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Editorische Notiz


Anfang der achtziger Jahre übernahm die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung vollständig die Bibliotheksbestände der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Die übergebenen Materialien blieben Eigentum der Gewerkschaftsorganisation. Die Friedrich-Ebert-Stiftung dokumentierte die wertvolle Sammlung in gesonderten Bestandsverzeichnissen. (Quellen zur Gewerkschaftsgeschichte der Nahrungs- Genussmittelarbeiter und Gastwirtsgehilfen. Ein Bestandsverzeichnis der Vorläuferorganisationen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Bonn 1984; Bestandsverzeichnis der Veröffentlichungen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Bonn 1985.)

Mit der Übernahme der Bibliothek der Gewerkschaft NGG hatte die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung kein Neuland beschritten. Bereits 1979 hatte sich der Hauptvorstand der Gewerkschaft Bau-Steine-Erden von seiner reichhaltigen Bibliothek in Frankfurt am Main getrennt und sie treuhänderisch nach Bonn übergeben. Mit der Integration der NGG-Bibliothek kam indes erstmals ein breiter Strom von Veröffentlichungen eines Internationalen Berufssekretariats in die Stiftungsbibliothek. Die Gewerkschaft NGG hatte in der Internationalen Union der Lebens- und Genussmittelarbeiter-Gewerkschaften (IUL) in der Nachkriegszeit eine geachtete Rolle gespielt. Viele Dokumente der in der Schweiz beheimateten internationalen Organisation hatten den Weg in die Hamburger NGG-Zentrale gefunden. Alle IUL-Materialien wurden gemeinsam mit den NGG-Beständen formal und inhaltlich erschlossen und stehen seit dieser Zeit der nationalen und internationalen Forschung zur Verfügung.

Historische Bestände von Gewerkschaftsinternationalen waren bislang in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung nicht vorhanden. Seit Mitte der siebziger Jahre bemühte sich die Stiftungsbibliothek im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projektes "Graue Literatur von Parteien und Gewerkschaften", aktuelle Neuerscheinungen von Internationalen Berufssekretariaten zu erwerben. Im Verlaufe der achtziger und neunziger Jahre gaben dann sukzessiv mehrere nationale und internationale Gewerkschaftsorganisationen ihre Bibliotheksbestände nach Bonn. Die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung entwickelte sich zur größten deutschen Gewerkschaftsbibliothek und zu einer der größten deutschen Gewerkschaftsbibliotheken weltweit. Unter den Neuzugängen ragen besonders zwei Bestände heraus: einmal die Bibliothek des Internationalen Metallgewerkschaftsbundes (IMB) und zum anderen die Bibliotheksbestände beim Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).

Mit dem IMB hatte sich erstmals ein im Ausland beheimatetes Internationales Berufssekretariat entschlossen, seine Bibliotheksbestände in die Obhut der Friedrich-Ebert-Stiftung zu übergeben und sie überregional zu dokumentieren. Frucht der bibliothekarischen Erschließungstätigkeit der ursprünglich in der Schweiz beheimateten Bestände war ein Bestandsverzeichnis, das Protokolle, Jahrbücher, Zeitschriften und Zeitungen umfassend dokumentierte. (Die Eiserne Internationale. Periodikaverzeichnis des Bestandes Internationaler Metallgewerkschaftsbund (IMB) in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung. Bonn 1994)

1995 übergab der geschäftsführende Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes sein Archiv und seine Bibliothek treuhänderisch als Depositum der Friedrich-Ebert-Stiftung. Ein Beirat "wacht" seit Dezember 1995 über eine angemessene Betreuung der Bestände. Mit der DGB-Bibliothek kam nicht nur ein umfangreicher Quellenbestand zur deutschen Gewerk-

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schaftsgeschichte in die Friedrich-Ebert-Stiftung. Die Sammlung an gedruckten Zeitungen, Zeitschriften, Kongressprotokollen, Rechenschaftsberichten und Agitationsbroschüren von internationalen Gewerkschaftsorganisationen war ebenfalls beträchtlich. Dieter Schuster, der langjährige Leiter von Archiv und Bibliothek des deutschen Gewerkschaftsbundes, hatte bei seinen Sammeltätigkeiten ein besonderes Augenmerk auf die Internationalen Berufssekretariate gelegt. Zahlreiche Veröffentlichungen des Internationalen Bergarbeiterverbandes (IBV) hatten sich nur in Düsseldorf erhalten und waren in keiner anderen öffentlich zugänglichen Bibliothek nachgewiesen.

Bei der Übernahme der Gewerkschaftsmaterialien hatte sich die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung bereit erklärt, den eigenen Mitteln und Kräften gemäß, die Bestände zu ergänzen. Es lag deshalb auf der Hand, diese Ergänzung auch auf die Bestände der Gewerkschaftsinternationalen auszudehnen. Seit Jahren kooperiert die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung mit dem Fachbereich Politische Wissenschaft der Freien Universität Berlin. Doktoranden und Examenskandidaten des Fachbereichs haben für ihre schriftlichen Abschlußarbeiten in den letzten Jahren auf die Bestände der Bonner Bibliothek zurückgegriffen. Bei der Übernahme der Materialien des Internationalen Metallgewerkschaftsbundes spielte Herr Peter Rütters eine besondere Vermittlerrolle.

Seine wissenschaftliche Arbeit über die Internationale Union der Lebens- und Genussmittelarbeiter-Gewerkschaften (IUL) war in der Vergangenheit von der Friedrich-Ebert-Stiftung ins Spanische und Englische übersetzt und veröffentlicht worden. Zu Peter Rütters langjährigen Arbeiten zu Themen der internationalen Gewerkschaftsbewegung zählt auch die Beschäftigung mit dem Internationalen Bergarbeiterverband (IBV), dessen mehr als hundertjährige Geschichte er 1995 im gewerkschaftseigenen Bund-Verlag publizierte. Frucht seiner jahrelangen Beschäftigung mit IUL und IBV war eine umfangreiche Sammlung an Primärquellen, die er aus verschiedenen Archiven und Bibliotheken als Reproduktionen zusammengetragen hatte, ergänzt um Originalquellen, die ihm Organisationen überlassen hatten.

Es lag auf der Hand, diese Quellen zu verfilmen und sie in den Bonner Gewerkschaftsbestand zu integrieren. Ziel war es, einen möglichst lückenlosen Bestand von Kongreßprotokollen nachweisen und der interessierten Forschung bereitstellen zu können. Protokolle und Berichte von Kongressen, Vorstandssitzungen, Branchenkonferenzen etc. bilden nach wie vor das zentrale Rückgrat jeder Gewerkschaftsforschung. Sie sind und bleiben die zentralen Quellen. Ihrem vollständigen Erwerb gilt das besondere Augenmerk der Bibliothek. Zu den Besonderheiten der Quellen der Internationalen Berufssekretariate zählt ihre Mehrsprachigkeit. Ziel der angestrebten Veröffentlichung war es, in jeden Fall die deutsche und englische Fassung zu dokumentieren. Lag keine dieser Fassungen vor, wurden auch anderssprachige Fassungen dokumentiert.

Die Präsentation der Bestände erfolgt im Prinzip chronologisch innerhalb der beiden Berufssekretariate. Die formale bibliothekarische Erfassung der heterogenen Materialien ist kompliziert und alles andere als banal. Die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung arbeitet als Kooperationspartner den großen nationalen Datenbanken zu. Bibliothekarisches Arbeiten in weltweiten Verbünden beinhaltet den Zwang zur Normierung. Preis der genormten bibliothekarischen Erfassung ist ein gewisser Verlust von Informationen über Ort und Zeitpunkt der Kongresse. Dieses Manko wurde durch eine Liste der Kongressverläufe ausgeglichen. Sie befindet sich im Anhang der Dokumentation.

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Während der Arbeiten am Bestandsverzeichnis übergab die Internationale Union der Lebensmittel-, Landwirtschafts-, Hotel-, Restaurant-, Café- und Genussmittelarbeiter-Gewerkschaften - so der offizielle deutsche Name der IUL seit 1994 - ihre gedruckten Originalquellen ebenfalls der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung. Diese Bibliotheksübernahme bedeutete nochmals einen enormen Zugewinn an Quellen. Der Zugewinn bezieht sich vor allem auf Veröffentlichungen der International Federation of Plantation, Agricultural and Allied Workers (Vorgänger: International Landworkers' Federation), mit der die IUL 1994 fusionierte. Aber auch Publikationen der Internationalen Sekretariate der Bäckereiarbeiter, Fleischereiarbeiter und Brauereiarbeiter sowie der Internationalen Union der Hotel-, Restaurant- und Café-Angestellten befinden sich unter den "neuen Schätzen". Besonders müssen die Mitteilungsblätter der IUL (in sieben Sprachen), die Materialien des Ständigen Ausschusses der Gewerkschaftsorganisationen der Arbeitnehmer der Internationalen Schlafwagen- und Touristik-Gesellschaft, der HRC-Branchengruppe (Hotel, Restaurant, Catering) und der verschiedenen IUL-Regional-Konferenzen herausgestrichen werden. Alle diese Materialien können über das gedruckte Bestandsverzeichnis hinaus im Internetkatalog der Bibliothek recherchiert werden. Über die Begrüßungsseite der Stiftung (http://www-fes.gmd.de) wird man zum Bibliothekskatalog geführt.

Gemäß den bibliothekarischen Regeln sind diese Materialien unter dem englischsprachigen Namen der Körperschaft angesetzt. Die im Anhang beigefügte "Übersicht zur Namensentwicklung der IUL" hilft bei der Suche nach den Veröffentlichungen .

Bei der vorliegenden Dokumentation handelt es sich um einen weiteren geglückten Versuch, die Zusammenarbeit mit der nationalen deutschen Zeitschriftendatenbank (ZDB) für die Erstellung von Sonderverzeichnissen zu nutzen. Seit Dezember 1989 liefert die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung ihre Periodikabestände online der ZDB in Berlin zu. Sie nutzte dabei als erste der an der ZDB mitarbeitenden Bibliotheken die Möglichkeit, ihre Periodikabestände mittels einer selbsterstellten Systematik zu klassifizieren. Alle dokumentierten Materialien können über den nationalen und internationalen Fernleihverkehr (mit den im Bibliothekswesen üblichen Ausnahmen) bestellt und ausgeliehen werden.

Das Bestandsverzeichnis kann gemäß der gültigen Leihverkehrsordnung als Basis für eine Direktbestellung dienen. Seit 1998 hat die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung - über die kostenlose Fernleihe hinaus - ein kostenpflichtiges Direktbestellsystem im Internet (mit Rechnungslegung) eingeführt. Nutzer können nun wahlweise Papierkopien, Faxkopien oder faksimilierte Artikel (als Image) im Netz auf den eigenen Rechner bestellen. Die Bibliothek hofft, mit den vielfältigen Servicemöglichkeiten zu weiteren Arbeiten auf dem Gebiet der internationalen Gewerkschaftsbewegung anzuregen und bei ihrer Durchführung wichtige Dienste zu leisten.

Ein besonderer Dank gilt Herrn Peter Rütters, der seine Materialien uneigennützig zur Verfügung gestellt hat und in einem besonderen Beitrag Struktur und Funktion der beiden dokumentierten Berufssekretariate beleuchtet hat. Die Zusammenarbeit mit ihm kann als eine geglückte Kooperation von Forschung und Bibliothekswesen angesehen werden. Eine Symbiose, die in Deutschland eher selten anzutreffen ist.

Gabriele Rose hat die heterogenen und spröden Materialien bearbeitet und für die überregionale Forschung erst nutzbar gemacht. Ihr Anteil geht weit über den einer "Titelaufnehmerin" hinaus. Sie hat im bibliothekarischen Spannungsfeld zwischen bibliothekarischem Regelwerk, den Anforderungen der größten deutschen Datenbank und einer angemessenen Präsentation

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der Bestände in einem gedruckten Bestandsverzeichnis vielfältige redaktionelle und inhaltliche Arbeit geleistet.

Beiden gilt Dank für ihre professionelle Arbeitshaltung, die zahlreiche Schwierigkeiten hat aus dem Weg räumen helfen.

Rüdiger Zimmermann
Leiter der Bibliothek


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Januar 2002

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