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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
21./23. September 1916

In Berlin tritt die sozialdemokratische Reichskonferenz zusammen, an der außer dem Parteivorstand, dem Parteiausschuß, der Kontrollkommission und den Reichstagsmitgliedern beider Fraktionen 307 Delegierte teilnehmen. Ph. Scheidemann rechtfertigt die Politik der Partei seit dem 4. August 1914. Das Manifest "Zur Friedensfrage" wird mit 251 gegen 5 Stimmen bei 15 Enthaltungen angenommen. In ihm wird die Pflicht der Landesverteidigung anerkannt. Noch immer ist dieser Krieg ein Verteidigungskrieg. Die Sozialdemokratie weist alle gegen Deutschland und seine Verbündeten gerichteten Vernichtungs- und Eroberungsziele zurück. Sie verwirft aber auch alle Forderungen, die dem Krieg den Charakter eines deutschen Eroberungskrieges geben wollen. Von der deutschen Regierung fordert sie, daß sie unausgesetzt bemüht ist, dem Krieg ein Ende zu machen und dem Volk den langersehnten Frieden wiederzugeben. Die Oppositionsgruppen lehnen die Beteiligung an den Abstimmungen ab, nachdem in namentlicher Abstimmung mit 276 gegen 169 Stimmen ein Antrag der Opposition abgelehnt worden war, daß die Reichskonferenz zu sachlicher Beschlußfassung nicht berechtigt sei. Ein Antrag, die Kreditbewilligung gutzuheißen und die Abspaltung der Arbeitsgemeinschaft zu mißbilligen, wird mit 219 gegen 2 Stimmen bei 4 Stimmenthaltungen angenommen. Die anwesenden Reichstagsabgeordneten nehmen an der Abstimmung nicht teil.
Die Konferenz spricht sich gegen die Handhabung des Belagerungszustandes und der Zensur aus. Die Konferenz bedauert die Verurteilung K. Liebknechts und die gegen ihn ausgesprochene Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte. Weiterhin nimmt die Konferenz unter anderem Anträge auf Herabsetzung der Höchstpreise und gemeinnützige Verteilung der Lebensmittel, auf Erhöhung der Kriegsunterstützung, auf fortschreitende Demokratisierung der Verfassung und Ausbau der sozialpolitischen Gesetzgebung an.
F. Ebert mahnt in seiner Schlußrede zur Einigkeit. Die Differenzen seien nicht so groß, um die Einigkeit unmöglich zu machen.



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net edition fes-library | 1999