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TEILDOKUMENT:
1898 Das Zentrum verlangt von der Reichsregierung einen Gesetzentwurf zur Schaffung von Arbeitskammern. Diese Kammern sollen sich auf die Großindustrie beschränken, da die Handwerksgesellen bereits in den Innungen und Handwerkskammern vertreten seien.
Ein Kongreß der Transportarbeiter in London bestätigt das internationale Komitee und weist ihm u.a. folgende Aufgaben zu: Agitation für den Achtstundentag, Beseitigung der Sonntagsarbeit und das Boykottieren von Schiffen, welche aus Ländern kommen, in welchen gestreikt wird, zu erreichen. Der "Seemannsverband in Deutschland" wird gegründet. Der Brauerverband hat bis zu diesem Zeitpunkt Tarifverträge mit 21 Betrieben abgeschlossen. Die Bauhilfsarbeiter schließen ihren ersten Tarifvertrag ab. 15. Januar 1898 Der "Vorwärts" veröffentlicht den Geheimerlaß des Staatssekretärs im Reichsamt des Innern A. Graf v. Posadowsky vom 11. Dezember 1897.
6./9. Februar 1898 Die Generalversammlung des Werftarbeiterverbandes in Hamburg stellt fest, daß die Schuld am Scheitern einer Vereinigung mit dem Schiffszimmererverband der Letztere trägt. Der Werftarbeiterverband ist sich bewußt, alles Mögliche auf diesem Gebiet versucht zu haben. 14./15. Februar 1898 Die Generalversammlung des Verbandes der Steinsetzer (Pflasterer) und Berufsgenossen in Magdeburg beschließt, über die Einführung einer Arbeitslosenunterstützung eine Urabstimmung durchzuführen. 20./21. Februar 1898 In drei Volksversammlungen protestieren die Arbeiter von Leipzig und in sieben Gewerkschaftsversammlungen die Arbeiter von Berlin gegen die Versuche, das Koalitionsrecht zu verschlechtern. 9. März 1898 Im Reichstag erklärt F. Hitze: "Die Arbeitgeber ... sollten sich doch freuen, wenn nun endlich einmal aus den christlichen Arbeitern sich eine selbständige Arbeiterorganisation herauskristallisiert, die es ehrlich versucht, auf dem Boden der bestehenden Gesellschaftsordnung ihre Verhältnisse zu verbessern ... Sie sollten ihnen zeigen, daß sie nicht die berufsgenossenschaftlichen Arbeiterorganisationen als solche bekämpfen, sondern nur deren sozialdemokratische Tendenzen." 20./24. März 1898 Die Generalversammlungen des Unterstützungsvereins der Kupferschmiede Deutschlands in München beschließt, daß "Hülfsarbeiter, welche sich mit der Zeit so ausbilden, daß sie den ortsüblichen Tagelohn wie Kupferschmiede erhalten, in den Verein aufgenommen werden können". 31. März 1898 Die zweite Kammer des Sächsischen Landtages billigt eine Vorlage zur Aufhebung des Verbotes der Verbindung politischer Vereine. Gleichzeitig nimmt sie einen Antrag der Konservativen an, wonach es Frauen und Jugendlichen verboten wird, an politischen Versammlungen teilzunehmen. 1. April 1898 Die erste Nummer von "Die Feder" - Halbmonatsschrift für die deutschen Schriftsteller und Journalisten - erscheint. 9. April 1898 Die Generalversammlung des Verbandes deutscher Berg- und Hüttenarbeiter in Dortmund beschließt, daß Fabrikarbeiter in den Verband aufgenommen werden können, soweit die Fabriken einen Bestandteil des Bergbaues bilden. 9./10. April 1898 Die Generalversammlung des Verbandes der Textilarbeiter in Gera beschließt, daß darüber, ob Nichtmitglieder Streikunterstützung erhalten, Vorstand und Ausschuß von Fall zu Fall entscheiden sollen.
Der Verbandstag der deutschen Müller in Erfurt beschließt, sich jetzt "Verband der Müller und Mühlenarbeiter Deutschlands" zu nennen.
10. April 1898 Ein Aufruf der SPD-Fraktion zur Reichstagswahl weist darauf hin, daß das Wahl- und Koalitionsrecht in großer Gefahr schwebe. Er wendet sich gegen die praktizierte Außenpolitik, die nur ständig neue endlose Rüstungen zur Folge habe. Die Kolonialpolitik wird verworfen. Die Fraktion spricht sich für eine stetige Handelspolitik aus. Die Frauen werden aufgerufen, so lange ihnen das Recht zur Teilnahme am öffentlichen Leben, das allein die Sozialdemokratie fordere, verwehrt sei, sich als Agitatorinnen am Wahlkampf zu beteiligen. 10./11. April 1898 Die Generalversammlung des Verbandes der Maschinisten und Heizer in Altenburg mißbilligt die Handhabung der Untersuchung der Dampfkessel durch die Ingenieure der Dampfkesselrevisionsvereine; denn, da die Dampfanlagenbesitzer als Mitglieder der Dampfkesselrevisionsvereine zugleich Arbeitgeber ihrer Revisionsbeamten sind, so können die Ingenieure unmöglich ein unbefangenes Urteil abgeben und haben somit keinen Einfluß und keine Handhabe, um Schutzvorrichtungen zu erzwingen und Mißstände zu beseitigen, welche des öftern Leben und Gesundheit der Maschinisten bedrohen.
Der Verbandstag der Glaser in Würzburg dehnt die Arbeitslosenunterstützung auch auf Ledige aus, die durch die Familie an den Ort gebunden sind. 10./12. April 1898 Auf dem ersten Kongreß der deutschen Berg- und Hüttenarbeiter in Dortmund werden die Lohn- und Arbeitsverhältnisse heftig kritisiert. Geklagt wird über raffinierte Akkordsysteme, über ganz ungerechtfertigte Einteilungen der Arbeiter in vielen Lohnklassen, über Manipulationen der Grubenverwaltungen bei Festsetzung von Strafen, bei Abfassung von Berichten über die Lohn- und Arbeitsverhältnisse usw. Die Zustände in den staatlichen Bergwerken sind ganz besonders verbesserungswürdig. In einer Resolution stellt der Kongreß darauf fest: "Der Lohn der Arbeiter in der deutschen Berg- und Hüttenindustrie reicht nicht aus zur Erhaltung und neuer Erzeugung der nothwendigen Arbeitskraft. Die heute noch übliche Arbeitszeit bis zu 12 und mehr Stunden pro Schicht wirkt zerstörend auf die Gesundheit der Arbeiter ein, schafft frühes Siechthum und häufigere Unfälle, als sie bei einer kürzeren Arbeitszeit sich ereigneten."
11. April 1898 Auf der Generalversammlung der Einzelmitglieder des Verbandes der in Konsum- und ähnlichen Vereinen beschäftigten Lagerhalter und Lagerhalterinnen Deutschlands wird festgestellt, daß die Abneigung der organisierten Arbeiter gegen die Lagerhalter zum größten Teil beseitigt worden ist. Die ca. 3.000 Lagerhalter sind in Deutschland sehr zerstreut, so daß ein Zusammenschluß sehr schwer ist. Der Kongreß der Textilarbeiter in Gera protestiert energisch gegen die vorgesehene Beschränkung des Koalitionsrechtes. Die "Textilarbeiter-Zeitung" soll nicht mehr so viele wissenschaftliche Artikel veröffentlichen. 11./12. April 1898 Der Kongreß der Schuhmacher in Mainz beklagt die hohe Fluktuation der Mitglieder. In den letzten beiden Jahren sind 15.000 Mitglieder ein- und 11.000 ausgetreten.
11./16. April 1898 Der Verbandstag des Holzarbeiterverbandes in Göttingen ändert das Streikreglement. Während bisher die Zahlstellen über Genehmigung oder Ablehnung der Streikgesuche zu entscheiden hatten, ist diese Entscheidung jetzt in die Hand des Vorstandes gelegt. Dieser Beschluß ergibt sich von selbst, weil die Streiks nicht mehr, wie bisher, aus einem aus freiwilligen Beiträgen bestehenden Fonds, sondern aus der Hauptkasse unterstützt werden.
12./14. April 1898 Der zweite Kongreß der "lokalorganisierten und durch Vertrauensmänner zentralisierten Gewerkschaften Deutschlands" in Berlin spricht sich gegen die Arbeitslosenunterstützung aus, da der Staat die Arbeitslosen zu unterstützen habe und die Gewerkschaften durch Unterstützungseinrichtungen "versumpfen". Reiseunterstützung soll trotzdem bezahlt werden. Bei Streiks sollen sich die Organisationen gegenseitig unterstützen, über die Mittel bestimmt jeder Ort und jeder Beruf selbständig. 13./16. April 1898 Die Generalversammlung des Vereins deutscher Schuhmacher in Mainz beschließt mit 38 gegen 10 Stimmen, daß der Verein wieder Beiträge an die Generalkommission zahlen soll. Die Delegierten sprechen sich mit 30 gegen 17 Stimmen für die Einführung einer fakultativen Arbeitslosen- und Krankenunterstützung unter zentraler Verwaltung aus.
24./26. April 1898 Der Verbandstag des Zentralverbandes der Brauer in Stuttgart dehnt die Arbeitslosenunterstützung auch auf Kranke aus. Der Rechtsschutz gilt nun auch für Straßenkarambolagen und Vergehen gegen die Straßenverkehrsordnung, was vor allem für die Bierkutscher wichtig ist. Mai 1898 Der preußische Landtag stimmt dem Gesetzentwurf der preußischen Regierung, der sog. Lex Arons, zu, der die Privatdozenten zu Staatsbeamten erklärt und der Disziplinargewalt des Staates unterwirft. Der Gesetzentwurf dient hauptsächlich dem Zweck, Mitglieder der SPD vom Lehramt an preußischen Universitäten auszuschließen. Erstmalig wird das Gesetz gegen den sozialdemokratischen Privatdozenten der Physik L. Arons angewandt, der am 20. Januar 1900 von der Berliner Universität gewiesen wird. 4. Mai 1898 Stephan Born, geboren 28. Dezember 1824 in Lissa (Posen), Schriftsetzer, 1848 Mitbegründer der "Arbeiterverbrüderung", 1848/49 Redakteur von "Die Verbrüderung", nach Scheitern der Revolution Flucht in die Schweiz, 1879 Professor für Literatur, ist in Basel gestorben. 5. Mai 1898 Der bayerische Landtag beschließt einstimmig die Änderung des Vereinsgesetzes. Politische Vereine dürfen untereinander in Verbindung treten. Großjährigen Frauen wird zugestanden, sich an politischen Vereinen mit bestimmter Zielsetzung (darunter nicht die Sozialdemokratie) zu beteiligen. Die Kammer der Reichsräte (Erste Kammer) stimmt den Änderungen zu. 15./21. Mai 1898 Der internationale Handschuhmacherkongreß in Zürich beschließt, Frauenarbeit dort zu bekämpfen, wo sie billiger ist als die Arbeit der Männer. 16. Mai 1898 Die Generalkommission mahnt die Gewerkschaftskartelle und die Zweigvereine der Gewerkschaften erneut, Beschwerdekommissionen für die Gewerbeinspektion einzusetzen und dem Aufsichtsbeamten des Bezirks dies mitzuteilen und zu fragen, ob er geneigt ist, durch diese Vertrauenskommissionen Beschwerden entgegenzunehmen. Notwendig sei auch, überall auch weibliche Vertrauenspersonen einzusetzen. Immerhin sind in den württembergischen Aufsichtsbezirken unter Zustimmung der Aufsichtsbeamten in allen größeren Orten weibliche Vertrauenspersonen von den Gewerkschaften eingesetzt, welche Beschwerden der Arbeiterinnen bei dem Gewerbeinspektor vorbringen. Auch von der Berliner Gewerkschaftskommission ist auf Drängen der im Vordergrund der Arbeiterinnenbewegung stehenden Frauen ein Institut weiblicher Vertrauenspersonen errichtet worden. 29./30. Mai 1898 Der erste internationale Formerkongreß in Kopenhagen hält einen internationalen Zusammenschluß für notwendig. Die Formerorganisationen sollen sich gegenseitig informieren und bei größeren Arbeitskämpfen unterstützen. 29. Mai / 1. Juni 1898 Die Generalversammlung des Vereins der graphischen Arbeiter und Arbeiterinnen Deutschlands in Frankfurt a. Main spricht sich mit Mehrheit für eine Verschmelzung mit dem Senefelder Bund aus. Die Lithographen und Formenstecher können eigene Filialen innerhalb des Vereins gründen.
29. Mai / 2. Juni 1898 Ein außerordentlicher Kongreß der Steinarbeiter in Würzburg beschließt gegen eine Stimme, sich der Generalkommission anzuschließen, nachdem die Delegierten auf den Kongressen 1896 und 1897 diesen Schritt noch abgelehnt hatten. Funktionäre des 1884 gegründeten Steinmetzverbandes waren 1887/1888 nach mehreren Streiks starken Verfolgungen ausgesetzt. In den kommenden Jahren setzten sich "lokalistische" Strukturen durch, ohne daß die Steinmetze in das Lager der "Lokalisten" wechseln.
Der Kongreß der Steinarbeiter in Würzburg beschließt den Anschluß an die Generalkommission, Steinbildhauern welche sich zur Steinarbeiterorganisation melden, wird zunächst der Beitritt zum Verband der Bildhauer empfohlen.
30. Mai 1898 Die erste Generalversammlung des Centralverbandes der Handlungsgehülfen und -gehülfinnen Deutschlands in Frankfurt a. Main erkennt, "daß im Handelsgewerbe eine wirthschaftliche Entwickelung wirksam ist, welche dahin geht, einerseits durch immer größere kapitalkräftigere Verkaufsgeschäfte für die verschiedensten Artikel an den Mittelpunkten des Verkehrs (Bazare, Waarenhäuser) die kleinere Geschäfte und damit auch die Möglichkeit zu vernichten, daß die Mehrzahl der Gehülfen selbstständig werden kann, und andererseits durch immer größere Arbeitstheilung in den Engros- und Bankgeschäften, sowie durch umfassende Heranziehung weiblicher Kräfte die Stellung des Handlungsgehülfen immer unsicherer und weniger lohnend zu machen.
30. Mai / 1. Juni 1898 Auf einem Kongreß wird in Berlin der "Verband der in Buchdruckereien und verwandten Berufen beschäftigten Hülfsarbeiter und -arbeiterinnen" gegründet. Sitz des Verbandes ist Berlin. Zentralorgan ist die "Solidarität". Alle Ausgaben für Arbeitsnachweise, die ausgebaut werden sollen, und für eine Arbeitslosenunterstützung müssen aus lokalen Mitteln bezahlt werden.
30. Mai / 2. Juni 1898 Die Generalversammlung des Zentralvereins der Bildhauer in Erfurt streicht die siebentägige Karenzzeit bei den Streik- und Arbeitslosenunterstützungen.
30. Mai / 6. Juni 1898 Dem dreizehnten Verbandstag der Gewerkvereine in Magdeburg wird mitgeteilt, daß die Mitgliederzahl am 1. April 1898 81.000 in 1.673 Vereinen betragen habe und seit drei Jahren um 13.000 (20%) gestiegen sei.
2. Juni 1898 Ein internationaler Steinarbeiterkongreß in Würzburg fordert die Steinarbeiter aller Länder auf, die Akkordarbeit zu beseitigen und die Arbeitszeit auf acht Stunden zu verkürzen. 16. Juni 1898 Bei den Reichstagswahlen erhält die Sozialdemokratie rund 2.108.000 Stimmen, das sind 320.000 mehr als 1893. Die SPD kann die Zahl ihrer Abgeordneten um 12 auf 56 erhöhen. Das Zentrum gewinnt mit 1.455.000 Stimmen 102 Abgeordnete. Die konservativen Parteien verlieren Stimmen und Mandate. 18. Juni 1898 Für italienische Arbeiter erscheint im Verlag der Generalkommission mit finanzieller Unterstützung der Bauarbeiterorganisationen die Zeitung "L'Operaio Italiano" zum ersten Mal.
23. Juni / 20. September 1898 In Hamburg streiken rund 700 Bäcker vor allem für die Abschaffung des Kost- und Logiswesens und paritätische Arbeitsnachweise. Am 24. Juni verhängen die Gewerkschaftskartelle von Hamburg, Altona und Wandsbek einen Boykott über alle Bäckereien, die sich den Forderungen der Gesellen verweigern. Trotz starken Widerstands seitens der Innung und der Behörden setzen sich die Streikenden, die umfangreiche Unterstützung finden, weitgehend durch.
27. Juni 1898 Der Staatssekretär des Reichspostamtes V. v. Podbielski erläßt eine Bestimmung gegen das Eindringen der Sozialdemokratie in die Beamtenschaft. Der Erlaß soll sämtlichen neu eintretenden Beamten offiziell bekanntgegeben werden. 27. Juni / 2. Juli 1898 Die Generalversammlung des Unterstützungsvereins deutscher Hutmacher in Guben beschließt, den Verein in "Unterstützungsverein für alle in der Hut- und Filzindustrie beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen" umzubenennen, und überträgt die Entscheidung über Arbeitseinstellungen auf den Vereinsvorstand. 17./19. Juli 1898 Auf dem Kongreß der Hafenarbeiter in Hamburg wird festgestellt, daß die Hafenarbeiter und speziell die Schauerleute nachts und nach Feierabend mehr Stunden arbeiten als in der regulären Arbeitszeit. Der Kongreß spricht sich für eine zentrale Organisation für alle in und an Hafenplätzen beschäftigten Arbeiter und für eine wesentliche Arbeitszeitverkürzung aus.
20./22. Juli 1898 Die Generalversammlung des Verbandes der Hafenarbeiter in Hamburg beschließt, aus den Zentralvorständen der Hafenarbeiter und der Seeleute, eine ständige Agitationskommission zu wählen.
1./ 5. August 1898 Der internationale Bergarbeiterkongreß in Wien - deutsche Delegierte nehmen aus Kostengründen nicht teil - fordert die volle gesetzliche Verantwortlichkeit der Arbeitgeber für Arbeitsunfälle. Der Kongreß fordert die Nationalisierung der Bergwerke. 11./ 14. August 1898 Der internationale Kongreß der Lithographen, Steindrucker und Berufsgenossen beschließt in Bern die Bildung eines internationalen Sekretariats. 14./19. August 1898 Der Verbandstag des Verbandes der Fabrik-, Land-Hülfsarbeiter und Arbeiterinnen in Kassel beschließt, Erhebungen über die Lohn- und Arbeitsverhältnisse, vor allem über die Arbeitslosigkeit vorzunehmen.
18./19. August 1898 Zum ersten Mal findet eine Konferenz der Redakteure der Gewerkschaftspresse statt. 23 Delegierte für 24 Blätter - 49 waren eingeladen - beschließen in Gotha: "In Erwägung, daß die staatliche Arbeiterversicherung von Jahr zu Jahr sich zu Ungunsten der Arbeiter gestaltet, weil die Arbeiter dem Drängen nach parteiischer Handhabung der Arbeiterversicherung und des gesetzlichen Arbeiterschutzes nicht den nöthigen Widerstand entgegensetzen; in fernerer Erwägung, daß die Gewerkschaftsbewegung ihrer Natur nach am geeignetsten ist, die auf diesem Gebiete nothwendige Thätigkeit zu entfalten, beschließt die Konferenz der Gewerkschaftsredakteure, dem nächsten Gewerkschaftskongreß den Antrag zu unterbreiten, derselbe möge die Generalkommission beauftragen, ihr Thätigkeitsgebiet auch auf die staatliche Arbeiterversicherung und den gesetzlichen Arbeiterschutz auszudehnen und insbesondere durch publizistische und andere geeignet erscheinende Thätigkeit dahin zu wirken, daß nicht nur der den Arbeitern nachtheiligen Handhabung der Arbeiterversicherungs- und Arbeiterschutzgesetze Einhalt geboten, sondern auch den Versuch, eine Verschlechterung dieser Gesetze herbeizuführen, energisch entgegengetreten und dahin gewirkt wird, daß diese Gesetze für die Arbeiter nutzbringender gestaltet werden, als sie es bisher sind."
22./23. August 1898 Der Schneider- und Schneiderinnenkongreß in Mannheim einigt sich nach lebhafter Diskussion auf folgende Resolution: "Die vom Bundesrath am 31. Mai 1897 erlassene Verordnung hat sich als verfehlt erwiesen. Häufig sind die durch die Verordnung betroffenen Arbeiter aus den Werkstätten entfernt und zur Heimarbeit getrieben worden. Der Kongreß erwartet, daß endlich Regierung und Gesetzgebung die schon lange versprochene Beseitigung der schreiendsten Übelstände in der Schneiderei, Wäsche- und Kleider-Konfektionsindustrie herbeiführen. Um einen wirksamen Schutz der Arbeiter und Arbeiterinnen genannter Kategorie zu erzielen, hält der Kongreß die Durchführung der auf dem Eisenacher Kongreß aufgestellten Forderungen für nothwendig. Ferner haben die Kollegen und Kolleginnen für die Beseitigung der Heimarbeit und Errichtung von Betriebswerkstätten seitens der Unternehmer wie für Einführung fester Lohntarife mit allen ihnen zu Gebot stehenden Mitteln zu wirken." 24./27. August 1898 Der Verbandstag des Verbandes der Schneider, Schneiderinnen und verwandter Berufsgruppen in Mannheim ändert das Streikreglement. Die Entscheidung über einen Streik darf nur noch in einer Mitgliederversammlung beschlossen werden. Der Sitz des Verbandes wird von Flensburg nach Stuttgart verlegt. September 1898 / August 1899 In dieser Zeit werden gegen Streikposten, sozialdemokratische Agitatoren und Flugblattverteiler Freiheitsstrafen in Höhe von 53 Jahren Zuchthaus, 108 Jahren und 2 Monaten Gefängnis sowie 23.251 M Geldstrafen verhängt, ein Zeichen für die Verschärfung der staatlichen Unterdrückungspolitik. 3. September 1898 Die "Metallarbeiterzeitung" stellt fest, daß die Gewerkschaftsorganisationen einem "Taubenschlag" gleichen. In ihnen herrsche "ein ständiges Kommen und Gehen". Bereits Ende 1896 hatte die Zeitung des Zimmererverbandes beklagt, daß in der Organisation ein ständiges "Kommen und Gehen" herrsche.
4./10. September 1898 Die Generalversammlung des Unterstützungsvereins deutscher Tabakarbeiter in Offenbach a. Main ändert den Namen des Vereins in "Deutscher Tabakarbeiter-Verband". Die Generalversammlung hält die Einsetzung einer Kommission, die statistische Erhebungen über Dauer, Umfang und Ursachen der Arbeitslosigkeit innerhalb unseres Berufes anzustellen hat, für notwendig.
6. September 1898 Wilhelm II. kündigt in Bad Oeynhausen die "Zuchthausvorlage" an, wonach die Organisierung und Durchführung von Streiks mit schweren Zuchthausstrafen geahndet werden soll: "Der Schutz der deutschen Arbeit, der Schutz desjenigen, der arbeiten will, ist von mir im vorigen Jahre in der Stadt Bielefeld feierlich versprochen worden. Das Gesetz naht sich seiner Vollendung und wird den Volksvertretern in diesem Jahre zugehen, wo ein jeder, er möge sein, wer er will, und heißen, wie er will, - der einen deutschen Arbeiter, der willig ist, seine Arbeit zu vollführen, daran zu hindern versucht oder gar zu einem Streik anreizt, mit Zuchthaus bestraft werden soll. Die Strafe habe ich damals versprochen, und ich hoffe, daß das Volk in seinen Vertretern zu mir stehen wird, um unsere nationale Arbeit in dieser Weise, soweit es möglich ist, zu schützen. Recht und Gesetz müssen und sollen geschützt werden, und soweit werde ich dafür sorgen, daß sie aufrechterhalten werden."
18./21. September 1898 Der internationale Glasarbeiter-Kongreß in Berlin beschließt: "In Erwägung, daß unter dem System der Akkordarbeit, welches gegenwärtig in der Glasindustrie aller Länder vorherrschend ist, der Lohn sinkt und die Arbeitsleistung erhöht wird;
29. September 1898 Der Gewerkschaftsausschuß protestiert in einer Resolution "energisch gegen den Gedanken, daß zumeist von der Verzweiflung über ihre Nothlage getriebene, für sich und ihre Familien um eine bessere Existenz ringende Arbeiter, welche zum letzten ihnen zur Verfügung stehenden Mittel, der Arbeitseinstellung, greifen und ihre Arbeitsgenossen zu gleichem Thun auffordern, dem Verbrecher gleich geachtet und mit Zuchthausstrafe bedroht werden sollen.
1. Oktober 1898 In Berlin wird die "Unterstützungkasse für Schriftsteller" gegründet. Um den Mitgliedern auch einen Schutz gegenüber den Verlegern zu gewähren, wird die Kasse am 1. Januar 1899 in den "Allgemeinen Schriftsteller-Verein" (ASV) umgewandelt.
3./8. Oktober 1898 Der SPD-Parteitag in Stuttgart erklärt die Schutzzollpolitik als unvereinbar mit den Interessen des Proletariats, der Konsumenten und der ökonomischen und politischen Entwicklung des Landes. Bei der Erneuerung der Handelsverträge sei es geboten, jeden Schritt im Sinne der Verkehrsfreiheit zu unterstützen.
23. Oktober 1898 Der Delegiertentag der Westdeutschen katholischen Arbeitervereine in Essen appelliert an die christlichen Arbeiter zur Mitarbeit bei der Neugründung christlicher Gewerkschaften und bekennt sich zu ihren interkonfessionellen Grundlagen. 25./28. Oktober 1898 Die Generalversammlung der Vereinigung der Maler, Lackierer, Anstreicher und verwandter Berufsgenossen in Mannheim beschließt, ein neues Streikreglement, das besagt, daß "sämmtliche Streiks der Oberleitung des Vorstandes unterliegen. Alle Beschlüsse bezüglich der Streiks dürfen nur in Mitgliederversammlungen in geheimer Abstimmung gefaßt werden. Zur Durchführung der Streiks wird in den Monaten April, Mai, Juni und Juli eine obligatorische Streiksteuer erhoben. Die Unterstützungsberechtigung tritt nach 13wöchiger Mitgliedschaft ein."
7./12. November 1898 Die Generalversammlung des Verbandes der Handschuhmacher in Burg b. Magdeburg beschließt mit 13 gegen 2 Stimmen, sich wieder der Generalkommission anzuschließen und ab 1. Januar 1899 wieder seinen Beitrag zu zahlen.
21./23. November 1898 Die Generalversammlung des Verbandes der Stukkateure, Gipser und verwandten Berufsgenossen in Halle/Saale führt, um bei den künftigen Streiks ein planmäßigeres Vorgehen zu ermöglichen, ein Streikreglement ein: Angriffsstreiks müssen drei Monate vor Beginn dem Vorstande angezeigt werden. Anrecht auf Unterstützung bei Streiks haben die Kollegen nur dann, wenn sie zwei Monate der Organisation als Mitglied angehören. Die Unterstützung wird dahin geregelt, daß bei Ausbruch eines Streiks die erste Woche nichts bezahlt wird.
5. Dezember 1898 In seiner Thronrede erklärt Kaiser Wilhelm II.:
11. Dezember 1898 Vertreter beider verfeindeter Handelshilfsarbeiterorganisationen kommen in Berlin zusammen. Sie einigen sich, zu Ostern 1899 einen gemeinsamen Kongreß durchzuführen. 25./27. Dezember 1898 Die Generalversammlung der Handels-, Transport- und Verkehrs-Arbeiter in Kassel erklärt sich mit der Einberufung eines Einigungskongresses zu Ostern 1899 einverstanden unter der Bedingung, daß der Kongreß entweder in Berlin oder in Leipzig stattfindet. Die Generalversammlung erwartet von den lokalorganisierten Kollegen, daß sie sich dieser Bedingung fügen, weil ja die Wahl eines anderen Ortes beiden Parteien namhafte Unkosten auferlegen würde, die im Interesse der Organisation gespart werden können. Die Generalversammlung spricht die Hoffnung aus, daß der Kongreß zu einer Einigung führt und verlangt in diesem Falle von den Kollegen beider Richtungen, daß die auf beiden Seiten gemachten Fehler vergessen werden, weil nur dadurch eine wirkliche Einigung und ein ersprießliches Hand-in-Hand-Arbeiten erzielt werden kann. 27. Dezember 1898 Auf ihrer ersten Konferenz fordern die sozialdemokratischen Gemeindevertreter der Provinz Brandenburg "die Einrichtung und Unterhaltung einer geregelten Kranken- und Gesundheitspflege unter Beachtung aller vorbeugenden Mittel". Ende 1898 Nach fast siebenjähriger Organisationsarbeit in Ost- und Westpreußen verfügen die freien Gewerkschaften nur in Königsberg über ein Versammlungslokal, das 200 der 1.000 ortsansässigen Gewerkschaftsmitglieder faßt.
Die Generalkommission registriert für 1898 985 Streiks mit rund 60.160 Beteiligten. Von den 985 Streiks waren 477 Angriffsstreiks, von denen 182 erfolgreich, 117 teilweise erfolgreich, 49 erfolglos waren und bei 9 sind die Ergebnisse unbekannt.
Der Generalkommission sind 57 zentrale Verbände mit 494.000 Mitgliedern, davon 13.480 weiblichen, angeschlossen.
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