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Informationsgesellschaft -
Internationale
Frauen-Universität

Chancen und Risiken der Informationsgesellschaft

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Chancen und Risiken der Informationsgesellschaft

Der Anteil von Frauen in Wissenschaft und Wirtschaft im Bereich neuer Technologien, insbesondere der Informations- und Kommunikationstechnologien ist nach wie vor marginal. Daran hat sich auch im letzen Jahrzehnt wenig geändert, obwohl neue Technologien und Naturwissenschaften eine bestimmende Rolle in unserer Gesellschaft spielen und bereits heute viele Lebensbereiche prägen.

Junge Frauen im Bereich neuer Technologien zu stärken und zu fördern hat sich das Referat Frauenpolitik mit der Veranstaltungsreihe „Junge Frauen aus Wissenschaft, Forschung und Management im Dialog" als Ziel gesetzt. Erstmals fand im Rahmen der Dialogreihe im Aachener Technologiezentrum unter der Leitung der Bundestagsabgeordneten Ulla Schmidt eine Fachtagung zum Thema „Chancen und Risiken der Informationsgesellschaft" statt. Rund 50 junge Frauen nutzen dieses Angebot.

Mit dieser Veranstaltung sollten die Kompetenzen und Erfahrungen jüngerer Frauen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gebündelt und den weiblichen Nachwuchskräften zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig sollte der Aufbau von Netzwerken angeregt werden, in denen die Frauen Informationen über Jobs und neue fachliche Entwicklungen austauschen können.

Im Mittelpunkt der Konferenz standen drei große Themenkomplexe:

  1. Chanen und Risiken der Informations- und Kommunikationstechnologien für die gesellschaftliche Entwicklung

  2. Ausbildungs- und Beschäftigungschancen von Frauen in der Informationsgesellschaft

  3. Entwicklung des Frauenanteils unter den Studierenden naturwissenschaftlicher und technischer Fächer am Beispiel der RWTH Aachen.


Chancen und Risiken der Informations- und Kommunikationstechnologien für die gesellschaftliche Entwicklung

Für den ersten Schwerpunkt sprach vor allem die Wissenschaftlerin Dr. Martina Fromhold-Eisebith vom Geographischen Institut der RWTH Aachen. Dabei vertrat sie die These, daß in der Informationsgesellschaft die Risiken gegenüber den Chancen überwiegen, wenn nicht an den richtigen Stellen gegengesteuert würde.

Sie begründete das mit drei Punkten:

  1. Informationsgesellschaft oder eher „über-informierte Gesellschaft?
    Das Angebot an Informationen nimmt ständig zu und erschwert den Menschen Orientierung und Bewertung. Überforderung und wachsender Druck auf den einzelnen sind die Folge. Das Beispiel Internet zeigt deutlich, daß immer mehr Zeit gebraucht wird, um aus der überwältigenden Informationsfülle das wirklich Relevante herauszufiltern.

  2. Informationsgesellschaft oder eher „un"-informierte Gesellschaft?
    Die technologische Entwicklung und Innovation in diesem Bereich schreiten rasend schnell voran. Immer kürzer werden die Halbwertzeiten. Die Zahl neuer Technologien und des einmal Gelernten wird dabei noch mithalten können, zukünftig wahrscheinlich eher sinken als steigen.

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  3. Informationsgesellschaft als enthumanisierte Rationalisierungsgesellschaft ?
    Durch die neuen IuK-Technologien wird das Rationalisierungspotential noch weiter steigen. Arbeitsplätze werden in großer Zahl verloren gehen. Persönliche Beratungsgespräche werden mehr und mehr durch elektronische Dienste ersetzt, z.B. in Banken und Versicherungen oder im Buchhandel. Das ist eine außerordentliche bedenkliche Entwicklung, unter beschäftigungspolitischen Aspekten ebenso wie im Hinblick auf den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft.

Diesen Risiken und Ängsten stehen jedoch unter den Stichworten Dezentralisierung und Deregulierung auch große Hoffnungen gegenüber. In der öffentlichen Diskussion werden vor allem folgende Vorteile genannt:

Dezentralisierung im Sinne von Ausbreitung und Vermehrung von Arbeitsplätzen:

In der Tat, ist im Zeitraum von 1995 bis 1997 die Zahl der Arbeitsplätze im IT-Bereich um 20 Prozent gestiegen. Dabei sind viele neuen und für Frauen sehr interessante Berufe entstanden, gerade auf dem Feld hochqualifizierter Dienstleistungen.

Bessere Partizipation von peripheren Regionen und Gruppen:

Die IuK-Technologien machen es möglich, auch in Regionen mit schwacher Infrastruktur und von zu Hause aus qualifizierte Berufe auszuüben; Stichwort Telearbeit. Der rasche Zugang zu virtuellen Diensten und Informationen und die sekundenschnelle Kommunikation über große Entfernung ist heute problemlos möglich. Wo jemand seine Aufgabe erledigt, spielt im Grunde keine Rolle mehr.

Telearbeit bietet Frauen demnach zumindest theoretisch gute Möglichkeiten, Karriere und Familie zu verbinden. Die praktische Ausgestaltung dieser Arbeitsform steckt in Deutschland allerdings noch in den Anfängen.

Beschäftigungs- und Ausbildungschancen von Frauen in der Informationsgesellschaft

Mit diesem zweiten Thema befaßten sich die Bundestagsabgeordnete. Ulla Schmidt, die Gleichstellungsbeauftragte der Deutschen Telekom AG, Inaluk Schaefer, und die Projektleiterin Dr. Helga Huskamp, vom Büro Andreas Grosz, Unternehmenskommunikation.

Ulla Schmidt sah Berufschancen junger Frauen vor allem in der Medienkommunikation und in den neuen Technologien.

Jüngere Frauen müssen sich in Zukunft von den traditionellen Frauenberufen abwenden und sich stärker als bisher für Studiengänge Informatik, Elektrotechnik und Ingenieurwissenschaften öffnen. Aber auch im nicht-akademischen Bereich gibt es gute berufliche Perspektiven für junge Frauen in den zukunftsträchtigen Branchen Medienwirtschaft, Telekommunikation, Freizeitwirtschaft und Umwelttechnik. Bis Anfang August entstehen allein im Bereich Medienkommunikation bundesweit drei neue Ausbildungsberufe: MediengestalterIn, Film- und VideoeditorIn sowie Fachangestellte für Medien - und Informationsdienste. Wichtigstes Ziel für die Zukunft ist es, in all diesen Berufen die Hälfte der Ausbildungsplätze für Mädchen zu reservieren. Das ist aber nur dann zu realisieren, wenn Mädchen und junge Frauen systematisch an Berufe herangeführt werden, die mit Informationstechnologien zu tun haben. Schmidt for-

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derte, daß Informatik zum Pflichtfach an allen Schulen wird.

Inaluk Schaefer stellte das Frauenförderkonzept ihres Unternehmens in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen. Ziel dieses Programmes ist es, Frauen die Welt der Technik und Naturwissenschaften mit ihren vielen multimedialen Facetten und Anwendungsmöglichkeiten näherzubringen.

In diesem Zusammenhang verwies sie auf neue Ausbildungsrichtungen in technischen Berufen bei der Deutschen Telekom, die für Frauen besonders attraktiv sind, weil sie technische Elemente mit kaufmännischen vereinen, wie z.B. die Berufe IT-System-Kauffrau/mann oder IT-System-Elektronikerin. Um dieses Konzept zu unterstützen, werden die jungen Frauen dieser Ausbildungsrichtungen von der Initiative „Frauen geben Technik neue Impulse" begleitet, die vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie, der Bundesanstalt für Arbeit und der Deutschen Telekom getragen wird.

Dr.Helga Huskamp stellte anhand ihres eigenen beruflichen Werdegangs und der von ihr geleiteten Projekte im Schnittfeld von Kultur und Wirtschaft dar, wie attraktiv und breit gefächert das Beschäftigungsspektrum, das die neuen IuK-Technologien bieten, gerade für Frauen sein kann.

Entwicklung des Frauenanteils unter den Studierenden naturwissenschaftlicher und technischer Fächer am Beispiel der RWTH Aachen

Die Diplomingenieurinnen Silke Heier und Katrin Zickenheimer von der RWTH Aachen, Lehrstuhl für Kommunikationsnetze, demonstrieren anhand von Zahlen über die Entwicklung des Frauenanteils in naturwissenschaftlichen, daß die jungen Frauen in Deutschland den Einstieg in die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien verpassen.

Der Anteil von Frauen an der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften der RWTH Aachen liegt seit Anfang der 90er Jahre konstant bei 25 Prozent.

An der Fakultät für Elektrotechnik liegt der Anteil von Studentinnen seit 1993 bei nur 3 bis 4 Prozent. Dieser Fakultät kommt in Zusammenhang mit dem Thema Informationstechnologien eine besondere Bedeutung zu, da die entscheidenden Impulse für Neuentwicklungen aus der Elektrotechnik und der Informatik kommen.

Bedenklich ist auch, daß im Bereich Elektrotechnik lediglich knapp 4 Prozent aller Doktoranden weiblich sind. Dies ist um so bedauerlicher, als so die Führungspositionen in Wirtschaft, Forschung und Lehre, die Positionen also, durch die maßgeblicher Einfluß auf die zukünftigen Entwicklungen ausgeübt wird, fast ausschließlich mit Männern besetzt werden.

Das Fazit der Referentinnen war wenig tröstlich: Junge Frauen verpassen berufliche Chancen in Wirtschaft, Forschung und Lehre. Insbesondere für „nicht technisierte „ Frauen wird sich die Situation dramatisch verschlechtern. Durch den Einzug der Informationstechnologie in alle Bereiche des Lebens werden sie an den Rand der Gesellschaft gedrängt.

Um diesem Risiko entgegenzuwirken, müssen Mädchen möglichst früh gezielt im naturwissenschaftlich-technischen Bereich gefördert werden. Sogenannte „Schnupperstudien" für Schülerinnen höherer Klassen, wie sie die RWTH Aachen anbietet, setzen eigentlich schon zu spät an.

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