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TEILDOKUMENT:
(Inhaltliche Kurzbeschreibungen) [Seite der Druckausg.: 45 = Zwischentitelblatt] (Inhaltliche Kurzbeschreibungen)
[Seite der Druckausg.: 46 = Leerseite ] [Seite der Druckausg.: 47 ]
Zur Aufhebung des Eheprivilegs im Grundgesetz
Die Grundpfeiler der Institution Ehe, deren besondere Bedeutung im Grundgesetz noch einmal verankert ist, verändern sich. Die Geschlechterbeziehungen werden nicht mehr so traditionell gelebt wie noch vor wenigen Jahren. In vielen Fällen ist die Ehe nicht mehr eine Beziehung auf Lebenszeit, es fehlt immer mehr an der öffentlichen Deklaration, die eheliche Lebensgemeinschaft muß nicht mit der Wohngemeinschaft übereinstimmen, die sexuelle Treue wird anders verstanden als früher und immer häufiger ist die Ehe keine Basis für Elternschaft mehr. Aus der Analyse der wachsenden Zahl anderer Formen der Geschlechterbeziehungen werden die staatlichen Regelungen, die alle auf der traditionellen Ehevorstellung basieren, kritisch hinterfragt. Selbst für die Frauen, die sich auf die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung einlassen, gibt es durch die traditionelle Ehe selten einen wirklichen Schutz. Für sie kumulieren die Nachteile spätestens im Fall des Todes des Ehemannes oder der Scheidung. Angesichts dieser Veränderungen in der Lebenswirklichkeit von Paaren erscheint es angemessener, mit Privilegien und dem besonderen Schutz des Staates dort anzusetzen, wo Kinder oder Hilfsbedürftige zur Lebensgemeinschaft gehören.
Vom gesellschaftlichen Umgang mit der Qualifikation
Qualifikationskonzepte sind nicht geschlechtsneutral, sondern mit Geschlechterstereotypen verknüpft. Dabei ist immer die Unterlegenheit der Frau dem Manne gegenüber impliziert. Zunächst wird herausgearbeitet, daß Qualifikationskonzepte soziale Konstrukte sind und politisch gestaltet werden. Darüber hinaus werden die androzentrischen Elemente gängiger Qualifikationskonzepte identifiziert und Gegenkonzepte aus der Frauenforschung diskutiert. Herrschende Qualifikationskonzepte beziehen sich nur auf den Erwerbsarbeitsteil der Arbeitskraft und damit nur auf Fähigkeiten, die für marktförmig organisierte Arbeit gebraucht werden. Frauen arbeiten aber zusätzlich im Nichterwerbsbereich. Die dort erworbenen Fähigkeiten bekommen traditionell nicht den Rang von Qualifikationen. Das in der Frauenforschung entwickelte Konzept des weiblichen Arbeitsvermögens scheint nicht sehr geeignet, die speziellen Fähigkeiten von Frauen zu erfassen. Es folgt dem Muster einer Geschlechterpolarität, das in die Gefahr gerät, die Differenz zwischen den Geschlechtern zu idealisieren und damit wiederum Festlegungen sowohl für Männer als auch für Frauen zu treffen. Das Konzept der Schlüsselqualifikationen scheint demgegenüber geeigneter, wenn es um die Fähigkeiten, die im Nichterwerbsarbeitsbereich erworben werden können, erweitert wird. [Seite der Druckausg.: 48 ]
Die privat und von Frauen geleistete Arbeit in den Haushalten wird nicht nur in der Statistik verdrängt. Frauen leisten aber zwei Drittel der gesellschaftlich anfallenden Arbeitsstunden. Ein Blick in die Geschichte zeigt, welche tiefgreifenden Veränderungen in den Arbeitsinhalten und in der Arbeitsorganisation der heute sogenannten Hausarbeiten es gegeben hat. Die Frauenbewegung hat auf die Bedeutung dieser Hausarbeit immer wieder hingewiesen, die Debatte um den Lohn für Hausarbeit entfacht. Ein Blick auf Alternativen zur privaten Hausarbeit in anderen Ländern kann Anregungen geben, auch in der Bundesrepublik neue Formen dieser Arbeit zu entwickeln. Dabei ist es wichtig, politisch zu entscheiden, welche Arbeiten aus der Unbezahltheit herausgenommen und zum infrastrukturellen Angebot umgestaltet werden sollen, und wie eine egalitäre Verteilung der unbezahlt verbleibenden Arbeiten zwischen den Geschlechtern zu unterstützen ist.
In Zukunft wieder Reservearmee?
Wenn man glaubt, daß der zu erwartende Schrumpfungsprozeß der Bevölkerung zu erhöhten Chancen der Frauen führen wird, sich durch Erwerbsarbeit eine eigenständige Existenz bis ins Alter zu sichern, dann trügt diese Hoffnung. Eine automatische Entwicklung in dieser Richtung wird es nicht geben. Die Prognosen zur Entwicklung der Erwerbsarbeitsverhältnisse, der Erwerbsarbeitssegmente und der Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern zeigen, an welchen Stellen frauenpolitische Aktivitäten notwendig sind, um das Ziel der eigenständigen Existenz von Frauen durch Erwerbsarbeit zu erreichen. Insbesondere die im Moment zu beobachtende Tendenz der Privatisierung von Haus- und Sorgearbeit führt dazu, daß Frauen nicht nur ökonomisch unsicherer leben, sondern daß ihnen auch der Erwerbsarbeitsmarkt immer weiter verschlossen wird.
Die Doppelverdienerin.
Erwerbstätige Frauen erhalten im Durchschnitt etwa ein Drittel weniger Entgelt als Männer. Die Schere im Verdienst zwischen den Geschlechtern wird noch in Zukunft weiter auseinanderklaffen, da die Übernahme der tariflichen Bestimmungen in Ostdeutschland noch nicht ganz vollzogen ist. Als Hauptgrund für die Lohndiskriminierung wird das Ernährermodell, auf dem auch tarifpolitische Entscheidungen basieren, herausgearbeitet. Solange die geschlechtshierarchische Arbeitsteilung besteht und das Einkommen des Mannes als Hauptverdienst für die Familie gilt, solange werden Frauen Schwierigkeiten haben, einen gleichen Lohn für ihre gleichwertige Arbeit zu erhalten. Als Strategie zum Abbau der Lohndifferenz zwischen den Geschlechtern ist deswegen die private und unbezahlte Erziehungs- und Pflegearbeit in [Seite der Druckausg.: 49 ] ihrer Struktur so zu verändern, daß sie allen, die sie leisten, eine ökonomische Grundsicherung bieten kann. Für die gewerkschaftliche Lohnpolitik zeigt das schwedische Beispiel, daß eine gezielte Frauenlohnpolitik als Lohnstrukturpolitik die Diskriminierung beheben kann.
Berufe brauchen kein Geschlecht. Zur Aufwertung sozialer Kompetenzen in Dienstleistungsberufen
Ein diskriminierender Widerspruch zeigt sich, wenn einerseits soziale Kompetenzen im beruflichen Handeln immer stärker an Bedeutung gewinnen, andererseits diese Kompetenzen, wenn sie in Frauenberufen gebraucht werden, weiterhin unterbewertet bleiben. Als ein Grund für die weiter bestehende Abwertung dieser sozialen Kompetenzen wird die gesellschaftlich produzierte Vergeschlechtlichung der sozialen Fähigkeit herausgestellt. Diese Vergeschlechtlichung von Berufen und Handlungspotentialen führt dazu, daß die Hierarchie zwischen den Geschlechtern immer wieder und mit vielfältigen Mechanismen hergestellt wird. Dieser Prozeß kann durch eine Relativierung der Kategorie Geschlecht, durch eine Minderung ihrer Bedeutung unterbrochen werden. Dazu muß die Verknüpfung von Geschlecht und Beruf sowie von Geschlecht und Handlungspotentialen aufgelöst werden, und der Wert sozialer Fähigkeiten für berufliches Handeln so bestimmt werden, daß auch die in Frauenberufen erforderliche soziale Kompetenz als soziale Qualifikation anerkannt werden und entsprechend höher bewertet werden kann.
Ist die Verwaltungsreform geschlechtsneutral?
Die Expertise greift das Defizit des herrschenden Diskurses zur Verwaltungsreform auf und thematisiert die Geschlechterfrage. Sie zeigt, an welchen Stellen der Reformdebatte und konkreter Reformprozesse insbesondere die Interessen von Frauen zu berücksichtigen sind und welche Konsequenzen dies für die Gestaltung der Reformprozesse haben müßte.
Tarifpolitik gegen Lohndiskriminierung
Im Auftrag des DGB-Bundesvorstandes, Abteilung Frauenpolitik, wurde ein Gutachten erstellt, in dem der Frage nachgegangen wird, welchen Anteil die Tarifpolitik an der Aufrechterhaltung, aber auch am Abbau der geschlechtshierarchischen Lohndifferenz hat. Dabei werden Bewertungskriterien für die Erwerbsarbeit, die Strukturen der Tarifverträge, aber auch die herrschende Entgeltdifferenzierung kritisch überprüft und Veränderungen aufgezeigt. Es werden Strategien beschrieben, mit denen die Frauen selber die Tarifpolitik beeinflussen können: durch Diskussion zur solidarischen Lohnpolitik, durch eine Demokratisierung der Tarifpolitik sowie durch gezielte Aufwertungskampagnen für die den Frauen zugewiesenen Arbeiten. [Seite der Druckausg.: 50 ]
Der Tauschwert sozialer Qualifikation
Mit dieser Expertise werden Ergebnisse eines empirischen Forschungsprojektes zu der Frage: Was ist soziale Qualifikation? so umgesetzt, daß sie für die Tarifpolitik nutzbar werden. Ausgangspunkt ist die empirisch erwiesene Erkenntnis, daß in jedem beruflichen Handeln Anforderungen an die soziale Qualifikation gestellt werden und daß diese Anforderungen immer mehr wachsen. Gerade in den unteren Lohngruppen würde die Aufnahme des Anforderungsmerkmales Soziale Qualifikation" zu einer etwas gerechteren Entlohnung führen, die insbesondere den Frauen zugute käme.
Das Geschlecht als Bremse? Lebenswirklichkeit junger
In dieser Expertise wird der in der Frauenforschung heftig diskutierte Ansatz der Dekonstruktionstheorie auf die Frage angewendet, warum immer weniger junge Frauen sich gewerkschaftlich engagieren. Dabei werden zum einem die gängigen Adoleszenztheorien und die Befunde über die" jungen Frauen kritisch aufgearbeitet, zum anderen aber auch die Faktoren bestimmt, die in den Strukturen und in der Politik der Gewerkschaften als Großorganisationen liegen und die dazu führen, daß die Geschlechterdifferenz auch von hier immer wieder aufs Neue reproduziert wird.
Das 654 Milliarden Paket.
In dieser Expertise werden die aktuellen politischen Bemühungen um die Veränderung der privat organisierten Hausarbeit (Stichwort Dienstmädchenprivileg) aus der Perspektive einer feministischen Arbeitstheorie diskutiert. Dabei wird deutlich, wie konservative Modellvorschläge die immer noch vorhandenen patriarchalen Strukturen der Familienbeziehungen weiter verstärken. Demgegenüber wird aufgezeigt, wie Modelle und Konzepte von Dienstleistungspools bzw. Agenturen aussehen müssen, um die Interessen der Frauen an einer eigenständigen ökonomischen Existenz besser zu verwirklichen.
Die verborgene Armut der Frauen
Die Armut ist nicht weiblich, aber der Geschlechtervertrag verursacht eine spezifische Armut von Frauen gegenüber Männern in vergleichbarer Lage. Nicht nur die Armutsforschung folgt oft einer Perspektive, die die männliche Lebenssituation für die allgemein gültige hält, auch die Strategien zur Armutsbekämpfung erscheinen oft geschlechtsneutral. Demgegenüber wird herausgearbeitet, welche spezifischen Formen weiblicher Armut entstehen. So birgt der herrschende Ehevertrag eine solche Risiko- [Seite der Druckausg.: 51 ] armut für Frauen, aber auch die geschlechtshierarchischen Strukturen des Arbeitsmarktes und des Sozialstaates gefährden Frauen in besonderer Weise. Die verborgenen Schätze der Frauen. Über die Aufwertung der Qualifikationen aus der Familienarbeit in der Erwerbsarbeit In vielen Gleichstellungsgesetzen ist geregelt, daß die in der Familienphase erworbenen Qualifikationen bei der Beurteilung der Eignung für einen Arbeitsplatz berücksichtigt werden sollen. Zur Umsetzung dieser Klausel müssen Defizite in zwei Bereichen behoben werden: Zum einen fehlen bislang Analysen und Untersuchungen, aufgrund derer die Qualifikationen genauer definiert werden können. Zum anderen werden bisher weder in betrieblichen Anforderungsprofilen noch in tariflich vereinbarten Bewertungsrastern die Merkmale erfaßt, die insbesondere an Frauenarbeitsplätzen relevant sind, darunter besonders die sozialen Qualifikationen. Beide Problembereiche werden diskutiert und erste Vorschläge zur praktischen Umsetzung vorgestellt.
Heim zur Arbeit. Teleheimarbeit und Geschlechterverhältnis
Die feministische Technikdebatte wird auf die konkrete Frage, welche Bedeutung die in Zukunft immer mehr verbreitete Teleheimarbeit für das Geschlechterverhältnis haben wird, angewandt. Ausgehend von der These, daß der Prozeß der Technisierung auch ein gendering" Prozeß ist, also ein gesellschaftlicher Prozeß, der das Geschlechterverhältnis beeinflußt und formt, wird der widersprüchliche Ein- und Ausschluß von Frauen aus der Technikentwicklung und bei der Technikanwendung am Beispiel der Teleheimarbeit diskutiert. Das Versprechen, mit Teleheimarbeit sei eine Arbeitsform gefunden, die die Vereinbarkeit vom Beruf und Familie erleichtere, wird unter der Fragestellung untersucht, welchen Beitrag diese Arbeitsform wirklich zur Umverteilung von Geld, Arbeit und Macht zwischen den Geschlechtern beiträgt.
Frauen im Mainstreaming -
Angesichts der vielen Veränderungen in Organisationen, ihres Umbaus und ihrer Verschmelzungen stellt sich die Frage nach den politischen Strategien zur Geschlechterfrage neu. Entwickelt auf internationaler, speziell europäischer Ebene erscheint Mainstreaming als eine aussichtsreiche Strategie, die Frauen aus ihrer Zweitrangigkeit zu befreien. Mainstreaming bedeutet, daß die Geschlechterbeziehungen in bislang männerzentrierten Denkweisen, Organisationsformen und Verfahrensweisen thematisiert werden. Je nach dem Ergebnis der Analysen werden konkrete Veränderungen geplant, umgesetzt und evaluiert. Macht Mainstreaming nun eine Politik der geschlechtergerechten Quotierung von Positionen überflüssig, oder setzt es sie voraus? In welchem Verhältnis stehen diese beiden Strategien zur Frauenförderpolitik? Eine Orientierung zu dieser Frage wird in den neuen Diskursen zur Geschlechtertheorie gesucht und analysiert, welche Theorie jeweils die eine oder andere Strategie trägt. [Seite der Druckausg.: 52 ] Geschlechtertheoretische Entwürfe werden mit der frauenpolitischen Praxis verknüpft und der Stellenwert verschiedener Strategien bestimmt. Dabei wird gezeigt, daß Mainstreaming kein Ersatz für Quotierung, normative Festlegungen zur Geschlechterfrage oder autonome Frauenräume sein kann. Mainstreaming setzt an der Erfahrung an, daß die Umsetzung der geschlechtlichen Antidiskriminierung ein viel gewaltigeres und tiefgreifenderen Vorhaben ist als viele glauben wollen. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Mai 2000 |