Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Bergarbeiter im Ruhrgebiet fordern eine 25%ige Lohnerhöhung als Anteil an den enormen Gewinnen der Grubenbesitzer und die 8-Stunden-Schicht.
Stichtag:
2. Juni / 28. Juli 1872
Vierzehn Tage später wird der Streik ausgerufen, an dem sich ca. 20.000 Bergleute weitgehend aus dem Essener Raum beteiligen.
Die Grubenbesitzer weigern sich, die Arbeiter auch nur anzuhören. Die Lage für die Bergarbeiter verschlechtert sich mangels ausreichender finanzieller Unterstützung und der unnachgiebigen Haltung der Unternehmer. Der Streik bröckelt ab. Ende Juli nehmen die letzten Arbeiter die Arbeit wieder auf.
Dem nach den Erfahrungen dieses Streiks am 13. Oktober 1872 gegründeten "Rheinisch-Westfälischen Grubenarbeiterverband" wird die behördliche Genehmigung nicht erteilt.
Der Verband will "unter Ausschließung aller politischen und religiösen Fragen, lediglich die Ehre und die materiellen Interessen der Mitglieder wahren und fördern". Dazu gehören die Regelung der Arbeitszeit, unentgeltliche Berufsausbildung auf den Bergschulen, Rechtsschutz und ein Streikfonds. Nach dem vorgesehenen Streikreglement "dürfen Arbeitseinstellungen von Verbandsmitgliedern nicht willkürlich unternommen werden, sondern müssen vorher und rechtzeitig der Prüfung der Verbandsbehörde unterbreitet werden".
Eine Kranken- und Sterbelade soll errichtet werden. Aber als Aufgaben wird auch genannt: "Pflege des Frohsinns und der geistigen und körperlichen Ausbildung nach allen Richtungen".