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TEILDOKUMENT:
1893 In ihrem Jahresbericht kritisiert die Generalkommission die niedrigen Mitgliedsbeiträge und die mangelnde Zahlungsmoral der Mitglieder: "Es liegt die Beitragsleistung tatsächlich auch nicht in dem Können, sondern, soweit es sich nicht um Arbeitslose handelt, in dem Wollen. Wir haben nie unterlassen dies immer wieder zu betonen und wiederholen es auch heute, hoffend, daß dadurch, wenn auch nur langsam, die Arbeiter zu der Erkenntnis kommen, daß sie mehr für ihre Organisation zu tun verpflichtet sind."
Der "Verband der Steinsetzer, Pflasterer und Berufsgenossen Deutschlands" wird gegründet. In seinem Buch "Naturrecht und Sozialpolitik" erklärt der katholische Sozialreformer Georg Freiherr v. Hertling: "Einzig die Anerkennung gewisser, ein für allemal gegebener und unveränderlicher, weil in der Natur des Menschen und in der sittlichen Ordnung begründeter Grundsätze des Rechts, verleiht den festen Standpunkt, von dem aus sich die grundstürzenden Forderungen des Sozialismus nicht nur mit Gewalt niederschlagen, sondern auch als unbegründet zurückweisen lassen."
Der "Deutsche Buchdruckerverein" gründet "Gehilfenunterstützungskassen", um der Gewerkschaft Mitglieder zu entziehen. Die Schuhmacher fordern Tarifverträge für ganz Deutschland, damit überall für die gleiche Arbeit der gleiche Lohn gezahlt wird. Nach den Feststellungen der Kommission für Arbeiterstatistik haben 36 Prozent der befragten Kellner einen Arbeitstag von 16 bis 18 Stunden, 49,2 Prozent einen von 14 bis 16 Stunden und nur 4,3 Prozent brauchen weniger als 12 Stunden am Tag zu arbeiten. Selbst Arbeitstage von 20 Stunden sind keine Seltenheit. Ein oder höchstens zwei freie Tage im Monat sind die Regel. Dafür muß aber bezahlt oder auf eigene Kosten ein Ersatz beschafft werden. Die lange Arbeitszeit in denkbar schlechter Luft macht die Tuberkulose zur typischen Krankheit des Gasthauspersonals. In München z.B. liegt in den 80er Jahren die Lebenserwartung eines Kellners um 35 Prozent niedriger als die der Gesamtbevölkerung.
Die Sattler richten eine Petition an den Reichstag, die Heimarbeit zu beseitigen. Einen Brief des Verbandsvorsitzenden J. Sassenbach lehnt der Kriegsminister ab, da er mit "unbekannten Sattlergesellen" nicht diskutieren wolle. Der "Arbeiter-Turnerbund Deutschlands" wird gegründet. Anfang 1893 Der 1884 gegründete "Unterstützungsverein der Bürsten- und Pinselmachergehilfen" und der seit 1891 bestehende "Verband der Bürstenmacher" schließen sich zum "Zentralverband der Arbeiter und Arbeiterinnen der Bürsten- und Pinselindustrie Deutschlands" zusammen. Die von dem 1891 in Frankfurt a. Main entstandenen "Institut für Gemeinwohl" begründete Zeitschrift "Blätter für soziale Praxis" erscheint zum ersten Mal. Sie wird im Oktober 1897 mit dem "Sozialpolitischen Centralblatt" zur "Sozialen Praxis" vereinigt. 1. Januar 1893 Ein einseitig von den Unternehmern erlassener "Deutscher Buchdruckertarif" tritt in Kraft. Die "Lehrlingsskala" wird wieder beseitigt und in vielen Druckereien der Zehnstundentag wieder eingeführt. Der Buchdruckerverband muß diese Bedingungen auf Grund seiner Schwäche akzeptieren. Februar 1893 Emma Ihrer organisiert in Berlin die erste Handlungsgehilfinnenversammlung, die von 500 Personen, darunter 400 Handlungsgehilfinnen besucht wird. Es wird beschlossen, sich der allgemeinen Arbeiterinnenbewegung anzugliedern. Die Verhältnisse der Gehilfinnen sind noch miserabel: Fast unbegrenzte Arbeitszeit und Mangel an sanitären Einrichtungen sowie niedrige Löhne. Es fehlt an Sitzgelegenheiten für Verkäuferinnen, vielfach besteht das direkte Verbot des Sitzens. 9./16. Februar 1893 Das Rheinisch-Westfälische Kohlensyndikat wird als gemeinschaftliche Verkaufsorganisation gegründet. Dem Syndikat gehören 1910 fast alle Zechen an. 20./22. Februar 1893 Der Verbandstag der Buchbinder in Frankfurt a. Main beschließt eine umfassende Organisationsreform. Es gibt keine selbständigen Vereine mehr, sondern nur noch Einzelmitglieder, Zahl- und Verwaltungsstellen. Die regionale Zuordnung erfolgt nach Gauen.
26. Februar 1893 In Berlin wird G. Hauptmanns Drama "Die Weber" in einer geschlossenen Veranstaltung uraufgeführt, da die Polizei die öffentliche Aufführung verbietet. Es ist das erste Schauspiel in der deutschen Dramatik, in dem der soziale Konflikt realistisch gestaltet wird. 2./3. April 1893 Der Verbandstag der Mühlenarbeiter in Frankfurt a. Main lehnt eine Verschmelzung mit den Verbänden der Bäcker und Konditoren ab. 3./7. April 1893 Die Generalversammlung des Metallarbeiterverbandes in Altenburg lehnt eine Arbeitslosenunterstützung mit 67 gegen 13 Stimmen ab. Ostern 1893 Auf der Generalversammlung des Verbandes der Lithographen in Berlin wird eine Reiseunterstützung beschlossen, eine Arbeitslosenunterstützung abgelehnt. 4./7. April 1893 Auf dem ersten deutschen Holzarbeiterkongreß in Kassel beschließen 101 Delegierte die Gründung des "Deutschen Holzarbeiter-Verbandes" mit Sitz in Stuttgart. In ihm gehen direkt die Organisationen der Tischler und Drechsler auf. Der Verband hat rund 24.000 Mitglieder in 80 Filialen. 1896 kann der DHV mit 39.000 Mitgliedern den DMV fast erreichen.
11./18. April 1893 250.000 belgische Arbeiter führen einen erfolgreichen Massenstreik für das allgemeine Wahlrecht durch.
21. April 1893 Die am 2. Juli 1890 in Berlin gebildete Zentral-Streik-Kontroll-Kommission wird nach Erweiterung ihrer Aufgaben in die Berliner Gewerkschaftskommission umgewandelt. Mai 1893 Die von den Verbänden der Bäcker, Konditoren, Fleischer und Müller entwickelten Pläne zur Gründung eines Deutschen Nahrungsmittelarbeiterverbandes werden von den Mitgliedern in einer Urabstimmung abgelehnt. Zunächst müßten die eigenen Organisationen aufgebaut werden. 1. Mai 1893 Der Reichstag lehnt mit 210 gegen 162 Stimmen, die 1890 eingebrachte Militärvorlage - die größte seit 1872 - ab. Daraufhin wird er aufgelöst. 18. Mai 1893 Die Kölner Diözesankonferenz der Gesellenvereine nimmt die sog. "Kölner Thesen" an, nach denen Fachabteilungen für die einzelnen Berufe innerhalb der katholischen Arbeitervereine gebildet werden sollen. Die Abteilungen erstreben: die Hebung des Standesbewußtseins; die gewerbliche Fortbildung der Mitglieder; die Führung eines geregelten Arbeitsnachweises; die Gewährung von Rechtsschutz bei gewerblichen Streitigkeiten; Vertretung der Fachinteressen.
21./22. Mai 1893 In Gera wird der "Deutsche Arbeiterturnerbund" gegründet. 21./23. Mai 1893 Der "Verband der Steinmetzen" ändert auf seinem Kongreß in Frankfurt a. Main seinen Namen in "Organisation aller in der Steinindustrie Deutschlands beschäftigten Arbeiter". 22. Mai 1893 Ein Kongreß der Gewerkschaften der Nahrungsmittelindustrie in Hannover beschließt zwar mit Mehrheit die Bildung eines Industrieverbandes, doch sie scheitert an der Ablehnung innerhalb der einzelnen Verbände. 29. Mai 1893 In einem Aufsatz im "Correspondenzblatt" wird angesichts der bevorstehenden Reichstagswahl gebeten, daß die organisierten Arbeiter alles vermeiden, was die Kraft der Arbeiterklasse bei diesem Kampf zu schwächen oder zu zersplittern geeignet ist. Deswegen soll versucht werden, in den nächsten vier Wochen Streiks zu vermeiden, damit die notwendige Unterstützung nicht materielle Opfer fordert, die bei dem Wahlkampf ausgezeichnete Dienste leisten.
31. Mai 1893 Der Ausschuß des Gesamtverbandes der evangelischen Arbeitervereine nimmt "Grundlinien für ein evangelisch-soziales Programm" an, in denen für die "Einführung obligatorischer Fachgenossenschaften bzw. gesetzlich anerkannter Gewerkschaften" plädiert wird.
Juni 1893 Auch der Töpferkongreß in Halle/S. führt zu keiner Einigung zwischen "Zentralisten" und "Lokalisten". Der Name des "Unterstützungsvereins" wird in "Allgemeiner Verein der Töpfer und Berufsgenossen Deutschlands" geändert, um den gewerkschaftlichen Charakter der Organisation stärker zu betonen.
12. Juni 1893 Die Generalkommission publiziert im "Correspondenzblatt" eine Anleitung zur Schaffung von Gewerkschaftskartellen, die sie als "notwendig" bezeichnet, und veröffentlicht das Statut des Hamburger Gewerkschaftskartells. Danach soll das Gewerkschaftskartell eine Vereinigung sämtlicher am Orte bestehender selbständiger Filialen resp. Sektionen gewerkschaftlicher Zentralverbände und Lokalorganisationen derjenigen Branchen sein, für welche eine Zentralisation in Deutschland nicht besteht. Zweck dieser Vereinigung ist, für die Ausbreitung und Kräftigung der Gewerkschaften in Hamburg zu wirken, sowie den einzelnen Gewerkschaften in ihren Bestrebungen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und ein gemeinsames Vorgehen derselben in allen gewerblichen Fragen und Angelegenheiten zu erzielen, bei deren Erörterung resp. Ausführung alle organisierten Arbeiter interessiert sind. Aufgabe des Gewerkschaftskartells ist es im besonderen: im wirtschaftlichen Kampfe allen beteiligten Organisationen seine moralische und unter bestimmten Voraussetzungen auch materielle Unterstützung angedeihen zu lassen; statistische Aufnahmen über die Lohn- und Arbeitsverhältnisse der arbeitenden Bevölkerung Hamburgs zu veranstalten, deren Zusammenstellung unter Leitung der Kartellkommission zu geschehen hat; die nötige Agitation für die Wahl von aus den Reihen der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter aufgestellten Kandidaten zum Gewerbegericht zu betreiben; eine Regelung des Herbergswesens und des Arbeitsnachweises anzubahnen.
15. Juni 1893 Bei den Reichstagswahlen gewinnen die Sozialdemokraten rund 350.000 Stimmen. Mit 1,7 Millionen Stimmen behaupten sie ihre Stellung, als stärkste Partei, gefolgt vom Zentrum mit 1,4 Millionen. Die SPD zieht mit 44, das Zentrum mit 96 Abgeordneten in den Reichstag. Auf sie entfallen 23,3 Prozent der Stimmen und 14,1 Prozent der Mandate. Die Sozialdemokratie hatte in 386 von 397 Wahlkreisen eigene Kandidaten aufgestellt.
Ende Juni 1893 Der lokalistische Teil der Berliner Töpferbewegung bildet eine "Geschäftskommission der Töpfer Deutschlands", von der sich aber größere Teile bereits 1897 der Zentralorganisation anschließen.
Juli 1893 Anstelle der im Januar 1891 von den Hamburger Gewerkschaften gewählten provisorischen Kommission, die ein geschlossenes Vorgehen sichern soll, wird ein Gewerkschaftskartell gebildet. 1. Juli 1893 Der "Zentralverein Deutscher Gerber und Lederzurichter" schließt sich mit dem "Deutschen Weißgerberverband" zum "Deutschen Lederarbeiterverband" zusammen. Verbandszeitschrift wird die "Lederarbeiter-Zeitung".
3. Juli 1893 Im "Correspondenzblatt" erklärt die Generalkommission: "Wir sind überzeugt, daß die Überführung der Produktionsmittel aus dem Privatbesitz zum Gemeingut der Gesellschaft sich hauptsächlich auf dem Wege der Gesetzgebung vollziehen wird. In diesem Ringen um die politische Macht sind aber die gewerkschaftlichen Organisationen derjenige Faktor, welcher, solange die heutige Gesellschaft besteht, die Kräfte des Proletariats gegen die unmäßige Ausbeutung durch den Kapitalismus zu schützen und zu wahren hat." 15. Juli 1893 Der Reichstag nimmt mit 201 gegen 185 Stimmen die etwas abgeschwächte Militärvorlage von 1890 an. Sommer 1893 Der "Rechtsschutzverein der Bergleute des Saargebietes", dem 22.400 Arbeiter angehören, bricht nach dem verlorenen Streik zusammen.
29. Juli 1893 Alle preußischen Regierungspräsidenten erhalten einen geheimen Erlaß des Innenministers B. v. Eulenburg, in dem diese angewiesen werden, die sozialdemokratische Bewegung aufmerksam zu beobachten, ihr Umsichgreifen unausgesetzt mit allen zulässigen Mitteln zu steuern und insbesondere die ländliche Bevölkerung vor ihrem Einfluß zu bewahren. Es sei von den gesetzlichen Befugnissen unverzüglich mit Entschiedenheit und nachhaltig Gebrauch zu machen.
5./8. August 1893 Der Verbandstag des Fabrikarbeiterverbandes in Celle beschließt regionale und örtliche Agitationskommissionen zu bilden, um die Verbandsarbeit zu aktivieren.
6./12. August 1893 Der Internationale Sozialistische Arbeiterkongreß in Zürich beschließt, nur noch solche Gewerkschaften, sozialistische Parteien und Vereine zuzulassen, die die "Notwendigkeit der Arbeiterorganisationen und der politischen Aktion anerkennen". Zur Abwehr der Anarchisten empfiehlt der Kongreß den Arbeiterorganisationen, die parlamentarischen Einrichtungen für den Kampf um die politische Macht auszunützen.
Während des Zürcher Kongresses wird die Errichtung einer Reihe internationaler Sekretariate beschlossen.
14. August 1893 In Zürich wird das "Internationale Sekretariat der Eisenbahnarbeiter" mit dem Sitz in den Niederlanden gegründet. Auf dem Kongreß vom 3. bis 6. Oktober 1894 in Paris wird das Sekretariat in den "Internationalen Ausschuß (Internationales Komitee) zum Studium der Interessen der Arbeiter in den Transportgewerben" umbenannt; sein Sitz wird Paris. 17. August 1893 Der "Vorwärts" schreibt: "Eine einheitliche geschlossene Organisation ist sowohl in politischer wie in gewerkschaftlicher Hinsicht von Nutzen und trägt zur Stärkung der Partei bei ... Für die Partei wäre es aber geradezu Selbstmord, sähe sie scheel auf die Gewerkschaftsbewegung, denn diese erfüllt vor allem die Aufgabe, die Schar unserer Kämpfer schlagfertig zu halten. Eine Arbeiterklasse, deren wirtschaftliche Daseinsbedingungen sehr niedrig sind, kann nicht zähe, widerstandsfähige Kämpferin für ihre Rechte sein. Deshalb erfüllt die Gewerkschaftsbewegung eine nicht zu unterschätzende Aufgabe, würde dies verkannt, so träge die gesamte Arbeiterbewegung den Schaden." 20. August 1893 Generalversammlung des Verbandes der Berg- und Hüttenarbeiter in Dortmund. September 1893 Der "Gutenberg-Bund" wird in Erfurt als Konkurrenzorganisation zum Buchdruckerverband gegründet. Er tritt für eine "friedliche Lösung" aller Probleme ein. 2. oder 7. September 1893 In Hamburg wird der "Deutsche Handlungsgehilfenverband" gegründet, der zunächst nur örtliche Bedeutung hat.
16. September 1893 "Der Bauhandwerker", die Zeitung der lokalistischen Bauarbeiter befürchtet, ein Erfolg der gewerkschaftlichen Bewegung würde als Beweis dafür gewertet, "daß auf dem Boden der heutigen Ordnung der Arbeiter sich zu seiner Zufriedenheit damit einrichten könnte", womit "die Notwendigkeit der sozialen Revolution hintangestellt" wäre. 26. September 1893 I. Auer schreibt C. Legien: "Während früher die Gewerkschaften als ein zwar selbständiger Teil, aber immer nur als ein Teil der organisierten klassenbewußten Arbeiterbewegung betrachtet sein wollten und auch betrachtet wurden ... macht sich seit der Gründung der Generalkommission das Bestreben bemerklich, die Gewerkschaften von der politischen Partei zu trennen und beide Organisationen als rivalisierende Mächte zu behandeln. Ich halte diese Bestrebungen, welche speziell in der Generalkommission ihren Ausgangs- und Stützpunkt haben, für sehr verkehrt, und wenn sie größeren Anklang fänden, geradezu für verhängnisvoll für die ganze deutsche Arbeiterbewegung." 1. Oktober 1893 Seit dem 1. April 1893 werden in Preußen 74 Streiks mit 4.070 Streikenden registriert. Von diesen Streiks verlaufen 13% erfolgreich, 11% erreichen Teilerfolge 76% enden erfolglos. 8./9. Oktober An dem Kongreß des Freien Deutschen Hochstifts in Frankfurt a.M. über "Arbeitslosigkeit und Arbeitsvermittlung in Industrie- und Handelsstädten" nehmen auch Gewerkschafter - darunter C. Legien, C. Kloß und E. Döblin - teil. C. Legien erklärt auf dem Kongreß, die Arbeiter würden "mit Lust und Liebe zur Stelle sein, wenn es sich darum handelte, auf sozialem Gebiet mitzuarbeiten. Sie wollen nur als gleichberechtigte Faktoren betrachtet und nicht stets und ständig hintangesetzt werden".
22./28. Oktober 1893 Der SPD-Parteitag in Köln diskutiert intensiv und kontrovers den Tagesordnungspunkt "Die Gewerkschaftsbewegung und ihre Unterstützung durch die Parteigenossen". In seinem Geschäftsbericht betont der Parteivorstand: "Die sozialdemokratische Partei hat sich von jeher und auch sofort, als sie in Deutschland wieder offen auftreten konnte, auf dem Parteitag in Halle, mit aller Entschiedenheit für die Notwendigkeit der gewerkschaftlichen Organisation und für starke Organisationen ausgesprochen. Diesen Standpunkt zu verlassen, dazu dürfte heute weniger als jemals Anlaß vorliegen ..."
November 1893 C. Legien schreibt an Th. Leipart, den "Herren" vom Parteivorstand sei gezeigt worden, "daß die Zeit anbricht, in der sie nicht mehr absolut zu herrschen vermögen. Vergessen ist nichts, und nachgeben werde ich auf keinen Fall, mag da kommen was will". 6. November 1893 In einem Kommentar zum Kölner Parteitag der SPD stellt das "Correspondenzblatt" fest: "Nützen kann der Gewerkschaftsbewegung nur die Förderung der klaren Erkenntnis bei den Arbeitern, daß dieselbe ein berechtigter und nothwendiger Theil der Arbeiterbewegung ist. Hoffen wir, daß die Vertreter der Partei der Sympathieerklärung entsprechend handeln und energisch bei der Agitation für die Ausbreitung der Gewerkschaften mitwirken. Es wird aber vor Allem Sache der gewerkschaftlich organisirten Arbeiter selbst sein, ihre ganze Kraft einzusetzen, um den Gewerkschaften neue Mitglieder zuzuführen und die Organisationen so auszubauen, daß sie leistungsfähig sind." 12. November 1893 Auf der Sitzung des Zentralrates der Gewerkvereine werden Anträge beraten, für alle Staatsbetriebe den Achtstundentag zu fordern bzw diese Forderung auf alle Arbeiter auszudehnen.
11. Dezember 1893 Das "Correspondenzblatt" veröffentlicht einen Appell an die Arbeiter, mit Nachdruck zum Gewerkschaftseintritt aufzufordern.
12. Dezember 1893 Adolf Dammann, am 24. September 1856 geboren, 1885 Mitglied der Kontrollkommission der Maurer Deutschland, 1889 Geschäftsführer der "Geschäftsleitung der Maurer Deutschlands", 1890 Mitglied der Generalkommission (Kassierer), 1891 Generalbevollmächtigter des Zentralverbandes der deutschen Maurer, in Hamburg gestorben. Nachfolger als Kassierer ist F. Schrader, der nun in die Generalkommission gewählt wird. Ende 1893 Nach den der Generalkommission vorliegenden Angaben fanden 1893 116 Streiks statt, an denen rund 9.360 Arbeiter teilnahmen. Die Gesamtausgaben beliefen sich auf rund 172.000 Mark. Die Kosten dazu wurden aufgebracht durch die Verbandskassen 64.120 M, durch freiwillige Beiträge der Mitglieder 46.820 M, durch Beiträge anderer Gewerkschaften 27.940 M, durch Sammellisten 37.440 M und durch Zuwendungen aus dem Ausland 3.130 M.
Der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands sind 53 Zentralverbände mit rund 223.000, darunter rund 5.400 weiblichen Mitgliedern, angeschlossen
1893 / 1894 Seit der Wintersession des Reichstages bringen die Sozialdemokraten regelmäßig einen Gesetzentwurf über das Versammlungs- und Vereinsrecht ein. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Februar 2000 |