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TEILDOKUMENT:
George, Oskar (1920 - 1981) Geboren am 23. Oktober 1920 in Braunschweig als Sohn eines Schuhmachers, der seit 1935 als Arbeiter seinen Lebensunterhalt verdiente, verheiratet, protestantisch. Besuchte von 1927 bis 1935 die Volksschule in Braunschweig. Absolvierte nach der Volksschule eine kaufmännische Lehre bei der Firma Kirchoff in seiner Heimatstadt, blieb nach Beendigung der Lehrzeit in derselben Firma als kaufmännischer Angestellter tätig. 1939 übersiedelte er nach nach Hamburg. Sofort im September 1939 zum Kriegsdienst in eine Baukompanie eingezogen. Während des Krieges zum Unteroffizier befördert, geriet im Juli 1943 als Angehöriger eines Panzergrenadierregiments in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Im Mai 1946 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen. Nahm seinen Wohnsitz erneut in Hamburg. Zum 1. Juni 1946 hauptamtlich beim "Gesamtverband der Verkehrs- und Gemeindearbeiter" eingestellt. Sein gewerkschaftlicher Werdegang wurde von Adolph Kummernuss entscheidend gefördert, dessen uneingeschränktes Vertrauen er besaß. George hatte in Hamburg die Jugendleitung inne und organisierte ab 1947 die Betriebsrätearbeit im Hamburger Bezirk. Als erste Industriegewerkschaft in Hamburg konnte George im August 1946 die Jugendgruppe des Gesamtverbandes beim Landesjugendamt anmelden und bestätigen lassen. Darüber hinaus war er im Ortsausschuß des Hamburger DGB tätig. Vom 8. April 1947 bis zum 15. Februar 1948 besuchte er als einziger Hamburger Gewerkschafter des öffentlichen Dienstes den ersten Nachkriegslehrgang der Akademie der Arbeit in Frankfurt am Main. 1946 Eintritt in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands. Von Kummernuss auf der Beiratssitzung der Gewerkschaft ÖTV der britischen Zone am 18. November 1948, der wichtige personalpolitische Weichen stellte, als künftiger Leiter im Bundesvorstand für die Bereich Jugend und Frauen vorgeschlagen. Der Vorschlag wurde jedoch in dieser Form nicht akzeptiert, da ein Mann nicht ein Frauensekretariat leiten sollte. Auf dem "Vereinigungsverbandstag der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes, Transport und Verkehr" vom 28. bis 30. Januar 1949 als Gast anwesend. Von den Repräsentanten der britischen Zone verabredungsgemäß als Leiter des kommenden Jugendsekretariats vorgeschlagen. Um Georges Wahl gab es auf dem Vereinigungsverbandstag intern heftige Auseinandersetzungen, da Georges Kandidatur zunächst von den süddeutschen Delegierten nicht akzeptiert wurde. Dennoch als Leiter des Jugendsekretariats in den Hauptvorstand der "Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr" gewählt. Zum 1. April 1949 trat George seine hauptamtliche Tätigkeit in Stuttgart an. Vom 22. bis 29. August 1949 konstituierte sich in Oberursel der Verbandsjugendausschuß der ÖTV, der einen Satzungsentwurf für die gewerkschaftliche Jugendarbeit vorlegte (Bestätigung der Satzung im Dezember 1949 durch den Hauptvorstand). Wahl Georges in den geschäftsführenden Ausschuß auf der ersten Sitzung in Oberursel; gleichzeitig Wahl zum Jugendsekretär der Organisation. Die 1. Verbandsjugendkonferenz der Gewerkschaftsmitglieder unter 25 Jahren bestätigte am 12. September 1949 auf Schloß Hohenheim den Verbandsjugendausschuß und die Wahl Georges als Jugendsekretär. Unterlag auf der Sitzung des Verbandsvorstandes am 11. und 12. November 1949 bei der geheimen Wahl zum Mitglied des DGB-Bundesauschusses. Am 3. März 1950 stellte Karl Müller sein Mandat als geschäftsführendes Hauptvorstandsmitglied zur Verfügung. Müllers Aufgabenbereich (Schulung und Bildung) wurde im geschäftsführenden Hauptvorstand Adolph Kummernuss unterstellt, die eigentliche Betreuung jedoch von Oskar George übernommen. Seine Hauptaufgabe bestand in der Planung der neuen Bildungsstätte in Mosbach, mit deren Bau im Herbst 1950 begonnen wurde und die am 5. Oktober 1951 feierlich eröffnet werden konnte. Im Vorstand blieb George weiterhin für die Jugendarbeit verantwortlich. Als eigene Erfolge wertete er Verbesserungen des Jugendwohlfahrtsgesetzes, die Einbeziehung der Lehrlinge in die Arbeitslosenversicherungspflicht, Sonderbestimmungen des Jugendschutzgesetzes für die in der See- und Binnenschiffahrt beschäftigten Jugendlichen und adäquate Ausbildungsordnungen für Lehrlinge des Friseurhandwerks, des Tankstellengewerbes und Lehrlinge in der Reisebürobranche. Das Amt des gewählten Jugendsekretärs legte George auf der 2. Verbandsjugendkonferenz vom 17. bis 18. Dezember 1951 in die Hände von Hans Faltermeier. Von 1949 bis Juni 1951 hatte sich der Anteil organisierter Jugendlicher von 48.338 auf 78.881 erhöht. Bis zu seinem Ausscheiden vertrat George die ÖTV im Bundesjugendausschuß des DGB. Politisch unterstützte George Kummernuss' pointierte Positionen gegen die Remilitarisierung Deutschlands und unterstützte Protestbewegungen gegen den amtierenden "rüstungsfreundlichen" DGB-Vorsitzenden Christian Fette. Auf dem 1. Gewerkschaftstag der "Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr" vom 18. bis 22. Februar 1952 in Hamburg mit 200 Stimmen (bei 228 abgegebenen ungültigen Delegiertenstimmen) als Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstandes gewählt, nachdem Adolph Kummernuss sich für seine Wahl besonders stark gemacht hatte. Die Wahl, deren Rechtsgültigkeit von manchem Kollegen angezweifelt wurde, beschäftigte im März 1952 mehrfach die Exekutive der ÖTV. Im geschäftsführenden Hauptvorstand zuständig für die Schulungs- und Bildungsarbeit, die Abteilung Jugend und die Abteilung Werbung (Herausgabe von Referenten- und anderen Werbematerialien). Seit dem Sommer 1952 vertrat George (neben Georg Huber und Karl Gröbing) die ÖTV im DGB-Bundesausschuß. Als Vertreter Adolph Kummernuss' in der Programm-Kommission des DGB brachte er ab 1955 viele "Modernisierungsideen" ein. Einer seiner Arbeitsschwerpunkte innerhalb der ÖTV bildete die Dezentralisierung der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit. 1952 fanden erste Modellversuche mit lokalen "ÖTV-Schulen" in Berlin und Frankfurt am Main statt, die seit 1953 systematisch ausgebaut wurden. Die örtlichen Schulen vermittelten Basiswissen auf dem Gebiet des Verwaltungs-, Beamten- und Besoldungsrechts. Zum 1. Januar 1955 wurde beim Hauptvorstand eine "soziologische Abteilung" eingerichtet, um den Herausforderungen fortschreitender Automation und Rationalisierung in Verwaltungen und Wirtschaftsbetrieben besser gerecht werden zu können, gleichzeitig sollte die Abteilung Argumentationshilfen gegen gewerkschaftsfeindliche Stimmungen in der Gesellschaft liefern. Zum Leiter der wissenschaftlichen Abteilung wurde Oskar George bestellt. Diese betratt mit ihrer ersten Studie über das Verhältnis der Mitglieder zu ihrer Gewerkschaft ÖTV wissenschaftliches Neuland. Wiederwahl Georges als geschäftsführendes Hauptvorstandsmitglied auf dem 2. Gewerkschaftstag der "Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr" vom 3. bis 7. Mai 1955 in Frankfurt am Main bei 40 Gegenstimmen und 13 Enthaltungen. Neben den Bereichen Schulung, Bildung, Werbung, Wissenschaftliche Abteilung, Archiv zeichnete Oskar George künftig für die Arbeit der Hauptfachabteilung V (Öffentliche Nahverkehrsbetriebe und nicht bundeseigene Eisenbahnen) verantwortlich. Seit Dezember 1955 einer der Gesellschafter der neu entstandenen Verlagsanstalt Courier GmbH. Auf dem 24. Kongreß der "Internationalen Transportarbeiter-Föderation" (ITF) vom 18. bis 26. Juli 1956 in Wien zum stellvertretenden Mitglied des Generalrates gewählt. Bestätigung im gleichen Amt auf dem 25. Kongreß der ITF vom 23. Juli bis 1. August 1958 in Amsterdam. Der Ausbau der bezirklichen Wochenendschulungen, medienwirksame Sondertagungen ("Woche der Polizei") und die alljährlich stattfindenden internationalen Ferienlehrgänge in "seiner" "Michael-Rot-Schule" in Mosbach lagen ihm besonders am Herzen. Auf der Beiratssitzung der ÖTV vom 24. bis 26. April 1957 in München in eine zwölfköpfige Kommission "zur Überprüfung des organisatorischen Aufbaus der Gewerkschaft ÖTV" gewählt, die den Weg zu flexiblen Organisationsstrukturen öffnen sollte. Als jüngstes Hauptvorstandsmitglied galt George in der Presse vielfach als Nachfolger des 1. ÖTV-Vorsitzenden Adolph Kummernuss. Wiederwahl im Amt auf dem 3. Gewerkschaftstag der ÖTV vom 1. bis 6. Juni 1958 in München. Seit dem 5. Mai 1956 Mitglied des Aufsichtsrates der Bank für Arbeit und Wirtschaft AG in Stuttgart (als Nachfolger Karl Müllés). Nach Verabschiedung des "Gesetzes zur Aufhebung der Beschränkung des Niederlassungsbereiches von Kreditinstituten vom 24. Dezember 1956" fanden Gespräche über einen Zusammenschluß der sechs regional operierenden gemeinwirtschaftlichen Banken statt. Bei der Fusion zur "Bank für Gemeinwirtschaft AG" (BfG) spielte er als Aufsichtsratsmitglied der Stuttgarter Bank eine wichtige Rolle. Seit dem 28. Februar 1959 Mitglied des Aufsichtsrates der BfG. Am 30. September 1959 schied Oskar George aus persönlichen Gründen aus den Diensten der ÖTV aus. Seit 1960 Leiter der Werbeabteilung der "Bank für Gemeinwirtschaft AG", deren unkonventionellen Werbestil er entscheidend mitprägte. Am 18. Oktober 1965 begann die "Bank für Sparanlagen und Vermögensbildung" (BSV) als Tochter der BfG zu arbeiten. Anlaß für die Gründung war der Abschluß des ersten Tarifvertrages über die zusätzliche Gewährung vermögenswirksamer Leistungen für die Bauwirtschaft und die Verabschiedung des 2. Vermögensbildungsgesetzes, mit der die Förderung tarifvertraglich vereinbarter vermögenswirksamer Leistungen überhaupt erst ermöglicht wurde. Als prominenter Gewerkschafter tat George viel, um die "Leber-Bank" in den Gewerkschaften und bei den Betriebsräten bekannt zu machen. Im Dezember 1972 als neues Vorstandsmitglied der BSV bestellt, nahm er die Tätigkeit zum 1. März 1973 auf. In der Wirtschaftspublizistik warb er besonders für die "Baufinanzierung aus einer Hand", den Briefkredit und den Rentensparbrief der BSV. Verfasser der Monographie "Die BSV. Bank für Sparanlagen und Vermögensbildung. Aufgaben - Organisation - Leistungen" (Schriftenreihe Gemeinwirtschaft. Nr. 26). Frankfurt am Main 1977. George schied im Mai 1980 aus dem Dienst der Bank aus, blieb als Berater bei der "Beteiligungsgesellschaft für Gemeinwirtschaft" im alten Metier tätig. Sein spezifisches Interesse galt der Zusammenarbeit mit Israel. Vorsitzender der Frankfurter "Freunde der Hebräischen Universität Jerusalem". Am 23. Oktober 1980 mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes geehrt. Oskar George starb am 1. Januar 1981 in Hofheim am Taunus. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998 |