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1. Einleitung


Seit rund 25 Jahren wird mit großem finanziellen Aufwand an der Entwicklung einer Magnetschwebebahn gearbeitet. Dieses neue Verkehrssystem könnte sich in mehrfacher Hinsicht als zukunftsträchtig erweisen: Der Transrapid erreicht bei relativ geringem Energieverbrauch sowohl hohe Geschwindigkeiten als auch günstige Beschleunigungswerte, zugleich besticht das System durch eine flexiblere Trassenführung und durch niedrige Verschleißwerte.

Um das neue Produkt erfolgreich vermarkten und exportieren zu können, wird spätestens seit der Bescheinigung der „uneingeschränkten technischen Einsatzreife" über eine geeignete Referenzstrecke für die Magnetschnellbahn Transrapid nachgedacht und diskutiert. Die diesbezügliche Entscheidung fiel für eine Verbindung zwischen den beiden Metropolen Hamburg und Berlin, u.a. weil das gerade auf dieser Relation stark anwachsende Verkehrsaufkommen eine schnellere Distanzüberwindung sinnvoll erscheinen läßt. Diese erste Anwendungsstrecke, die seit 1991 im Bundesverkehrswegeplan enthalten ist, soll bereits im Jahr 2005 in Betrieb gehen. Um die nötigen gesetzlichen Grundlagen zu schaffen, verabschiedete der Deutsche Bundestag 1994 das Magnetschwebebahnplanungsgesetz, in dessen Folge 1995 zwei weitere Gesetzesentwürfe eingebracht worden sind, die voraussichtlich nach Ostern 1996 verabschiedet werden sollen. Die Vorarbeiten für den Bau der Transrapidstrecke von Hamburg nach Berlin gehen dabei in Übereinstimmung zwischen den beteiligten Wirtschaftsunternehmen und der Bundesregierung vonstatten.

Die Fürsprecher des neuen Verkehrssystems glauben, daß die Attraktivität des Transrapid u.a. aufgrund seiner Schnelligkeit und seiner Umweltfreundlichkeit so hoch ist, daß er als „Selbstläufer" jährlich von 14,5 Mio. Passagieren frequentiert werden wird. Außerdem erwarten sie, daß der Transrapid ein „weltweiter Exportschlager" wird, der dem Image und der Bedeutung Deutschlands als Standort für Industrie und Technologie Auftrieb gibt.

Diesen euphorischen Zukunftsvisionen stehen kritisch warnende Stimmen gegenüber, darunter als prominentes und fachkundiges Gremium auch der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesminister für Verkehr. Das Spektrum der gegen das Projekt gerichteten Argumentationen ist dabei sehr weit gefächert: Es reicht von technischen Detailfragen sowohl zur Magnetbahntechnik als auch zur Trassenfindung bis

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hin zu grundsätzlichen Zweifeln, ob die Anwendung des Zuges auf der vorgesehenen Strecke aus Verkehrs- und wirtschaftspolitischer Sicht überhaupt sinnvoll ist.

Da hinsichtlich vieler Fragen nach wie vor Uneinigkeit zwischen den beteiligten Experten besteht, sollten diese Streitpunkte im Rahmen der Tagung "Fragen zur Planung der Magnetschnellbahn Transrapid" erneut angegangen werden. Ausgehend von der übergeordneten Überlegung, welchen Erfordernissen ein neues Verkehrssystem angesichts der in den Bereichen Umwelt, Stadtentwicklung und (Stadt-) Verkehr bestehenden Probleme - neben der Bereitstellung ausreichender Kapazitäten zur Bewältigung der anfallenden Verkehrsmengen - genügen muß, wurden insbesondere die in Zusammenhang mit der Integration des Transrapid in vorhandene Stadt- und Verkehrsstrukturen stehenden Fragen sowie die komplexe Finanzierungsproblematik behandelt.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Januar 2001

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