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[Seite der Druckausgabe: 26]

2. Entwicklung der Innovationspotentiale Ostdeutschlands

2.1 Anforderungen an die Innovationstätigkeit

Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit im internationalen Innovationswettbewerb werden insbesondere von folgenden Innovationsmerkmalen getragen: Interdisziplinarität, Vernetzung von Forschung und Bedarf, enge Zusammenhänge zwischen Grundlagenforschung und industrieller Anwendung, problem- und anwenderorientierte Technikentwicklung, internationale Vernetzung und Kooperation, Globalisierung, Markt- und Wettbewerbsorientierung, Innovationskomplexität, Flexibilität der Forschungsstrukturen und Ausgestaltung des Innovationsmanagements. Diese Merkmale nehmen an Bedeutung für die Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit der Unternehmen zu (Meyer-Krahmer 1998).

Besonders hoch sind die Anforderungen an die Innovationsakteure in den neuen Bundesländern. Sie müssen sich nicht nur den allgemeinen Merkmalen erfolgreicher Innovationstätigkeit stellen, sondern auch noch Probleme bewältigen, die ihre Ursachen im Transformationsprozeß haben. Das sind zum Beispiel die vorrangig kleinbetriebliche Strukturierung der Wirtschaft, das Fehlen langjährig gewachsener Netzwerke zwischen Industrie, außeruniversitären und universitären Forschungseinrichtungen, der geringe Anteil der Industrie, das Vorhandensein spezieller Elemente des Innovationssystems wie externen Industrieforschungseinrichtungen, eine starke Abhängigkeit von öffentlichen Fördermaßnahmen und weiteres mehr. Notwendige Veränderungen im deutschen Innovationssystem und Weiterentwicklung der Industrieforschungslandschaft in Ostdeutschland sind somit ein ganzheitlicher, sich gegenseitig durchdringender Prozeß. In welchem Maße sich die ostdeutschen Innovationspotentiale darauf bereits eingestellt haben, verdeutlichen die nachfolgenden Ausführungen.

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2.2 FuE-Potentiale im Wirtschaftssektor

In den letzten acht Jahren veränderte sich die FuE-Landschaft in den neuen Bundesländern bedeutend. Mittlerweile ist das FuE-Potential der Wirtschaft

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überwiegend in kleinen und mittleren Betrieben angesiedelt. Mehr als 85 Prozent der FuE-betreibenden Unternehmen entstanden dabei erst nach der Wende.

Nach Untersuchungen der Forschungsagentur Berlin waren im Jahre 1997 insgesamt 18 000 Mitarbeiter der Wirtschaft kontinuierlich in FuE beschäftigt, dazu kommen weitere 2 000 zeitweilig. Dies entspricht etwa einem Fünftel der Zahl der FuE Beschäftigten von 1989. Nach einem starken Abbau 1990 bis 1993 ist aber seither eine Konsolidierung und ein leichter Anstieg der Zahl der FuE-Beschäftigten festzustellen (vgl. Abbildung 3).



1997 haften 86 Prozent aller Unternehmen mit FuE der neuen Bundesländer weniger als 100 Mitarbeiter. Im Gegensatz dazu kommt die überwiegende Mehrheit der FuE-Beschäftigten der Wirtschaft in den alten Bundesländern aus großen Unternehmen. Obwohl in Ostdeutschland in den Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern 57 Prozent aller FuE-Beschäftigten tätig sind, entfallen auf diese Unternehmen nur 38 Prozent der gesamten FuE-Aufwendungen der Wirtschaft. Es zeigt sich damit eine große Diskrepanz zwischen den Unternehmen in der Ausstattung des FuE-Personals mit Forschungsmitteln. Kleinere Unternehmen erreichen nur ein Drittel der finanziellen Ausstattung im Vergleich

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zu den größeren Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern (vgl. Tabelle 6). Die Ausstattung des FuE-Personals mit Forschungsmitteln betrug 1997 über alle Betriebsgrößenklassen in Ostdeutschland durchschnittlich 104,6 TDM, in Westdeutschland aber 190,0 TDM.

Tabelle 6: Indikatoren der FuE nach Betriebsgrößenklassen in den neuen Bundesländern 1997


Betriebsgröße nach Anzahl der Beschäftigten

Anteil an den FuE- betreibenden Unternehmen in %den

Anteil an den FuE- Beschäftigten in %den

Anteil an den FuE- Aufwendungen in %den

Ausstattung des FuE- Personals mit Forschungs- mitteln in TDM

1..9

26

8

4

60,0

10..19

22

12

7

69,5

20..49

24

19

13

68,1

50..99

14

18

14

80,2

100..249

9

14

13

87,7

250..499

3

8

8

93,8

>=500

2

21

41

213,8

Quelle: Forschungsagentur Berlin; Konzack (1998)

Nach Branchen wird in den neuen Bundesländern vor allem in den traditionellen Bereichen FuE betrieben. So ist dies in Sachsen zum Beispiel der Maschinenbau, in Thüringen die Optik und Elektronik oder in Sachsen-Anhalt die Chemie. Diese drei Bereiche erreichen in den neuen Bundesländern insgesamt einen Anteil an den FuE-Aufwendungen von 49,8 Prozent und am FuE-Personal von 47,5 Prozent.

Die Umsätze der Unternehmen mit FuE stiegen von 1996 zu 1997 mit 12,1 Prozent stärker an als der Durchschnitt aller Unternehmen mit 7,6 Prozent, ebenso die Exporte. Daß FuE-betreibende Unternehmen erfolgreicher am Markt agieren als Unternehmen ohne eigene FuE zeigt sich auch daran, daß ihr Anteil am Gesamtumsatz aller Unternehmen 23 Prozent beträgt, obwohl ihr Anteil an der Gesamtunternehmensanzahl nur 14 Prozent ausmacht. Die Unternehmen der neuen Bundesländer gaben 1997 insgesamt 2,15 Mrd. DM für Forschung und Entwicklung aus. Die öffentliche Förderung trug etwa die Hälfte dieser Aufwendungen.

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Im internationalen Vergleich und im Vergleich zu den alten Bundesländern weisen verschiedene Indikatoren auf einen Rückstand der neuen Bundesländer hinsichtlich des FuE-Potentials hin. Während hier im Jahre 1996 nur 2,3 FuE-Beschäftigte auf 1 000 Erwerbspersonen entfallen, sind es in den alten Bundesländern 12,3, in Japan 14,3, in Frankreich 12,5 oder in Großbritannien 9,9 (BMWi 1998).

Die Zahl der Patentanmeldungen pro 100000 Einwohner in Ostdeutschland liegt unter 30 und erreicht damit gerade das Niveau westdeutscher Länder mit den niedrigsten Werten. Länder wie Nordrhein-Westfalen, Hessen, Bayern und Baden-Württemberg erreichen dagegen 70 bis 100 Patentanmeldungen pro 100000 Einwohner. Ebenso bestehen Unterschiede in der Dichte des FuE-Personals. Die neuen Länder erreichen nur 0,5 bis 2,0 FuE-Beschäftigte pro 1 000 Einwohner, im Gegensatz dazu Baden-Württemberg 7,0. Abbildung 4 veranschaulicht die unterschiedliche Dichte des FuE-Personals in den deutschen Bundesländern.



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2.3 Externe Industrieforschungspotentiale

Zu den Einrichtungen der externen Industrieforschung zählen in den neuen Bundesländern die Forschungs-GmbH's (Ende 1996 gab es 79 derartige Einrichtungen mit insgesamt 3 400 Beschäftigten, davon 2 500 in FuE) und sonstige externe Industrieforschungseinrichtungen (163 Einrichtungen mit 2 550 Beschäftigten, davon 2 000 in FuE). Damit ergibt sich insgesamt ein Potential der ostdeutschen externen Industrieforschung von 4 500 FuE-Beschäftigten (Berteit 1998). Dies macht rund ein Drittel des gesamten ostdeutschen Industrieforschungspotentials aus.

Diese Einrichtungen sind stark auf die Belange der Industrie ausgerichtet. Drei Viertel ihrer Arbeiten sind direkt industriewirksam. Bei öffentlich finanzierten Forschungseinrichtungen beträgt dieser Anteil dagegen nur 10 bis 15 Prozent. Die Einrichtungen der externen Industrieforschung pflegen aber oftmals sehr enge Beziehungen zur öffentlich finanzierten Forschung, so daß hierüber auch die Industrie indirekt von der öffentlich finanzierten Forschung profitiert. Den mit Abstand größten Anteil an der externen Industrieforschung hatten 1996 Sachsen mit rund einem Drittel sowie Berlin und Thüringen mit jeweils etwa einem Fünftel der Beschäftigten.

Im Interesse des Erhalts dieser Potentiale wurden im Zeitraum von 1991 bis 1997 für die Förderung der Industrieforschung 6,7 Mrd. DM eingesetzt. Davon trugen der Bund 4,6 Mrd. DM (BMWi 2,34 Mrd. DM und BMBF 2,26 Mrd. DM) und die Länder 2,1 Mrd. DM. In den ersten Jahren wurden viele der Einrichtungen zu 100 Prozent gefördert. Bis 1997 ging die Förderquote auf durchschnittlich 40 Prozent, bei einer Spannweite von 10 bis 70 Prozent, zurück. Im gleichen Maße nahmen die Einnahmen der Industrieforschung aus Industrieaufträgen zu. Gegenwärtig kommen etwa 80 Prozent des Auftragsvolumens aus den alten Bundesländern, knapp 20 Prozent aus den neuen Bundesländern und weniger als 5 Prozent aus dem Ausland.

Die Förderung trug dazu bei, den weiteren FuE-Personalabbau zu verhindern und wichtige FuE-Potentiale neu zu strukturieren. Die Wettbewerbsfähigkeit und die Eigenwirtschaftlichkeit der Forschungseinrichtungen verbesserten sich nachhaltig. Die Einrichtungen der externen Industrieforschung stellen somit einen wichtigen Baustein zum Aufbau von innovativen Industriestandorten in den neuen Bundesländern dar. Probleme erwachsen daraus, daß einerseits der ostdeutsche Industriebesatz noch sehr dünn ist und nur wenige Industriebetrie-

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be einen solchen Gewinn machen, daß sie externe Industrieforschung finanzieren können. Die externen Industrieforschungseinrichtungen, die die Industrie bei der Generierung von Innovationen wirksam unterstützen können, sind andererseits nach wie vor selbst durch Eigenkapital- und Finanzierungsschwäche gekennzeichnet. Deshalb ist eine weitere Förderung unausweichlich. Das Bekenntnis dazu ist wichtig, um den Einrichtungen für die nächsten Jahre Planungssicherheit zu geben. Degression in der Förderung sollte abhängig vom Tempo des wirtschaftlichen Aufschwungs sein.

Aus einer funktionierenden Landschaft der externen Industrieforschung können sich Chancen für den gesamten wirtschaftlichen Aufbau in den neuen Bundesländern ergeben. Die Einrichtungen sollten sich durch Marktnähe auszeichnen und technische und innovative Impulse geben. Sie können eine „Scharnierfunktion,, zwischen den produzierenden Unternehmen und der Grundlagen- bzw. wettbewerbsneutralen Forschung einnehmen und so zum Wissens- und Technologietransfer beitragen. Als Kompetenzzentren mit qualifiziertem Humankapital sind sie eine Quelle für die Reindustrialisierung in Ostdeutschland. Nach der Wende zutage getretene fachliche Defizite sind mittlerweile größtenteils beseitigt. Immer häufiger bilden sie den Ausgangspunkt für innovative Netzwerke und unterstützen dabei vor allem kleine und mittlere Unternehmen in der Region. Damit stellen sie mit ihrer Infrastruktur und ihren qualifizierten Fachkräften endogenes Potential als Voraussetzung für regionales Wachstum dar. Sie übernehmen Funktionen produktionsnaher Dienstleister und können im Trend des Outsourcing ein beispielhaftes und lehrreiches Muster für ganz Deutschland darstellen.

Neben der schmalen industriellen Basis gibt es aber auch Hemmnisse für die Entwicklung der externen Industrieforschungspotentiale in den neuen Bundesländern. In manchen Branchen, aus denen externe Industrieforschungseinrichtungen kommen, gibt es kaum noch ostdeutsche Unternehmen und diejenigen Unternehmen, die als potentielle Auftraggeber aus der Region kommen, haben oftmals nur relativ geringe finanzielle Mittel zum Einkauf von FuE-Leistungen. Insgesamt überwiegen wenig forschungsintensive Produktionen. Im ostdeutschen Wirtschaftsraum fehlt es noch an der Vernetzung zwischen den vor Ort vorhandenen FuE-Potentialen und Produktionsstätten als einer wichtigen Voraussetzung erfolgreicher Clusterbildung. Viele externe Industrieforschungseinrichtungen stehen derzeit vor der Zurückzahlung hoher Kreditbe-

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lastungen. Dieses Geld fehlt, um notwendige Vorlaufforschung zu betreiben. Der Wettbewerbsdruck westdeutscher Anbieter nimmt zu.

Die Förderung der externen Industrieforschung sollte dazu beitragen,

  • die vorhandenen FuE-Potentiale weiter zu stärken,
  • die Kooperation und Netzwerkbildung zu unterstützen,
  • Neugründungen, Neuansiedlungen und die Industrieverlagerungen auszubauen.

Neue Formen der Förderung könnten insbesondere den Aufbau von innovativen Netzen mit externen Industrieforschungszentren unterstützen. Auf diese Möglichkeit wird im nächsten Abschnitt näher eingegangen.

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2.4 Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Innovationspotentiale durch ihre Verknüpfung in Netzwerken

Als Innovationsnetzwerke werden nach Berteit (1998) Systeme definiert, in denen unterschiedliche, im allgemeinen juristisch selbständige Akteure durch Bündelung zumeist komplementärer Ressourcen und arbeitsteilig aufeinander bezogener Aktivitäten für das Ziel miteinander verbunden sind, Innovationen hervorzubringen und zu vermarkten. Es sollen Kapazitäten gebündelt werden, um Synergieeffekte zu erzeugen, die Innovationsgeschwindigkeit zu erhöhen und die Risiken der Netzakteure zu mindern. Durch einen schnelleren Wissens- und Technologietransfer wird die Qualifikation des Personals unterstützt. Die Beschleunigung der Produkt- und Verfahrensentwicklungen führt zu einer Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit, sie erleichtert den Marktzugang der Netzakteure, insbesondere von kleinen und mittleren Unternehmen. Die Bündelung unternehmerischer und wissenschaftlich-technischer endogener Potentiale fördert den Strukturwandel in der betreffenden Region.

Kleine und mittlere Unternehmen befinden sich heute in einem Umfeld, das unter anderem geprägt ist durch Globalisierung, eine dramatische Verkürzung der Lebenszyklen von Produkten und Leistungen und immer stärker differenzierten Kundenansprüchen. Marktchancen eröffnen sich verstärkt an den Grenzflächen der Technologiebranchen. Entsprechendes Wissen und Kompe

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tenz sind entscheidende Wettbewerbsfaktoren, wobei das firmeninterne Know-how vielfach für die notwendigen Innovationen nicht mehr ausreicht. Der hohe Aufwand an finanziellen Mitteln und Know-how begünstigt die Großunternehmen. Neue Produkte und Technologien erfordern daher gerade für kleine und mittlere Unternehmen bi- und multilaterale Beziehungen zu Partnern. Zunehmend gilt: Innovation durch Kooperation.

Das flächendeckende Technologietransfernetz in den neuen Bundesländern (Technologietransferzentren, Agenturen für Technologie- und Innovationsförderung, Technologie- und Gründerzentren, Verband innovativer Unternehmen usw.) ist verstärkt in die Innovationskreisläufe einzubinden, vorrangig durch den Aufbau und die Organisation von Innovationsnetzwerken und die Bildung von strategischen Allianzen. Dadurch können für die Unternehmen in den neuen Bundesländern die Kräfte gebündelt und Synergien geschaffen werden. Nur wandlungsfähige, flexible, kooperationswillige und -fähige kleine und mittlere Unternehmen sind dauerhaft wettbewerbsfähig. Die Ziele und Aufgaben verschiedener Arten von Kooperationen sind in der Tabelle 7 aufgeführt.

Tabelle 7: Ziele und Aufgaben verschiedener Kooperationsformen zwischen kleinen und mittleren Unternehmen


Lieferkooperation

Ausweitung Lieferspektrum

Abnehmerkooperation

Kostenvorteile durch Abstimmung und offene


Information


Verstärkte Kundenbindung

Rückwärtskooperation

Kooperation mit Unternehmen auf vorgelagerten


Wertschöpfungsstufen

Vorwärtskooperation

Kooperation mit Unternehmen auf nachgelagerten


Wertschöpfungsstufen

Komplementärkooperation

Synergieeffekte durch Abstimmung mit Anbietern


anderer Lösungen beim gleichen Kunden

Beraterkooperation

Optimierung des Koordinierungsaufwandes


Netzwerkmanagement


Neue Ideen und Informationen

Wettbewerberkooperation

Erhöhung Konkurrenzfähigkeit


Einkaufskooperationen


Aufteilung der Zielgruppen


Gemeinsame Aus- und Weiterbildung

Quelle: Eulenberger(1998)

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FuE-Kooperationen sind durch eine Vielzahl von Vorteilen geprägt (siehe Tabelle 8). Allerdings gibt es neben den Vorteilen auch eine Reihe von Nachteilen und Gefahren, die mit einer FuE-Kooperation verbunden sein können (siehe Tabelle 9). Diese Nachteile müssen in der konkreten Ausgestaltung von Kooperationen möglichst durch adäquate Vertragsgestaltung und Kooperationsmechanismen ausgeschlossen werden.

Tabelle 8: Vorteile von FuE-Kooperationen

• Know-how- und Kompetenzgewinn

• Nutzung von Synergieeffekten

• Verkürzung der Entwicklungszeiten

• Kostenreduzierung, Vermeidung von Doppelarbeit

• Erleichterung des Marktzuganges

• Kapazitätsmäßige Ergänzung

• Reduzierung des Entwicklungsrisikos, Risikoteilung

• Erarbeitung von Standards und Normen

• Ausschöpfung von Größen- und Spezialisierungsvorteilen

• Erweiterung der für die Innovation einsetzbaren Ressourcen und Ermöglichen der Durchführung von Projekten, die ansonsten nicht realisiert werden könnten

• Aneignung von externen Wissen und Stimulierung von Lerneffekten bei den Kooperationspartnern

• Hilfe beim Einstieg in völlig neue Technologiegebiete

• Erhöhung der Kontinuität der Forschung und Entwicklung

Quelle: Pleschak/Sabisch (1996)

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Tabelle 9: Nachteile von FuE-Kooperationen

• Entstehung von Abhängigkeiten zwischen Kooperationspartnern

• Verhandlungs- und Transaktionskosten

• Abstimmungsprobleme bei gegenläufigen Interessen oder fehlender Gleichberech-

tigung der Partner

• Schwierigkeiten bei der Auf- und Zuteilung von Beiträgen und Ergebnissen

• Geheimhaltungsprobleme

• Probleme der Technologieadaption

• Verlust des eigenen Wissensvorsprungs zugunsten von Wettbewerbern

• Hemmung von Eigenentwicklungen

• Verlust an unternehmerischer Eigenständigkeit und Flexibilität

• Gefahr der organisatorischen Aufblähung

• Kostenerhöhungen und Zeitverzögerungen durch Ansteigen des Koordinations-

und Kommunikationsaufwandes sowie durch Reibungsverluste

Quelle: Pleschak/Sabisch (1996)

Aus der bisherigen praktischen Netzwerkarbeit lassen sich einige Erfahrungen zusammenfassen (Eulenberger 1998). Vielfach ist zum Aufbau und zur Betreuung eines Kooperationsnetzwerkes externe neutrale Beratung und ein Anfangsimpuls notwendig. Die Anfangsbereitschaft zur Kooperation allein reicht nicht aus. Die Anbahnung von Kooperationsbeziehungen erfordern Vertrauen und Geduld, Gegenseitigkeit, kooperatives Verhalten, zeitlich befristetes freiwilliges Zusammengehen und offene Gespräche über mögliche gemeinsame Leistungen, das ehrliche Ansprechen von möglichen Schwierigkeiten und Problemen sowie die Offenlegung bzw. Koordination von Kalkulationen etc. Es sind mentale Aspekte in der Zusammenarbeit mit den Unternehmern zu beachten.

In der Anfangs- und Koordinierungsphase von Netzwerken besteht ein erheblicher Beratungs- und Betreuungsbedarf. Insbesondere Netzwerke aus kleinen und mittleren Unternehmen müssen erst ein Image aufbauen und benötigen eine entsprechende Lobby, Referenzobjekte müssen überzeugend dargestellt werden. Die Leistungen, Abgrenzungen, Verantwortlichkeiten, kurz die Schnittstellen im Kooperationsnetzwerk müssen klar definiert werden. Netzwerkakteure müssen Spielregeln beachten wie

  • Eindeutige rechtzeitige Zielabstimmung und Projektplanung,

  • Verständigung über Vorgehensweisen,

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  • Einbeziehung der Mitarbeiter,

  • Interessenabstimmung und -koordination,

  • Akzeptanz aller Beteiligten.

Netzwerke von kleinen und mittleren Unternehmen benötigen in der Regel Moderatoren, die über praktische Erfahrungen im Projektmanagement von Innova-tionsprozessen und über gutes technisches/technologisches Überblickswissen verfügen. Sie müssen kreativ, kommunikativ und kooperationsfähig sein sowie Vertraulichkeit und Neutralität gewährleisten. Als Externe sollten sie sich schnell in ein innovatives technologieorientiertes Unternehmen hineinfinden können.

Für kleine und mittlere Unternehmen muß in Kooperationsnetzwerken der Nutzen dominieren. Es darf sich nicht um ein „Profilierungsforum" handeln. Wissensvorsprung ist im heutigen Wettbewerb fast der letzte verbleibende und nur schwer kopierbare Wettbewerbsvorteil. Deshalb ist für ein funktionierendes Netzwerk die Beherrschung des Wissensmanagements unabdingbar. Wissen wird vor allem durch Kommunikation entwickelt, transferiert und genutzt. Dafür müssen kommunikative Feedbackschleifen im Netzwerk institutionalisiert werden.

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2.5 Innovationen als Kristallisationspunkt regionaler Entwicklung

Die momentane raumstrukturelle Entwicklung weist oft erhebliche Disparitäten-gefälle zwischen und innerhalb der Regionen auf, insbesondere im Vergleich ostdeutscher mit westdeutschen Regionen. Dies führt vielerorts zu Abwanderungstendenzen, Arbeitsplatzverlusten und negativen Entwicklungsperspektiven im „Wettbewerb der Regionen". Hier setzt die Regionalentwicklung an, um eine geordnete positive Entwicklung der Potentialfaktoren einer Region (Naturraum-, Bevölkerungs- und Wirtschaftspotential) zu ermöglichen (Peschke 1998).

Die Ziele der Regionalentwicklung sind die Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse, die Sicherung der räumlichen Funktionsfähigkeit und der natürlichen Lebensgrundlagen, sowie die Verhinderung von Abwanderungen und

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Förderung von Zuwanderungen/Ansiedlungen. Speziell die endogene Regionalentwicklung mobilisiert spezifisch regionale Potentiale. Dabei umschließt sie neben wirtschaftlichen auch soziokulturelle Aspekte und beachtet die Eigenständigkeit der Region bei der politischen Willensbildung. In der Wirtschaft sollte sie möglichst viele innerregionale Verflechtungen anstreben.

Die Entwicklung einer Region hängt, gerade im Umfeld der Globalisierung und damit des verstärkten Wettbewerbs, überwiegend von der Innovationsfähigkeit ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Träger ab. Innovationen in Unternehmen, in Institutionen, in Verwaltungen und bei Privatpersonen können durch ein adäquates Innovationsmanagement in einer „Lernenden Region" zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, zur Erhöhung der Standortqualität, der Schonung der Ressourcen und zur Entfaltung persönlicher Fähigkeiten führen. So tragen Innovationen zu einer positiven regionalen Entwicklung bei. Die Abbildung 5 veranschaulicht, wie das innovative Potential in Lernenden Regionen genutzt werden kann.



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Damit Innovationen als Ausgangspunkt regionaler Entwicklung schneller wirken können, muß das Innovationsmanagement in einer Lernenden Region einige Anforderungen erfüllen. Diese betreffen (Peschke 1998):

  • Schaffung eines innovativen Milieus (Innovative oder kreative Milieus sind spezifische lokale Umwelten, die durch vielfältige persönliche, meist informelle Kontakte zwischen den Unternehmensleitungen untereinander und mit regionalen politischen Entscheidungsträgern sowie durch FuE-Institutionen gekennzeichnet sind),

  • Gestaltung transparenter Prozesse,

  • Sicherstellen zügiger politischer Entscheidungen,

  • Erreichen klarer Finanzierungsbedingungen,

  • hohe Kommunikationsfähigkeit der Beteiligten,

  • ausreichende Konfliktbereitschaft,

  • Organisationsweiterentwicklung der in einer Region agierenden Institutionen zur Verknüpfung mit Innovationsprozessen,

  • Anbieten einer Kommunikationsplattform für den Technologietransfer,

  • Vorantreiben der Regionalisierung der Wirtschaftsförderung,

  • Installieren eines RegioManagements, das bei knappen finanziellen Mitteln und anwachsender Komplexität mit den Instrumenten des Projektmanagement arbeiten sollte.

Im Ist-Zustand bestimmen die Verwaltungsgrenzen auch die Grenzen der Kommunikation. Durch eine vernetzte Kommunikation der Partnerverwaltungen und aller anderen Beteiligten innerhalb einer Region werden die Verwaltungsgrenzen durchlässiger, innerhalb der Region können leichter Informationen ausgetauscht und damit bessere Entscheidungen getroffen werden.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Oktober 2000

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