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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
15./17. Mai 1869

In Leipzig wird von 14 Delegierten, die rund 3.100 Arbeiter vertreten, die "Internationale Gewerksgenossenschaft der Manufaktur-, Fabrik- und Handarbeiter" auf der Basis des Bebelschen Musterstatuts gegründet. Die Gewerksgenossenschaft versteht sich als Textilarbeitergenossenschaft. Die Mitgliedschaft ist nicht von "der Sprache, vom Alter, vom Geschlecht oder von der jeweiligen Verrichtung" abhängig. Jedes Mitglied ist zu jedem Amt der Gewerksgenossenschaft wählbar. Für Frauen wird gleicher Lohn bei gleicher Leistung gefordert; weitere Ziele sind: Gewährung von Schutz an die Mitglieder gegen Bedrückungen oder ungerechtfertigte Anforderungen von seiten der Arbeitgeber und Behörden, nötigenfalls Bestreitung der Kosten für alle gerichtlichen und außergerichtlichen Klagen und Führung der Prozesse aus der Genossenschaftskasse; statistische Erhebung über Höhe der Löhne, Arbeitszeit, Lebensmittelpreise und den Stand des Arbeitsmarktes überhaupt, Arbeitsvermittlung. Zunächst sind eine Reise- und eine Streikunterstützungskasse vorgesehen, später wird eine Krankenkasse errichtet.
Mit dieser Gründung wird versucht, über den Rahmen einer Berufsgewerkschaft hinauszugehen und alle - auch die Ungelernten - Beschäftigten in der Textilindustrie gemeinsam zu organisieren.
Ursprünglich sollte die Gewerkschaft "Spinn-, Web-, Wirk- und Fabrik-Arbeiter-Gewerks-Genossenschaft" heißen. Dabei sind in der letzteren Bezeichnung Färber, Appreteure, Tagelöhner ebenso inbegriffen wie in der ersten die Spinner, Spinnmeister, Ausputzer, Tuchmacher, Wollen-, Halbwollen- und Leineweber, Strumpfwirker und Posamentiere, Buckskin- und Zeugmacher.
Aus vereinsrechtlichen Gründen wird Eßlingen Sitz der Genossenschaft, Julius Motteler Präsident der Gewerkschaft, publizistisches Organ das "Demokratische Wochenblatt".
Die Gewerkschaft steht in Verbindung mit der im Juli 1867 ins Leben gerufenen "Spinn- und Webgenossenschaft", welche wiederum enge Fühlung mit den Konsumvereinen, Vorschuß- und Bildungsvereinen sowie mit den Schneider-Gewerkschaften von Sachsen besitzt.
Mit dem Begriff "International" soll die Anerkennung der Grundsätze der IAA ausgedrückt werden.



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net edition fes-library | 1999