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3. Wissenschaft, Forschung und Technologietransfer

Druck-Ausgabe: Seite 23

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3.1. Der Standpunkt der Wirtschaft

An den Anfang seines Referats zum Thema "Kooperation Wissenschaft - Wirtschaft" stellte Dr. Alexander Fischer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Osnabrück, ein Zitat von Konrad Seitz, dem Technologie-Apostel der 90er Jahre:

"Am Ende des 20. Jahrhunderts wird unser Wohlstand immer noch von Industrien getragen, die im 19. Jahrhundert entstanden sind: Stahl- und Maschinenbau, traditionelle Elektrotechnik, traditionelle chemische Industrie, Autoindustrie. Die nach dem Kriege entstandenen neuen Wachstumsindustrien dagegen sind - so wie die Halbleiter- und Computerindustrie - in Deutschland nur schwach entwickelt und weitgehend unter ausländischer Kontrolle, oder sind - so die neue Bioindustrie - so gut wie überhaupt nicht vorhanden." Fischer zitierte Seitz weiter: "Zwar haben wir unsere alten Industrien auf den modernsten Stand gebracht und sind in ihnen vielfach führend. Doch um ihre Systeme bauen zu können, ist die deutsche Industrie immer stärker und immer einseitiger darauf angewiesen, daß die elektronischen Komponenten aus Übersee zugeliefert werden. Wie lange kann das noch gut gehen?"

Nun könne man auch heute noch die alte Rechnung von David Ricardo über die beiderseitigen Vorteile einer internationalen Arbeitsteilung aufmachen, fuhr Fischer fort. Weiterhin gelte nominell, daß 100 DM Kartoffelchips sind soviel wert sind wie 100 DM Mikrochips. Aber anders als damals könnten wir heute nicht mehr von der Gleichwertigkeit aller Industrien ausgehen, wie beim Austausch von englischen Textilien gegen portugiesischen Wein. Die Ebenen hätten sich verschoben, High-Tech bestimme das Schicksal von Low-Tech oder anders ausgedrückt: Die strategischen und forschungsintensiven Industrien werden auch die Wettbewerbsfähigkeit der traditionellen Produktionen entscheidend beeinflussen.

Als besonders plakatives Beispiel eigne sich, so Fischer, die KFZ-Herstellung. Schon heute betrage bei hochwertigen PKW der Anteil der elektronischen Komponenten 20 vH der Herstellungskosten. Im Jahre 2000, also in weniger als 7 Jahren, werde er bei 30 vH liegen. Was diese Entwicklung für die Konkurrenzsituation der deutschen Hersteller in immer stärkerem Maße bedeute, hätte man erahnen können, als kürzlich in Japan eine Chip-Fabrik abbrannte, die einen hohen Anteil an der Belieferung des Weltmarktes inne habe. Die Abnehmer waren in heller Aufregung. Es müsse ja nicht immer gleich ein Brand sein, es genüge ja auch eine schlichte Preiserhöhung, um die Rechnung für die eigene Produktion durcheinanderzubringen.

Am europäischen Halbleitermarkt, fuhr Fischer fort, hätten die europäischen Produzenten einen Anteil von nur einem Drittel, der Rest befände sich fest in Händen amerikanischer und japanischer Lieferanten. So entstünden Abhängigkeiten, so würden Märkte bestimmt, so könne man technologisch zur Kolonie werden. Als ein

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weiteres Beispiel nannte er die Transistoren. Die seien zwar in den USA erfunden worden, aber erst die japanische Industrie habe herausgefunden, was man damit machen könne, nämlich kleine Radios und großes Geld. Dieser strategische Blickwinkel komme in der Diskussion über den Standort Deutschland deutlich zu kurz.

Die Standortdiskussion werde in erste Linie über Lohnkosten und Arbeitszeiten geführt. Auch das habe seine Berechtigung, denn wir gehörten weltweit zu den teuersten Standorten, weil wir in der Spitzengruppe der Arbeitskosten und Urlaubszeiten liegen, dafür aber bei den Arbeitszeiten am unteren Ende. Diese Fakten stellten zweifelsohne negative Wettbewerbsfaktoren dar, und hier seien Anpassungen an internationale Konkurrenzbedingungen dringend erforderlich.

Mindestens ebenso wichtig sei aber die technologische Aufholjagd, denn der Kampf um die Märkte werde im 21. Jahrhundert nicht mehr nur in Fabrikhallen und Managementetagen ausgetragen, sondern fast noch eher in den Forschungslabors und Entwicklungszentren. Wenn heute auf eine deutsche Patentanmeldung drei japanische kämen, sagte Fischer, so müsse das sehr nachdenklich stimmen für unsere Position von morgen. Auch hier seien deshalb Kurskorrekturen zur Sicherung des Standortes notwendig.

Die Wendeboje auf dem Kurs "Zukunft der deutschen Wirtschaft" trägt nach Fischers Ansicht die Markierung "FuE", Forschung und Entwicklung. Als rohstoffarmes Land seien unsere Gehirne unser bester Rohstoff. Als teurer Standort könne unsere Chance nur in einer möglichst hohen Wertschöpfung liegen, d.h. in einer intelligenten Weiterentwicklung und Innovation.

Dies gelte für die Bundesrepublik insgesamt und insbesondere auch für die Region Osnabrück, führte Fischer weiter aus. Das Prognos-Institut stelle in seiner Studie "Entwicklungspotentiale der Wirtschaft im Raum Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim" fest, daß die Beteiligung der regionalen Unternehmen an den FuE-Programmen des Bundes in der Vergangenheit unterdurchschnittlich ausgefallen sei, und daß sich die regionale Innovationstätigkeit insgesamt nur auf unterdurchschnittlichem Niveau befunden habe.

Diesen Befund interpretierte Fischer als eine Folge des bisher verhältnismäßig niedrigen Anteils der in Forschung und Entwicklung beschäftigten Mitarbeiter und des relativ geringen Anteils der Ausgaben für Forschung und Entwicklung am Umsatz. Die Ursache dafür dürfe in der Betriebsgrößenstruktur des Wirtschaftsraums zu suchen sein, die von mittelständischen Betrieben geprägt sei. Es sei erfreulich, wenn Prognos andererseits bestätige, daß in den Unternehmen der Region erhebliches innovatorisches Potential stecke. Viele Firmen hätten dies erkannt und wollten ihren Umfang an FuE-Aktivitäten weiter steigern, nachdem er bereits in den letzten Jahren überproportional angestiegen sei. Dennoch bleibe gerade die mittelständige Industrie unseres Raumes in besonderer Weise auf Unterstützung beim technologischen Modernisierungsprozeß angewiesen. Unterstützung bedeute hier vor allem

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Partnerschaft zu den staatliche Forschungseinrichtungen, die bisher laut Prognos von geringerer Bedeutung gewesen sei.

Andererseits erhalte aber gerade diese Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft im mittelständischen Bereich eine immer stärkere Bedeutung: Bei immer kürzeren Produktzyklen und immer härterem Wettbewerb über die Globalisierung der Märkte müßten auch neue Technologie immer schneller am Markt sein. Es sei allgemein bekannt, daß Innovationssprünge heute nicht linear, sondern exponentiell vonstatten gingen. Wenn z.B. unser Forschungsrückstand zu den Japanern in einer Schlüsselindustrie wie der Mikroelektronik 5 Jahre betrage, so folge daraus, daß hier enorme Anstrengungen erforderlich seien, um Schritt zu halten.

Zu solchen Anstrengungen sei der Mittelstand natürlich nicht in der Lage, fuhr Fischer fort. Er benötige aber ebenso wie die Großindustrie die Ergebnisse dieser Entwicklungen zeitnah und marktnah, um im Markt bleiben zu können. Andererseits sei es volkswirtschaftlich sehr gefährlich, wenn man den Mittelstand aus der Forschungslandschaft ausblende, denn eines der wichtigsten Impulselemente unserer Wirtschaft würde entfallen. Fischer hielt es für sehr aufschlußreich, daß gerade kürzlich eine hochkarätige japanische Unternehmerdelegation Osnabrück besucht habe, um hier zu studieren, wie der deutsche Mittelstand arbeitet und wie erfolgreich er ist. Man habe in Japan offenbar erkannt, welche Bedeutung dieser Bereich für die Gesamtwirtschaft hat.

Es könne dabei nicht darauf ankommen, neben den Hochleistungslabors in Hochschulen und Großindustrie gleiche Einrichtungen in jedem kleinen Betrieb zu schaffen. Grundlagenforschung sei die Domäne der Universitäten und Fachhochschulen und solle es auch bleiben. Und in der Grundlagenforschung bräuchten wir Deutsche uns im internationalen Vergleich eh nicht zu verstecken. Probleme bestünden nach seiner Auffassung vielmehr bei der Umsetzung der theoretischen Entwicklung in die betriebliche Praxis, bei der anwendungsorientierten Forschung. Die Umsetzung dauere vielfach zu lange, sie habe zu viele Hürden.

An diesem Punkt müsse Forschungsförderung ansetzen, denn wenn der Weg ins nächste Jahrhundert über Spitzenleistungen in einigen wenigen Schlüsselindustrien führe, dann müsse man versuchen, diese Spitzenforschung in einen breiten Transferstrom aus der Wissenschaft in die Wirtschaft, vor allem auch in die kleineren Betriebe, umzuwandeln. Den Zugang zu den wissenschaftlichen Erkenntnisquellen zu erleichtern, auch darin sieht Fischer ein wichtiges Stück Arbeit für die regionale Wirtschaftsförderung.

Es gebe dazu in der Region besonders gute Ansätze. Das Forschungs- und Entwicklungspotential an den Hochschulen könne sich sehen lassen. Die gemeinsame Technologie-Kontaktstelle der Universität und Fachhochschule sei ein glückliches Beispiel dafür, wie man Forschungsergebnisse umsetzen könne. Sie kenne das Forschungspotential und wisse andererseits, was die Industrie brauche. Aber die

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Kontaktstelle müsse noch immer ein Gutteil ihrer Energie darauf verwenden, "Märkte zu machen", und zwar auf beiden Seiten. Im Klartext, sie müsse immer wieder die Motivation für Zusammenarbeit schaffen.

Man könne an diesem Punkt allerdings nicht stehenbleiben und werde prüfen müssen, wie man die Transferinstrumente selbst noch erweitern könne. Denn wenn man im internationalen Wettbewerb die Grundlagenforschung auf eine breitere Anwendung als bisher stellen wolle, dann müßten auch die Aufgaben der Technologiemittler umfangreicher und vor allem vielfältiger werden, forderte Fischer.

Die Wirtschaftsförderung plädiere daher dafür, über die Frage nachzudenken, ob man nicht auf der Basis der erfolgreich arbeitenden Technologie-Kontaktstelle eine umfassendere Organisation für den Transfer, etwa in Form einer selbständigen Technologie-Agentur schaffen sollte. Eine solche Einrichtung könnte nicht nur den Wissenstransfer zwischen Hochschulen und Wirtschaft organisieren, sondern könnte auch selbst Träger von Modellprojekten werden. Sie könnte Unternehmen helfen, Fördermittel einzuwerben, was ja heute mit immer komplizierteren Verwaltungsvorgängen verbunden sei. Eine solche Agentur könnte Veranstaltungen organisieren, um die Technologiepotentiale der Wirtschaft vorzustellen. Sie könnte darüber hinaus Forschungsverbünde zwischen Unternehmen organisieren, ein Bereich, der bisher in der Region vernachlässigt worden sei.

Aus den USA kenne man seit langem das Modell des "Professors als Unternehmer". Dabei werden Hochschullehrer von den Universitäten freigestellt, um in eigenen Firmen ihre Forschungsergebnisse in Produkte und Dienstleistungen umzusetzen. Dies sei sicherlich die direkteste und effizienteste Form eines Technologietransfers, weil es hier zwischen Grundlagenforschung und Anwendungen keine Reibungsverluste geben könne. In Osnabrück habe man bereits einige wenige Beispiele solcher Professoren, die als Unternehmer tätig sind. Diese Beispiele sollten Hochschulen und Professoren ermutigen, so Fischer weiter, in gleicher Weise ihre Forschungsergebnisse in die Wirtschaft einzubringen.

Aus den Niederlanden komme ein umgekehrtes, ebenfalls aber sehr interessantes Modell, und zwar das des "Unternehmers als Professor". Hier erhalten junge Wissenschaftler, die mit einer Produktidee ihre eigene Firma gründen wollten, die Möglichkeit, unter Anleitung von Professoren ihr Produkt durch weitere Forschung zur Marktreife zu führen. In gleicher Weise entsenden große Firmen Mitarbeiter in die Universitätslabors, um Produkte oder Verfahren weiterzuentwickeln. Beide Seiten hätten hiervon einen Vorteil: Den angehenden Unternehmern bzw. den beurlaubten Managern werde eine sonst nicht zugängliche Forschungsinfrastruktur zur Verfügung gestellt. Die Professoren erhielten zusätzliche Mitarbeiter, weil bei diesem Modell die Gastforscher zeitweise auch für die Forschungsarbeiten der Professoren zur Verfügung stünden.

In der Region Twente, in der dieses Modell praktiziert werde, habe man damit hervorragende Erfahrungen gemacht. Über 100 Jungunternehmen seien auf diese

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Weise in der Region gegründet worden und vor allem auch dort geblieben. Die Ausfallquote sei sehr gering. Für die Region selbst habe dies einen gewaltigen technologischen und wirtschaftlichen Schub gebracht. Auch für Osnabrück könne dies ein interessanter Ansatzpunkt sein, um vorhandene Potentiale zu aktivieren und damit ein qualitativ hochwertiges Wachstum zu erzielen.

Fischer wandte sich anschließend den Technologiezentren zu. Diese spielten für den Transfer eine sehr wichtige Rolle, weil sie in vielen Fällen Universitätsabsolventen mit guten Ideen ein Umfeld böten, in dem deren Ideen kommerzialisiert werden könnten. In Osnabrück sei dies früh erkannt worden, das CeFITOS habe zu den ersten Gründerzentren in Deutschland gehört. Technologiezentren müssen nach Fischers Ansicht künftig aber eine veränderte Rolle übernehmen. Ihre traditionelle Rolle, durch verbilligte Mieten und Dienstleistungen der Zentrenverwaltung Startsubventionen zu geben, würden sie angesichts leerer öffentlicher Kassen in der Zukunft immer weniger wahrnehmen können. Für wichtiger hält er Aufgaben wie Marketinghilfen, Organisation von Forschungs- und Entwicklungsverbünden sowie Hilfe bei der Teilnahme an Messen.

Diese neuen Betreuungskonzepte müsse man mit dem Centrum für Umwelt und Technologie (C.U.T.), der Weiterentwicklung des CeFITOS, zunehmend umsetzen. "Märkte zu machen" müsse eine Aufgabe auch der Technologiezentren werden. Prognos habe darauf hingewiesen, daß aufgrund der mittelständischen Struktur der Wirtschaft die Innovationstätigkeit in der Region ganz entscheidend von den marktmäßigen Beziehungen beeinflußt werde.

Nach den bisherigen positiven Erfahrungen mit dem C.U.T. sollte man alle Anstrengungen unternehmen, so Fischer, um weitere Einrichtungen dieser Art in der Region zu schaffen. Es seien einige Spezialthemen für solche Zentren denkbar, mit denen sich die Region durchaus auch im nationalen und internationalen Maßstab profilieren könnte. Wichtig sei dabei, daß auch die Wirtschaft solche Aktivitäten stärker unterstütze, indem sie z.B. Forschungsaufträge vermehrt dorthin vergebe. Und schließlich sei es wünschenswert, daß auch die Verwaltungen das Potential solcher regionaler Zentren intensiver nutzten.

Fischer kehrte dann an den Anfang seines Referats zurück und zitierte ein weiteres Mal Konrad Seitz: "In einem Klima der Technikablehnung können keine zukunftsorientierten und wettbewerbsfähigen Technologien entstehen." Nach Fischers Ansicht habe man sich in Deutschland zu lange mit der Diskussion über die Notwendigkeit des Fortschritts aufgehalten. Man habe zu lange über die Gefahren der neuen Techniken geredet und dabei ihre Chancen zerredet. Dies habe wertvolle Zeit gekostet. Die Erfahrungen, die man in der jetztigen Strukturkrise machen müßte, hätten dies bestätigt. Man könne heute feststellen, daß die Traditionsindustrien per Saldo nur noch Arbeitsplätze abgäben, während neue Arbeitsplätze, abgesehen vom Dienstleistungsbereich, nur noch in den neuen Industrien entstünden. Es müsse zwar nicht alles gemacht werden, was machbar sei. Aber man könne in einer arbeitsteiligen

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Welt den Fortschritt nicht verhindern. Man sollte deshalb darauf achten, daß man ihn mit beeinflussen könne und an ihm beteiligt sei.

Zu Recht habe der Bundesforschungsminister mit dem "Delphi-Bericht zur Entwicklung in Wissenschaft und Technik in den nächsten 30 Jahren" auf die technologischen Defizite Deutschlands hingewiesen. Unberechtigt seien aber einseitige Schuldzuweisungen an das Forschungsverhalten der deutschen Wirtschaft, auch der Staat müsse hier eine neue Rolle übernehmen. Nach Fischers Ansicht sollte er die Rahmenbedingungen insbesondere für kleinere und mittlere Unternehmen verbessern, statt Forschungsetats einzufrieren. Zumindest sollte er in der öffentlichen Diskussion für ein forschungsfreundlicheres Klima sorgen. Der Staat sollte darüber hinaus bedenken, so Fischer weiter, daß er mit der Reglementierung moderner Technologien die Konkurrenten der deutschen Wirtschaft im Ausland fördere und deutsches Forschungskapital ins Ausland treibe. Kooperation Wissenschaft-Wirtschaft bedeute deshalb also auch ein neues Miteinander von Staat und Wirtschaft.

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3.2. Der Standpunkt der Wissenschaft

Anschließend referierte mit Prof. Dr. Ing. Werner Söte, Fachhochschule Osnabrück, ein Vertreter der Wissenschaft zum Thema "Kooperation Wissenschaft - Wirtschaft im Osnabrücker Raum".

Zu Beginn seines Vortrags gab Söte einen kurzen Überblick über Aufgaben, Größe und Schwerpunkte der Fachhochschule Osnabrück. Neben dem wissenschaftlichen Studium enthalte der Bildungsauftrag der Fachhochschule den besonderen Anwendungsbezug in der Lehre. Diesem Bildungsauftrag fühle man sich sehr verpflichtet. Zur Zeit gebe es über 4.500 Studenten, die in einem achtsemestrigen Studium einschließlich zweier Praxissemester zu Diplomingenieuren und Diplomkaufleuten ausgebildet würden. Als besonderen Schwerpunkt hob Söte die europäischen integrierten Studiengänge mit Partnerhochschulen in England, Frankreich, Spanien, aber auch in den Niederlanden, Schweden oder Finnland hervor, die teilweise zu einer Doppeldiplomierung führten. Weiterhin sei seit 1985 die Informationstechnik deutlich stärker in die Grundlagen des Studiums integriert worden.

Pro Semester würden, so Söte, über 100 Kaufleute und 200 Ingenieure der Elektrotechnik, des Maschinenbaus und der Werkstofftechnik diplomiert. Bis zur Mitte der 80er Jahre sei die überwiegende Anzahl von Ingenieuren in den süddeutschen Raum gegangen, danach hätten im verstärkten Maße Absolventen in Norddeutschland und besonders in der Region Osnabrück einen qualifizierten Arbeitsplatz gefunden. Dazu habe der seit 1982 systematisch aufgebaute Technologietransfer in Form von Diplomarbeiten und angewandten Forschungsprojekten mit regionalen Unternehmen beigetragen. Das im Prognos-Gutachten 1989/90 dargestellte Defizit an akademisch ausgebildetem Personal in der

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Region habe dadurch zwar noch nicht ausgeglichen, aber durchaus gemindert werden können. Seit Anfang der 90er Jahre sei eine deutlichere Hinwendung der Absolventen zu regionalen Klein- und Mittelbetrieben zu erkennen, die durch die aktuelle Arbeitsmarktsituation noch verstärkt werde. Dieser intensive Personaltransfer halte die stark vom technologischen Wandel geprägten Strukturprobleme der Region reduziert, führte Söte weiter aus.

Zur Unterstützung der Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Wirtschaft sei im Jahre 1989 gemeinsam von Universität und Fachhochschule eine Technologiekontaktstelle eingerichtet worden. Auf der Grundlage eines Kooperationsvertrags arbeite die Kontaktstelle im Rahmen eines Netzwerkes eng mit den Kammern und den regionalen Wirtschaftsförderern zusammen. Bei gemeinsamen Firmenbesuchen mit Hochschullehrern würden die Möglichkeiten zur Durchführung konkreter Projekte geprüft. Der Technologietransfer erfordere, so Söte, den unmittelbaren persönlichen Kontakt zwischen Technologieanbietern und Technologienachfragern. Die Kooperation besonders mit klein- und mittelständischen Unternehmen erfordere viel Geduld und Zeit, um eine klare Problemstellung und Verantwortlichkeit herausarbeiten zu können, die die Stärken und die Schwächen der Projektpartner berücksichtige.

Die Einführung eines zwanzigwöchigen Praxissemesters seit 1991, in dem ingenieurnahe Tätigkeiten ausgeübt werden, habe zu einer erheblichen Verstärkung der Zusammenarbeit geführt. Wie in der Vergangenheit würden auch weiterhin Diplomarbeiten in Zusammenarbeit mit Unternehmen durchgeführt. Eine starke überregionale Ausstrahlung hätten die Messebeteiligungen der Fachhochschule bei der Hannover Industrie und CeBit, führte Söte weiter aus.

Seit dem Jahr 1992 existiere zur Verstärkung der technologischen Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen ein Institut für Innovation und Technologie an der Fachhochschule und Universität Osnabrück mit den Arbeitsschwerpunkten:

  • Oberflächenanalytik,
  • Oberflächentechnik und
  • Automatisierungstechnik.

Hier seien bereits eine größere Anzahl von Projekten durchgeführt worden, die dem Stand der Technik vorgelagert seien, berichtete Söte. In diesem Zusammenhang seien häufig hochqualifizierte, mit den neuen Technologien vertraute Mitarbeiter in die regionale Wirtschaft gegangen. Dies stelle eine besonders effiziente Form des Technologietransfers dar. Dieser werde durch Hochschulassistenten, die im Rahmen eines vom Bundesminister für Forschung und Technologie geforderten Programms eng mit Unternehmen zusammenarbeiten, weiter unterstützt.

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Im Bereich der Automatisierungstechnik befasse sich das Institut mit den folgenden Schwerpunkten:

  • Untersuchung der elektromagnetischen Verträglichkeit,
  • prozeßnahe Kommunikation,
  • Echtzeitsimulationstechnik und
  • Qualitätsinformationssysteme.

Nach Sötes Ansicht würde die Weiterentwicklung des Institutes und die Schaffung neuer Arbeitsschwerpunkte eine erhebliche Verstärkung der Kooperation Wissenschaft - Wirtschaft ermöglichen. Er nannte hier besonders die Verfahrenstechnik, die sich mit den Grundlagen des ökologischen Herstellens von Produkten und des Recyclings befasse. Die Fachhochschule habe 1990 beschlossen, einen solchen Studiengang zur Ergänzung des Ingenieurbereichs aufzubauen.

Die 90er Jahre werden nach Sötes Ansicht durch eine kontinuierliche technologische Weiterentwicklung und einen erheblichen organisatorischen Wandel bestimmt sein. Chancen für die Wirtschaft ergäben sich in allen Gebieten der Verfahrenstechnik und durch die intelligente Integration der Mikroelektronik in die Produkte, und zwar in neue und in traditionelle Produkte, wobei die Kommunikationstechnik ein Schwerpunkt darstellen werde. Die Struktur der Fachhochschule erleichtere in diesem Zusammenhang die Kooperation bei interdisziplinärer Aufgabenstellung. Nach seiner Einschätzung werde es zukünftig verstärkt zur Gründung kleinerer Betriebe im Ingenieurbereich kommen, die Dienstleistungen für Unternehmen erbringen.

Die Kooperation zwischen der Fachhochschule und der Wirtschaft stelle keine Einbahnstraße dar, denn auch die Fachhochschule lerne durch die Zusammenarbeit sehr viel und stärke somit ihren Anwendungsbezug und damit wiederum ihr Profil. Dabei müsse die Unabhängigkeit der beteiligten Institutionen gewahrt bleiben. Die Hemmschwellen bei der Zusammenarbeit, die in der Wirtschaft, aber auch in der Fachhochschule vorhanden waren, seien in den letzten Jahren reduziert worden.

In seinen abschließenden Worten stellte Söte zusammenfassend fest, daß man mit der Technologiekontaktstelle der Hochschulen, dem Kooperationsvertrag, dem EG-Büro und dem Institut auf ein regionales Netzwerk zurückgreifen könne. Dieses sei aber weiterzuentwickeln, z.B. durch die Schaffung neuer Arbeitsschwerpunkte an dem Institut. Unter verbesserten Rahmenbedingungen lasse sich die Kooperation zwischen der Fachhochschule und der Wirtschaft zukünftig weiter ausbauen.

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3.3. Das Centrum für Umwelt und Technologie (C.U.T.)

Fridhelm Gronek, Leiter des in Osnabrück beheimateten Centrums für Umwelt und Technologie (C.U.T.), vermittelte im ersten Teil seines Referats zum Thema "Innovationspotentiale in der Industrie der Region" einen Überblick über die Entstehungsgeschichte seiner Institution.

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Als Ausgangspunkt für das Technologiezentrum nannte Gronek die schlechte wirtschaftliche Lage in der Stadt Osnabrück zu Anfang der 80erJahre. Die Ergebnisse eines Prognos-Gutachtens hätten damals zu einer relativ pessimistischen Einschätzung der zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten der Region geführt. Da man nicht damit rechnete, daß sich die Situation in absehbarer Zeit durch externe Hilfe verbessern würde, seien die Verantwortlichen in der Stadt entschlossen gewesen, so Gronek, sich auf die eigenen Kräfte zu konzentrieren und das vorhandene Forschungs- und Entwicklungspotential zu aktivieren.

Nach dem Gutachten waren die Aussichten auf eine positive Beeinflussung der Region hierdurch eher ungünstig. Diese pessimistische Einschätzung sei aber auch von den Kammern nicht geteilt worden, die zum damaligen Zeitpunkt bereits Innovationsberatungsstellen eingerichtet hatten. Es wurden zwar für viele Unternehmen Defizite bei Forschung und Entwicklung (FuE) diagnostiziert, man sei aber davon überzeugt gewesen, daß sie sich durch geeignete Beratungstätigkeit neu aktivieren ließen. Dies sei die Situation gewesen, führte Gronek aus, in der im Jahr 1984 der Rat der Stadt Osnabrück die Entscheidung traf, ein Technologiezentrum zu bauen, um damit den Unternehmen einen weiteren Anlaufpunkt zu bieten. Es sollte ein Element des lokalen innovationspolitischen Engagements darstellen.

Das Zentrum habe damals den Namen CeFITOS erhalten, Centrum für Innovation und Technologie Osnabrück, und habe als Technologietransferstelle und Beratungsstelle für Unternehmen in der Stadt Osnabrück Erfolg gehabt. Es hätten Firmen der verschiedensten technologieorientierten Ausrichtungen angesiedelt und bestehende Firmen technologisch beraten werden können, führte Gronek aus. Es seien die verschiedensten Forschungs- und Entwicklungsvorhaben mit einem Gesamtvolumen von 6 Millionen DM durchgeführt worden. Trends seien aufgenommen worden, wie z.B. CAD-Trainingskurse, und Holografie sei erstmalig für Zwecke außerhalb der Kunst produziert worden.

Auf einer Gesamtfläche von 1000 qm seien bei den im CeFITOS ansässigen Firmen 50 Mitarbeiter beschäftigt gewesen. Das Zentrum habe dadurch zwar noch keinen spürbaren Arbeitsmarkteffekt mit sich gebracht, führte Gronek weiter aus, aber aufgrund der Qualifikation der Mitarbeiter hätten die verschiedensten FuE-Projekte durchgeführt werden können. Über die beschäftigten Hochschulabsolventen und deren Professoren hätten sich dann die Kontakte mit der Fachhochschule und der Universität verdichtet, und 1989 habe man zusammen mit der Universität Osnabrück über neue Strategien der Akzeptanz und der Weiterentwicklung des Zentrums nachgedacht.

Zur gleichen Zeit habe es erste Diskussionen über die Beschäftigungswirkungen von Technologiezentren gegeben, insbesondere darüber, welcher Effekt von der speziellen Ausrichtung eines Zentrums ausgehe. Bei allem Erfolg von Technologiezentren, so Gronek weiter, machte man sich damals Gedanken darüber, wie die zukünftige Aufgabenstellung der Zentren definiert werden sollte, um eine möglichst auch überregionale Akzeptanz zu erzielen.

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Das Statement "Ökologische Kompetenz wird in den kommenden Jahren zu einem immer wichtigeren Faktor für die Standortqualität von Kommunen" des Oberbürgermeisters der Stadt Osnabrück, Fip, sei dann der Ansatzpunkt gewesen, die Ausrichtung des Zentrums gegen alle Trends neu zu formulieren. In einer Projektstudie sei dann die Arbeitsgruppe Systemforschung der Universität Osnabrück zu dem Ergebnis gekommen, daß das Zentrum eine Doppelrolle erhalten sollte, und zwar als:

  • Umweltberatungszentrum für bestehende Unternehmen sowie als
  • Standortgemeinschaft für Unternehmen aus den verschiedenen Bereichen der Umwelttechnologie.

Mit dieser Ausrichtung habe am 1. 1. 1993 das C.U.T. die Arbeit aufgenommen, berichtete Gronek und ging anschließend näher auf die Zielsetzung des Centrums ein. Es verstehe sich einerseits als "gute Adresse für Umweltschutz" in dem Sinne, daß unter seinem Dach Räumlichkeiten und eine Administration vorhanden seien. Neugründungen sollten ohne zu große Risiken in die Lage versetzt werden, am Wirtschaftsleben teilzunehmen und die Gemeinschaft der Firmen mit ihren Synergieeffekten zu nutzen. Andererseits sei es Aufgabe des Centrums, einer "guten Umweltidee eine Chance" zu geben, und zwar auch bei erhöhtem Risiko in Bezug auf die technischen Erfolgsaussichten und die wirtschaftliche Verwertung, fuhr Gronek fort. Eine nicht ausgeschöpfte umweltrelevante technologische Idee, die z.B. an Kapitalmangel scheitere, widerspreche dem Grundprinzip des C.U.T.

Letztlich wolle man im Rahmen der Wirtschaftsförderung der Stadt Osnabrück unter dem Markenzeichen " Umweltschutz aus Osnabrück" einen Beitrag zur Modernisierung, Diversifizierung und zum Ausbau der regionalen Wirtschaft Osnabrücks leisten. Zu diesem Zweck übernehme das Centrum folgende Funktionen:

  • Umwelt-Know-how zu sammeln und Firmen zugänglich zu machen,
  • Umweltinnovationen zu beschleunigen,
  • Umweltinnovationen als Initiator und Begleiter mit hervorzubringen sowie
  • Innovationsbereitschaft, -fähigkeit und -klima zu verbessern.

Die Zusammenführung eines Gründerpotentials, eben Personen mit fachlicher, unternehmerischer Qualifikation und technischen Umweltideen zu gewinnen sowie darüber hinaus gestandene Firmen aus dem Umweltbereich anzusiedeln, die die Anbieterpalette abrunden, bezeichnete Gronek als eine der wichtigsten Aufgaben der Leitung des Centrums. Das Prognos-Gutachten hätte hierzu die These vertreten, daß es in der Region genügend technologieorientiertes, bisher aber ungenügend genutztes Potential gebe, und zwar:

  • Personen aus den wissenschaftlichen Einrichtungen wie Fachhochschulen, Universitäten und Instituten sowie
  • Personen aus kleinen und mittelständischen Unternehmen.

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Tatsächlich sei es auch zu einer gesunden Mischung zwischen Existenzgründern und bestehenden Unternehmen gekommen. Dieser Synergieeffekt dürfe nicht unterschätzt werden, es habe sich im Centrum eine gemeinsame Aufbruchsstimmung entwickelt und wirke als umwelttechnologischer Kristallisationskern in der Region Osnabrück, fuhr Gronek fort. Auch seine Ausstrahlung über die Region hinaus werde immer stärker.

Gronek ging dann auf die Auswahlkriterien des Centrums ein. Grundsätzlich müsse zunächst einmal eine anspruchsvolle Umwelttechnologie wesentlicher Bestandteil des Unternehmens sein. Darüber hinaus werde aber auch die wirtschaftliche Seite der Unternehmung geprüft, insbesondere müßten Potential, Wachstum und Zutrittsmöglichkeit für einen entsprechenden Markt erkennbar sein.

Für die Zielgruppe des C.U.T. seien unübersehbare Vorteile vorhanden, führte Gronek weiter aus. Neben Räumlichkeiten, Serviceleistungen sowie Betreuung und Beratung im Sinne der "guten Adresse" seien hier besonders die Synergieeffekte zwischen den Mitgliedsfirmen zu nennen. Der Aufenthalt der Unternehmen im Centrum sei zunächst einmal auf 5 Jahre begrenzt, danach werde eine Ausgründung in umliegende Gewerbegebiete angestrebt. Sie sollten gefestigt aus dem Centrum herausgehen, im Sinne unabhängiger mittelstandsorientierter Unternehmen in ihren Umweltspezialmärkten wachsen und auf diese Weise qualifizierte Dauerarbeitsplätze in der Region schaffen.

Das Gebäude des C.U.T. stelle, fuhr Gronek fort, in seiner Form und Struktur ein Zeichen für den ökologischen Strukturwandel dar. Es stelle eine Synthese der Inhalte "Ökologisches Bauen", "Baubiologie" und "Alternatives Bauen" dar. Neben der weitestgehenden Verwendung naturbelassener Baustoffe habe man ein besonderes Augenmerk auf die Erreichung eines geringen Energieverbrauchs gelegt. Eine in der Nähe liegende Großwäscherei decke den gesamten Wärmeenergiebedarf des Centrums. Durch die Zusammenfassung der Naßzellen sowie der Leitungs- und Technikzentralen an einem Punkt des Gebäudes entfielen unnötige Leitungswege und Energieverlust. Man habe dadurch auch mehrfache Wasserkreisläufe sowie Regen- und Grauwassernutzung realisieren können. Schon jetzt könne man erhebliche Einsparungen feststellen.

An den Schluß seiner Ausführungen stellte Gronek eine Zwischenbilanz für das Centrum. Es beherberge zur Zeit 18 Firmen, die die unterschiedlichsten Umweltdisziplinen abdeckten (Analytik, Dienstleistung, EDV, Maschinenbau). Der Ausbildungsstand der etwa 100 Mitarbeiter habe sich erhöht, etwa 70 vH von ihnen seien Akademiker der verschiedensten Fachrichtungen. Nach Groneks Auskunft konnten seit 1984 rund 12 Millionen DM an Forschungsmitteln eingeworben werden. Und natürlich hätten auch Firmen des bestehenden Gewerbes von der Beratung durch die Unternehmen des Centrums profitiert, z.B. auf Messen und Fachsymposien. Insofern sei das Centrum seiner Aufgabe gerecht geworden, einen innovationspolitischen Schub für die Region zu erbringen.

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Die weitere Entwicklung des C.U.T. bleibe abzuwarten, beschloß Gronek seine Ausführungen. Man gehe davon aus, daß nach der Vermietung sämtlicher Flächen an entsprechende Firmen etwa 130 Arbeitsplätze vorhanden sein werden. Eine solche Zahl beinhalte dann durchaus auch einen arbeitmarktpolitischen Aspekt für die Region. Noch wichtiger sei in seinen Augen allerdings die Aufbruchstimmung, die im Zentrum herrsche.

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3.4. Diskussionsbeiträge

Zur Ausrichtung von Technologiezentren fragte Dr. Wolfhard Schmidt, Faserwerke Lingen, kritisch an, ob das Thema Umweltschutz für Innovationen ausreichend sei, oder ob man nicht weiter denken müsse. Seine Ansicht, es reiche nicht aus, daß sich ein paar Unternehmer mit innovativen Gebieten beschäftigten, es müsse vielmehr in der gesamten Gesellschaft das Interesse an Innovationen gefördert werden, blieb unwidersprochen.

Als ein grundlegendes Ergebnis der Diskussion zum Themenkomplex Wissenschaft, Forschung und Technologietransfer kann festgehalten werden, daß die Bildungseinrichtungen der Region allgemein als sehr gut angesehen werden und somit die Voraussetzungen für eine positive Entwicklung der Region von dieser Seite offenbar gegeben sind. Ernst Schwanhold, Mitglied der SPD-Bundestagsfraktion erwähnte hier eine gut funktionierende Universität, die binnen kurzer Zeit erstaunliche Erfolge erreicht habe, und die Fachhochschulen, die über einen exzellenten Ruf verfügten. Nach Auskunft von Oberbürgermeister Hans-Jürgen Fip habe die Stadt Osnabrück die räumlichen und planungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen, damit sich die Hochschulen am Standort Osnabrück entscheidend weiterentwickeln könnten. Das gelte sowohl für die Fachhochschule als auch für die Universität. Man hoffe, daß die Finanzierungen, die im Landeshaushalt eingestellt seien, in den nächsten Jahren auch beibehalten würden, damit der geplante Ausbau auch realisiert werden könne.

Ein weiteres Ergebnis der Diskussion lautete, daß es in der Region aber noch immer zu wenig Arbeitsplätze für die hoch qualifizierten Absolventen gibt trotz der positiven Entwicklung in jüngerer Zeit, die Herr Söte in seinem Referat angesprochen hat. Arbeitsplätze z. B. für Ingenieure seien in der Region deutlich weniger als im Bundesdurchschnitt vorhanden. [Fn 1: Vgl. Jung, H. - U./Schätzl, L. (Hrsg.): Atlas zur Wirtschaftsgeographie von Niedersachsen. Ökonornische, soziale und ökologische Aspekte räumlicher Strukturen und Entwicklungen. Braunschweig 1993, S. 133 und S. 219.]
In dieses Bild paßt auch, wie Herr Fischer betonte, das im Verlauf der Diskussion mehrfach angesprochene Defizit der regionalen Wirtschaft in puncto Innovationsbereitschaft und -tätigkeil, insbesondere beim Mittelstand. Er halte es für sehr wichtig, daß man dem Mittelstand helfe, den Anschluß an Innovationen wieder zu finden. Als ein Anzeichen dafür, daß dieser

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Prozeß bereits begonnen habe, erwähnte er, daß gerade bei den Mittelständlern in Westniedersachsen sehr viel Interesse an Beratungsleistungen z.B. durch das Rationalisierungskuratorium der deutschen Wirtschaft (RKW), das seit einiger Zeit bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Osnabrück einen Außenposten habe, vorhanden sei.

Fischer betonte in der Diskussion noch einmal seinen Standpunkt, daß Technologievermittlung in der Zukunft wichtiger sein werde als Forschungsförderung, denn die Region müsse auch in den Traditionsindustrien wesentlich innovativer sein. Es könne und solle ja nicht jedes Unternehmen Spitzentechnologie entwickeln, sondern man müsse gewährleisten, daß jeder an sie herankomme, soweit das aus Konkurrenzgründen möglich sei. Hier sei es seines Erachtens sehr interessant, was Herr Säte gesagt habe, nämlich daß man bei der forschungsbezogenen Dienstleistung eine vielfältigere und kleinteiligere Struktur bekommen werde. Hier bestünden erfreuliche Chancen für die Beteiligung auch mittlerer und kleiner Unternehmen.


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