apparently invaded Bulgaria, from where an attack on Greece may be made ... In the Far East, Japan seems to be preparing to join the war on the side of the Axis, in spite of all peace declarations ... There are still people who believe that this is a war for or against certain nations or a war about territories and colonies. They are mistaken. Far more is at stake: this is a war between dictatorship and democracy, and the military successes of dictatorship in the first year of war will be checked, in the long run, by the democracies finding allies in the countries ruled by dictatorships."

(SM No. 23, 1.3.1941)

"The approval of this bill was one of the most important decisions in this war. Hereby, the United States have irrevocably abandoned their neutrality in the struggle between dictatorship and democracy; they have taken sides with British resistance, and made themselves the arsenal and store of fighting democracy ... In comparison, the 'neutrality' of the Soviet Union appears in a really poor light. It is a twilight, causing the most different expectations, because Moscow's policy is leading the Soviet Union into a more and more dangerous position ... Hitlers offensive at his newly created Eastern front is to be expected, after all that has happened."

(SM No. 24, 30.3.1941)

"The eastward drive has induced Hitler to abandon his dogma of war on one front only, and to send his armies to the theatres of Mussolini's defeats: to the Balkan mountains, where an advance into Asia Minor will be tried, and to the Libyen desert, where an attack is directed against Egypt and the Suez Canal. But eastward - over the Atlantic - American help will come to Britain and the British troops

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in the Near East. Eastward - over the North Sea - the RAF will direct their attacks on the centres of German war industry again and again. Eastward - against Japan - the people of China will carry on their defensive war."

(SM No. 25, 30.4.1941)

"Hitlers great expansion is leading to incalculable consequences. He has had to warn the German people that the war will not end this year, as previously promised ... Even Hitlers subjects must realise that the adversary is not conquered by driving the British from the Continent that the ring is not broken, and the war not won."

(SM No. 26, 30.5.1941)

"From the Arctic to the Black Sea the world's strongest armies are locked in battle ... If they exhaust each other in long battles, the peoples of the Continent may be relieved from the pressure, and the power of British and American Democracy can become the dominant factor in politically re-shaping the world."

(SM No. 27, 30.6.1941)

"Anyone still asking for the meaning and aim of this big struggle, has been answered by the great and noble declaration made by Churchill and Roosevelt at their Atlantic meeting. Here, it has been made clear that the territorial gains or economic advantages are not the issue, but the victory of democracy willing to secure, for the peoples of the world, a just order and a peaceful life, free from hatred and want, and safe against a resurrection of the murderous movement which is responsible for this war."

(SM No. 29, 1.9.1941)

"Doubtless, the Russian campaign will lead Hitler's armies into a critical situation, and demand sacrifices which can be hardly replaced ... In the coming spring, the invaders may still hope to create a situation where it will be impossible for Soviet-Russia to renew its resistance against a big offensive, for want of material. It will depend on the possibility of assistance from the USA and the Br[itish] Empire, whether this hope of Hitler will come true. The position of the British armies in North Africa and Asia will enable them to carry out more decisive actions than adventures in the West."

(SM No. 31, 1.11.1941)

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Von einem unserer Freunde in [den] USA erfahren wir, dass das amerikanische Parlament ein neues Ausländer-Gesetz vorbereitet, dessen Entwurf ("Hobbs-Bill")[35] seit Juli im Rechts-Ausschuss des Parlaments beraten wird.

Der Gesetzentwurf geht von der Voraussetzung aus, dass während des Krieges die Deportation unerwünschter Ausländer nicht möglich ist und durch Internierung ersetzt werden muss. Die Internierung, ursprünglich für alle Ausländer im Kriegsfalle vorgesehen, soll nun auf Verfügung des Attorney General (Generalstaatsanwalt) erfolgen.

Den Internierten soll eine Berufungsmöglichkeit gegeben werden. Für diesen Zweck soll ein Board of Supervision of deportable aliens eingesetzt werden. Eine Internierung bis zu 5 Monaten kann ohne Zustimmung des Board angeordnet werden. Wenn der Ausländer gesteht oder überführt wird, gegen die Gesetze verstossen zu haben, kann Inhaftierung bis zu 15 Monaten erfolgen. Bei Vorbestraften und Kriminellen kann Internierung auf unbestimmte Zeit angeordnet werden.

Für loyale Ausländer sollen Erleichterungen geschaffen werden, auch wenn sie seinerzeit illegal in die Vereinigten Staaten eingewandert sind und deshalb deportiert werden könnten. Die Deportierung oder Internierung solcher Ausländer kann unterbleiben, wenn sie während sieben Jahren Aufenthalts in [den] USA fünf Jahre nachweislich nützlich beschäftigt waren oder einem legalen Ausländer die Existenz ermöglicht haben. Hingegen sind scharfe Massnahmen vorgesehen gegen Ausländer, die im Auftrage einer auswärtigen Regierung oder einer fremden Partei staatsfeindliche Tätigkeit ausgeübt haben.

Besondere Bestimmungen sind für die vielen Flüchtlinge vorgesehen, die als "Visitors" nach USA kamen (wie viele unserer Genossen und Freunde aus Frankreich!) und deshalb keine Arbeit ausüben dürfen. Diesen Flüchtlingen kann der Aufenthalt nach dem vorgeschlagenen Gesetz legalisiert werden, wenn sie vor dem 1. Januar 1941 einwanderten, einwandfrei sind und sich zu den Grundsätzen der amerikanischen Verfassung bekennen, ihrer Registrierungspflicht nachgekommen sind und glaubhaft machen können, dass sie im Falle ihrer Rückkehr in ihre Heimat rassischer, religiöser oder politischer Verfolgung ausgesetzt wären.

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[Hinweise]

"Schweden und der Krieg",

über dieses Thema spricht Gen. Ernst Paul - Prag

Samstag, d. 13. Dez[ember], nach[mittags] 3.30 Uhr
in Westbourne Terrace 128, London, W2 (Paddington)

Der Redner ist erst kürzlich aus Stockholm eingetroffen, wo er in enger Verbindung mit den Genossen der anderen skandinavischen Länder stand. Gäste sind willkommen!
Ab 2 Uhr im gleichen Lokal Beisammensein mit musikalischer Unterhaltung, Kaffee, Kuchen und Sandwiches sind zwischen 2 und 3.30 Uhr zu mässigen Preisen erhältlich.




Die deutsche Abteilung des International Solidarity Fund sieht sich aus finanziellen Gründen gezwungen, folgende Aenderungen ihrer Geschäftsführung vorzunehmen:

Das Büro (bisher Zimmer 62) wird sofort mit dem der österreichischen Abt[eilun]g im Zimmer 64 des Bloomsbury House vereinigt. Sprechstunden der deutschen Abteilung sind:

Dienstag vormittags von 10 bis 1 Uhr und
Freitag, nachmittags von 1 bis 4 Uhr.

Da die öster[reichische] Abt[eilun]g gesonderte Sprechstunden im gleichen Raume hat (in dem auch die Korrespondenz beider Abt[eilun]g[en] erledigt werden muss), bitten wir um strengste Einhaltung der Sprechstunden und Besuche nur in wirklich dringenden Fällen. Da ein Ersatz unserer Büro-Auslagen nicht mehr erfolgt, appellieren wir an unsere Freunde, allen Briefen, auf die sie Antwort erwarten, Rückporto beizufügen.




An unsere Leser!

In den vergangenen Monaten sind die SM in 620 Exemplaren verschickt worden, 433 Einzahlungen unserer Leser brachten uns eine Einnahme von £ 132.10.-, während unsere Unkosten für diese Periode £ 135.-.- betrugen. Es besteht ein Fehlbetrag von sh 50/-. Leser, die bisher noch keinen Beitrag geleistet haben, werden um einen solchen gebeten! Teuerung und Papierknappheit zwingen uns zur Sparsamkeit. Wir können deshalb ab Januar die SM nur noch an zahlende Leser senden. Die Unkosten betragen incl. Porto sh 1/- pro Quartal oder sh 4/- bzw. 1 Dollar pro Jahr. Allen Freunden und Lesern danken wir herzlich für die bisherige Hilfe.




Issued by the London Representative of the German Social
Democratic Party, 33, Fernside Avenue, London NW7.






Editorische Anmerkungen


1 - Aus dem Tagesbefehl Hitlers an die "Soldaten der Ostfront" vom 2.10.1941: "Heute ist nun der Beginn der letzten großen Entscheidungsschlacht dieses Jahres." Noch vor Einbruch des Winters sollte der Gegner, so Hitler, mit einem letzten gewaltigen Hieb zerschmettert werden.

2 - Am 25.11.1941.

3 - Am 20.11.1941 trat Weygand angeblich in den Ruhestand.

4 - Albert Salomon (1891 - 1966), deutscher Soziologe, 1928-1931 Mitarbeit an "Die Gesellschaft", ab 1933 Exil in der Schweiz, ab 1935 in den USA, 1940 ausgebürgert.

5 - Hedwig Wachenheim (1891 - 1969), sozialdemokratische Politikerin, 1928-1933 MdL Preußen, 1919-1933 Mitglied des Hauptausschusses der AWO, ab 1933 Exil in Frankreich, ab 1935 in den USA. Vgl. Hedwig Wachenheim: Vom Großbürgertum zur Sozialdemokratie. Memoiren einer Reformistin, Berlin 1973.

6 - Am 29.11.1941 ging aus dem Council die Association of Free Germans hervor, die nach der Mitgliederzusammensetzung fast identisch mit dem Council war. Sie wird im März 1943 vom "Aufbau" als die maßgebende unter den deutschen Exilgruppen in den USA bezeichnet. Vgl. Joachim Radkau: Die deutsche Emigration in den USA. Ihr Einfluss auf die amerikanische Europapolitik 1933-1945, Düsseldorf 1971.

7 - Werner Thormann (geb. 1894), deutscher Journalist, ab 1933 Exil in Frankreich, 1937 ausgebürgert, ab 1940 USA; Mitarbeiter an deutschsprachigen Rundfunksendungen.

8 - Eugen Bandmann (1874 - 1948), Rechtsanwalt und sozialdemokratischer Politiker, ab 1933 Exil in der CSR, 1937 ausgebürgert, ab 1938 in den USA.

9 - Georg Bernhard (1875 - 1944), deutscher linksliberaler Publizist und Wirtschaftspolitiker, 1928-1930 DDP-MdR, ab 1933 Exil in Frankreich, 1933 ausgebürgert, ab 1941 in den USA.

10 - Alfred Braunthal (1897 - 1980), österreichischer Sozialdemokrat, Gewerkschafter und Sozialwissenschaftler, 1921-1928 Mitarbeiter/Leiter der SPD-nahen Heimvolkshochschule Tinz, ab 1933 Exil in Belgien, ab 1936 in den USA.

11 - Friedrich Wilhelm Foerster (1869 - 1966), deutscher Philosophieprofessor und Publizist, ab 1933 Exil in Frankreich, 1933 ausgebürgert, 1940 USA, seit 1963 in der Schweiz.

12 - Ernst Hamburger (1890 - 1980), deutscher Sozialdemokrat, MdL Preußen 1924-1933, ab 1933 Exil in Frankreich, ab 1940 in den USA, im selben Jahr ausgebürgert. Seit 1962 Vorstandsmitglied des Leo Baeck-Instituts (New York).

13 - Anna Geyer (1893 - 1973), linke Journalistin und Parteifunktionärin, erste Frau von Curt Geyer (siehe SM 27, Ende Juni 1941, Anm. 9), Mitgliedschaften in USPD, KPD und letztlich SPD, ab 1933 Exil in der CSR, 1936 ausgebürgert, 1937 Frankreich, ab 1940 USA.

14 - Marie Juchacz, geb. Gohlke (1879 - 1956), anfänglich tätig als Hausangestellte, Fabrikarbeiterin, Krankenwärterin und Näherin, seit 1908 SPD-Mitglied, ab 1917 Zentrale Frauensekretärin der SPD und Mitglied des PV, 1919-1933 SPD-MdNV bzw. MdR, 1919 Gründerin der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Exil 1933 Saargebiet, 1935 Frankreich, 1941 USA, 1942 Ausbürgerung (im "Deutschen Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger" vom 25.9.1942, Liste 278, wird der Name so wiedergegeben: "Juchaez, Marie Luise, geb. Gahile, geb. am 15.3.1879 in Landsberg/Warthe"), im Exil u. a. tätig für Flüchtlingsfürsorge und auf sozialpolitischem Gebiet. Anfang 1949 Rückkehr nach Deutschland, wieder Tätigkeit in der AWO (Ehrenvorsitzende) und der SPD-Frauenbewegung.

15 - Herz Wolff (später Henry William) Katz (geb 1906), deutschsprachiger Schriftsteller und Publizist, bis 1933 Herausgeber von "Die Welt am Montag" (Berlin), ab 1933 Exil in Frankreich, 1941 USA.

16 - Alwin Kronacher (1880 - 1951), deutscher Regisseur und Journalist, ab 1933 Exil in der Schweiz, 1934 Frankreich, 1939 USA, im selben Jahr ausgebürgert.

17 - Carl Landauer (geb. 1891), deutscher Sozialdemokrat und Wirtschaftswissenschaftler, ab 1933 Exil in den USA, 1940 ausgebürgert.

18 - Carl Misch (1896 - 1962), deutscher Historiker und Journalist, ab 1934 Exil in Frankreich, 1937 ausgebürgert, ab 1940 in den USA. Nach Rückkehr Mitarbeit an deutschen Zeitungen.

19 - Herbert Weichmann (1896 - 1983), deutscher sozialdemokratischer Politiker, bis 1932/33 Persönlicher Referent Otto Brauns, ab 1933 Exil in Frankreich, 1939 ausgebürgert, 1940 USA. 1948 Rückkehr nach Deutschland, 1965-1971 Erster Bürgermeister von Hamburg.

20 - 12.11.1918: Annahme des Gesetzes über die Staatsform Deutsch-Österreichs durch die deutsch-österreichische Nationalversammlung.

21 - U.a. den Aufstand der österreichischen Arbeiterschaft gegen das Dollfuß-Regime im Februar 1934.

22 - Arne Ording (1898 - 1967), norwegischer Historiker und Politiker, außenpolitischer Berater der norwegischen Exilregierung.

23 - Adam Ciolkosz (1901 - 1978), sozialdemokratischer Politiker und Schriftsteller.

24 - "Times ", konservative Tageszeitung, erscheint seit 1788 in London.

25 - Hugh M. Carleton Greene (1910 - 1987), britischer Rundfunkjournalist, 1940-1946 Leiter des Deutschen Dienstes der BBC, 1946-1948 "Controller of Broadcasting" in der Britischen Besatzungszone, hat maßgeblich den Aufbau des NWDR beeinflusst, ab 1949 wieder BBC.

26 - Julian Huxley: "Rasse" in Europa. Flugschriften zur Weltpolitik, Oxford 1941. Julian Huxley, A. C. Haddon, A. M. Carr-Saunders: We Europeans. A Survey of "Racial" Problems, Harmondsworth 1939.
Julian S. Huxley (1887 - 1975), siehe SM 45, Anf. Jan. 1943, Anm. 10.
Alfred Cort Haddon (1855 - 1940), britischer Ethnologe. Alexander Morris Carr-Saunders (geb. 1886), britischer Sozialwissenschaftler.

27 - Fiorello La Guardia (1882 - 1947), US-Politiker (Republikaner), 1934-1945 Bürgermeister von New York, 1946 Leiter der UNRRA.

28 - Frances Perkins (1882 - 1965), US-Politikerin (Demokratin), 1933-1945 US-Arbeitsministerin.

29 - Edward Joseph Phelan (geb. 1888), irischer Gewerkschafter, 1941-1948 Generaldirektor des IAA.

30 - Josef Kosina (geb. 1900), tschechischer Sozialist und Gewerkschaftsfunktionär, Exil in Großbritannien, 1942-1962 Mitarbeiter der BBC.

31 - Otto Hahn (1885 - 1946), sudetendeutscher Gewerkschafter und Sozialdemokrat, ab 1938 Exil in Großbritannien.

32 - Zu Bertha L. Bracey konnten keine biographischen Angaben ermittelt werden.

33 - Zu Miss Baverstock konnten keine biographischen Angaben ermittelt werden.

34 - Zu Francis Bendit konnten keine biographischen Angaben ermittelt werden.

35 - Zu Hobbs-Bill konnten keine Angaben ermittelt werden. Es könnte nach dem demokratischen Kongressabgeordneten und Juristen Samuel Francis Hobbs (geb. 1887) benannt sein.



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