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[Seite der Druckausgabe: 3]

1. Die Diskussion um die Macht der Banken

Deutschlands Banken sind in die Kritik geraten. Die Skandale der letzten Jahre. der Zusammenbruch der Frankfurter Metallgesellschaft, der Fall Balsam/Procedo und die Schneider-Pleite haben das Vertrauen in die deutschen Banken tief erschüttert. Denn stets waren die führenden deutschen Bankhäuser verwickelt. Sie selbst sehen sich als Opfer krimineller Machenschaften, aber die Öffentlichkeit spricht Ihnen eine Mitschuld an den Pleiten und Pannen zu. Verbale Ausrutscher wie die berüchtigten "Peanuts", als die der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Hilmar Kopper, die 50 Millionen DM abtat, um die die vom geflüchteten Frankfurter Baulöwen Schneider geprellten Handwerker bangten, verstärkten den Vertrauensverlust der deutschen Geldbranche. Seitdem stehen Deutschlands Banken im Mittelpunkt öffentlicher Kritik.

Die Palette der Vorwürfe ist vielschichtig. Sie reicht von Argwohn über eine allgemeine Arroganz der Branche und Befremden über die exorbitanten Gewinne der Banken im bislang tiefsten Rezessionsjahr der deutschen Wirtschaft 1993 bis zur Kritik an schlechter Beratung der Kunden bei Geldgeschäften, der verspäteten Weitergabe von Zinssenkungen zu Lasten der Kunden und einer viel zu restriktiven Kreditvergabe an mittelständische Unternehmen. Im Zentrum der Diskussion steht aber nicht das Geschäftsgebaren der Branche, sondern die Frage nach der "Macht der Banken" in der deutschen Wirtschaft. Kritiker behaupten, die Banken hätten mittels ihrer diversen Funktionen in der deutschen Wirtschaft eine absolut dominierende Position eingenommen. Diese Machtkonzentration sei ordnungspolitisch bedenklich und schade der deutschen Wirtschaft als Ganzes.

Vertreter der Banken und ihre Interessenverbände weisen diese Kritik zurück. Sie verweisen auf die international beispiellose Stabilität des deutschen Bankensystems und den Wettbewerb zwischen den Kreditinstituten im deutschen Bankenmarkt, der Machtkonzentration und Machtmißbrauch von vorne herein ausschließe. Die Debatte um die vermeintliche "Macht der Banken" sei eine "Phantomdebatte", die beinahe zyklisch wiederkehre. Schließlich sei die aktuelle Diskussion bereits die fünfte Auflage dieses Themas in der Geschichte der Bundesrepublik, ohne daß sich bei diesen bisherigen Diskussionen jemals konkreter Handlungsbedarf ergeben habe. Die "Macht der Banken" sei offenbar vergleichbar mit dem sprichwörtlichen "Ungeheuer von Loch Ness", das immer mal wieder auftauche und ebenso schnell wieder verschwinde.


©Friedrich Ebert Stiftung| Webmaster | technical support | net edition fes-library | Dezember 1999

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