Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. -
[Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
Außerordentlicher Parteitag der USPD in Halle mit 393 stimmberechtigten Delegierten. Tagesordnung: Die Kommunistische Internationale und die Aufnahmebedingungen (A. Crispien, E. Däumig, W. Dittmann und W. Stoecker).
2. Vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. 3., unveränd. Aufl. 1980.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001
Stichtag:
12./17. Okt. 1920
Luise Zietz gibt den Geschäftsbericht. Danach hat die USPD 893 923, darunter 135 464 weibliche, Mitglieder; die Jugendzeitung der Partei eine Auflage von 13 000, die »Kämpferin« von 72 481, der »Landbote«, herausgegeben zur Agitation unter den Landarbeitern, von 17 625, die »Sozialistische Gemeinde« eine Abonnentenzahl von 7000 bis 8000. Rund 60 Parteizeitungen erscheinen.
Grundlage der sehr heftigen Diskussion über die Aufnahmebedingungen bilden zwei Resolutionen: Die eine lehnt die Aufnahmebedingungen grundsätzlich ab, die andere erkennt sie an. In der Debatte halten G. J. Sinowjew (dem R. Hilferding antwortet) und S. A. Losowsky (der die Amsterdamer Gewerkschaftsinternationale heftig angreift) für die eine Seite, J. Martow und J. Longuet für die andere Seite längere Reden. Schließlich akzeptiert der Parteitag mit 236 gegen 156 Stimmen die Resolution für die Annahme der Bedingungen. Zu den Befürwortern gehören unter anderen F. Dahlem, W. Koenen, R. Müller, A. Oelßner, H. Remmele, O. Schneller, E. Thälmann, zu den Verneinern R. Dißmann, H. Fleißner, O. Grotewohl, R. Hilferding, G. Ledebour, R. Lipinski.
A. Crispien verliest eine Erklärung, nach der die Delegierten, die für die Resolution gestimmt, die organisatorische Gemeinschaft mit den Mitgliedern der Partei gelöst hätten, die auf dem Boden des Leipziger Aktionsprogramms und in der jetzigen Organisation der USPD verbleiben wollten. Diese Versammlung habe aufgehört, Parteitag der USPD zu sein. Die Delegierten, die die Resolution abgelehnt haben, werden aufgefordert, den Saal zu verlassen, »zur Vermeidung eines etwaigen Kampfes um das Lokal«.