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Fischer, Leo (1864 - 1901)

Geboren am 26. Juni 1864 als jüngster Sohn eines Schmiedemeisters in Kolberg in Pommern. Erlernte in einer Herrschaftsgärtnerei seiner Heimat den Gärtnerberuf. Als Gehilfe arbeitete er hauptsächlich in Berlin und seinen Vororten. Etablierte sich am 1. Oktober 1893 als selbständiger Schnittblumenhändler in Steglitz. Ab 2. September 1891 im Zweigverein Steglitz Mitglied des (neutralen) "Allgemeinen Deutschen Gärtner-Vereins", der in Konkurrenz zum freigewerkschaftlichen "Zentralverein der Gärtner"

(seit 1896: "Deutsche Gärtner-Vereinigung") stand. Delegierter auf der 1. Generalversammlung 1893 in Potsdam, Wahl zum Revisor auf der 2. Generalversammlung 1894 in Hannover. Bestätigung auf der 3. Generalversammlung 1896 in Nürnberg in diesem Amt. Auf dem 1. Deutschen Gärtnertag 1896 in Erfurt, der den Zusammenschluß der freien Gärtnergewerkschaft mit der neutralen Organisation bringen sollte, nahm Fischer eine vermittelnde Stellung ein.

1898 in Leipzig auf der 4. Generalversammlung zum 2. Vorsitzenden gewählt. Während der Hauptvorstandssitzung am 21. Dezember 1899 trat der Nestor der neutralen Gärtnerbewegung, Karl Darmer, von seinem Amt als Geschäftsführer und Vorsitzender des "Allgemeinen Deutschen Gärtner-Vereins" zurück, da er es ablehnte, den Verein in eine Gewerkschaftsorganisation umzuwandeln. Im Januar 1900 wurde die Personalunion der beiden Ämter gelöst. Die Geschäftsführung übernahm Franz Behrens, Leo Fischer wurde vom Hauptvorstand zum Vorsitzenden gewählt. Die Wahl legitimierte die 5. Generalversammlung 1900 in Frankfurt am Main. Leo Fischer hatte neben dem Vorstandsamt weitere Ehrenämter in der Gärtnerbewegung inne. [1892] 2. Vorsitzender des Zweigvereins Steglitz; dieses Amt nahm er bis zu seinem Tode wahr. Fischer war Delegierter zu den Generalversammlungen der Krankenkasse für deutsche Gärtner in Wiesbaden 1889 und Potsdam 1900. Von 1900 bis 1901 Vertreter der Arbeitnehmer im Kuratorium der Städtischen Fachschule für Gärtner in Berlin, außerdem war er Mitglied des "Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands" seit 1898.

In der Organisation der Selbständigen sorgte Leo Fischer für Furore, als er auf der Generalversammlung 1899 in Hannover den Antrag auf Einführung einer täglichen Arbeitszeit von elf Stunden in allen Handelsgärtnereien und einer täglichen Arbeitszeit von zehn Stunden in allen privaten, königlichen und kommunalen Landschaftsgärtnereien stellte. Seit diesem Antrag Bestrebungen, Fischer aus der Handelsgärtnerorganisation auszuschließen. Zunächst ein Anhänger wirtschaftsfriedlicher Strömungen, hatte sich Fischer spätestens 1898 der sog. "wirtschaftlichen Richtung" angeschlossen, die energisch darauf drängte, den Berufsverband in eine bewußt neutrale, unabhängige Gewerkschaft zu transformieren. Fischer konnte als Vorstandsmitglied ein stetes Anwachsen seiner Organisation mustern (1896: 1.500, 1898: 2.800, 1900: 4.700), das aus einem Zustrom junger Gärtner aus den Großstadtbereichen resultierte. Leo Fischer starb - auch von der freigewerkschaftlichen Konkurrenz" hoch geachtet - am 17. Januar 1901 in Schletzenhausen (Kreis Fulda) an einem Gehirnschlag.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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