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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
Herbst 1916

Auf Anregung des Kriegsministeriums werden in regionalen Militärbereichen in Deutschland paritätische Schlichtungskommissionen eingerichtet, deren Vorsitz der zuständige Gewerbeaufsichtsbeamte oder ein Mitglied des Magistrats übernimmt.

Es bestehen für das Reichsgebiet 13 Arbeitsgemeinschaften der Gewerkschaften mit den Unternehmerverbänden

Im Geschäftsbericht des "Deutschen Braunkohlenindustrievereins" für 1915/1916 heißt es:
"In Arbeitgeberkreisen blickt man mit gewisser Besorgnis auf die überreiche Anerkennung des vaterländischen Verhaltens der gewerkschaftlichen Arbeiterorganisationen und ihrer Führer im Kriege, die ihnen von fast allen bürgerlichen Parteien und im besonderen auch von Vertretern der Staats- und Reichsregierung bekundet worden ist. Die Befürchtung ist nicht unbegründet, daß dadurch das Kraftbewußtsein der gewerkschaftlichen Arbeiterverbände und ihrer Führer außerordentlich erstarken wird und bereits liegen Erfahrungen dafür vor, daß dieses Kraftbewußtsein zu immer maßloseren Wünschen der Organisationen auf sozialpolitischem Gebiet und damit zu einer starken Beunruhigung unseres wirtschaftlichen Lebens führen wird.
Als sicher kann man wohl annehmen, daß die vom Bundesrat und Reichstag im Frühjahr 1916 angenommene Novelle zum Reichsvereinsgesetz zur Erstarkung der Gewerkschaften beitragen wird."
Dazu schreibt die "Deutsche Arbeitgeber-Zeitung":
"Diesen Bemerkungen, die tatsächlich mitten aus der Praxis kommen, wird man die größte Bedeutung beizumessen haben. Es ist richtig, daß die Befürchtungen, von denen der Bericht spricht, zum Teil bereits in Erfüllung gegangen sind. Das Auftreten der Gewerkschaften beweist, daß sie durchaus gewillt sind, aus der für sie günstigen Sachlage ein möglichst reiches Kapital zu schlagen. Nicht allein auf politischem Gebiet soll die "Neuorientierung" fast ausschließlich unter dem Gesichtswinkel gewerkschaftlicher Interessen erfolgen, nein, vor allem soll das gewerbliche Leben vollständig unter die Aufsicht der Gewerkschaftsführer gestellt werden."
"Es ist sehr angebracht, daß hier einmal ohne alle sentimentale Rücksicht ... wieder das kraftvolle und treffende Wort von dem 'Herrn-im-Hause-Standpunkt' erhoben worden ist. Soll die Industrie das leisten, was von ihr zukünftig in noch viel höherem Grade verlangt werden wird, so muß ihr unter allen Umständen eine starke Selbständigkeit und Bewegungsfreiheit gewährleistet bleiben. Diese Forderung gilt ebenso für das handelspolitische wie für das sozialpolitische Gebiet."



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