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[Seite der Druckausg.: 75 = Zwischentitelblatt]


Internationaler Dialog

Arbeit-Umverteilung

Beschäftigung/Arbeitslosigkeit

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Arbeit/Ausbildung

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Gleichstellungspolitik

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Gewerkschaftsarbeit

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Umwelt

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Beschäftigung/Arbeitslosigkeit

Trotz der in Europa gesetzlich verankerten Chancengleichheit für Frauen und Männer auf dem Arbeitsmarkt stoßen Frauen in den Ländern der Europäischen Union auf eine Reihe von Hindernissen, die ihrer vollen Beteiligung am Erwerbsleben im Wege stehen. Obwohl der Anteil der Frauen an der erwerbstätigen Bevölkerung in den letzten zehn Jahren erheblich gestiegen ist, sind Frauen weiterhin mehr von Arbeitslosigkeit betroffen, als ihre männlichen Kollegen: 41 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung in der Europäischen Union sind Frauen, aber über 12 Prozent von ihnen sind arbeitslos. Dagegen sind „nur" knapp 10 Prozent der männlichen Erwerbstätigen in der EU ohne Arbeit. Die Europäische Kommission will sich verstärkt darum bemühen, die Chancengleichheit als integralen Bestandteil ihrer Beschäftigungspolitik zu verfolgen.

In Veranstaltungen und Publikationen informierte das Referat Westliche Industrieländer über die gleichstellungs- und beschäftigungspolitischen Ansätze der Europäischen Union. Frauen aus ganz Europa konnten sich über erfolgreiche Strategien zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen informieren und gemeinsame Positionen formulieren. Eine Ausgabe unserer Reihe „Eurokolleg" untersuchte die von der Europäischen Kommission vorgelegten, auf dem Sondergipfel zur Beschäftigung in Luxemburg verabschiedeten, Leitlinien für beschäftigungspolitische Maßnahmen. Sie gab einen Überblick über die bisherige Gleichstellungspolitik der Europäischen Union. Auf einer Konferenz zu diesem Thema diskutierten in Bonn Frauen aus Deutschland, Großbritannien und Frankreich Wege zur nationalen Umsetzung der Leitlinien des Luxemburger Beschäftigungsgipfels.

Von den Zielen und Erfolgen des britischen Programms „New Labour - New Women" wollen Deutsche lernen und eigene Erfahrungen gegenüberstellen. Nachdem unser Büro in London im letzten Jahr einen ersten Meinungsaustausch auf parlamentarischer Ebene dazu organisiert hatte, wurde 1998 ein Papier der Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden der Querschnittsgruppe Gleichstellung von Frau und Mann, Ulla Schmidt, über Frauen und Beschäftigung in Deutschland herausgegeben, das sich an Politikerinnen und Fachfrauen wendet. Vorgestellt wurden deutsche Modelle zur Verbesserung der Beschäftigungssituation von Frauen.

Um Wege der direkten Einflußnahme auf europäischer Ebene kennenzulernen hat das Büro in Brüssel ein Informationsseminar für 13 Betriebsrätinnen der IG Bergbau-Chemie-Energie organisiert. Die Teilnehmerinnen, Mitglieder der Frauenausschüsse ihrer Betriebe, bekamen die Gelegenheit, mit Fachleuten aus europäischen Institutionen und gewerkschaftlichen Zusammenschlüssen zu diskutieren. Anschließend nahmen sie außerdem an einer Ausschußsitzung des Europäischen Parlaments teil. Die während des Seminars hergestellten Arbeitskontakte sollen den Gewerkschafterinnen helfen, zukünftig ihre Interessen auch auf der europäischen Ebene einzubringen.

Zur Förderung von Frauen in privaten Unternehmen gibt es positive Beispiele in Großbritannien („Opportunity 2000") und Deutschland (Arbeitskreis „Total E-Ouality"). Von diesen Erfahrungen wollen die Portugiesen profitieren und baten um Unterstützung. Unser Büro in Lissabon organisierte in Zusammenarbeit mit den Frauengleichstellungskommissionen des portugiesischen Ministerpräsidenten und des Arbeitsministeriums ein Seminar zu „Chan

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cengleichheit als strategische Neuerung in den Unternehmen" in Porto. Insgesamt kamen rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Unternehmend und Gewerkschaften zu diesem Seminar. Die Beispiele zur Frauenförderung bei der Volkswagen AG in Deutschland sowie in zwei kleinen Betrieben in Deutschland und England fanden ein sehr positives Echo bei einer Reihe von portugiesischen Unternehmen. Diese erfolgreichen Modelle zeigen, daß betriebliche Frauenförderung nicht nur Vorteile für die Chancengleichheit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat, sondern vor allem eine lohnende Investition in die Humanressourcen ist. In seinem abschließenden Kommentar auf dem Seminar hat der Staats-
sekretär für Arbeit und Soziales, Fernando Ribeiro, spontan einen Preis für Unternehmen mit beispielhafter Praxis auf dem Gebiet der Chancengleicheit angekündigt.

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Arbeit/Ausbildung

Das erste, vom Büro Tel Aviv unterstützte, dreijährige Stipendienprogramm für Beduininnen an der Ben Gurion Universität im Negev wurde in diesem Jahr erfolgreich mit dem Examen der fünf Studentinnen abgeschlossen. Das Projekt hat inzwischen auch andere Förderer gewonnen (u.a. die schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis).

Nach dem erfolgreichen Abschluß der Pilotphase des Projekts „Förderung von Frauen in ländlichen Gebieten", hat das Büro Jerusalem beschlossen, dieses Projekt fortzuführen. In der Westbank und dem Gazastreifen werden Multiplikatorinnen für die Erwachsenenbildung qualifiziert, in ausgewählten Dörfern Frauennetzwerke und Frauenzentren aufgebaut und Führungskräfte ausgebildet.

Zur Bekämpfung von Armut und Arbeitlosigkeit von Frauen in Jordanien, hat das Büro Amman mit dem „Business & Professional Women Club" (BPWC) Trainingskurse zur Existenzgründung und Verbesserung der Qualifikation von Frauen durchgeführt. In diesen Kursen werden Frauen ermutigt, den Schritt zur Selbständigkeit ins „Small & Medium Business" zu wagen, um ihre Beschäftigungs- und Einkommenssituation zu verbessern. Daneben wurde das mit der Noor Al Husein Foundation 1995 begonnene Projekt „Promoting Women Leadership" auch in diesem Jahr fortgeführt. Schwerpunkte der 16 Seminare und 8 Trainingskurse waren Sozial-, Arbeits- und Wahlrecht sowie Führungstätigkeiten. Das Ziel dieses Programms ist die Verbesserung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Frauen in Wirtschaft, Politik und Sozialwesen. Durch eine Aufklärung über die Rechte der Frauen, sollen sie ermutigt werden, aktiver an gesellschaftspolitischen Entscheidungen mitzuwirken, um ihre wirtschaftliche und soziale Lebenssituation zu verbessern und damit auch ihre gesellschaftspolitische Position zu stärken.

Die Frauenorganisation „Media Projekt" im Kosovo wurde in ihrer Arbeit zur Ausbildung junger Journalistinnen in Fernsehen, Zeitung und Radio vom Büro Belgrad unterstützt. „Media Projekt" engagiert sich nicht nur in der Bildungsarbeit, sondern auch mit gerade in der aktuellen Kriegszeit wichtigen Projekten zur Überwindung von Krisensituationen und zur Vermittlung von Dialogen für ein gemeinsames Leben der verschiedenen Volksgruppen.

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Gleichstellungspolitik

Das Büro Malta organisierte eine Diskussionsveranstaltung zum Thema „Gleichberechtigung im Gericht".Bei diesem Treffen wurde diskutiert, welchen Problemen Frauen bei der Konfrontation mit männlichen Richtern und Anwälten immer wieder begegnen. Ein zweiter Schwerpunkt waren legislative Diskriminierungen und Vorurteile, mit denen Frauen im Rechtssystems Maltas nach wie zu kämpfen haben. Außerdem hat das Büro eine Seminarreihe für Frauen mit dem Titel „Selbstsicherheit" organisiert, bei der die Teilnehmerinnen von einer Psychologin geschult wurden, wie sie bei Diskussionen selbstsicherer auftreten und für ihre eigenen Rechte eintreten können. Zielgruppe waren Frauen, die in Gewerkschaftsorganisationen oder in der Politik aktiv sind oder werden wollen.

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Gewerkschaftsarbeit

In Zusammenarbeit mit dem „Workers’ Participation Development Centre" der Universität Malta (WPDC) bot das Büro Malta im Rahmen seiner Diploma-Kurse ein Frauenseminar an, das sich mit dem Problem generationsübergreifender Loyalität beschäftigte. Ein Thema, das hauptsächlich Frauen betrifft, denn trotz Veränderungen in der Familienstruktur bleibt es traditionell ihnen überlassen, familiäre Probleme oder Krisen zu lösen. Mit der gewerkschaftlichen Dachorganisation in Malta, der „General Workers’ Union (GWU)", wurde am Internationalen Frauentag eine Veranstaltung zum Thema „Gesundheit am Arbeitsplatz" organisiert. Dabei wurde unter anderem über das Problem der Doppelbelastung von Frauen (Erwerbsarbeit und Familie) diskutiert. Der Erfolg dieses Seminars zeigte deutlich, wie notwendig es ist, Frauen in der Gewerkschaft mehr Möglichkeiten zu bieten, frauenspezifische Themen zu diskutieren. In der von Männern dominierten GWU war ein spezielles Seminarprogramm für Frauen bislang nicht vorgesehen. Unser Büro auf Malta hat daher eine Seminarreihe („Problemlösungen und Kommunikation") begonnen, in der aktive Gewerkschafterinnen, die fortan als Multiplikatorinnen wirken, trainiert werden. Die Reihe richtet sich an aktive Gewerkschaftsfrauen aus allen Sektionen. Ziel ist, diese Frauen weiterzubilden, damit sie sich verstärkt um die Probleme ihrer Kolleginnen kümmern und Lösungen erarbeiten können. So kann ein Bewußtsein dafür geschaffen werden, daß die Probleme berufstätiger Frauen keine Privatangelegenheit sind und Gewerkschaftspolitik nicht nur Tarifpolitik ist.

"Jugend und Frauen in den Gewerkschaften" war das Thema eines Seminars, das vom Büro Zagreb unter Mitwirkung der deutschen Referentin Manuela Napolski, Referatsleiterin der Abteilung Jugend beim DGB, durchgeführt wurde. Teilgenommen haben jugendliche GewerkschafterInnen aus ganz Kroatien. Zentrale Probleme der kroatischen Gewerkschaften, wie die Mitgliederwerbung unter Jugendlichen und Frauen oder die Integration von Jugend- und Frauenorganisationen, wurden während des Seminars angesprochen.

Im Rahmen der regionalen Gewerkschaftsarbeit des Büros in Warschau hat sich ein „Deutsch-polnischer Frauenrat" gebildet, der sich mit frauenspezifischen Fragen auf beiden Seiten der Grenze befaßt. Man will in diesem Gremium einen Erfahrungs- und

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Wissensaustausch anstoßen. Polnische Frauen sollen sich so darauf vorbereiten, ihre Interessen in den Beitrittsprozeß ihres Landes in die Europäische Union zu vertreten. Der Kontakt zu Frauen jenseits der Grenze kann dabei helfen, denn oft gleichen sich doch die Probleme.

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Umwelt

In Kooperation mit der „National Commission for Women" organisierte das Büro Beirut eine Reihe von Workshops zu umweltpolitischen Fragen in allen Distrikten des Libanon Repräsentantinnen verschiedener NGOs und Mitglieder der Gemeinderäte wurden zu Trainerinnen für umweltpolitische Seminare ausgebildet. Zugleich wurde über bestehende ökologische Projekte und die Möglichkeiten eines umweltpolitischen Engagements informiert. Ein wichtiges Ergebnis dieser Workshops war die Gründung des „Green Hand Network", das unter der Schirmherrschaft der Frau des ehemaligen Präsidenten, Mona Elisa Hrawi, und in Anwesenheit des damaligen Umweltministers, Akram Chehayeb, gegründet wurde.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Mai 2000

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