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TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
2. Vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. 3., unveränd. Aufl. 1980.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag:
2. Juli 1933

Die emigrierten Mitglieder des SPD-Parteivorstandes treten zu ihrer ersten Sitzung zusammen. O. Wels erklärt, jetzt sei die Prager Gruppe der legitime Parteivorstand.
Um ihre Forderung, die Führung der sozialdemokratischen Bewegung innerhalb und außerhalb Deutschlands beizubehalten, zu stützen, behauptet die Gruppe, die ursprünglichen sechs Mitglieder seien auf der Notkonferenz vom 4. Mai 1933 vom gesamten Parteivorstand gewählt worden, um als »Treuhänder« weiterhin für die Partei zu arbeiten, für den Fall, daß sie in die Illegalität gezwungen werde. Der Exilvorstand habe daher ein »Mandat«, das ihn mit der Kontrolle »aller organisatorischen wie auch der politischen Unternehmungen der Bewegung«, mit der Verwaltung der geretteten Parteikasse und der Verantwortung für den Bestand der organisatorischen Reste der Partei betraue. Diese Gruppe, stellt P. Hertz fest, fühle sich durch die Auflagen dieses »Mandates« verpflichtet, sich bei Entscheidungen, die die Zukunft der deutschen Sozialdemokratie beträfen, größte Zurückhaltung aufzuerlegen; sie könne solche Entscheidungen nicht aus eigener Machtvollkommenheit treffen, sondern sie müsse warten, bis andere Verhältnisse es ihr erlaubten, die ganze Mitgliedschaft der Bewegung in Deutschland zu fragen und die Parteiführung wieder der demokratischen Kontrolle der wiederaufgebauten Parteiorganisation zu unterwerfen.
Mit der gewaltsamen Entfernung der rechtmäßig gewählten sozialdemokratischen Volksvertreter aus den öffentlichen Körperschaften sei der letzte Schein demokratischer Legalität vernichtet. Von den heutigen Machthabern Deutschlands verfolgt, beschimpft und verleumdet zu werden, sei für ehrenhafte und aufrechte Menschen nur eine Ehre. Kein Verbot könne die SPD töten. Jetzt sei klare Bahn für die Arbeit in neuen Formen und mit neuem Geist geschaffen.
Die im April von der Reichskonferenz gewählten Mitglieder des Parteivorstandes Marie Juchacz, W. Sollmann und G. Dietrich können, obwohl emigriert, ihr Mandat nicht ausüben, da sie sich nicht in der Tschechoslowakei aufhalten.



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net edition fes-library | Juni 2001