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TEILDOKUMENT:
1905 Durch die Beendigung des russisch-japanischen Krieges noch verstärkt, herrscht in Deutschland Hochkonjunktur. Gleichzeitig erreichen die Aussperrungen ihren bisherigen Höchststand. Die "Deutsche Arbeitgeber-Zeitung" erkennt die Gewerkschaften und ihre Verhandlungsfähigkeit an, gibt aber damit nicht die Haltung der Vertreter vor allem der Großindustrie wieder. Mit ihrer Sammlung von Tarifverträgen "Gewerbliche Friedensdokumente" löst Franziska Imle eine lebhafte Diskussion darüber aus, ob es sich bei Tarifverträgen um Friedensdokumente oder um Waffenstillstandsverträge handelt. Bald darauf beginnt das statistische Reichsamt mit seinen umfangreichen Veröffentlichungen, und nun gehen auch die auf tariflichen Gebiete führenden Gewerkschaften dazu über, ihre Verträge in zum Teil umfangreichen Publikationen der Öffentlichkeit zu unterbreiten. Ein Teil des 1896 gegründeten Werftarbeiter-Verbandes schließt sich dem Deutschen Metallarbeiterverband an. Der Verband der Maurer stellt Richtlinien über den Inhalt künftig abzuschließender Tarifverträge auf, die für alle lokalen Zweigstellen und Bezirksverwaltungen verbindlich sein sollen; u.a. wird darin bestimmt, welche Bereiche tarifvertraglich geregelt werden sollten. Genauer vorgeschrieben wird die festzusetzende tarifliche Arbeitszeit (maximal 10 Stunden), die Laufzeit der Tarifverträge (zwei, maximal drei Jahre) und die vertragliche Behandlung der Maifeier (kein tarifvertragliches Verbot der Maifeier). Der Verbandsvorstand verfolgt mit dieser Aktion nicht die Absicht, einen zentralen Tarifabschluß für das ganze Reichsgebiet vorzubereiten; die Richtlinien sollen lediglich der Praxis vieler Ortsgruppen entgegenwirken, unkontrolliert "unter allen Umständen" und ohne genaue taktische Überlegungen Tarifverträge abzuschließen.
Bei heftigen Kämpfen um die Verbesserung der schlechten Situation der Bekleidungsarbeiterschaft wird der Vorsitzende des christlichen Schneiderverbandes nach einer Aussperrung von den Unternehmern gemaßregelt. Das führt zu seiner hauptamtlichen Anstellung. Nachdem seit 1900 in der Brauereiindustrie und dem Transportgewerbe Urlaub vereinbart wurde, wird nun auch Arbeitern in den öffentlichen Betrieben von Staat und Gemeinden Urlaub häufiger gewährt. In Deutschland gibt es mehr als 385 industrielle Kartelle, darunter mindestens 132 regionale Ziegeleikartelle, 19 Kartelle der Kohlen-, 62 der Eisen-, 46 der chemischen, 31 der Textil- und 2 der Elektroindustrie.
Der Anteil der gegen Krankheit gesetzlich Versicherten an der Reichsbevölkerung beträgt 18,4%. Diese Zahl muß sicher erhöht werden, da die Kassen auch nicht versicherungspflichtige Familienangehörige versichern können.
Die Binnenwanderung - die "größte Massenbewegung" der deutschen Geschichte - erreicht einen Höhepunkt.
Der "Verein für soziale Medizin, Hygiene und Medizinalstatistik" wird gegründet. Sein Schwerpunkt liegt bei der Beratung für soziale Hygiene in der Kommunalpolitik. 1. Januar 1905 "Die arbeitende Jugend", Organ des Vereins der Lehrlinge und jugendlichen Arbeiter Berlins, erscheint zum ersten Mal. Der "Verband der Schirmmacher Deutschlands" beginnt seine Tätigkeit. Sitz ist Düsseldorf. Die "Mitteilungen des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften" erscheint nun unter dem Titel "Zentralblatt der christlichen Gewerkschaften". Das "Christliche Gewerkschaftsblatt" stellt sein Erscheinen ein. Die "Deutsche Gärtner-Vereinigung" schließt sich dem "Allgemeinen Deutschen Gärtnerverein" an. 17. Januar / 9. Februar 1905 Im Ruhrgebiet beginnt ein umfangreicher Streik der Bergarbeiter, nachdem alle Versuche der Bergarbeiterverbände, durch Verhandlungen einen Arbeitskampf zu vermeiden, gescheitert waren. Zum ersten Mal wird ein Streik von allen Bergarbeiterverbänden gemeinsam geführt.
22. Januar 1905 Mit dem Niederwerfen einer Arbeiterdemonstration in St. Petersburg beginnt die erste russische Revolution. 26. Januar 1905 Der Ausschuß des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften wählt Mathias Schiffer, Vorsitzender des christlichen Textilarbeiterverbandes, als Nachfolger von A. Brust zum Vorsitzenden des Gesamtverbandes. Februar 1905 Die SPD-Reichstagsfraktion verlangt die baldige Vorlage eines Gesetzentwurfes über die Einführung eines Reichsarbeitsamtes, von Arbeitsämtern, Arbeitskammern und Einigungsämtern sowie eines Arbeitszeitgesetzes über eine tägliche 8stündige Arbeitszeit und den freien Samstagnachmittag. Ferner sollen Arbeitsschutz für Arbeiter in Betrieben mit hohen Vergiftungsgefahren und im Baugewerbe gesetzlich erweitert werden.
5. Februar 1905 F. W. Fritzsche, geboren 25. März 1825 in Leipzig, Zigarrenarbeiter, in Philadelphia gestorben. 1865 Gründer und Vorsitzender des "Allgemeinen deutschen Zigarrenarbeitervereins", in 1868 rief er gemeinsam mit J. B. von Schweitzer den Arbeiterkongreß nach Berlin ein, 1868 bis 1871 Mitglied des Norddeutschen Reichstages, 1877 bis 1881 MdR, im November 1878 aus Berlin ausgewiesen, 1881 nach den USA ausgewandert. 18. Februar 1905 Das "Correspondenzblatt" schreibt zu der zum Teil heftigen Kritik am Abbruch des Bergarbeiterstreiks, daß die Steikenden unleugbare Erfolge erzielt haben. Sie haben die Notwendigkeit eines gesetzlichen Bergarbeiterschutzes nachgewiesen. Und sie haben den rücksichtslosen Herrenstandpunkt der Arbeitgeber in seiner ganzen abschreckenden Widerlichkeit an den Pranger gestellt. Die gewerkschaftliche Organisation, die das Grubenkapital nicht anerkennen will, die die Kapitalistenpresse als Organisation des gewaltsamen Umsturzes denunzierte, hat sich in demselben Moment als Hort der Gesetzlichkeit und öffentlichen Sicherheit erwiesen, in dem der Bergbauliche Verein an die Waffengewalt appellierte, um einen Bürgerkrieg anzufachen. Sie war vom ersten bis zum letzten Augenblicke des Kampfes ernstlich um den Frieden und die öffentliche Wohlfahrt bemüht, die von der Organisation der Zechenherren zurückgewiesen, verhöhnt und mit Füßen getreten wurden. Die entrechteten, verfolgten, von Staatsanwalt und Polizei regalierten Gewerkschaften, deren Koalitionsrecht jeder Willkür preisgegeben, deren zivilrechtliche Lage jeglichen Schutzes entbehrt, haben sich aufs Neue als Organe der allgemeinen Wohlfahrt, als staatserhaltend im wirklichen Sinne bewährt, während der Umsturz, der Terrorismus und die Mißachtung des Gemeinwohls auf Seiten der Koalition der Zechenherren wahre Orgien feierten.
März / April 1905 In Weißenfels streiken mehr als 2.000 Schuhmacher erfolglos für den Abschluß eines Jahres-Tarifvertrages vor allem auch die Beseitigung bzw. Stellung der Furnituren zum Selbstkostenpreis. Am Streik beteiligt sich auch der Hirsch-Dunckersche Gewerkverein der Schuhmacher.
2. März 1905 Der bayerische Ministerpräsident weist die Fabrikinspektoren an, auf den Abschluß von Tarifverträgen hinzuwirken, da sich diese als "eines der erfolgreichsten Mittel zur Besserung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse und zur Herbeiführung des so erwünschten guten Einvernehmens zwischen Unternehmern und Arbeitern erwiesen hätten". Die Arbeitgeberverbände protestieren energisch gegen diesen Erlaß. Der Ministerpräsident versichert daraufhin den Industriellen, die Regierung werde keinen Druck auf die Unternehmer ausüben und die Gewerbeinspektoren würden ihre Vermittlung nur anbieten, wenn auf beiden Seiten "Geneigtheit" bestehe. 14. März 1905 Die Generalversammlung der Vereinigung der Maler, Lackierer usw. in Hamburg beschließt, die Organisation in Bezirke einzuteilen und dafür besoldete Bezirksleiter einzustellen. 31. März 1905 Die erste Marokkokrise beginnt mit der Landung Wilhelms II. in Tanger (Marokko). Er fordert für Deutschland die gleichen Konzessionen zur Ausbeutung Marokkos wie Frankreich. April 1905 An dem Verbandstag des christlichen Gewerkvereins der Heimarbeiterinnen nimmt der Reichsinnenminister v. Posadowsky teil. Die Generalversammlung sieht in speziellen Vorschriften über die gewerbliche Nutzung von Wohnräumen zwar nicht die entscheidende Maßregel gegen das Elend der Heimarbeit, aber einen im Interesse der Heimarbeiterfamilien dringend nötigen hygienischen Eingriff. 3./5. April 1905 Der Verbandstag der Bäcker und Berufsgenossen in Hamburg beschließt, daß künftig auch Frauen und Lehrlinge Mitglied werden können.
3./8. April 1905 Der Verbandstag des Verbandes der Bau-, Erd- und gewerblichen Hülfsarbeiter in Deutschland ändert den Namen der Gewerkschaft in "Verband der baugewerblichen Hülfsarbeiter Deutschlands". In das Streikreglement wird nun aufgenommen: Ein Streik gilt als aufgehoben, wenn sich in geheimer Abstimmung 1/3 der Abstimmenden dafür erklärt hat. Mit dem Fabrikarbeiterverband soll ein Abkommen über die jeweiligen Organisationsbereiche geschlossen werden.
9./15. April 1905 Der Verbandstag des Centralverbandes der Maurer in Braunschweig "macht es den Mitgliedern zur moralischen Pflicht, soweit es ohne Schädigung ihrer wirtschaftlichen Interessen möglich ist, den 1. Mai durch Arbeitsruhe zu feiern. Als Schädigung wirtschaftlicher Interessen ist die Einbuße des Arbeitslohnes für den Feiertag nicht anzusehen. Mittel der Hauptkasse dürfen zur Durchführung der Maifeier und zur Unterstützung Gemaßregelter und Ausgesperrter nicht verwendet werden."
10./15. April 1905 Die Generalversammlung des Zentralverbandes der Zimmerer in Dresden lehnt zwar einen Zusammenschluß der Gewerkschaften des Baugewerbes als nicht zeitgemäß ab, erklärt aber, daß der Verband nach wie vor auf dem Boden der Kartellverträge mit den verwandten Berufsgenossen steht.
17./20. April 1905 Der Verbandstag des Seemannsverbandes in Hamburg protestiert dagegen, daß auf deutschen, vom Reich subventionierten Schiffen Chinesen als Lohndrücker angestellt und dadurch die deutschen Seeleute, die Steuerzahler sind, von der Arbeit auf diesen Schiffen immer mehr verdrängt werden. Der Vorstand wird beauftragt, bei der Reichsregierung dahin vorstellig zu werden, daß die Verwendung von farbiger Mannschaft auf subventionierten Schiffen verboten wird. Eine zentrale Krankenunterstützung wird abgelehnt, lokale freiwillige Krankenzuschußkassen werden aber zugelassen. Der Verband führt eine Gemaßregeltenunterstützung ein.
21./26. April 1905 Die Generalversammlung des Senefelder-Bundes und die des Verbandes der Lithographen und Steindrucker in Berlin beschließen die Verschmelzung der beiden Organisationen zum Deutschen Senefelder-Bund.
22./27. April 1905 Die Generalversammlung des Vereins der Cigarrensortierer in Leipzig ändert den Vereinsnamen in "Verband der Cigarrensortierer und Kistenkleber Deutschlands".
23./27. April 1905 Die Generalversammlung des Verbandes der Glasarbeiter und -arbeiterinnen in Jena will den Kampf gegen die Sonntagsarbeit in der Glasindustrie verstärken.
24./28. April 1905 Die 12. Generalversammlung des Verbandes der Lederarbeiter in Dresden beschließt, für zwei Gaue besoldete Gauleiter anzustellen. Von nun an können auch Arbeiterinnen aufgenommen werden, deshalb der neue Name "Verband aller in der Lederindustrie beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen Deutschlands". Soweit möglich, sollen Tarifverträge abgeschlossen werden.
5. Mai 1905 Der "Centralverband Deutscher Industrieller" betrachtet - in einer Resolution seiner Delegiertenversammlung - "den Abschluß von Tarifverträgen zwischen den Arbeitgeberorganisationen und den Organisationen der Arbeiter als der deutschen Industrie und ihrer gedeihlichen Fortentwicklung durchaus gefährlich. Die Tarifverträge nehmen dem einzelnen Arbeitgeber die für die sachgemäße Fortführung jeden Unternehmens notwendigen Freiheit der Entschließung über die Verwendung seiner Arbeiter und der Lohnfestsetzung, und sie zwingen die einzelnen Arbeiter unter die Herrschaft der Arbeiterorganisationen. Die Tarifverträge sind nach Überzeugung des Centralverbandes Deutscher Industrieller ... darüber hinaus schwere Hindernisse des technischen und organisatorischen Fortschritts der deutschen Industrie. Aus diesen Gründen bedauert der Centralverband Deutscher Industrieller insbesondere auch die Entschließung der Königl. Bayerischen Staatsregierung vom 2. März 1905, die den Abschluß von Tarifverträgen als eine der vornehmsten Aufgaben der Gewerbeaufsichtsbeamten bezeichnet". 7./12. Mai 1905 Die Generalversammlung des Centralverbandes der Töpfer und Berufsgenossen in München spricht sich dafür aus, daß Orte mit guten Tarifen, aus Solidaritätsgefühl und aus Selbsterhaltungspflicht und um der grassierenden Lehrlingszüchterei entgegenzuwirken, in nächster Zeit nach Möglichkeit auf Forderungen verzichten, um mit aller Macht die Hebung der schlechtergestellten Orte fördern zu können. Dem Vorstand werden bei Streiks größere Rechte eingeräumt. Er muß Angriffsstreiks zustimmen. Die Einführung einer Arbeitslosen- und Erwerbslosenunterstützung wird abgelehnt. 9./14. Mai 1905 Die Generalversammlung des Centralverbandes der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter in Frankfurt a. Main bedauert, daß die Verhandlung über einen Tarifvertrag mit dem Verband deutscher Genossenschaften gescheitert sind und beauftragt den Vorstand neue Gespräche zu führen, dabei ist die Anerkennung des gewerkschaftlichen Arbeitsnachweises zu fordern.
11./15. Mai 1905 Die Generalversammlung des deutschen Werftarbeiterverbandes in Kiel beschließt, die Verschmelzungsfrage auf dem nächsten Kongreß zu behandeln.
14. / 16. Mai 1905 Die Generalversammlung des Centralverbandes der Schiffszimmerer in Rathenow beschließt, über die Einführung einer Arbeitslosenunterstützung die Mitglieder in einer Urabstimmung entscheiden zu lassen. 21. Mai 1905 Die erste Hauptversammlung der "Unterstützungsvereinigung der in der modernen Arbeiterbewegung tätigen Angestellten" in Berlin erhöht in einigen Fällen die Karenzzeiten, um die finanziellen Grundlagen der Vereinigung zu stärken.
21. Mai / 5. Juli 1905 25.000 Maschinenbauarbeiter in Augsburg, München und Nürnberg streiken und werden ausgesperrt. Der Kampf wird für Arbeitszeitverkürzung, Lohnerhöhung und Anerkennung des Koalitionsrechtes durch die Unternehmer geführt und endet mit einem Erfolg für die Arbeiter. 22./27. Mai 1905 Auf dem 5. Kongreß der Gewerkschaften Deutschlands in Köln vertreten 208 Delegierte rund 1,2 Millionen - darunter 70.000 weibliche - Organisierte in 64 Zentralverbänden. Tagesordnung: Die Stellung der Gewerkschaften zum Generalstreik (Th. Bömelburg); die Gewerkschaften und die Maifeier (R. Schmidt); Gewerkschaften und Genossenschaften (A. v. Elm); die gesetzliche Vertretung der Arbeiterschaft in Arbeitskammern oder Arbeiterkammern (P. Umbreit und O. Hue).
29./30. Mai 1905 In Berlin tagt zum ersten Mal eine Konferenz der Arbeitersekretariate, die sich vor allem mit den Fragen einer einheitlichen Gestaltung der Statistik der Sekretariate befaßt. 10./13. Juni 1905 Der Verbandstag des Verbandes der Buch- und Steindruckerei-Hilfsarbeiter und -arbeiterinnen in Halle/Saale stimmt im Prinzip dem Abschluß von Tarifgemeinschaften unter der Voraussetzung zu, daß nicht einzelne Hilfsarbeitergruppen davon ausgeschlossen und die Arbeitsnachweise des Verbandes durch paritätische ausgeschaltet werden, in Anbetracht der vorhandenen Verhältnisse aber, besonders in Berlin und Leipzig, die den Abschluß eines Tarifs hindern, an der bisher bewährten Taktik festhält und von den organisierten Buchdruckern und Steindruckern erwartet, daß sie den Hilfsarbeitern in ihrem Bestreben, die Löhne zu verbessern, nicht hinderlich werden. Der Verbandstag der Buchdrucker soll Klarheit darüber schaffen, ob der Buchdruckertarif einen organisierten Buchdrucker verpflichtet, mit Streikbrechern zu arbeiten oder solche anzulernen, und eventuell ein festes Gegenseitigkeitsverhältnis mit dem Hilfsarbeiterverband bei beabsichtigten Lohnbewegungen herbeizuführen. 10./15. Juni 1905 Die Generalversammlung des Verbandes der Bergarbeiter in Berlin billigt gegen 2 Stimmen die Taktik der Verbandsleitung beim letzten Streik.
11./17. Juni 1905 Die Generalversammlung des Verbandes der Porzellanarbeiter und -arbeiterinnen in Berlin stimmt der Einführung einer obligatorischen Krankenversicherung zu.
12./17. Juni 1905 Die Generalversammlung des Metallarbeiterverbandes in Leipzig erklärt: "Das Prämien-Lohnsystem ist eines der raffiniertesten Mittel zur Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft. Es setzt den Unternehmer in den Stand, den Arbeiter unter dem Schein höherer Bezahlung anzuspornen, anhaltend seine Kräfte bis zur äußersten Erschöpfung anzustrengen ohne Rücksicht darauf, daß er sich dadurch früh ruiniert. Ferner entfesselt es alle selbstsüchtigen Leidenschaften, führt dadurch zu schwerer moralischer Schädigung der Arbeiterschaft und beeinträchtigt den Einfluß der Organisation auf die Besserung der Arbeitsverhältnisse.
13./17. Juni 1905 Der Hirsch-Dunckersche Gewerkverein der Schuhmacher und Lederarbeiter hält seinen Delegiertentag in Posen ab. Der Gewerkverein hat rund 5.700 Mitglieder.
13./20. Juni 1905 Die Generalversammlung des Gewerkvereins der Maschinenbauer und Metallarbeiter in Chemnitz beschließt, daß für Streiks die vorherige Zustimmung des Generalrates erforderlich ist. Bei gemeinsamen Lohnverhandlungen und Streiks mit anderen Organisationen beansprucht der Gewerkverein das Recht der Mitberatung. Im Falle der Nichtanerkennung behält er sich selbständige Verhandlung mit dem Unternehmer vor.
19./26. Juni 1905 Die Generalversammlung des Verbandes der Buchdrucker in Dresden erklärt es als selbstverständliche Pflicht der Mitglieder, die Bestrebungen der Hülfsarbeiter zur Hebung ihrer Lage zu unterstützen. Ein aktives Eintreten der Mitglieder zur Unterstützung der Forderungen der Hülfsarbeiter kann jedoch nur nach vorheriger Zustimmung des Verbandsvorstandes erfolgen. 23./24. Juni 1905 Die vierte internationale Konferenz der Sekretäre der gewerkschaftlichen Landeszentralen in Amsterdam erklärt: "Aufgabe der Konferenz ist, zu beraten über den engeren Zusammenschluß der Gewerkschaften aller Länder, über einheitlich zu führende Gewerkschaftsstatistiken, über gegenseitige Unterstützung in den wirtschaftlichen Kämpfen und über alle unmittelbar mit der gewerkschaftlichen Organisierung der Arbeiterschaft im Zusammenhang stehende Fragen.
25. Juni 1905 Max Hirsch, geboren 30. Dezember 1832 in Halberstadt, Kaufmann, Mitbegründer der Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine, 1869-1893 MdR, Dt. Fortschrittspartei bzw. Freisinnige Partei, in Hamburg gestorben. Ende Juni / Anfang Juli 1905 Der Genossenschaftstag in Stuttgart beschließt, eine Unterstützungskasse für die genossenschaftlichen Arbeiter und Angestellten zu gründen, die ähnlich strukturiert ist wie die für Gewerkschaftsangestellte. Der Vorstand wird beauftragt, mit dem Vorstand des Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiterverbandes nun Tarifverhandlungen aufzunehmen. Der Genossenschaftstag genehmigt den mit dem Centralverband der Handlungsgehülfen vereinbarten Tarifvertrag, der u.a. festlegt:
Mitte 1905 Zu diesem Zeitpunkt werden 1.585 Tarifverträge für 46.272 Betriebe und 481.910 Personen registriert. Juli 1905 Adolph von Elm, Vorsitzender des Verbands der Tabaksortierer, schreibt in den "Sozialdemokratischen Monatsheften": "Ich muß ganz entschieden bestreiten, daß sich die Gewerkschaften in ihren Statuten oder in programmatischen Erklärungen jemals auf das Endziel der Sozialdemokratie, die Verwandlung des kapitalistischen Privateigentums an Produktivmitteln in gesellschaftliches Eigentum, festgelegt hätten. Die Gewerkschaften sind Organisationen zu dem ausgesprochenen Zweck, auf dem Boden des heutigen Gegenwartsstaates für die Arbeiterklasse die größtmöglichen Vorteile zu erringen; die Fragen einer zukünftigen Gesellschaftsordnung zu erörtern, haben alle Gewerkschaften bisher abgelehnt; auf das sozialdemokratische Programm verpflichtet keine Gewerkschaft neu eintretende Mitglieder." 1. Juli 1905 Der internationale Textilarbeiterkongreß in Mailand bestätigt die Beschlüsse früherer Kongresse und beschließt, ein Komitee mit je 2 Vertretern aus jedem Land zu bilden, das gemeinsam mit dem Sekretär arbeiten soll. 9. Juli 1905 In Konstanz wollen Sozialdemokraten aus Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz an einer großen Friedensdemonstration für Völkerverbrüderung teilnehmen. Den ausländischen Gästen wird indessen verboten zu reden. So spricht nur A. Bebel in Konstanz. Bebel verurteilt die Marokkopolitik der deutschen Regierung und geißelt das Redeverbot der badischen Regierung für die ausländischen Sozialdemokraten. Nach seiner Rede ziehen die Teilnehmer (8-10.000) ins schweizerische Kreuzlingen, wo die übrigen Redner sprechen. 18.000 Berliner protestieren für den Frieden. Sie verurteilen das Redeverbot der Regierung für den französischen Sozialisten Jean Jaurès für diese Kundgebung und sprechen den russischen Revolutionären ihre Sympathie aus. 14. Juli 1905 Mit einer Novellierung des preußischen Berggesetzes von 1865 werden nur einige der Konfliktpunkte im bergbaulichen Arbeiterverhältnis geregelt: die Begrenzung der Gesamtschichtdauer einschließlich Ein- und Ausfahrt von 8,5 Stunden, das Verbot der Überschaften vor Orten mit 28° Celsius, die Abschaffung des "Wagennullens" sowie die obligatorische Einführung ständiger Arbeiterausschüsse in Betrieben mit mindestens 100 Mann Belegschaft, die darauf hinzuwirken haben, daß das gute Einvernehmen innerhalb der Belegschaft und zwischen Belegschaft und dem Arbeitgeberverhalten bleibt oder wiederhergestellt wird. Sie verwalten die Unterstützungskasse mit; sie können sich vor Erlaß einer Arbeitsordnung dazu äußern. Wegen ihrer geringen Kompetenzen werden die Arbeiterausschüsse zunächst vom Bergarbeiterverband abgelehnt. Mit Erfolg ruft er zur Wahlenthaltung bei den ersten Wahlen für die Ausschüsse auf. Die Gewerkschaften kritisieren vor allem, daß mit dieser Novellierung eine reichsgesetzliche Regelung vorläufig nicht verwirklicht werden wird. 16./18. Juli 1905 Die Generalversammlung des Lagerhalterverbandes in Hamburg begrüßt den Beschluß des Stuttgarter Genossenschaftstages, eine Unterstützungskasse für alle Angestellten und Arbeiter der Genossenschaften ins Leben zu rufen, als die Erfüllung einer sozialen Pflicht.
20./22. Juli 1905 Die Generalversammlung des Gärtnervereins in Hamburg beschließt, das Organisationsgebiet in Agitationsgebiete einzuteilen.
4. August / Oktober 1905 In Halberstadt treten die Handschuhmacher in den Streik. In diesem Ort arbeiten ca. 16% der Mitglieder des Verbands. Der Streik ist teilweise erfolgreich. 7./9. August 1905 Die Generalversammlung des Verbandes der Formstecher und deren Hilfsarbeiter in Köln beschließt die Bildung einer Tarifkommission. In der letzten Geschäftsperiode ist es gelungen, einen zentralen zweijährigen Tarif mit 35 der 67 in der Branche tätigen Firmen abzuschließen. Neben der Regelung von Minimallöhnen setzt der Vertrag eine vierjährige Lehrzeit fest - zum Übrigen richten sich die Löhne nach den Leistungen - und regelt die Lehrlingszahl im Verhältnis zu der der Gehülfen. Überstunden bis zu zwei pro Tag sind ohne Aufschlag zu leisten, doch ist solche nur in den Werkstätten gestattet. Die Heimarbeit ist verboten, die Arbeitszeit ist 10 Stunden einschließlich Früh- und Nachmittagspause, sowie 8 Stunden an den Vorabenden der hohen Feste. Weitere Bestimmungen betreffen die Beschaffenheit der Werkstätten sowie die Einführung eines paritätischen Arbeitsnachweises. 7./11. August 1905 Der internationale Bergarbeiterkongreß in Lüttich stimmt der Errichtung eines von den Deutschen schon lange geforderten internationalen Sekretariats zu.
13./14. August 1905 Die Konferenz der Gewerkschaften in Elsaß-Lothringen in Mülhausen beschließt, zur Förderung der Gewerkschaftsbewegung eine Centralkommission der Gewerkschaften Elsaß-Lothringen zu bilden. Da sich die kommunalen Arbeitsnachweise immer mehr ausbreiten, haben die Gewerkschaften darauf zu achten, daß ihnen eine Vertretung in den Aufsichtsgremien gewährt wird. Für alle Arbeitsnachweise soll ein einheitlicher Streikparagraph angestrebt werden, nach dem bei Streiks und Aussperrungen die Vermittlung für die betreffenden Betriebe zu ruhen hat. 22./24. August 1905 Der Verbandstag der Friseurgehülfen in Leipzig fordert den Vorstand auf, eine Petition an den Bundesrat und Reichstag einzureichen, worin eine Regelung der Arbeitszeit, der Sonntagsruhe (Zwölfuhrladenschluß) und des Beschäftigungsverbotes für Gehülfen und Lehrlinge an den drei zweiten Feiertagen gefordert wird. Das Streikreglement wird dahin abgeändert, daß der Vorstand mindestens zwei Monate vor Aufstellung der Forderungen von der beabsichtigten Lohnbewegung in Kenntnis zu setzen ist, und daß letzterer sofort nach Einreichung der Forderungen an die Arbeitgeber das örtliche Gewerkschaftskartell verständigen soll. 27. August 1905 Die erste Konferenz des Centralverbandes der Asphalteure - er wurde am 1. März 1904 gegründet und ging aus der "Freien Vereinigung der Asphalteure Berlins" hervor - in Berlin beschließt, daß bei Angriffsstreiks erst vom dritten Tag an Streikunterstützung gezahlt wird.
27./30. August 1905 Der Verbandstag des Verbandes der Verwaltungsbeamten der Krankenkassen und Berufsgenossenschaften in Breslau beschließt den Anschluß an die Generalkommission. Der Vorstand wird ermächtigt, mit den auf gleichen wirtschaftlichem Boden stehenden Verbänden von Bureauangestellten und verwandten Berufen ein kartellartiges Verhältnis anzustreben unter Wahrung der ganzen Selbständigkeit des Verbandes.
Ende August 1905 Eine vom Berliner lokalistischen Gewerkschaftskartell der "Freien Vereinigung" einberufene Versammlung verwirft den Marxismus und den politischen Klassenkampf und proklamiert als Erbe desselben den Anarcho-Sozialismus und den wirtschaftlich-psychologischen Klassenkampf. Eine Resolution bezeichnet den Generalstreik als einziges Mittel zum Sturze des Kapitalismus. September 1905 Auf der Tagung des "Vereins für Sozialpolitik" legt L. v. Brentano Leitsätze zum Arbeitsverhältnis in den Riesenbetrieben vor, in denen er auch für diese den Abschluß von kollektiven Arbeitsverträgen und den gesetzlichen Schutz für die Koalitionsfreiheit verlangt. 3./4. September 1905 Die Generalversammlung des Centralvereins der Bureau-Angestellten in Berlin erklärt, daß es dringend notwendig ist, die Bureau-Angestellten aller Branchen in eine einheitliche auf gewerkschaftlichem Boden stehende Kampforganisation zu vereinigen. Der Vorstand wird beauftragt dafür aktiv zu werden. Ein dauernder kartellartiger Zusammenschluß kann aber nur mit solchen Berufsorganisationen in Frage kommen, die auf dem Boden des Klassenkampfes stehen.
3./5. September 1905 Der Verbandstag der Fleischer und Berufsgenossen in Leipzig fordert von der Reichsregierung die Aufhebung der Grenzsperre, damit die ungeheuer große Fleischnot beseitigt wird, durch die tausende Fleischergesellen und Fleischermeister existenzlos geworden sind und noch werden und tausenden Familien der Fleischgenuß entzogen ist. Die Behauptung, daß durch ausländisches Vieh Krankheiten eingeschleppt werden, ist als ein Gaukelspiel der Agrarier zu betrachten, denn es ist sehr wohl die Möglichkeit geboten, krankheitsverdächtiges Vieh an der Grenze zurückzuweisen oder sofort abschlachten zu lassen. Gegen die systematische Lehrlingszüchterei soll der Verband verstärkt vorgehen. 17./23. September 1905 Der SPD-Parteitag in Jena nimmt nach einem ausführlichen Referat, in dem der Kölner Gewerkschaftsbeschluß kritisiert und der anarchische Generalstreik ablehnt wird und nach anschließender Diskussion mit 287 gegen 14 Stimmen, bei 2 Enthaltungen, eine Resolution A. Bebels an, daß es Pflicht der gesamten Arbeiterklasse sei, namentlich im Falle eines Anschlages auf das Reichstagswahl- und Koalitisonsrecht jedes geeignet erscheinde Mittel zur Abwehr nachdrücklich anzuwenden. Wenn das Wahlrecht verloren gehe, dann sei es auch mit dem Koalitionsrecht-, Vereins- und Versammlungsrecht vorbei, deshalb müßten sich auch die Gewerkschafter auf die Abwehr einrichten. Als eines der wirksamsten Kampfmittel, um ein solches politisches Verbrechen abzuwehren oder um sich ein gewichtiges Grundrecht für die Befreiung der Arbeiterklasse zu erobern, betrachtet der Parteitag gegebenenfalls die umfassendste Anwendung der Massenarbeitseinstellung.
19. September / 15. Oktober 1905 In der Berliner Elektroindustrie streiken 750 Schraubendreher und Lagerarbeiter der AEG und von Siemens & Halske für eine Lohnerhöhung und die Regelung der Akkordarbeit. Als Antwort sperren die beiden Firmen rund 35.000 Arbeiter aus. Daraufhin treten die Werkzeugmacher, Elektromonteure u.a. sowie die Arbeiter der Glühlampenwerke, die Heizer und Maschinisten der Berliner Elektrizitätswerke in den Solidaritätsstreik. Insgesamt stehen rund 40.000 Mitglieder der sozialdemokratischen Gewerkschaften, der Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine und der christlichen Gewerkschaften gemeinsam im Kampf. Die staatlichen Behörden unterstützen die Elektrokonzerne durch Einsatz von Feuerwehrleuten, Eisenbahnern und Militär zu Streikbrecherdiensten. Die Polizei verhaftet Streikposten. Als die Unternehmer mit der weiteren Aussperrung von 20.000 Arbeitern drohen wird der Streik abgebrochen.
1. Oktober 1905 Bei der Generalkommission nimmt ein Arbeiterinnen-Sekretariat unter Leitung von Ida Altman seine Tätigkeit auf.
Der "Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften" gibt die 14tägig erscheinende "Italiano in Germania" heraus. 2./7. Oktober 1905 Die Generalversammlung des Tabakarbeiterverbandes in Leipzig beauftragt den Vorstand, mit dem Sortiererverband über eine Vereinigung beider Verbände zu verhandeln. Der Vorstand wird ermächtigt, eine Gaueinteilung vorzunehmen und besoldete Gauleiter anzustellen. Die Generalversammlung verlangt das gesetzliche Verbot der Hausindustrie und protestiert gegen die geplante Erhöhung der Tabaksteuer, überhaupt gegen jede Mehrbelastung des Tabaks, die die Ausbreitung der Hausindustrie fördert, die Herabdrückung der Löhne begünstigt, den Konsum an Tabakfabrikaten einschränkt und darum Arbeitslosigkeit, Not und Elend für die Tabakarbeiter zur Folge haben muß.
5. Oktober 1905 Der Ausschuß der evangelischen Arbeitervereine beschließt in Eisenach:
9./10. Oktober 1905 Eine außerordentliche Generalversammlung des Deutschen Werftarbeiterverbandes in Bremerhaven beschließt die Auflösung des Verbandes und empfiehlt den in der Holzbranche tätigen Mitgliedern, sich dem Holzarbeiterverband, den übrigen sich dem Metallarbeiterverband anzuschließen. 14. Oktober 1905 In den MAN-Werken in Augsburg wird der wirtschaftsfriedliche "Arbeiterverein vom Werk Augsburg" gegründet, der drei Jahre später - Ende 1908 - über 77% der Belegschaft erfaßt.
20. Oktober / 28. November 1905 Rund 1.000 Textil- und Färbereiarbeiter in Gera, Glauchau, Meerane u.a. Orten streiken wegen Forderung höherer Löhne. Darauf werden 35.000 Textilarbeiter vier Wochen ausgesperrt. Der Kampf wird vom Vorstand des Textilarbeiterverbandes abgebrochen, ohne daß Ergebnisse erzielt werden. 16. November 1905 Das Dresdener Oberlandesgericht bestätigt das "selbstverständliche Recht" der Arbeitgeber, "sich ihnen genehme Personen als Arbeiter in ihren Fabrikräumen auszuwählen".
18. November 1905 Das "Correspondenzblatt" veröffentlicht mehrere "schwarze Listen" des "Gesamtverbandes deutscher Metallindustrieller". 28. November 1905 In der Thronrede zur Eröffnung der Reichstagssession heißt es: "Gegenwärtig wird Ihre Mitwirkung erbeten, um den gewerblichen Verufsvereinen den Erwerb der Rechtsfähigkeit zu erleichtern und die Möglichkeit freier Betätigung ihrer wirtschaftlichen Interessen innerhalb der durch das gemeine Wohl gegebenen Grenzen zu gewährleisten." 8. Dezember 1905 Der SPD-Parteivorstand lehnt einen Massenstreik als zu Zeit undurchführbar ab. 27. Dezember 1905 Der Verbandstag des Verbandes der Dachdecker und Berufsgenossen in Braunschweig beschließt Normen für den Abschluß von Tarifverträgen.
31. Dezember 1905 / 1./2. Januar 1906 Der 1. Verbandstag des "Verbandes der Schirmmacher in Frankfurt a. Main hält die Einführung eines Minimaltarifs für ganz Deutschland für zweckmäßig. Der Verband gewährt Rechtsschutz und Reiseunterstützung; Streik-, Aussperrungs- und Maßregelungsunterstützung nach Maßgabe der Kassenlage.
Ende 1905 Der Generalkommission sind 64 Gewerkschaften mit rund 1.345.000 Mitgliedern, davon 74.400 weiblichen, angeschlossen.
Im Bereich der Generalkommission bestehen 480 Gewerkschaftskartelle. Es werden 26 Gewerkschaftshäuser unterhalten; eine zentrale Herberge haben 44 und eine Herberge beim Gastwirt untersteht in 227 Orten der Kontrolle des Kartells. Ein Zentralarbeitsnachweis wird in vier Kartellen unterhalten. Eine gemeinsame Bibliothek ist in 252 Orten vorhanden. Dem Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften sind 18 Gewerkschaften mit 192.000 Mitgliedern, davon 12.000 weiblichen angeschlossen.
Die Generalkommission registriert für das Jahr 1905 2.202 Streiks mit rund 380.000 Beteiligten.
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