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Fritz, Emil (1895 - 1984)

Geboren am 14. Februar 1895 in Illkirch bei Straßburg im Elsaß als Sohn eines Maschinenschlossers, verheiratet, protestantisch, später Dissident. Besuchte in Straßburg die Volksschule und nahm nach der Volksschule verschiedene Aushilfsstellungen an, um die Einkommensverhältnisse der kinderreichen Familie zu verbessern. Trat am 1. April 1913 in die Diakonieanstalt Karlshöhe in Württemberg ein; erlernte dort den Beruf eines Krankenpflegers. Diente als Kriegsfreiwilliger seit dem 15. Mai 1915 im Infanterie-Regiment I in Schwäbisch Gmünd. Tat als Sanitätsgefreiter in verschiedenen Orten und an der Westfront Dienst. Im Sommer 1918 in Frankreich verwundet. Rückkehr nach Deutschland. Von Oktober 1918 bis zum September 1928 im Beamtenverhältnis im Bürgerhospital Stuttgart tätig; zunächst als Krankenpfleger, später als Altenpfleger. Der gelernte Krankenpfleger trat zum 1. November 1918 in den "Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter der Ortsverwaltung Stuttgart ein. 1920 Wahl in den Betriebsrat des Bürgerhospitals, hatte zu dieser Zeit verschiedene ehrenamtliche Funktionen innerhalb seiner Gewerkschaft inne. Am 1. Januar 1922 Eintritt in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands. 1923 zum Betriebsratsvorsitzenden des Bürgerhospitals gewählt. Seit 1925 Mitarbeiter an der gewerkschaftlichen Fachzeitschrift "Sanitätswarte", Vorsitzender der Landesfachkommission des Pflegepersonals Württemberg und Mitglied der Reichsfachkommission des Pflegepersonals.

Nach Gründung des "Reichsbundes der Beamten und Angestellten in den öffentlichen Betrieben und Verwaltungen" wurde Fritz vom Hauptvorstand seiner Gewerkschaft zum 1. September 1928 hauptamtlich als Redakteur eingesetzt. Umzug nach Eichwalde bei Berlin. Unter Emil Dittmer arbeitete er in der Redaktion der "Sanitätswarte", der "Beamtengewerkschaft" und der Zeitschrift "Arbeitsrecht" mit. Seine Themen beschränkten sich nicht nur auf den Gesundheitsbereich, vielmehr nahm er zu allen "brennenden Fragen" der Gewerkschaftsbewegung Stellung (Notverordnungen, Krisenfürsorge und Arbeitsbeschaffung, Arbeitslosenversicherung, Arbeitszeitverkürzung, Arbeitsdienstpflicht etc.). War eng der Gedankenwelt der Arbeiterjugend verbunden und brachte neue Themen und stilistische Elemente in die Gewerkschaftspresse des "Verbandes der Gemeinde- und Staatsarbeiter". Fritz wohnte in den Siedlungshäusern des Gesamtverbandes in Eichwalde. Von 1930 bis 1933 Vorsitzender der SPD-Ortsgruppe Eichwalde. 1930 Eintritt in das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Vom 2. Mai 1933 bis September 1933 Hauptschriftleiter des gleichgeschalteten Verbandsorgans "Gewerkschaft".

Bearbeitete von November 1933 bis Juni 1935 innerhalb der "Reichsarbeitsgemeinschaft der Berufe der hygienischen und ärztlichen Dienste" die Angelegenheiten des Krankenpflegepersonals. Im Sommer 1935 entlassen. Von August 1935 bis Juli 1936 beim Arbeitsamt Berlin-Süd angestellt. Fritz hatte später verschiedene Aushilfstellungen beim Bezirksamt Köpenick und Charlottenburg inne. Arbeitete seit dem 1. Mai 1937 wieder in seinem alten Beruf als Pfleger in der Heil- und Pflegeanstalt Haylage. In den späten dreißiger Jahren Mitarbeiter an verschiedenen Fachzeitschriften: "Krankendienst. Zeitschrift für katholische Krankenhäuser und Pflegekräfte", "Im Dienst am Menschen", "Geisteskrankenpflege. Monatsschrift für Geisteskranken- und Krankenpflege zur Belehrung und Fortbildung des Pflegepersonals an Heil- und Pflegeanstalten" und der "Krankenpflege-Zeitung. Deutsche Fachzeitung für die Berufsinteressen des ärztlichen Hilfspersonals". Verfasser der Monographien "Die Krankenpflege in Gesetz und Recht. Gesetzsammlung für Schwestern und Krankenpfleger". Osterwieck 1937, "Das Tarif- und Dienstordnungsrecht der öffentlichen und privaten Angestellten im Gesundheitswesen". 2. Aufl. Berlin 1940 (gemeinsam mit Peter Franz Schüssler) und "Der Krankenpflegeunterricht. In Fragen und Antworten bearbeitet". Osterwieck 1943. Am 26. August 1939 als Sanitäts-Unteroffizier zum Heeresdienst eingezogen. 1940 nach Straßburg und [1941] nach Luxemburg versetzt. Im April 1945 Verurteilung durch Standgericht wegen Führerbeleidigung und Wehrkraftzersetzung.

Fritz stellte sich sofort nach Kriegsende in den Dienst der Gewerkschaft. Trat im Mai 1945 dem sich konstituierenden "Gesamtverband des Personals der öffentlichen Dienste und des Verkehrs Württemberg-Badens" bei. Seit dem 1. August 1945 hauptamtlich als Fachgruppenleiter für das Gesundheitswesen im Gesamtverband angestellt. Im Sommer 1946 zu einer Zeit, als noch keine Gewerkschaftsblätter in der amerikanischen Zone lizensiert waren, gelang es Emil Fritz auf Grund seiner alten Beziehungen, einen Vertrag mit dem Stuttgarter Verlag Enke zustande zu bringen, nachdem die "Sanitätswarte" außerhalb der gewerkschaftlichen Organisation herausgebracht werden konnte. Im Juli 1946 erschien die Nr. 1 der "Sanitätswarte. Zeitschrift für das gesamte ärztliche Hilfs- und Pflegepersonal im öffentlichen und privaten Gesundheitsdienst, für Gesundheitsfürsorge und Wohlfahrtspflege mit amtlichen Bekanntmachungen" mit einem Aufruf "An das Personal in Gesundheitswesen und Wohlfahrtspflege". Als Schriftleiter stellte Emil Fritz die ersten Kontakte zwischen den Gewerkschaftern des öffentlichen Dienstes der Westzonen her, denen man das Recht auf eigene Zeitschriften bisher abgesprochen hatte. Von 1946 bis 1950 Vorsitzender des Ortsvereins der SPD Stuttgart-Stammheim. Fritz' Berichterstattung griff weit über gesundheitspolitische Themen hinaus und dokumentierte ein Stück weit den gewerkschaftspolitischen Konzentrationsprozeß in den Westzonen. Auf der 1. Landeskonferenz der Fachgruppe Gesundheitswesen Württemberg-Badens am 13. Oktober 1946 in Stuttgart zum 1. Fachgruppenleiter gewählt. Auf der Konferenz konnte Fritz erste tarifpolitische Forderungen formulieren. Besonders setzte er sich für das Recht der Organisation der "Freien Schwestern" ein. Ende 1946 konnte Fritz den ersten "Landesvertrag" für Masseure und Krankengymnastinnen zwischen den Krankenkassen und seiner Gewerkschaft unterzeichnen. Wiederwahl Fritz' am 22. August 1947 auf der 2. Landeskonferenz der Fachgruppe Gesundheitswesen im Gesamtverband von Württemberg-Baden, die ganz im Zeichen der Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften der übrigen Länder und Zonen stand und den Willen zur baldmöglichsten gewerkschaftlichen Einheit dokumentierte. Fritz konnte auf der Konferenz eine Mitgliederzahl von über 5.000 Mitgliedern in Württemberg-Baden präsentieren.

Am 27. Juli 1948 war er in Stuttgart Gastgeber der "Trizonalen Arbeitsgemeinschaft der Fachgruppe Gesundheitswesen", die breit die Frage der Ärzteorganisation diskutierte. Nahm neben Georg Huber als Vertreter für Württemberg-Baden an der Tagung der Arbeitsgemeinschaft der Gewerkschaften für den öffentlichen Dienst, Transport und Verkehr in den Westzonen vom 25. bis 26. November 1947 in Stuttgart teil. Der Vereinigungsverbandstag der "Gewerkschaft Öffentliche Dienste Transport und Verkehr" vom 29. bis 30. Januar 1949 in Stuttgart wählte den Delegierten Emil Fritz zum Protokollführer. Vom geschäftsführenden ÖTV-Hauptvorstand zum leitenden Redakteur bestimmt. Damit setzte sich das Spitzengremium über kritische Stimmen aus der Emigration hinweg, die Fritz wegen seiner Nähe zur NSDAP (er hatte vergeblich einen Aufnahmeantrag gestellt) kein Amt geben wollten. Als Redakteur nahm er zukünftig mit beratender Stimme an den Sitzungen des Geschäftsführenden Hauptvorstandes teil. Am 1. Mai 1949 erschien zum ersten Mal das von Emil Fritz betreute zentrale Organ "Öffentlicher Dienst, Transport und Verkehr" mit drei Ausgaben für Arbeiter, Beamte/Angestellte und Polizei. Das Blatt erschien zunächst monatlich mit einem Umfang von 16 Seiten. Neben dem Zentralorgan betreute Fritz ein Mitteilungsblatt für Funktionäre und Betriebsräte "Der Funktionär". Alle regionalen Mitteilungsblätter stellten damit ihr Erscheinen ein. Ab 1. Januar 1950 kehrte auch die "Sanitätswarte" in den Verantwortungsbereich der Organisation zurück.

Ab 25. Februar 1950 gab die Redaktion erstmalig einen Informationsdienst heraus, der den Massenmedien zugestellt wurde. Mit dem Ausbruch des Koreakrieges geriet die Gewerkschaftspresse - auf Grund ungeahnter Preissteigerungen - in eine schwere Krise. Im Rahmen des DGB gelang es Fritz als Vorsitzender einer eigenen "Papierkommission", angemessene Kontingente den Gewerkschaften zur Verfügung zu stellen. Als Redakteur gestaltete er die ÖTV-Presse im "klassischen" Vorkriegssinne mit breiter Berichterstattung über Tagungen und Konferenzen von Untergliederungen und den Beschlüssen der leitenden Körperschaften. Im Spannungsfeld zwischen Herstellungskosten, den Wünschen der einzelnen Hauptabteilungen und einem veränderten Lese- und Informationsverhalten der Mitglieder kam es zu Beginn der fünfziger Jahre auf Beschluß der Leitungsgremien zu mehreren Umstrukturierungen der ÖTV-Presselandschaft, wobei kritische Töne gegenüber dem leitenden Redakteur nicht zu überhören waren. Fritz fehlte wegen schwerer Erkrankung auf dem 1. Gewerkschaftstag der Gewerkschaft ÖTV vom 18. bis 22. Februar 1952 in Hamburg, der eine stärkere fachliche Aufgliederung der Presse beschloß. (Neuer Name ab 1952: "ÖTV-Presse"). Der Hauptvorstand der ÖTV beschloß am 14. April 1953 in Cuxhaven die Mitgliederzeitschrift nach zwischenzeitlicher Reduktion wieder zweimal monatlich erscheinen zu lassen; gleichzeitig stellte man Fritz eine eigene Pressekommission zur Beratung an die Seite. Mit zehn unterschiedlichen Ausgaben (angelehnt an die Hauptfachabteilungen der ÖTV) war ein Maß fachlicher Aufschlüsselung der Presse erreicht, das in der deutschen Gewerkschaftslandschaft einmalig war, jedoch wenig identitätsstiftend wirkte.

Fritz figurierte seit Dezember 1955 als einer der Gesellschafter der Verlagsanstalt Courier GmbH. die mit Beginn des Jahres 1956 ihre Arbeit aufnahm. Aus Unzufriedenheit über die geringe Ausstrahlung der Gewerkschaftspublizistik, wurde auf dem 2. Gewerkschaftstag der ÖTV vom 3. bis 7. Mai 1955 in Frankfurt am Main ein Antrag eingebracht, der einer Neuorganisation der ÖTV-Presse den Weg öffnen sollte. Fritz, der stets das traditionelle Layout der "ÖTV-Presse" verteidigte, geriet auf dem 3. Gewerkschaftstag vom 1. bis 6. Juni 1958 in München erneut in die Kritik der Delegierten. Der geschäftsführende Hauptvorstand beschloß zum 15. Oktober 1958 die Wahl eines neuen Redakteurs. Emil Fritz erhielt vom Hauptvorstand den Auftrag, die Geschichte der ÖTV "weiterzuschreiben". Der ehemalige Redakteur beschäftigte sich weiterhin mit berufspolitischen Themen. Verfasser der Studie "Problematik der Krankenpflege und ihrer Berufsverbände". Hannover 1964. Emil Fritz starb am 26. Februar 1984 in Stuttgart.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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