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TITELINFO / UEBERSICHT



TEILDOKUMENT:

    Chronologie: 1855 - 1864
    1855
    21. Mai 1855

    1856

    1857
    Frühjahr 1857
    29. Oktober 1857

    1858
    25. Juli 1858
    17. Dezember 1858

    1859
    Juni 1859
    15./16. September 1859
    20. Oktober 1859

    1860
    1860er Jahre
    21. Mai 1860

    1861
    19. Februar 1861
    15. Oktober 1861
    1. Dezember 1861

    1862
    28. Februar 1862
    4. März 1862
    18. April 1862
    Juni / Juli 1862
    16. Juli 1862
    20. Oktober 1862
    Ende Oktober 1862
    2. Dezember 1862

    1863
    1. Januar 1863
    1. März 1863
    23. Mai 1863
    7./8. Juni 1863
    28. Juni 1863
    Ende August / Anfang September 1863

    1864
    20. März 1864
    Anfang April 1864
    22. Mai 1864
    Mitte 1864
    31. August 1864
    28. September 1864
    23./24. Oktober 1864
    15. Dezember 1864




    1855

    In Barmen und Elberfeld streiken etwa 1.000 Färbergesellen für höhere Löhne. Eine Protestdemonstration gegen die Verhaftung von Streikenden wird von der Polizei zerschlagen. Die Streikführer werden zu Gefängnisstrafen bis zu einem Jahr verurteilt.

    21. Mai 1855

    Ein Gesetz ergänzt die Gesetze zur Armenpflege von 1842 in Preußen. Arme, die sich weigern, für die ihnen gewährte Unterstützung eine von der "Obrigkeit" ihren Kräften angemessene Arbeit zu verrichten, sollen in einer Arbeitsanstalt untergebracht werden.

    1856

    Die Arbeitsordnung der Firma Krupp schreibt vor, daß sich ein beurlaubter Arbeiter die Dauer seines Aufenthaltes am Urlaubsort durch die Polizei bescheinigen lassen muß.
    1855 hatte Krupp die Umwandlung der freiwilligen Zugehörigkeit zur Betriebskrankenkasse in eine Zwangsmitgliedschaft verfügt. Die Mitgliedsbeiträge wie die Kassenleistungen werden nach der Einkommenshöhe differenziert.
    Die betriebliche Sozialpolitik von A. Krupp wird in den 60er Jahren mit der Errichtung von Werkswohnungen und der Einrichtung einer "Konsumanstalt" erweitert.
    Die Zahl der bei Krupp, Essen, beschäftigten Arbeiter hat die Zahl 1.000 überschritten.

    1857

    Frühjahr 1857

    Eine Wirtschaftskrise, ausgelöst durch einen allgemeinen konjunkturellen Abschwung und durch eine Börsenpanik in New York, bringt nach einer Reihe von Aufstiegsjahren erneutes Elend über die Arbeiter. Eine ganze Reihe von Unternehmen geht in Konkurs. Die Folge sind Arbeitslosigkeit, Unruhen und zahlreiche Streiks - allein 1857 werden 41 Streiks registriert -, die infolge der schlechten Wirtschaftslage keinen nennenswerten Erfolg haben.
    Anfang der 60er Jahre kommt es zu einer relativ schnellen wirtschaftlichen Erholung.

    29. Oktober 1857

    Als eine der ersten Arbeitsschutzbestimmungen wird in Preußen angeordnet, daß in Zündholzfabriken durch Plakatanschläge vor der seit 1844 bekannten Phosphornekrose gewarnt wird. Dieser Verordnung war bereits 1854 eine zur Spiegelfabrikation vorausgegangen.

    1858

    Bei einer Bevölkerung von 17.740.000 Menschen arbeiten in Preußen 545.000 selbständige Handwerker mit 507.000 Gesellen. In der Industrie sind 679.000 Fabrikarbeiter beschäftigt. Im preußischen Staat geht die Zahl der in Fabriken beschäftigten Kinder zwischen 8 und 14 Jahren auf 12.592, das ist ein Anteil von 3,2% an der Fabrikarbeiterschaft, zurück. 1846 betrug der Anteil noch 6,6%.
    Gleichzeitig ist die Zahl der Fabrikarbeiterinnen von 57.269 im Jahre 1846 auf 86.868 gestiegen. Ihr Anteil steigt damit von 12,3% auf 22,3%.
    In Berlin besteht eine Unterstützungskasse der Fabrikarbeiterinnen, in Breslau eine der Näherinnen.

    25. Juli 1858

    In Hamburg gründen 70 Handlungsgehilfen den "Verein der Handlungs-Commis von 1858". Zweck des Vereins ist es, allen stellungssuchenden Hamburger Handlungsgehilfen zu Anstellungen zu verhelfen, da die privaten Vermittler, die sogenannten "Fleischmakler", zu hohe Gebühren verlangen. Der Verein erweitert bald seine Aufgaben auf die Versicherung seiner Mitglieder wie z.B. eine Krankenversicherung seit 1862.

    17. Dezember 1858

    Der "Verein für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund" wird gegründet, er will wie eine Reihe anderer kleiner Vereine, die Interessen der Bergwerksbesitzer vertreten.

    1859

    H. Schulze-Delitzsch gelingt es, seine örtlichen Einkaufs-, Kredit- und Vorschußgenossenschaften in einem Verband zusammenzuschließen. Diese Genossenschaften finden nur langsam Anklang bei den Arbeitern. Von den zunächst errichteten Genossenschaften gehen die meisten nach kurzer Zeit wieder ein.

    In seinem im gleichen Jahr veröffentlichten Buch "Die arbeitenden Klassen und das Assoziationswesen in Deutschland" stellt H. Schulze-Delitzsch fest, "daß die bedrängte Lage der arbeitenden Klassen, als die unleugbare Folge der großartigen Fortschritte der neueren Industrie, keine zufällige, bloß vereinzelte Erscheinung ist, daß sie keiner bloß momentanen Ursache beigemessen werden kann, sondern einer stetig fortwirkenden, weil sie der Gesamtheit der Bedingungen angehört, welche die Basis des heutigen Verkehrs, der wirtschaftlichen Entwicklung unserer Lage bilden". Die von den Handwerkern vertretene Forderung, zum Alten, zur beschränkten Gewerbeverfassung zurückzukehren, bezeichnet er als unausführbar und auch als ungerecht. Nur im Großbetriebe sieht er die Zukunft und hier setzen seine in der Genossenschaftsbewegung gipfelnden Vorschläge ein. "Das kleine Kapital erreicht durch seine Vereinigung die Möglichkeit, sich an Unternehmungen zu beteiligen und Dinge durchzusetzen, an welche seine Inhaber ohne die Assoziation nicht hätten denken können." Er empfiehlt Vorschußvereine und Vereine zum gemeinschaftlichen Bezug von Rohstoffen, wie die Konsumvereine und die Produktionsgenossenschaften. All diese Genossenschaften sollen auf der Selbsthilfe der Beteiligten beruhen. Er betont ganz ausdrücklich, daß sich die Stellung der Handwerker und Arbeiter durch Gründung eines Assoziationsgeschäfts nicht dergestalt verändern kann, daß aus jedem einzelnen nunmehr ein Fabrikherr, ein großer Unternehmer werde. Es bleibe vielmehr jeder für seine Person ein Arbeiter, der aus der Fabrikkasse den gewöhnlichen Lohn erhalte, zu dem sich nur noch die Anteile der Überschüsse gesellten. Aber eine Versöhnung zwischen Arbeit und Kapital glaubt er aus dieser Doppelstellung als Unternehmer und Arbeiter herleiten zu können.

    Juni 1859

    In Berlin erscheint in einer Auflage von 1.000 Exemplaren K. Marx' "Zur Kritik der politischen Ökonomie" mit der berühmten Darlegung der materialistischen Geschichtsauffassung im Vorwort: Die Produktionsweise bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt. Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftspolitisches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt.

    15./16. September 1859

    Der Deutsche Nationalverein wird in Frankfurt a. Main gegründet. Er will die Einigung Deutschlands und dessen freiheitliche Entwicklung fördern. Der von den Liberalen beherrschte Nationalverein bietet den Arbeitern und Handwerkern wieder eine Möglichkeit, wenn auch noch nicht selbständig, politisch tätig zu sein.

    20. Oktober 1859

    In einer Anfrage des Berliner Polizeipräsidiums an das Handelsministerium wird darauf hingewiesen, daß zahlreiche Unglücksfälle nicht mehr nur durch die Ungeschicklichkeit des einzelnen Arbeiters erklärt werden können, sondern ihre Ursache "im Mangel schützender Vorrichtungen" in den Fabriken hätten. Nachträglich könnten keine Schutzmaßnahmen gefordert werden, und eine Polizei-Verordnung zu erlassen würde auf den "entschiedensten Widerstand" der Fabrik- und Maschinenbesitzer stoßen, würde sie doch "den Maschinenbesitzern und dem ganzen Handelsstande die empfindlichsten Nachtheile zufügen und auf die fortschreitende Entwicklung der Technik und der Fabrikation äußerst nachtheilig wirken können". Deshalb bäten die Berliner Behörde das Handelsministerium zu prüfen, ob dieses nicht eine entsprechende Verordnung erlassen könne. Das Handelsministerium sagt zwar eine genauere Prüfung zu, besonders auch der englischen Erfahrungen, ein entsprechender Erlaß kommt jedoch nicht zustande.

    1860

    1860er Jahre

    Die industrielle Produktion wächst auch in den folgenden Jahren rasch an.
    Die Kriege von 1864 und 1866 bringen für Deutschlands Wirtschaft keine schweren Erschütterungen. Die Kohleproduktion steigt von 17 Mill. t auf 34 Mill. t, die Roheisenproduktion von 500.000 t auf 1.400.000 t. Die Leistung der Dampfmaschinen erhöht sich von 850.000 PS auf 2.480.000 PS. Das Eisenbahnnetz erweitert sich von 11.156 km auf 18.810 km. Vor allem der Eisenbahnbau bringt eine erhöhte Nachfrage nach schwerindustriellen Produkten, aber auch einen dadurch größeren und schneller erreichbaren Markt.
    Die in Preußen von 1860-1867 neugegründeten 61 Aktiengesellschaften zeugen von der weiteren Konzentration der Produktion und des Kapitals.
    Dennoch liegt der Anteil Deutschlands an der industriellen Weltproduktion (außer Bergbau) erst bei 4,9 Prozent. Er steigt bis 1900 auf 13,2 Prozent.
    Bis in die 60er Jahre sind Streiks primär "spontaner" Protest gegen akute Notstände. Mit Beginn des gesteigerten Wirtschaftswachstum werden sie mehr und mehr Kampf für einen "gerechten " Anteil am Sozialprodukt.

    Unter Förderung liberaler Politiker werden zahlreiche Arbeiterbildungsvereine gegründet.
    Dabei ermuntert der sozial engagierte Liberalismus zur Genossenschaftsbildung und verheißt einer leistungsorientierten Arbeiterelite bei Fleiß und Sparsamkeit eine Verbesserung ihrer beruflichen und allgemeinen Bildung. Dies werde ihr schließlich die gesellschaftliche und politische Gleichberechtigung bringen.
    Doch bald setzt ein u.a. auch von Ferdinand Lassalle angestoßener Meinungsbildungsprozeß innerhalb der Arbeiter und Handwerker ein, in dessen Verlauf es zu einer wachsenden Trennung der bürgerlich-liberalen Positionen und der Emanzipierungsforderungen der Handwerker und Arbeiter kommt.

    21. Mai 1860

    Mit dem preußischen Berggesetz, dem sog. Freizügigkeitsgesetz, wird der Bergbau zugunsten der Bergwerkseigentümer von der Bevormundung und der Aufsicht durch die staatliche Bergbehörde befreit und alle preußischen Knappschaftsmitglieder werden endgültig aus dem staatlichen Dienstverhältnis entlassen. An dessen Stelle tritt das Recht auf Freizügigkeit und der freie Arbeitsvertrag. Das Koalitions- und Streikverbot wird bestätigt.

    1861

    In den Ländern des Deutschen Zollvereins sind noch 40 Prozent der Arbeitnehmer in der Textilindustrie, 21 Prozent im Baugewerbe, 17 Prozent im Nahrungsmittelgewerbe, 10 Prozent in der Metallindustrie beschäftigt.

    Da jede Handelskammer nur für ihren Bezirk sprechen kann, schließen sie sich zu einem freien Interessenverband zusammen.

    19. Februar 1861

    In Leipzig wird auf Anregung der Polytechnischen Gesellschaft und der ihr nahestehenden liberalen Kreise der "Gewerbliche Bildungsverein" gegründet. Schon auf der Gründungsversammlung fordern der Schuhmacher Julius Vahlteich und der Zigarrenarbeiter Friedrich Wilhelm Fritzsche seine volle Selbständigkeit, da es nicht Aufgabe eines Arbeitervereins sein könne, die Lücken der Volksschulbildung auszufüllen. Es gelte vielmehr, die Arbeiter in die Politik und in das öffentliche Leben einzuführen.
    A. Bebel nimmt an der Gründungsversammlung - seiner ersten öffentlichen Versammlung - teil und wird Mitglied.

    15. Oktober 1861

    Die sächsische Gewerbeordnung beseitigt alle noch bestehenden Zunftschranken. Sie stellt die Gesellen rechtlich den Arbeitern gleich und bestimmt im § 73:
    "Verabredungen von Arbeitern zur Erzwingung höherer Löhne, kürzerer Arbeitszeit usw. sind für die Teilnehmer nicht verbindlich.
    Anmaßung von Strafgewalt über die Genossen, Verrufserklärungen und jede Anwendung physischer oder moralischer Zwangsmittel gegen solche, welche Beschlüssen und Verabredungen der obigen Art nicht beitreten wollen, oder von schon gefaßten und getroffenen zurücktreten, werden an jedem Teilnehmer mit Gefängnis bis zu vier Wochen, an den Anstiftern und Anführern mit Gefängnis bis zu acht Wochen bestraft, es sei denn, daß der Tatbestand eines nach dem Strafgesetzbuche mit Strafe bedrohten Verbrechens vorliege."
    Diese Vorschrift wird ergänzt durch den § 40 der "Verordnung zur Ausführung des Gewerberechts vom 15. Oktober 1861":
    Nach § 145 des Strafgesetzbuches tritt die Kompetenz der Strafgerichte rücksichtlich der in § 52 und § 73 des Gewerbegesetzes bezeichneten Verabredung erst dann ein, wenn den Anordnungen der Behörde keine Folge geleistet wird. Die Polizeibehörden haben sich bei solchen auf Preisfeststellungen, Arbeitseinstellungen usw. gerichteten Verabredungen jeden Eingreifens so lange zu enthalten, als nicht zur Durchführung derselben physische oder moralische Zwangsmittel der in §§ 52 und 72 des Gewerbegesetzes angegebenen Art angewendet werden oder sonst die öffentliche Ordnung gefährdet erscheint.
    Mit diesen Bestimmungen ist das Koalitionsverbot in Sachsen aufgehoben. Die Gewährung des Koalitionsrechts wird aber direkt, wenn auch mit Einschränkungen, mit Strafandrohungen verbunden.
    Die sächsische Gewerbeordnung läßt die alten Unterstützungskassen bestehen, solange die Innungen, bei denen sie errichtet sind, existieren. Sie spricht aber die Verpflichtung für Gewerbegehilfen und Fabrikarbeiter aus, Beiträge zu Kassen zu zahlen, deren Zweck die Unterstützung in Erkrankungsfällen und die Bestreitung der Begräbniskosten ist.
    Die sächsische Gewerbeordnung schreibt auch die obligatorische Einführung von Fabrikordnungen vor, die seitens der Behörden kontrolliert werden sollen.
    Ähnliche Bestimmungen werden auch in die Gewerbeordnungen von Baden und Württemberg aufgenommen.

    1. Dezember 1861

    Carl Legien wird in Marienburg (Westpreußen) geboren.

    1862

    28. Februar 1862

    In Leipzig gründen Buchdruckergehilfen den Fortbildungsverein für Buchdrucker. Das Programm des Vereins zielt auf Förderung der Berufs- und Allgemeinbildung sowie der "Standesinteressen".
    Bereits im Sommer 1862 kommt es zu einer Auseinandersetzung um eine Lohnerhöhung, wobei die Gehilfenführer erklären, daß sie "bei Nichtgewährung nicht für das Unterbleiben exzentrischer Schritte seitens der Gehilfenschaft bürgen können".

    4. März 1862

    Einige liberale Abgeordnete stellen im preußischen Abgeordnetenhaus den Antrag, das Koalitionsverbot aufzuheben. Strafbestimmungen sollen indessen - wie in Sachsen - bestehen bleiben. Sie begründen ihren Antrag folgendermaßen:
    "... Die Bestrafung der freiwilligen Verabredungen in bezug auf übereinstimmendes Verfahren beim Geben und Nehmen von Arbeit ist eine Verletzung der persönlichen Freiheit. Solange dieses Verbot besteht, bleiben die Arbeiter in dem Wahne, daß ihr Lohn durch eine gewisse Willkür zu ihrem Nachteil gestellt wird und daß sie durch übereinstimmendes Handeln den Lohn auch willkürlich zu ihren Gunsten anders stellen können; sie kommen nicht zu der pragmatischen Einsicht, daß ihr Lohn allemal volkswirtschaftlich auf naturgemäße Weise durch Angebot und Nachfrage sich bestimmt. Die Folgen versuchter Arbeitseinstellungen sind die beste Abschreckung gegen die Wiederholung des Versuches."
    Der Antrag wird wegen Schluß der Sitzungsperiode nicht beraten. Das gleiche passiert ein Jahr später, nachdem am 30. April 1863 der gleiche Antrag noch einmal eingebracht wird. Diese Initiativen regen aber die Diskussion an und führen seit der Mitte der 60er Jahre in der Praxis zu einer Lockerung des Koalitionsverbotes.

    18. April 1862

    In einer außerordentlichen Generalversammlung des "Gewerblichen Bildungsvereins" wird der Antrag von J. Vahlteich und F. W. Fritzsche mit der Stimme A. Bebels abgelehnt, den Verein in einen rein politischen umzugestalten. Der Verein spaltet sich. Die Opposition gründet den Verein "Vorwärts". Er widmet sich nur politischen und sozialen Fragen.

    Juni / Juli 1862

    Rund 50 deutsche Arbeiter, darunter Theodor Yorck, fahren mit Unterstützung des Deutschen Nationalvereins und einiger Gemeindevertretungen zur Weltausstellung nach London. Nach Deutschland zurückgekehrt, berichten die Arbeiter in öffentlichen Versammlungen. In Berlin, Hamburg, Leipzig und Nürnberg entsteht der Gedanke, einen allgemeinen deutschen Arbeiterkongreß ("Arbeitertag") einzuberufen. Die Leipziger Versammlung wählt ein gemeinsames Komitee aus Mitgliedern des Bildungsvereins und des Arbeitervereins "Vorwärts" zur Vorbereitung des Kongresses, dem u.a. F. W. Fritzsche und J. Vahlteich angehören.

    16. Juli 1862

    Der Vorstand des Fortbildungsvereins für Buchdrucker beschließt, den "Gültigkeitsbereich der Vereinskasse auf Fälle unverschuldeter Arbeitslosigkeit" auszudehnen.

    20. Oktober 1862

    In Baden wird das Koalitionsverbot aufgehoben, bald darauf auch in einigen kleineren thüringischen Staaten.

    Ende Oktober 1862

    In Leipzig bildet sich nach Vereinbarung mit Berliner Arbeitern aus dem Leipziger Vorbereitungskomitee ein Zentralkomitee zur Vorbereitung eines Arbeiterkongresses, dem u.a. J. Vahlteich (Vorsitzender) und F. W. Fritzsche angehören.
    Das Zentralkomitee schließt sich dem sog. Berliner Programm an, das Gewerbefreiheit, Freizügigkeit, Assoziationsrecht, Altersversorgungs- und Invalidenkassen usw. fordert. Mit diesem Programm richtet das Zentralkomitee einen von J. Vahlteich verfaßten Aufruf an alle deutschen Arbeiter, der zur Bildung von Lokalkomitees auffordert, die sich bis Mitte Februar 1863 mit dem Zentralkomitee in Verbindung setzen sollen, um eventuell im März 1863 den Arbeiterkongreß in Leipzig durchzuführen.

    2. Dezember 1862

    In Berlin wird der Buchdruckerverein gegründet. Er stellt Lohnforderungen und streikt gelegentlich trotz der bestehenden Verbote. Der Verein diskutiert darüber, etwas gegen das bestehende Koalitionsverbot zu unternehmen.

    1863

    In Frankfurt werden die Farbwerke Hoechst, in Leverkusen die Farbenfabriken Bayer und zwei Jahre später in Ludwigshafen die Badische Anilin- und Sodafabrik gegründet.

    In Leipzig erscheint das Buch von H. Schulze-Delitzsch: "Kapitel zu einem deutschen Arbeiter-Katechismus".

    1. Januar 1863

    "Der Correspondent", Wochenschrift für Deutschlands Buchdrucker und Schriftgießer, erscheint erstmals als Zeitschrift des Leipziger "Fortbildungsvereins für Buchdrucker und Schriftgießer". Er wird dreimal wöchentlich veröffentlicht.

    1. März 1863

    F. Lassalle antwortet mit dem "Offenen Antwortschreiben" an das Zentralkomitee zur Berufung eines allgemeinen deutschen Arbeiterkongresses in Leipzig: "Der Arbeiterstand muß sich als selbständige politische Partei konstituieren und das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht zu dem prinzipiellen Losungswort und Banner dieser Partei machen. Die Vertretung des Arbeiterstandes in den gesetzgebenden Körpern Deutschlands - dies ist es allein, was in politischer Hinsicht seine legitimen Interessen befriedigen kann."
    Genossenschaften, Sparkassen, Invaliden-, Hilfs- und Krankenkassen lehnt F. Lassalle ab. Sie sind nur imstande, individuelle Not zu beheben.
    Die soziale Lage der Arbeiter sei durch das "eherne Lohngesetz" bestimmt. Der durchschnittliche Lohn bleibe immer auf den notwendigen Lebensunterhalt reduziert, der in einem Volk gewohnheitsmäßig zur Fristung der Existenz und zur Fortpflanzung erforderlich sei. Dies ändere sich nie. Scheinbare Änderungen seien dadurch bedingt, daß, wenn es den Arbeitern einmal besser gehe, durch die zunehmende Vermehrung der Bevölkerung ein größeres Angebot an Arbeitskräften entstehe, welches den Arbeitslohn auf den früheren Stand herabdrücke.
    Es gebe nur ein Mittel, dem Arbeiter zu helfen: der Arbeiter müsse zu seinem eigenen Unternehmer gemacht werden. Dann falle die Trennung zwischen Arbeitslohn und Unternehmergewinn und an die Stelle des Arbeitslohns trete der Arbeitsvertrag.
    "Und obgleich es also wahr ist, daß unter gewissen besonderen Verhältnissen einzelne Kreise von Arbeitern in England durch eine lediglich aus ihren eigenen Bemühungen hervorgegangene Assoziation auch in gewissen kleineren Zweigen der großen Produktion und in einem gewissen kleinen Umfang ihre Lage etwas verbessern konnten, so bleibt nichtsdestoweniger das Gesetz bestehen, daß die wirkliche Verbesserung der Lage des Arbeiters, die er gerechterweise zu fordern hat, und für den allgemeinen Arbeiterstand als solchen nur durch jene Hilfsleistung des Staates herbeigeführt werden kann."

    23. Mai 1863

    Im "Pantheon" in Leipzig wird durch F. Lassalle und zwölf Delegierte aus elf Städten: Barmen, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. Main, Hamburg, Harburg, Köln, Leipzig, Mainz und Solingen im Beisein von einigen hundert Leipziger Arbeitern der "Allgemeine Deutsche Arbeiterverein" (ADAV) gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehören unter anderen J. Vahlteich, F. W. Fritzsche, Th. Yorck. Vorsitzender der Versammlung ist J. Vahlteich. Die Versammlung berät die Statuten und wählt für fünf Jahre mit neun von zehn Stimmen F. Lassalle zum Präsidenten. Der Präsident ist in seinen Entscheidungen weitgehend von den Vereinsmitgliedern unabhängig. J. Vahlteich wird Sekretär des Vereins, zu dessen Sitz Leipzig bestimmt wird.
    Paragraph 1 des Statutes des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins lautet: "Unter dem Namen 'Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein' begründen die Unterzeichneten für die deutschen Bundesstaaten einen Verein, welcher, von der Überzeugung ausgehend, daß nur durch das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht eine genügende Vertretung der sozialen Interessen des deutschen Arbeiterstandes und eine wahrhafte Beseitigung der Klassengegensätze in der Gesellschaft herbeigeführt werden kann, den Zweck verfolgt, auf friedlichem und legalem Wege, insbesondere durch das Gewinnen der öffentlichen Überzeugung, für die Herstellung des allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts zu wirken."
    Paragraph 2: "Jeder Arbeiter wird durch einfache Beitrittserklärung Mitglied des Vereins mit vollem, gleichem Stimmrecht und kann jederzeit austreten. Über die Frage, ob jemand ein Arbeiter im Sinne des Vereins sei, entscheidet der Vorstand. Ebenso ist der Vorstand berechtigt, auch Nichtarbeiter, welche dem Verein beitreten wollen und mit den Grundsätzen und Zwecken desselben einverstanden sind, als Mitglieder aufzunehmen."
    Alle Mitglieder müssen dem Verein direkt angehören, da die bestehenden Vereinsgesetze die Bildung von lokalen Gruppen nicht zulassen.
    Die Vereinsgründung findet zunächst kaum Resonanz; die Arbeiter bleiben in den Arbeiter- und Bildungsvereinen.
    Im Gegensatz zu Großbritannien und den USA geht in Deutschland die Parteigründung der deutschen Arbeiterbewegung den gewerkschaftlichen Gründungen voraus. Für die sozialdemokratische Arbeiterbewegung entwickelt sich daraus bis Anfang des 20. Jahrhunderts ein Führungsanspruch der politischen Partei.

    7./8. Juni 1863

    Erster Vereinstag der deutschen Arbeitervereine in Frankfurt a. Main. Auf ihm vertreten 110 Delegierte 54 Vereine aus 48 Städten. Auch drei Berufsvereine sind vertreten: die Gesellschaft der Buchbinder und Portefeuillearbeiter, der Sattlerverein und der Verein der Metallarbeiter, alle aus Offenbach a. Main. Die Zahl der Arbeiter, welche diese Teilnehmer gewählt haben, wird auf rund 17.000 geschätzt. A. Bebel nimmt als Delegierter des Leipziger Gewerblichen Bildungsvereins teil.
    Zu Beginn wird - gewissermaßen programmatisch - ein Antrag des liberalen Professors Adolf Roßmäßler angenommen:
    "Der erste Vereinstag deutscher Arbeiter- und Arbeiterbildungsvereine stellt an die Spitze seiner Beratungen und Beschlüsse den Ausspruch, daß er es für die erste Pflicht der in ihm vertretenen und aller anderen Arbeitervereine sowohl als überhaupt des gesamten Arbeiterstandes hält, bei der Verfolgung seines Strebens nach geistiger, politischer, bürgerlicher und wirtschaftlicher Hebung des Arbeiterstandes einig unter sich, einig mit allen nach des deutschen Vaterlandes Freiheit und Größe Strebenden, einig und mithelfend zu sein mit allen, welche an der Veredelung der Menschheit arbeiten.
    Der Vereinstag der Arbeiter- und Arbeiterbildungvereine erklärt ferner: daß die Vermehrung der Kenntnisse des Arbeiters eines der vorzüglichsten Mittel zur Hebung des Arbeiterstandes ist und fordert die Arbeitervereine auf, ihre Mitglieder und Freunde in den weitesten Kreisen in Schrift und Wort auf die Notwendigkeit hinzuweisen, ihre Kenntnisse in geistiger, geschäftlicher und volkswirtschaftlicher Hinsicht zu erweitern und ihren moralischen und bürgerlichen Charakter zu bilden und zu stählen. Als geeignete, zunächstliegende Mittel werden empfohlen:
    1. durch Gewinnung von Lehrkräften und Einrichtung von Unterrichtsstunden Gelegenheit zur Nachhilfe in der Schulbildung zu schaffen;
    2. soweit es lokale Verhältnisse und materielle Mittel gestatten, durch gesellige Unterhaltungen die Arbeiter von schädlichem Umgange fernzuhalten und in ihnen den Sinn für edlere Lebensweise zu erwecken;
    3. alle Mittel zu versuchen, um durch maßvolle Leitung und Haltung der Vereine sich einen höheren, moralischen Boden in der bürgerlichen Gesellschaft zu erwirken."
    Der Vereinstag einigt sich darüber, daß die Vertreter der Arbeitervereine in der Regel alljährlich zusammenkommen sollen. Gegenstand der Verhandlung soll alles sein, was auf die Wohlfahrt der arbeitenden Klassen von Einfluß sein kann. Die Delegierten sprechen sich für die Gewerbefreiheit, die Gründung von Genossenschaften nach den Schulze-Delitzschen Vorschlägen - als eines der besten Mittel zur Förderung des materiellen Wohls und der bürgerlichen Selbständigkeit des Arbeiters - und für Alters- und Invalidenversicherung aus. In Sachsen scheitert die Gründung an der Ablehnung des sächsischen Ministeriums.
    Dieser Vereinstag erfolgt als Reaktion auf die Gründung des ADAV. Er bleibt zunächst unter Einfluß liberaler Reformbürger.

    28. Juni 1863

    Buchdrucker u.a. aus badischen, bayerischen, hessischen und nassauischen Städten sowie aus Frankfurt a. Main gründen in Frankfurt a. Main den "Mittelrheinischen Buchdruckerverband". Dieser Verband ist die erste überlokale gewerbliche Arbeitervereinigung in dieser Zeit. Das Statut wird am 4. September angenommen. Der Aufbau auf Orts- und Bezirksvereinen hat späteren Gewerkschaften als Vorbild für die lokale und regionale Gewerkschaftsorganisation gedient.
    Nach dem Statut sind auch die Prinzipale moralisch verpflichtet, dem Verband beizutreten. Über Zweck und Mittel des Verbandes heißt es:
    "§ 2. Der Zweck dieses Verbandes ist die Wahrung und Hebung des geistigen und materiellen Wohls seiner Mitglieder sowie der ganzen Kunstgenossenschaft.
    § 3. Als Hilfsmittel zur Erreichung dieses Zwecks werden alle in diesem Statut und in Kraft desselben getroffenen Einrichtungen und Maßnahmen, insbesondere die Ausführung und Erweiterung folgender Grundsätze anerkannt:
    1. Vereinigung der Gehilfen unter sich und mit den Prinzipalen zu dem Zweck, unbefugter und maßloser Konkurrenz entgegenzutreten und eine standesgemäße Norm der Arbeitspreise zu erzielen.
    2. Verbesserung und Regelung des Lehrlingswesens.
    3. Hebung und Förderung der geistigen Fähigkeiten unter den Kunstgenossen; würdige Pflege der Kollegialität; Anschaffung von Bibliotheken; Einführung wissenschaftlicher Vorträge; Übung des Gesanges.
    4. Inniger Verkehr der Kollegenkreise untereinander; festes Zusammenhalten in allen Lagen und Gefahren des Berufs, gegenseitige Unterstützung.
    5. Einrichtung und Erweiterung von Sterbe-, Kranken-, Begräbnis- und sonstigen Unterstützungskassen in den einzelnen Kollegenkreisen; Einführung von Freizügigkeit und Gegenseitigkeit in Verbandskassen."
    Der Verband sieht sich selbst als Vorläufer eines deutschen Buchdruckerverbandes.

    Ende August / Anfang September 1863

    Die Berliner Setzer und Drucker wählen eine Tarifkommission, die sich zunächst in einer "Denkschrift" an die Prinzipale um eine Erhöhung der Löhne wendet. Diese sich neu entwicklende Berliner Tarifbewegung nimmt der "Correspondent" zum Anlaß, unter Hinweis auf die Vorteile auch für Druckereibesitzer die Möglichkeit eines zentralen Tarifvertrags zur Sprache zu bringen: Es sei zu erwägen, einen Tarif unter "gegenseitiger Mitwirkung beider Parteien" und mit Geltung für ganz Deutschland zu schaffen; eine solche einheitliche Tarifabmachung biete einen "Anhaltspunkt für den Arbeiter, er weiß im Voraus, was ihm gezahlt werden wird, ohne daß er es nöthig hat, sich in Streitigkeiten einzulassen. Für die Principale ist es ein Schutz gegen jede anmaßende Forderung Seitens der Arbeiter, ... und er verhindert so zu sagen alle Concurrenz".

    1864

    Erfindung des Siemens-Martin-Verfahrens zur Stahlgewinnung (wirtschaftliche Verwertung von Schrott)

    Wilhelm Emanuel Freiherr von Kettelers Buch über "Die Arbeiterfrage und das Christentum" erscheint. Darin heißt es: "Das ist die Lage unseres Arbeiterstandes; er ist angewiesen auf den Arbeiterlohn; dieser Arbeiterlohn ist eine Ware; ihr Preis bestimmt sich täglich durch Angebot und Nachfrage..."
    Für den Arbeiter "gibt es weder Gewerbefreiheit noch Freizügigkeit; er ist, wenn er nicht verhungern will, mit seiner Familie an diesen bestimmten Ort und an dieses bestimmte Geschäft angewiesen; er muß bei diesem reichen Fabrikherrn arbeiten und dieses Muß ist für ihn ebenso zwingend wie für jeden Sklaven, dem man das Muß mit der Peitsche und Kette beibringt."

    In der "Deutschen Vierteljahrsschrift" veröffentlicht der Nationalökonom Albert Schäffle einen Aufsatz mit dem Titel "Bourgeois- und Arbeiternationalökonomie". A. Schäffle weist auf die einseitige großbürgerliche Interessenbildung der liberalen Wirtschaftsdoktrin hin und fordert seine Fachkollegen auf, sich kritisch mit dem ökonomischen Katechismus des liberalen Bürgertums auseinanderzusetzen.
    Mit diesem Aufsatz A. Schäffles beginnt unter den Nationalökonomen eine intensive Diskussion und Publikationstätigkeit über die sozialen Probleme der Fabrikarbeiter.

    20. März 1864

    Der Bundestagsbeschluß von 1854, der die Tätigkeit von Vereinen mit kommunistischer und sozialistischer Tendenz verbot, wird aufgehoben.

    Anfang April 1864

    Der seit dem 6. Dezember 1862 bestehende "Berliner Buchdrucker-Gehilfen-Verein" sendet eine Eingabe an die preußische Regierung und fordert darin die Aufhebung der Koalitionsbeschränkungen, die in der Gewerbeordnung von 1845 enthalten sind. Sie verlangen Mitbestimmung bei der Festsetzung der Löhne.
    Am 27. Mai empfängt der preußische Minister F. A. Graf zu Eulenburg eine Abordnung der Buchdrucker und erklärt, daß die preußische Regierung den Bestrebungen der Buchdrucker freundlich gegenüber stehe, sie glaube auch, daß man es mit der Einführung des Koalitonsrechts einmal versuchen könne, obgleich befürchtet werde, ein großer Teil der Arbeiter werde es nicht richtig gebrauchen.

    22. Mai 1864

    In einer Rede in Ronsdorf betont F. Lassalle, daß das Koalitionsrecht den Arbeitern nur in wenigen, flüchtig vorübergehenden Ausnahmefällen eine Erleichterung, niemals aber eine wirkliche Verbesserung der Lage des Arbeiterstandes bringen könne. Trotzdem halte er es für seine Pflicht, die Forderung zu unterstützen, erstens, weil sie juristisch ganz berechtigt und zweitens, ganz vortrefflich im Sinne der Agitation sei.

    Mitte 1864

    König Wilhelm von Preußen empfängt eine Abordnung schlesischer Weber, die ihm über ihre völlig unzulänglichen Löhne berichten. Eine daraufhin eingesetzte Kommission untersucht die Lebenslage und kommt zu dem Ergebnis, daß der Verdienst der schlesischen Weber etwa ein Viertel unter dem Existenzminimum liegt.

    31. August 1864

    F. Lassalle stirbt nach einem Duell.
    Der ADAV hat ca. 4.600 eingeschriebene Mitglieder.

    28. September 1864

    Auf einer internationalen Arbeiterversammlung in St. Martin's Hall in London wird die Gründung der "Internationalen Arbeiterassoziation" (IAA) - die 1. Internationale - beschlossen. K. Marx wird als Vertreter Deutschlands in das provisorische Komitee und wenig später zum Sekretär für deutsche Angelegenheiten gewählt.

    23./24. Oktober 1864

    2. Vereinstag der deutschen Arbeitervereine in Leipzig. Auf ihm sind 47 Vereine und drei Gauverbände vertreten. Der Vereinstag diskutiert die Freizügigkeit, das Genossenschaftswesen, eine Alters- und Lebensversicherung, den Arbeitsnachweis sowie den Arbeiterwohnungsbau. Der Vereinstag lehnt ab, Wanderunterstützungskassen zu gründen, empfiehlt aber die Errichtung von Herbergen und damit verbundene Arbeitsnachweise. In den für die laufenden Geschäfte verantwortlichen Ausschuß werden neben A. Bebel, Max Hirsch, der spätere Gründer der Gewerkvereine, Leopold Sonnemann, der Herausgeber der "Frankfurter Zeitung", und Friedrich Albert Lange, der Verfasser des Buches "Geschichte des Materialismus", gewählt.

    15. Dezember 1864

    Die erste Probenummer des "Social-Demokrat", Organ des ADAV, erscheint. Der "Social-Demokrat" wird dreimal wöchentlich herausgegeben.


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