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TEILDOKUMENT:




I. Einleitung



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-Wettbewerbsfähigkeit gewinnen durch Innovationen !

Für hochentwickelte Volkswirtschaften sind Innovationen bei Produkten, Produktionsprozessen und Dienstleistungen von zentraler Bedeutung für die Erhaltung und Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Unter einzelwirtschaftlichen Gesichtspunkten sind Innovationsprojekte häufig mit beachtlichen Chancen aber auch mit beträchtlichen Risiken verbunden. Vielmehr ist die erfolgreiche Umsetzung einer Neuheit in ein marktfähiges Produkt nicht immer garantiert. Für die Finanzierung eines Innovationsvorhabens führt dies dazu, daß potentielle Kapitalgeber aufgrund überdurchschnittlicher Ausfallerwartungen ein entsprechendes Äquivalent bei der Rendite erwarten. Renditeforderungen von 25-40% gegenüber potentiellen Kapitalnehmern sind deshalb keine Seltenheit.

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- Kleine und mittlere Unternehmen schaffen zukunftsfähige Arbeitsplätze !

Vor dem Hintergrund eines zu beobachtenden Entwicklungsszenarios, in dem Großunternehmen ihre innerbetrieblichen Strukturen zunehmend verschlanken und dadurch Arbeitsplätze weiterhin abbauen, kommt den deutschen mittelständischen Unternehmen und innovativen Unternehmensgründern eine Schlüsselrolle bei der Schaffung neuer zukunftsfähiger Arbeitsplätze zu. Vor allem junge innovative Unternehmen können hierbei als Motor des Innovationsprozesses angesehen werden, da von ihnen entwickelte Ideen und Erfindungen in marktfähige Produkte und Verfahren umgesetzt werden. Jede Existenzgründung schafft in den ersten vier Jahren nach ihrer Gründung durchschnittlich 4-6 neue Arbeitsplätze. Junge, schnell wachsende Unternehmen insbesondere aus dem Technologiebereich schaffen innerhalb weniger Jahre mehrere hundert neue Arbeitsplätze. Dabei stehen sie vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits müssen sie in einem Markt bestehen, der durch eine hohe Innovationsdynamik und immer kürzer werdende Produktlebenszyklen gekennzeichnet ist. Andererseits müssen sie in einem relativ kurzen Zeitraum sowohl national wie auch international wettbewerbsfähig sein. Vorausssetzung für die Bewältigung dieser doppelten Herausforderung ist jedoch eine ausreichende finanzielle Basis, um die typischerweise in der Frühentwicklungsphase anfallenden Anlaufverluste auffangen zu können und die Widerstandsfähigkeit der Unternehmung für den Fall konjunktureller Schwankungen zu erhöhen.

Während bei Existenzgründern durchschnittliche Gründungskosten in Höhe von 250.000,00 DM anfallen, bewegt sich der Kapitalbedarf bei technologieorientierten Gründungen in einer Größenordnung von 1 Millionen DM und mehr. Derartige finanzielle Ressourcen sind jedoch beim unternehmerischen Nachwuchs nur in den seltensten Fällen verfügbar. Vielmehr belaufen sich ihre durchschnittlich mobilisierbaren Eigenmittel auf 30.000,00 DM. Ihr wesentliches Kapital besteht dementsprechend auch weniger in finanziellen Mitteln als vielmehr in einer neuen Marktidee, deren Erfolgschancen besonders schwer abzuschätzen ist.

Innovative Unternehmensgründer und junge Unternehmen haben insbesondere vor oder kurz nach der Gründungsphase ein akutes Finanzierungsproblem. Dies insbesondere deshalb, weil typischerweise auftretende Anlaufverluste in der Frühentwicklungsphase infolge von Markterschließungskosten, fehlende Möglichkeiten der Innenfinanzierung einer Gründungsunternehmung und intensive F&E Tätigkeit, insbesondere bei technologieorientierten Unternehmen, zu einem hohen Kapitalverzehr führen. Fehlende Eigenmittel und ein Mangel an banküblichen Sicherheiten verhindern eine klassische Kreditfinanzierung dieser Unternehmen. Außerdem ist die vergangenheitsbezogene Beurteilungspraxis und das häufig nur rudimentär vorhandene Branchen-Know-How vieler Kreditinstitute für die Bewertung eines innovativen Projektes weder ausreichend noch geeignet. Eine Kreditfinanzierung macht in diesem Bereich ohnehin wenig Sinn, da der Kreditgeber zwar an den Risiken, nicht aber an den Chancen partizipiert. Im Risikofall geht der gesamte Kredit verloren, im Chancenfall bleibt es bei Zins und Tilgung.

Die Kapitalbeschaffung für Entwicklungsmaßnahmen, die Markteinführung eines neuen Produktes oder die Finanzierung der Wachstumsphase wird damit zu einem zentralen Problem für innovative Unternehmen mit Wachstumspotential. Deshalb sind sie in besonderer Weise darauf angewiesen, über den Kapitalmarkt risikotragendes Eigenkapital i.d. Regel in Form von Beteiligungskapital zu erhalten.

Im Gegensatz zu den USA gibt es in Deutschland jedoch keine ausgeprägte Risikokapitalkultur. Dabei steht privates Kapital durchaus in ausreichendem Umfang auch in Deutschland zur Verfügung. Nicht zuletzt durch die Gewährung zweifelhafter steuerlicher Vergünstigungen kam es in der Vergangenheit jedoch zu einer volkswirtschaftlichen Fehlallokation privaten Kapitals. Nicht Investitionen in innovative Gründungsvorhaben wurden steuerlich begünstigt, sondern Schiffsbeteiligungen oder Investitionen in Immobilien.

Empfehlung 1:

Der Gesetzgeber und die Träger des Kapitalmarktes sind gefordert, die notwendigen Rahmenbedingungen für einen funktionierenden Risikokapitalmarkt in Deutschland zu schaffen.


©Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Oktober 1998

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