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Strunk, Paul (1876 - 1929)

Geboren am 21. November 1876 in Berlin, gelernter Heilgehilfe und Masseur, verheiratet. Trat 1900 dem 1898 in Hamburg gegründeten freigewerkschaftlichen "Verband des Massage-, Bade- und Krankenpflege-Personals Deutschlands" bei. Am 6. November 1901 zum Vorsitzenden der Filiale Berlin gewählt, wurde er am 1. Mai 1902 als Beschäftigter eines Instituts für medizinische Diagnostik wegen gewerkschaftlicher Betätigung entlassen. Mußte sich nach der Entlassung mit Nachtwachen im Jüdischen Krankenhaus und Privatmassagen über Wasser halten. Neueinstellung im Friedrich-Wilhelm-Bad in Berlin; im Oktober 1903 nach einem Streik erneut entlassen.

Auf dem 2. Verbandstag vom 18. bis 19. Oktober 1903 zum festbesoldeten 1. Vorsitzenden, Geschäftsführer und Redakteur der "Sanitätswarte" gewählt, nachdem der bisherige ehrenamtliche Vorsitzende wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten in der Verbandsführung nicht mehr kandidiert hatte. Mit der Wahl Strunks wurde der Verbandssitz von Hamburg nach Berlin verlegt und der Verbandsname in "Zentralverband des Massage- und Krankenpflege-Personals Deutschlands" umgewandelt, Strunk orientierte nach Gesprächen mit Bruno Poersch im April 1904 den kleinen Verband auf einen Zusammenschluß mit dem damaligen "Verband der in Gemeinde- und Staatsbetrieben beschäftigten Arbeiter und Unterangestellten". Die Fusion erfolgte am 1. Juli 1904. 450 Mitglieder aus Berlin, Dresden, Hamburg und Einzelzahler vollzogen den Anschluß. Die Paragraphen 6 und 7 des Verschmelzungsparagraphen garantierten den Fortbestand der "Sanitätswarte" und die Festanstellung Paul Strunks. Er trat zunächst als Hilfsarbeiter in das Hauptbüro des Verbandes in Berlin ein und entfaltete seine Agitation vornehmlich in der Provinz Brandenburg, besonders in den Städten Landsberg, Forst, Frankfurt an der Oder, Fürstenwalde, Küstrin und Cottbus; erledigte außerdem bis zum Herbst 1905 die Expedition des Verbandsorgans "Die Gewerkschaft". Im Juni 1907 in die neugegründete Agitationskommission der Filiale Groß-Berlin gewählt. Delegierter auf der 2. Internationalen Konferenz der "Arbeiter öffentlicher Betriebe" vom 4. bis 6. September 1910 in Kopenhagen. Vom 5. September 1907 bis 1912 übernahm Paul Strunk das neuerrichtete Gaubüro Magdeburg für Mitteldeutschland. 1910 vergebliche Kandidatur als sozialdemokratischer Stadtverordneter in Magdeburg. Strunk konnte in der gewerkschaftlichen Aufschwungphase vor dem I. Weltkrieg viel für die Ausbreitung des "Verbandes der Gemeinde- und Staatsarbeiter" in Sachsen, Anhalt und Braunschweig tun. Der "Gauleiterschub" des Verbandes 1912 führte Strunk erneut nach Berlin, wo er die Leitung des Gaues Brandenburg-Pommern ausübte. In diese Zeit fiel der verlorengegangene, mehrwöchige, große Stettiner Hafenarbeiterstreik (Herbst 1913), den Strunk entscheidend mitorganisiert hatte. Delegierter auf dem 5. Kongreß der Gewerkschaften Deutschlands 1914 in München. 1914 sofort nach Kriegsbeginn eingezogen und auf Intervention des Verbandsvorstandes bald wieder entlassen. 1915 erneut Gestellungsbefehl. Strunk arbeitete bis Frühjahr 1918 als Hilfsdienstpflichtiger in einem Industriebetrieb. Nach mehrfacher Anforderung des Verbandes erneute Übernahme des alten Gauleiteramtes im Frühjahr des letzten Kriegsjahres.

1919 wurde der alte Gau Brandenburg-Pommern geteilt, Strunk übernahm die östliche Hälfte mit Sitz in Frankfurt an der Oder. Nach der organisatorischen Umstrukturierung in Wirtschaftsbezirke wurde der Gau Frankfurt an der Oder 1925 aufgehoben. Strunk kehrte in seinen alten Wirkungsbereich nach Berlin zurück, wo er das Personal im Gesundheitswesen und die Beamten zu betreuen hatte. Wahl zum stellvertretenden Verbandsbeiratsmitglied 1922 und 1925. Strunk nahm als einer der dienstältesten Gauleiter an allen wichtigen Berufs- und Fachgruppentagungen des "Verbandes der Gemeinde- und Staatsarbeiter" teil, wobei er auf den Reichskonferenzen für das Gesundheitswesen starke Akzente setzte. So plädierte er auf der 2. Konferenz des Krankenpflege-, Massage- und Badepersonals Deutschlands vom 21. bis 22. August 1911 in Berlin für eine erheblich bessere personelle Ausstattung der Reichssektion (2. besoldeter Funktionär neben Oskar Riedel), ohne dafür eine Mehrheit zu erlangen. Eine besondere Rolle spielte Strunk seit Mitte der zwanziger Jahre in der Beamtenbewegung. Am 1. Januar 1927 wurde der "Reichsbund der Beamten und Angestellten in den öffentlichen Betrieben und Verwaltungen" als Unterorganisation des "Verbandes der Gemeinde- und Staatsarbeiter" begründet, nachdem die Fusionsverhandlungen mit dem "Verband Deutscher Berufsfeuerwehrmänner" und der "Reichsgewerkschaft Deutscher Kommunalbeamten" gescheitert waren. Die 1. Konferenz des Landesausschusses des "Reichsbundes" der Provinz Brandenburg wählte Strunk am 27. März 1928 zu ihrem 1. Vorsitzenden. Da die Beamtenbewegung des "Verbandes der Gemeinde- und Staatsarbeiter" zu Zweidrittel aus Personal des Gesundheitswesens bestand, lag diese Wahl nahe. Auf dem 1. Reichsvertretertag des "Reichsbundes der Beamten und Angestellten in den öffentlichen Betrieben und Verwaltungen" in den zwanzigköpfigen Reichsausschuß der Organisation delegiert. Paul Strunk starb am 4. Januar 1929 nach einer Versammlung in den Beelitzer Heilstätten in seinem Hotelzimmer an einem Herzschlag.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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