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TEILDOKUMENT:




III. Kapitalbedarf und Besonderheiten von innovativen Unternehmensgründern - Ansatzpunkte für eine zielgerichtete Hilfe

Junge innovative Unternehmen weisen im Vergleich zu sonstigen Unternehmensgründungen eine Reihe von Besonderheiten auf. Den beträchtlichen Gewinnchancen, die von der Einführung eines neuen Produktes oder einer neuen Technologie ausgehen, steht ein gesteigertes Totalverlustrisiko während des Entstehungs- und Entwicklungszeitraumes gegenüber. Ursachen hierfür sind die Ungewißheit über die technische Durchführbarkeit des Innovationsprojektes, die meist deutlich längere Vorlaufzeit bis zu einem marktfähigen Produkt und vielfach einseitig technisch qualifizierte Gründer, bei denen Managementkompetenz erst noch aufgebaut werden muß. Gerade diese technologisch versierten Gründer weisen oft Wissens- und Erfahrungslücken im Bereich der Unternehmenssteuerung auf. Hinzu treten aber auch unternehmensgrößenbedingte Spezifika, die den Kapitalmarktzugang insbesondere von kleinen und mittleren Unternehmen erschweren. So sind die Kosten einer Kapitaltransaktion (z. Bsp. hohe Informationskosten) für kleine Unternehmen aufgrund ihrer geringeren Losgrößen überproportional hoch. Darüber hinaus ist es kleinen und mittleren Unternehmen häufig nicht möglich Finanzierungstitel auszugeben, die auf organisierten Märkten handelbar sind, weil dem rechtliche aber auch ökonomische Hindernisse entgegenstehen.

Der Kapitalbedarf ist je nach der Entwicklungsphase der innovativen Unternehmung durchaus unterschiedlich. Systematisch lassen sich in Abhängigkeit von der Unternehmensentwicklung deshalb folgende unterschiedliche Finanzierungsphasen differenzieren.

Die Seed-Phase ist der eigentlichen Unternehmensgründung vorgelagert. Seed Capital dient der Finanzierung der Entwicklung und Umsetzung einer Idee in verwertbare Resultate, bis hin zu einem Prototypen, der als Basis für den Aufbau eines Geschäftskonzeptes für ein neu zu gründendes Unternehmen dient.

Die Start-up Phase beschreibt den Zeitraum der Gründung, in dem das Unternehmen aufgebaut, der Markteintritt vorbereitet und das Produkt bis zur Serienreife weiterentwickelt wird. In dieser Phase kommt es zur Markteinführung und Produktionsaufnahme.

Die Expansionsphase beschreibt den Zeitraum des Unternehmensaufbaus und des Wachstums durch Markterschließung. In dieser Phase hat das Unternehmen den Break-Even-Point erreicht und erwirtschaftet inzwischen Gewinne. Beteiligungskapital wird in dieser Phase zur Finanzierung zusätzlicher Produktionskapazitäten, Produktdiversifikation oder zur Marktausweitung benötigt.

Daneben erfolgt die Finanzierung von Unternehmen durch Beteiligungskapital aber auch noch aus anderen Gründen. Die Vorbereitung eines Börsenganges (bridge), sowie die Übernahme eines Unternehmens durch das vorhandene Management (MBO - Management Buy Out) oder durch externes Management (MBI - Management Buy In) können weitere Finanzierungsanlässe sein.

Die Länge des Zeitraumes, den die einzelnen Entwicklungsstufen einer Unternehmung umfassen, ist durchaus unterschiedlich. Eine klare Abgrenzung ist in der Praxis häufig nicht möglich, vielmehr sind die Übergänge fließend. Grundsätzlich ist jedoch festzustellen, daß der Kapitalbedarf in der Frühentwicklungsphase einer Unternehmung vergleichsweise niedrig ist und mit zunehmendem Reifegrad wächst. Bezogen auf technologieorientierte Unternehmensgründungen ist der Kapitalbedarf dreieinhalb mal höher als bei vergleichbaren Unternehmensgründungen aus traditionellen Bereichen.

Empfehlung 2:

Innovative Unternehmensgründungen und junge Unternehmen müssen durch Eigenkapital finanziert werden, denn sie erfordern insbesondere dann, wenn sie technologieorientiert sind, über einen vergleichsweise langen Zeitraum Kapital, welches überproportionalen Chancen und Risiken ausgesetzt ist. Deshalb wird Kapital benötigt, welches die Anlaufverluste der Unternehmung ausgleicht, in vollem Umfang haftet und im übrigen die Liquidität der Unternehmung schont.


©Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Oktober 1998

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