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TEILDOKUMENT:
[Seite der Druckausg.: 83 ] Hans Weber
Erwartungen und Erfahrungen kleinerer und mittlerer Unternehmen: Das Beispiel der GefAA Systemberatung mbH Vorbemerkung: Der Beitrag von Herrn Weber bestand im Kern aus einer praktischen Demonstration der Möglichkeiten technisch unterstützter Tele-Kooperation. Im Folgenden werden deshalb seine begleitenden erläuternden Ausführungen zusammengefasst. Das Leistungsangebot der GefAA Gesellschaft für Anwenderinformations- und Arbeitsplatzkommunikations- Systemberatung mbH in Berlin zielt auf die Optimierung von Geschäftsprozessen mit neuen telemedialen Techniken und Technologien mit dem Schwerpunkt Videokommunikation. Die Dienstleistungen umfassen Beratungen, Informations- und Auskunftsdienste, Qualifizierung, Vertriebsmanagement und Projektmanagement. Die GefAA akquiriert, konzipiert, plant und managt Projekte auf dem Gebiet neuer Informations- und Kommunikationstechnologien in Klein- und mittelständischen Unternehmen, die aus Förderprogrammen der EU, des Bundes und der Länder finanziert werden und bietet geeigneten Unternehmen die Mitwirkung an. Die bisherige Zusammenarbeit mit mittel- und osteuropäischen Staaten bezog sich auf:
[Seite der Druckausg.: 84 ] Die Osterweiterung der EU eröffnet durchaus Chancen auch für kleine und mittlere Unternehmen. Ihren Aktivitäten werden allerdings zumeist durch ihre klassischen" Schwächen mehr oder minder enge Grenzen gesetzt: Kleine und mittlere Unternehmen haben in aller Regel eine zu dünne Kapitaldecke, die ungewisse Projekte oder längere Durststrecken" nicht zulassen; und sie verfügen zumeist nicht über die Such- und Informationsverarbeitungskapazitäten, die notwendig sind, um sich neue Märkte zu erschließen, dies um so mehr, wenn dabei auch noch Sprach- und kulturelle Probleme zu überwinden sind. Die allgemeinen Erfahrungen der Unternehmen, die auf die neuen Märkte in Mittel- und Osteuropa gehen, sind gut: Sie finden Partnerunternehmen mit motiviertem, gut qualifiziertem Personal vor und einer relativ gut ausgebauten elektronischen Kommunikationsinfrastruktur. Technisch unterstütze Kommunikation, und im Fall der GefAA Videokommunikation, löst sicher nicht das Problem mangelnder Informationsverarbeitungskapazitäten. Aber es ermöglicht eine technische Kommunikation mit menschlicher Komponente" und damit eine erhebliche Kostenersparnis. Die Regeln und der Inhalt eines joint venture" oder einer anderen Form der Kooperation lassen sich erfahrungsgemäß nur zu einem kleineren Teil in rechtsverbindliche Formen gießen. Aber erst recht entzieht sich die praktische Arbeit, z.B. am Entwurf eines Software-Programms oder der Konstruktion eines Maschinenteils, jeder Vorabfestlegung. Probleme tauchen in der Regel auf, wenn die Besprechung gerade eben vorbei ist und die Arbeit am Objekt wieder beginnt. Hier setzt die Überlegung bzw. die Geschäftsidee der GefAA an: die unmittelbare persönliche Kommunikation zwischen den Beteiligten wird kaum zu ersetzen sein, aber der laufende Austausch, die unmittelbare Arbeit am Objekt, lässt sich technisch unterstützen, zum Beispiel durch Videokommunikation. Die Kollegen sehen sich in ihrer Arbeitsumgebung, können sich ihre Arbeitsunterlagen auf den Bildschirm holen, vergleichen, können ggfs. sprachliche Unterstützung hinzuziehen und Missverständnisse unmittelbar klären. Das setzt im Unternehmen natürlich wiederum eine gewisse Infrastruktur, aber mehr noch eine Schulung des Personals im Umgang mit diesem Instrumentarium und auch eine organisatorische Einbeziehung dieses Instrumentariums in die Arbeitsabläufe voraus. Die dazu notwendigen Beratungs- und Schulungsleistungen werden typischerweise von Unternehmen wie der GefAA erbracht, weil sie besser in der Lage sind, auf die spezifischen Bedingungen und Problemlagen ihrer Kunden einzugehen. Die GefAA ist dazu ihrerseits [Seite der Druckausg.: 85 ] Joint Ventures mit Unternehmen in den Beitrittsländern eingegangen - mit bislang gutem Erfolg. Zusammengenommen, eröffnet technisch unterstützte Kommunikation also durchaus Möglichkeiten für kleine und mittlere Unternehmen, ihre Chancen in Mittel- und Osteuropa zu suchen, und so auch dazu beizutragen, die Wirtschaft der Beitrittsländer in bestehende Produktionsketten zu integrieren. Dies wird unter dem Banner der Informationsgesellschaft für alle" auch von der EU zur Kenntnis genommen und gefördert. Integration der Beitrittsländer geschieht nicht nur über große Investitionsströme, sie entwickelt sich auch über die gemeinsame Arbeit am Objekt. Hier hat moderne Informations- und Kommunikationstechnik ihre ureigene Aufgabe. Aber es stellt sich das Problem, vor dem alle kleinen und mittleren Unternehmen stehen, wenn sie staatliche oder europäische Förderung in Anspruch nehmen wollen: Sie sehen sich bei aller Berechtigung bürokratischer Anforderungen im Umgang mit öffentlichen Mitteln diesen in einem Maße ausgesetzt, das nicht nur abschreckt, sondern gelegentlich den wirtschaftlichen Ertrag in Frage stellt. Dabei kann bei vielen Unternehmen durchaus von einer offenen Haltung gegenüber den Konkurrenten und (potenziellen) Partnern in den Beitrittsländern ausgegangen werden. Die Forderungen und Erwartungen kleiner und mittlerer Unternehmen an die Programmpolitik der EU sind deshalb relativ klar formulierbar: Es geht den Unternehmen um eine größere Transparenz der Programme (was wird gefördert), eine Differenzierung von Antrags- und Bearbeitungsmodalitäten nach Summen bzw. dem Projektumfang (bei den hier vorgestellten Projekten geht es typischerweise nicht um Millionen Euro!) und schließlich um eine zeitnahe Entscheidung über gestellte Anträge nach Inhalt und Chancen zur Vermeidung unnötiger Aufwendungen. Und damit zusammenhängend geht es natürlich auch um eine zeitnahe Verfügbarkeit der Fördermittel. Nach erfolgter ordnungsgemäßer Abrechnung sollten die Zahlungszeiträume verkürzt werden. Ferner ist die Einbindung und finanzielle Anerkennung effizienter Formen der Beratung (Teleberatung) notwendig. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Januar 2001 |