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TEILDOKUMENT:
1896 Nach einem verlorenen Streik wird ein eigenständiger "Verband der Lithographen, Karthographen und graphischen Zeichner" gegründet. Auf einem Kongreß in London wird ein internationales Komitee der Transportarbeiter eingesetzt. Die Firma Carl Zeiss gewährt ihren Arbeitern Urlaub, zahlt aber nur für die Hälfte der Zeit Lohn. Der Touristenverein "Die Naturfreunde" wird gegründet. Mit der Gründung der "Freien Kirchlich-Sozialen Konferenz" spaltet sich die evangelisch-soziale Bewegung. Die evangelisch-soziale Bewegung hat allerdings trotz wichtiger Anstöße nie die Bedeutung der katholischen sozialen Reformbewegung erreicht. Ihre wesentliche Bedeutung liegt in einer Beeinflussung evangelischer Geistlicher und hoher Beamter.
1896 / 1897 Der Reichstag lehnt den Antrag der SPD ab, den Achtstundentag für alle im Lohn-, Arbeits- und Dienstverhältnis im Gewerbe, Handels- und Verkehrswesen stehenden Personen einzuführen. Anfang 1896 Der "Verband der Werftarbeiter Deutschlands" wird neu gegründet, nachdem Werftarbeiter aus dem Metallarbeiterverband ausgetreten sind. 1. Januar 1896 Die "Mitteilungen" des "Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbandes" erscheinen nun unter dem Titel "Deutsche Handelswacht". 9. Januar 1896 Die erste Ausgabe von "Der Bergknappe, Zeitschrift für christliche Bergleute", Organ und Eigentum des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter für den Oberbergamtsbezirk Dortmund, erscheint als Probenummer. 11./21. Februar 1896 In mehreren deutschen Städten - Berlin, Breslau, Dresden, Erfurt, Halle, Hamburg, Stettin - beginnen - vorwiegend in der Hausindustrie beschäftigte und gewerkschaftlich unorganisierte - Konfektionsarbeiter und -arbeiterinnen einen Streik gegen die miserablen Arbeitsbedingungen, dem sich rund 20.000 Beschäftigte anschließen. Die Streikenden fordern u.a.:
17. Februar 1896 Die Generalkommission plant erneut, einen Streikreservefonds zu errichten. Diese Absicht scheitert jedoch am Widerstand der Verbände. 6. März 1896 Der Bundesrat setzt mit einer Verordnung die Arbeitszeit in den Bäckereien auf 12 Stunden fest und erfüllt damit eine seit vielen Jahren erhobene Forderung des Bäckerverbandes. 16./18. März 1896 Der Verbandstag der Barbiere, Friseure und Perückenmacher in Frankfurt a. Main führt eine geringe Unterstützung für Arbeitslose am Ort und eine Vereinheitlichung der Reiseunterstützung ein.
27. März 1896 In Sachsen wird ein Dreiklassenwahlrecht trotz heftiger Proteste eingeführt. 4./5. April 1896 Die Generalversammlung des "Verbandes deutscher Textilarbeiter- und -arbeiterinnen" in Apolda lehnt fast einstimmig eine Trennung von der Generalkommission ab. 5./6. April 1896 Der Kongreß der Textilarbeiterschaft Deutschlands ist gegen die Einführung einer Arbeitslosenunterstützung. Er verlangt die Verbesserung und Ausdehnung der Arbeiterschutzgesetze auf die Hausindustrie und die Abschaffung der Zuchthausarbeit. Der Kongreß beschließt, die Kontrollmarke zu beseitigen, weil sie sich als Kampfmittel für die Textilindustrie nicht bewährt hat. Der Verband richtet einen zentralen Streikfonds ein. In Berlin findet der erste Kongreß der "auf dem Boden der modernen Arbeiterbewegung stehenden Handlungsgehülfen und -gehülfinnen" statt. 26 Delegierte vertreten 30 Orte. Mit Mehrheit nimmt der Kongreß eine Resolution an: "In der Erkenntniß, daß es die erste Pflicht jeder auf dem Boden der modernen Arbeiterbewegung stehenden Gewerkschaft ist, den Standesdünkel ihrer Mitglieder zu bekämpfen und die Solidarität aller Arbeiterkategorien zu fordern in fernerer Erkenntniß, daß nur mit Hülfe der Gesetzgebung eine Besserung der Lage der Handlungsgehülfen möglich ist und daß nur die sozialdemokratische Partei die Interessen der Handlungsgehülfen wie aller Arbeiter vertritt, fordert der Kongreß die Delegierten auf, in ihren Vereinen dahin zu wirken, daß, wo es dem Gesetz nach möglich ist, offen der Anschluß an die allgemeine proletarische Arbeiterbewegung und an die Sozialdemokratie proklamiert wird, in dem der Kongreß unpolitische Standesvereine als nicht auf dem Boden der allgemeinen Arbeiterbewegung stehend betrachtet und die auf dem Boden der modernen Arbeiterbewegung stehende Gehülfenschaft keine Veranlassung hat, Beziehungen mit diesen Standesvereinen, die eine Konzession an den Dünkel und Unverstand unserer Kollegen sind, zu unterhalten."
Mai 1896 Die Generalkommission veröffentlicht das Flugblatt Nr. 2 "Der achtstündige Arbeitstag" in einer Auflage von 250.000 Exemplaren. Zum ersten Mal wird in einem Zeitschriftenartikel eine "Ferienzeit" für Arbeiter angeregt. In der Vorbemerkung wird von der Zeitschrift "Arbeiterwohl" betont, daß die Redaktion - ohne schon ein abschließendes Urteil äußern zu können - den Gedanken, auch Arbeitern Ferien zu gewähren, "zur Erwägung" geben wolle. Sie führt als Gründe für ihren Vorstoß neben dem Hinweis auf englische Verhältnisse, wo sich die Arbeiter schon längst solcher längerer Arbeitsunterbrechungen erfreuten, ohne daß die industrielle Leistungsfähigkeit Englands darunter leide, die "Wiederauffrischung, Erneuerung und Stärkung der Lebenskräfte" an, die sich auch in "erhöhte Arbeitsleistung" umsetzten. "Wenn die Beurlaubung ihren Zweck erfüllen soll, muß natürlich der Lohn unverkürzt fortgezahlt werden." Der Autor kommt zu dem Schluß: "Drum Ferien für alle, nicht nur für Minister, Professoren und - Kassierer!" In der Folgezeit übernimmt neben anderen Zeitschriften besonders die "Soziale Praxis" diese Argumente und propagiert sie. Die sozialreformerischen Kreise wollen damit bei den Unternehmern ein "soziales Pflichtgefühl" wecken, sie von der Auffassung abbringen, Urlaubsgewährung sei ein "charitativer Wohltätigkeitsakt, eine Art Prämie für Wohlverhalten des Arbeiters", und ihnen zur Einsicht verhelfen, daß eine ausreichende Ferienbewilligung, also nicht nur von zwei oder drei Tagen Länge, dem Arbeiter, dem Unternehmen und auch dem allgemeinen sozialen Frieden zugute komme. 4. Mai 1896 Der Bundesrat beschließt die gesetzliche Einführung des 12-stündigen Arbeitstages für Handlungsgehilfen, wenn auch mit zahlreichen Ausnahmen. Die Unternehmer wehren sich energisch gegen den vorgesehenen 8-Uhr-Ladenschluß. 4./8. Mai 1896 Auf dem 2. Kongreß der Gewerkschaften in Berlin vertreten 139 Delegierte rund 270.000 Mitglieder. Tagesordnung u.a.: Streikunterstützung und Streikstatistik; die Arbeitslosenunterstützung; die Arbeitsvermittlung als gewerkschaftliche und kommunale Einrichtung; die Agitation unter den Arbeiterinnen; die Hausindustrie, das Schwitzsystem und die Bestrebungen der Arbeiter für Einführung von Betriebswerkstätten.
15. Mai 1896 Im neuen Tarifvertrag der Buchdrucker wird u.a. neben einer Lohnerhöhung eine halbstündige Arbeitszeitverkürzung und die Einrichtung gemeinsamer Arbeitsnachweise und Schiedsgerichte vereinbart.
15./18. Mai 1896 Im Prozeß gegen den sozialdemokratischen Parteivorstand wird dessen dauernde Schließung entschieden. Das Urteil wird jedoch durch Revisionsverhandlung vom Landgericht Berlin am 8. März 1897 aufgehoben. 23./29. Mai 1896 Die Generalversammlung des Verbandes der Porzellanarbeiter in Charlottenburg stellt fest, daß durch die zunehmende Beschäftigung von weiblichen und ungelernten Arbeitskräften die Lohn- und Arbeitsbedingungen ungünstig beeinflußt werden, die deshalb dringend einer Änderung bedürfen. Trotzdem können Frauen wieder Mitglieder werden. Der Verband nennt sich nun "Verband der Porzellan- und verwandten Arbeiter beiderlei Geschlechts". Die Generalversammlung erblickt in der Generalkommission ein im Emanzipationskampf der Arbeiterklasse nützliches und segensreich wirkendes Institut. Die Delegierten erkennen die Notwendigkeit und den großen Wert der Generalkommission für die Aufklärung der Arbeiter jeder Branche, mithin für die gesamte Arbeiterbewegung an. Die Generalversammlung beschließt, das Verhältnis des Verbandes zur Generalkommission fortbestehen zu lassen, erwartet aber, daß die Generalkommission mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln auf die prompte Pflichterfüllung aller zur Generalkommission gehörenden Gewerkschaften Bedacht nimmt und die Beschlüsse des letzten Kongresses ohne Rücksicht gegen lässige Gewerkschaften durchführt.
24. Mai 1896 Die Generalversammlung des Unterstützungsvereins der Zigarrensortierer in Halberstadt lehnt ab, die Beitragsleistungen an die Generalkommission einzustellen. 24./26. Mai 1896 Der Kongreß der im Handels- und Transportgewerbe beschäftigten Hülfsarbeiter in Halberstadt diskutiert ausführlich über die Arbeitszeiten im Handel und Transportgewerbe und verlangt von der Reichsregierung, an der gesetzlichen Festlegung einer Eröffnungs- und Schlußstunde festzuhalten. Geschäftsdiener und Packer sollen den gleichen Arbeitszeiten unterliegen wie die Gehilfen, da sie sonst jeglichen gesetzlichen Schutzes gegen übermäßige Ausbeutung entbehren müssen.
Die Generalversammlung des Verbandes der Glasarbeiter und -arbeiterinnen in Spremberg empfiehlt die Gründung lokaler Agitation- und Streikfonds. 25./28. Mai 1896 Der 7. internationale Bergarbeiterkongreß in Aachen verlangt die Einführung des Achtstundentages für alle in Bergwerken unter und über Tage beschäftigten Arbeiter und das gesetzliche Verbot der Frauenarbeit auf den Gruben. 28./30. Mai 1896 Der Verbandstag des "Zentralverbandes deutscher Brauer" in München empfiehlt in den Orten, wo das Verhältnis zwischen Brauern und Hülfsarbeitern gespannt ist, den Hülfsarbeitern, sich selbst zu organisieren und als Sektion dem Verband beizutreten.
5. Juni 1896 Der auf dem Berliner Gewerkschaftskongreß beschlossene Gewerkschaftsausschuß tritt zu seiner ersten Sitzung zusammen. Seine Aufgaben sind:
17. Juni 1896 Der Reichstag nimmt eine Änderung des Vereins- und Versammlungsgesetzes an: Inländische Vereine jeder Art dürfen miteinander in Verbindung treten. Doch der Reichsrat verweigert seine Zustimmung. Schon bei der 3. Lesung des Gesetzentwurfes hatte der Regierungsvertreter am 16. Juni erklärt, daß die Reichsregierung gar nicht daran dächte, den Entwurf anzunehmen. 1. Juli 1896 Die Verordnung über den 12stündigen Normalarbeitstag für Bäcker tritt in Kraft. Der Deutsche Reichstag nimmt gegen die Stimmen der sozialdemokratischen Abgeordneten den Entwurf des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) an. Es faßt die zivilrechtlichen Normen zusammen.
Der neue Reichstarif der Buchdrucker tritt mit einer fünfjährigen Laufzeit in Kraft. Die Tarifpartner setzen einen paritätischen Tarifausschuß der deutschen Buchdrucker als Organ zur Festsetzung des Tarifs ein. Der Tarifausschuß bildet zur Ausführung seiner Beschlüsse ein Tarifamt. Zu seinen Aufgaben gehören u.a. die Herausgabe eines Verzeichnisses tariftreuer Druckereien, einer Tarifstatistik und der Aufbau lokaler Arbeitsvermittlungen. Die Arbeitszeit beträgt 9 Stunden nur mit Einschränkungen und ist für Drucker und Maschinistenmeister unterschiedlich. Der Vertrag enthält Bestimmungen über die Akkordarbeit. Der Vertrag sieht eine tarifliche Regelung der Kurzarbeit vor: "Der Prinzipal ist verpflichtet, die bei ihm konditionierenden Gehilfen voll zu beschäftigen und dieselben bei unzureichender Arbeit für etwaige Zeitversäumis nach dem Durchschnittsverdienste der letzten dreißig Arbeitstage zu entschädigen."
12./18. Juli 1896 Die Generalversammlung des "Unterstützungsvereins deutscher Tabakarbeiter" in Stuttgart beschließt, die im Statut verankerte "Schutzmarke" zu streichen, da es nicht gelungen ist, die Arbeiterschaft Deutschlands dafür zu interessieren, obwohl die "Schutzmarke" ein geeignetes Kampfmittel sei.
13./15. Juli 1896 Der allgemeine Schneider- und Schneiderinnenkongreß in Eisenach verlangt, um die vorhandenen Übel in der Konfektion endlich zu beseitigen u.a.: Die Unterstellung der Hausindustrie und der Heimarbeit unter die Arbeitsschutzbestimmungen der Gewerbeordnung und die Anstellung weiblicher Fabrikinspektoren, eine gesetzliche Maximalarbeitszeit, Verbot der Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit und der Beschäftigung schulpflichtiger Kinder. Verbot für diejenigen Unternehmer und Meister, weibliche Arbeiter beschäftigen zu dürfen, die sich in betrügerischer oder unsittlicher Weise gegen von ihnen beschäftigte Arbeiterinnen vergangen haben. 13./18. Juli 1896 Über die in einem paritätischen Ausschuß nach 1891 neu getroffenen Tarifvereinbarungen der Buchdrucker kommt es zu heftigen innerorganisatorischen Auseinandersetzungen. Der Vorstand ruft deshalb eine außerordentliche Generalversammlung nach Halle/S. ein, auf der schließlich der neue Tarifvertrag mit 48 gegen 19 Stimmen angenommen wird.
15./18. Juli 1896 Die Generalversammlung des Verbandes der Schneider und Schneiderinnen in Eisenach lehnt mit Mehrheit einen Antrag ab, keine Beiträge mehr an die Generalkommission zu zahlen. Das bisherige Verhältnis zur Generalkommission soll aufrechterhalten bleiben. Über einen Antrag, einen Industrieverband sämtlicher Gewerkschaften der Bekleidungsindustrie zu gründen, wird zur Tagesordnung übergegangen. 19./20. Juli 1896 Die Generalversammlung des Verbandes der Hafenarbeiter Deutschlands in Bremen beauftragt den Vorstand, die Organisisierung der weiblichen Speicherarbeiter in die Wege zu leiten. Der Vorstand wird verpflichtet, dort eine Agitation zu entfalten, wo der Verband noch keinen Fuß gefaßt hat, so in den Ostseehäfen, im Rheinland und den inneren Häfen. 19./25. Juli 1896 Auf dem internationalen Kongreß der Tabakarbeiter in London sind Delegierte aus sieben Ländern vertreten. Die Delegierten beschließen, Mitglieder, die ein halbes Jahr ihrer Organisation angehören, sollen nach ihrer Übersiedlung ohne weiteres mit vollen Rechten in die dort bestehenden Organisationen aufgenommen werden. 23./25. Juli 1896 Der internationale Metallarbeiterkongreß in London beschließt, das internationale Informationsbüro fortbestehen zu lassen. Sein Sitz wird von der Schweiz nach Sheffield verlegt. 27./31. Juli 1896 Auf einem internationalen Hutmacherkongreß in London wird von Delegierten aus vier Ländern ein internationaler Verband gegründet, dessen Hauptaufgabe die gegenseitige Unterstützung bei Streiks, das Fernhalten von Streikbrechern und die Hilfeleistung bei der Arbeitsuche für ausländische Hutmacher sein soll. 27. Juli / 1. August 1896 Der internationale sozialistische Arbeiter- und Gewerkschaftskongreß in London lehnt nach lebhaften Diskussionen die Zulassung von Anarchisten ab. Der Kongreß fordert Schiedsgerichte, um Streitigkeiten zwischen den Völkern zu schlichten. Die Emanzipation der Frau ist untrennbar von der Befreiung der Arbeiterklasse. Die Frauen werden deshalb vom Kongreß aufgefordert, Seite an Seite mit den Arbeitern zu kämpfen und sich mit ihnen politisch zu organisieren.
Ende Juli 1896 Während des internationalen sozialistischen Kongresses findet eine internationale Konferenz der Brauereiarbeiter mit Vertretern aus fünf Ländern statt. Der Beitritt reisender Brauereiarbeiter in andere nationale Organisationen soll möglich sein. In Budapest soll ein internationales Auskunftsbüro errichtet werden. 1. August 1896 Auf dem Norddeutschen Gärtnertag in Erfurt beschließen die Delegierten der Lokalvereine, des Hirsch-Dunckerschen "Allgemeinen Deutschen Gärtnervereins" und des sozialdemokratischen "Zentralvereins der Gärtner" für das Zustandekommen einer Organisation zu sorgen, in der es möglich wird, daß sämtliche bestehenden Vereine den gegebenen Verhältnissen entsprechend ihre Interessen vertreten können. 2. August 1896 Die Generalversammlung des Verbandes deutscher Berg- und Hüttenarbeiter in Bochum beschließt, das Verhältnis des Verbandes zur Generalkommission aufrechtzuerhalten.
2./6. August 1896 Die Generalversammlung des "Verbandes der Fabrik-, Land- und Hülfsarbeiter und -arbeiterinnen" in Harburg stellt fest, daß die Generalkommission nur fruchtbringend für die Arbeiterbewegung sein kann, wenn alle auf dem Boden der modernen Arbeiterbewegung stehenden Organisationen ihren Verpflichtungen für die Generalkommission erfüllen.
3./4. August 1896 Auf einem Kongreß in London wird das "Internationale Sekretariat der Schneider" mit Sitz in Stuttgart gegründet. Clara Zetkin wird als Sekretärin gewählt.
3./5. August 1896 In London wird von Delegierten aus sieben Ländern beschlossen, ein "Internationales Sekretariat der graphischen Arbeiter und Arbeiterinnen" mit Sitz in London zu errichten. 5./7. August 1896 Die Buchdrucker halten in Genf einen internationalen Kongreß ab, auf dem Delegierte aus 11 Ländern die bisherige geringe Aktivität des internationalen Sekretariats tadeln.
7. August 1896 Der süddeutsche Gärtnertag in Nürnberg, auf dem die Vertreter des Hirsch-Dunckerschen "Allgemeinen Gärtnervereins" die Mehrheit haben, erklärt sich mit den Verhandlungen des Erfurter Gärtnertages einverstanden, ändert jedoch das dort angenommene Statut so, daß ein Anschluß des Zentralvereins nicht möglich ist. 8. August 1896 Die Generalversammlung des Hirsch-Dunckerschen "Allgemeinen Deutschen Gärtnervereins" lehnt eine Verbindung mit dem "Zentralverein der Gärtner" ab. 8./9. August 1896 In Berlin findet eine internationale Konferenz der Lederarbeiter statt. 14. Delegierte vertreten acht Länder. Die Konferenz beschließt, in Berlin ein internationales Sekretariat zu errichten.
9. August 1896 Der Delegiertentag des Bayerischen Ausbreitungsverbandes der Gewerkvereine in Nürnberg erteilt dem Zentralrat ein Mißtrauensvotum und empfiehlt seinem Vorstand, selbständig die Mittel für die Anstellung einer Agitationskraft aufzubringen. Die Generalräte werden darauf vom Zentralrat aufgefordert, "gegen solche Abirrungen einzuschreiten". Die süddeutschen Gewerkvereine hatten schon seit Jahren die feste Anstellung eines Agitationssekretärs gefordert, waren aber immer wieder beim Zentral- und beim Verbandstag auf Ablehnung gestoßen, da man am bisherigen Prinzip der Zentralisation auch in der Agitation festhalten will. 10./13.August 1896 Die Generalversammlung der Lederarbeiter in Berlin ist mit den Beschlüssen des zweiten Kongresses der Gewerkschaften einverstanden und beschließt, die dort festgesetzten Beiträge an die Generalkommission zu zahlen.
23./27. August 1896 Auf dem Katholikentag in Krefeld spricht A. Brust über die Organisation der Berufsvereine.
5. September 1896 Nach einem kurzen Streik stimmen die Buchbindereibesitzer weitgehend den Forderungen der Buchbinder zu. Die Vereinbarungen sehen die neunstündige Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich, eine Neufestsetzung des Mindestlohnes und einen 25prozentigen Zuschlag - für Arbeiterinnen 15% - für Mehrarbeit.
14. September 1896 Im "Correspondenzblatt" schreibt Th. Leipart über kommunale oder gewerkschaftliche Arbeitsvermittlung, wobei er sich für städtische - von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gemeinsam kontrollierte - Arbeitsvermittlungen ausspricht, weil die gewerkschaftlichen Arbeitsvermittlungen bisher keine nennenswerte Tätigkeit ausüben konnten.
21. September 1896 Die Generalkommission tritt erneut für die Erhöhung der für die meisten Verbände als viel zu niedrig erachteten Beiträge und für die Erweiterung der Unterstützungseinrichtungen der Gewerkschaften ein, um die Kampfkraft der Gewerkschaften zu stärken, aber auch, um die außerordentlich hohe Fluktuation der Mitgliedschaft in den Verbänden einzudämmen. 21./25. September 1896 Der Kongreß und die Generalversammlung des Vereins der Schuhmacher in Kassel protestiert gegen die unmenschlichen Arbeitsbedingungen der Schuhmacher, vor allem in der Heimarbeit, und fordert von der Reichskommission für Arbeiterstatistik, Erhebungen über die Lohn- und Arbeitsbedingungen in der Schuhmacherei zu veranstalten.
Oktober 1896 Auf dem Parteitag der Deutschen Volkspartei in Ulm wird der Entwurf für ein Reichsgesetz vorgelegt, durch das eine fakultative Arbeitslosenversicherung auf kommunaler Grundlage eingeführt werden soll.
1. Oktober 1896 Der "Verband der Arbeiter in Gasanstalten, auf Holz- und Kohleplätzen und sonstiger Arbeitsleute" wird gegründet.
11./16. Oktober 1896 Der SPD-Parteitag in Gotha macht es nun den Arbeitern und Arbeiterorganisationen zur Pflicht, "neben anderen Kundgebungen für die allgemeine Arbeitsruhe am 1. Mai einzutreten und überall da, wo die Möglichkeit zur Arbeitsruhe vorhanden ist, die Arbeit am 1. Mai ruhen zu lassen".
15. Oktober 1896 Das bisherige "Vereinsblatt der Weißgerber Deutschlands" erscheint nun unter dem Titel "Lederarbeiterzeitung". 19. Oktober 1896 Nach einer Aufstellung der Generalkommission haben 1895 29 Verbände 194 Streiks durchgeführt. Davon waren 100 Angriffsstreiks (1884 = 38), an denen rund 9.700 Personen beteiligt waren.
19./22. Oktober 1896 Der Kongreß der Töpfer in Hildesheim empfiehlt, das Verbandsorgan mit den Zeitungen verwandter Berufsorganisationen zu verschmelzen. Solange dies nicht möglich ist, wird der Titel der eigenen Zeitung geändert in: "Der Töpfer" - Organ zur Vertretung der Interessen der Ofensetzer, der Arbeiter in der Thonwarenindustrie und in den Ziegeleien.
21. November 1896 / 6. Februar 1897 Rund 16.000 Hamburger Hafenarbeiter und Seeleute treten für höhere Löhne und die Beseitigung von Mißständen in den Streik. Der wieder aktivierte Arbeitgeberverband für Hamburg und Altona lehnt jede Verhandlung mit den Streikenden ab. Die einseitige Parteinahme der Hamburger Staatsbehörden für die Unternehmer führt zu wiederholten blutigen Zusammenstößen und im Reichstag zu heftigen Auseinandersetzungen. Über 500 Streikende werden verhaftet. Später werden mehr als 37 Jahre Gefängnis gegen Streikende und Geldstrafen verhängt.
25. November 1896 Friedrich Naumann gründet den National-Sozialen Verein. 30. November 1896 Das "Correspondenzblatt" stellt fest, daß die Gewerbeinspektion keineswegs den Ansprüchen der arbeitenden Bevölkerung entspricht, vor allem sind bis jetzt die Forderungen unberücksichtigt geblieben, die Anstellung von Inspektoren aus den Kreisen der Arbeiter und die von weiblichen Inspektoren.
Dezember 1896 Der "Verband der Graveure, Ziseleure und verwandter Berufsgenossen" wird gegründet. 25./26. Dezember 1896 Nach heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern einer lokalen und zentralen Organisation wird auf einer außerordentlichen Generalversammlung aller im Handels- und Transportgewerbe beschäftigten Hülfsarbeiter in Altenburg beschlossen, eine provisorische Zentralorganisation für die im Handels-, Transport- und Verkehrsgewerbe tätigen Personen Deutschlands unter dem Namen "Zentralverband der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter Deutschlands" zu gründen.
26./29. Dezember 1896 Die Generalversammlung des Verbandes der im Vergoldergewerbe und verwandten Berufen beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen in Hamburg warnt entschieden vor leichtsinnigen Streiks. 27./30. Dezember 1896 Die Generalversammlung des Verbandes der Dachdecker in Gera schließt die Reiseunterstützung zu zentralisieren. Die Delegierten sprechen sich mit 16 gegen 5 Stimmen für den Anschluß an die Generalkommission aus. Ende 1896 Der Generalkommission sind 49 Zentralverbände angeschlossen. Im Laufe des Jahres hat sich der Verband der Korbmacher dem Holzarbeiterverbande, der Verband süddeutscher Müller dem Müllerverbande und der Verband der Seiler dem Textilarbeiterverbande angeschlossen. Neu gegründet wurden die Verbände der Gasarbeiter und der Werftarbeiter.
Die Verbände haben 1896 483 Streiks mit rund 129.000 Beteiligten geführt, davon waren 151 Abwehr- und 332 Angriffsstreiks.
Nach unvollständigen Angaben der Generalkommission erreicht die in diesem Jahr an rund 480 Streiks beteiligten Arbeiter wieder die beachtliche Höhe von rund 129.000. Der Anteil der von den Verbandskassen erbrachten Streikkosten an den Gesamtkosten der Streiks liegt bei 24%. Der Generalkommission sind 51 Zentralverbände mit rund 330.000 Mitgliedern angeschlossen. Nach Berichten der Gewerbeinspektionen sind 1896 rund 3.340 Jungen und rund 1.970 Mädchen im Alter zwischen 12 und 14 Jahren in Fabriken beschäftigt. Die 64 gewerblichen und 48 landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften registrieren 1896 6.403 tödliche Betriebsunfälle, davon 975 in Bergwerken, 869 im Baugewerbe und 623 in der Landwirtschaft. In staatlichen Betrieben werden 497 tödliche Betriebsunfälle, davon 432 bei der Eisenbahn, gezählt. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Februar 2000 |