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Teildokument zu: Litauens Konservative siegen dank niedriger Wahlbeteiligung


Die Reformkommunisten verloren das Vertrauen der Bevölkerung

1992 überraschten die Litauer vor allem westliche Beobachter damit, daß sie die erst zwei Jahre vorher abgewählten Kommunisten wieder mit großer Mehrheit an die Macht brachten. Folgende Faktoren hatten dabei eine Rolle gespielt:

  • Die postkommunistische LDDP hatte seit längerem national-litauische Positionen vertreten und sich schon 1989 von der KPdSU abgespalten.
  • Die Wirtschaftsreformen, die die nationalkonservative Sajudis unter der Führung des Präsidenten Landsbergis durchgeführt hatte, hatten - wie in allen Ländern - zunächst nicht das erhoffte Wachstum, sondern Produktionseinbrüche, Arbeitslosigkeit und Verarmung mit sich gebracht.
  • Viele Wähler empfanden den Konfrontationskurs von Sajudis gegenüber der Sowjetunion als wirtschaftlich kostspielig und politisch riskant.

Diese Faktoren haben an Bedeutung verloren. Das Verhältnis zu Rußland hat sich entspannt. Die LDDP hat die marktwirtschaftlichen Reformen fortgesetzt, ohne weitere und hohe soziale Kosten vermeiden zu können. So stieg trotz leichten Wachstums die Arbeitslosigkeit von 3,3% im Jahr 1994 auf über 8% im Frühjahr 1996. Die Einkommensungleichheit verschärfte sich gewaltig. Eine Bankenkrise erschütterte das Land 1995. Eine Reihe von Skandalen enthüllte, wie die Ex-Kommunisten ihre alten Netze zur persönlichen Bereicherung genutzt hatten. Vor allem desillusionierte sozial Schwache blieben daraufhin den Urnen ganz fern. Die geringe Wahlbeteiligung traf damit vor allem die LDDP.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | März 1998

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