Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Der Verbandstag des Buchbinderverbandes in Erfurt "steht grundsätzlich auf dem Standpunkte, daß Tarifgemeinschaften für das gesamte Buchbindergewerbe in allen seinen Verzweigungen nützlich und besonders auch zur Bekämpfung der Schmutzkonkurrenz notwendig sind und der Gang der Entwickelung dahin drängt, daß die örtlichen oder für bestimmte Wirtschaftsgebiete bestimmten Tarife zu einem Reichstarif ausgestaltet werden müssen.
Stichtag:
13./18. Juni 1910
Diese Reichstarife würden zunächst für die verschiedenen Branchen unseres Gewerbes mit den zuständigen Arbeitgeberorganisationen abzuschließen ... sein."
Der Verbandstag wünscht, daß bei der Besetzung von Funktionärsstellen weibliche Mitglieder zu berücksichtigen sind. Ein Antrag des Bezirks Leipzig, eine Frau als zweite Funktionärin einzustellen, wird jedoch mit der Befürchtung abgelehnt, daß "Kolleginnen den schweren Anforderungen eines solchen Amtes nicht gewachsen seien und nicht die nötige Entlastung und Hilfe für die männlichen Angestellten bringen würden".
Der Verbandstag erkennt es als eine wichtige Aufgabe an, die Verheerungen durch den Alkoholismus durch Belehrung und praktische Gegenmittel zu bekämpfen.
Er verpflichtet die Mitglieder, sich gemäß den Beschlüssen des Leipziger Parteitages des Schnapsgenusses völlig zu enthalten.