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TEILDOKUMENT:




IV. Die Finanzierungsmöglichkeiten für junge innovative Unternehmen reichen nicht aus!



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-Eine Fremdkapitalfinanzierung scheitert bei vielen jungen Unternehmen an nicht vorhandenen Sicherheiten!

Insbesondere bestehen für innovative Unternehmensgründer und junge technologieorientierte Unternehmen hinsichtlich einer Fremdkapitalfinanzierung durch die Kreditwirtschaft nicht unerhebliche Beschränkungen. Im Stadium der Konzepterstellung und der Entwicklung eines neuen marktfähigen Produktes kann die Wirtschaftlichkeit eines derartigen Vorhabens meist nur unzureichend nachgewiesen werden, so daß die Instrumente der traditionellen Kreditprüfung nur schwer anwendbar sind. Jungen Unternehmen bzw. Unternehmensgründern ist es kaum möglich, historische Jahresabschlüsse dem kreditgebenden Institut vorzulegen. Für den Fall, daß doch erste Abschlüsse vorhanden sind, ist ihr Ergebnis in der Regel aufgrund hoher Anlaufkosten zunächst negativ und somit für eine Kreditvergabe wenig aussagekräftig. Darüber hinaus verfügen derartige Unternehmen nicht über werthaltige Sicherheiten wie sie wohl die meisten Kreditinstitute vor einer Kreditgewährung hereinnehmen. Vielmehr verfügen innovative Unternehmensgründer nur über eine Idee und ihr spezifisches Know How. Als werthaltige Sicherheit die eine Kreditvergabe rechtfertigen würde ist dies jedoch in den Augen vieler Banker zu wenig.

Der Kreditfinanzierungsspielraum erhöht sich erst für den Fall, daß die Unternehmung bereits auf dem Markt selbst agiert und dort erste Absatzerfolge vorweisen kann. Aber auch in dieser Phase kann der entstehende Finanzmittelbedarf im Rahmen einer Kreditfinanzierung aufgrund einer äußerst restriktiven Vergabepolitik durch unsere Banken nur unzureichend gedeckt werden. Im Ergebnis sind die Finanzierungsmöglichkeiten von jungen innovativen Unternehmen durch Fremdkapital stark eingeschränkt bzw. nicht vorhanden.

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- Eine Eigenkapitalfinanzierung aus eigenen Mitteln stößt schnell an ihre Grenzen !

Die Möglichkeit der Eigenkapitalfinanzierung durch Eigenmittelzuführung durch die Gründerpersönlichkeit ist nur in eingeschränktem Maße möglich und deckt bei weitem den Finanzmittelbedarf nicht ab. Die Innenfinanzierung aus thesaurierten Gewinnen und die Bildung stiller Reserven scheidet bei innovativen Unternehmensgründern bzw. bei jungen Unternehmen ganz aus oder spielt nur eine untergeordnete Rolle.

In Betracht kommt deshalb nur eine Eigenkapitalfinanzierung durch Dritte in der Form von Beteiligungskapital. Letzteres wird in Deutschland entweder über den organisierten Kapitalmarkt, den nicht organisierten (informellen) Kapitalmarkt oder den Beteiligungskapitalmarkt zur Verfügung gestellt.

Auf dem organisierten Kapitalmarkt werden Eigenkapitalanteile börsennotierter Aktiengesellschaften in unterschiedlichen Marktsegmenten gehandelt. Obwohl für die jeweiligen Marktsegmente unterschiedlich hohe Zulassungsvoraussetzungen gelten, hat dieser Kapitalmarkt für die in Rede stehende Zielgruppe noch zu wenig Bedeutung. Neue Impulse hat der organisierte Kapitalmarkt jedoch durch den „Neuen Markt" der Deutschen Börse AG und die Gründung der ESDAQ nach dem Muster der NASDAQ erhalten.

Daneben gibt es den nicht organisierten oder informellen Kapitalmarkt. Dieser Markt wird durch das Beteiligungsengagement von Privatpersonen (sog. Business Angel) getragen. Er ist durch einen geringen Standardisierungsgrad der gehandelten Unternehmensanteile und durch eine fehlende Markttransparenz gekennzeichnet. Im Gegensatz zu den USA oder Großbritannien spielen die Business Angel bei der Unternehmensfinanzierung in Deutschland vermutlich noch keine bedeutende Rolle. Jedenfalls ist eine Aussage über die quantitative Dimension des informellen Kapitalmarktes in Deutschland aufgrund eines fehlenden institutionellen Rahmens und nicht vorhandener empirischer Untersuchungen z. Zt. nicht möglich.

Hauptakteure des Beteiligungskapitalmarktes sind Beteiligungsgesellschaften, die eine Mittlerfunktion zwischen Kapitalnachfragern und Kapitalanbietern ausüben und entstehende Transaktionskosten zwischen den Marktteilnehmern infolge existierender Informationsasymmetrien reduzieren. Entsprechend dem gewählten Kriterium lassen sich die Beteiligungsgesellschaften nach ihren Investoren (Privatpersonen, Unternehmen, Banken, Versicherungen, Staat), nach ihrem Geschäftszweck (Renditeerzielung oder Wirtschaftsförderung) oder nach ihrer Zielgruppe (Frühphasenfinanzierung, Expansionfinanzierung, MBO/MBI Finanzierung) kategorisieren. Entsprechend ihrer Klassifizierung ergeben sich hieraus unterschiedliche Konsequenzen für die angebotene Betreuungsleistung, den Umfang des bereitgestellten Beteiligungskapitals sowie die Art der Finanzierungsleistung (direkte Beteiligung, typische und atypische stille Beteiligung sowie eigenkapitalähnliche Darlehen).

Insgesamt machten die Investitionen der deutschen Kapitalbeteiligungsgesellschaften zum 31.12.1996 rund 6,1 Mrd DM aus. Nach Finanzierungsphasen geordnet zeigt das Gesamtportfolio der im BVK zusammengeschlossenen Kapitalbeteiligungsgesellschaften folgende Struktur: 2,6% entfallen auf die Seed-Finanzierungen, 7,0 % auf die Start-up Finanzierungen, 59,7% auf die Expansionfinanzierungen, 5,1 % auf Bridge-Finanzierungen, 17,3% auf MBO/MBI- Finanzierungen und 3,2 % auf Turnaround Finanzierungen. Die Zahl der Beteiligungen wuchs in 1996 um 4,6% auf 3.127 Fälle. Im Hinblick auf die Branchenstruktur des Gesamtportfolios entfielen 1996 13,5 % auf den Handel, 13,0 % auf den Maschienbau, 7,0 % auf den Sektor Eisen und Stahl, 6,2% auf Holz und Papier und 5,9% auf Elektronik und Elektrotechnik.

Empfehlung 3:

Dem Beteiligungskapitalmarkt oder Venture Capital Markt kommt im Rahmen der Eigenmittelfinanzierung von jungen innovativen Unternehmen durch Dritte die entscheidende Bedeutung zu. Trotz einer dynamischen Entwicklung des deutschen Beteiligungskapitalmarktes im Verlauf dieses Jahrzehnts ist er jedoch im Vergleich zu den USA oder Großbritannien unterentwickelt.


©Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Oktober 1998

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