Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Das am 27. Oktober gewählte Komitee trifft sich mit den Vertretern aller Gewerke und beschließt eine von W. Liebknecht vorgelegte Resolution: "Die von der Majorität des Nürnberger Arbeitertages und der Majorität des Berliner Arbeiterkongresses gegründeten resp. zu gründenden Gewerksgenossenschaften haben darauf hinzuwirken, Das Präsidium des Arbeiterschaftsverbandes erklärt daraufhin am 2. Dezember: Im "Demokratischen Wochenblatt" antwortet W. Liebknecht auf diese Ablehnung: "Der einzige Weg, eine Zersplitterung zu vermeiden, ist, daß beide Teile die Entscheidung der 'Spitzenfrage' einer gemeinsamen Generalversammlung anheimstellen und bis zu erfolgter Entscheidung in ein Vertragsverhältnis zueinander treten, wie dies bei den englischen Trades' Unions vielfach der Fall ist. Diesen einzigen Weg hat nun Herr v. Schweitzer, der diktatorische Präsident der nach dem Berliner Statut zu stiftenden Gewerksgenossenschaften, einstweilen versperrt.
Stichtag:
26. November 1868
1. daß von beiden Seiten nach gegenseitiger Verabredung eine gemeinschaftliche Generalversammlung zum Behuf der Einigung und Verschmelzung berufen werde;
2. Daß, bis eine Einigung und Verschmelzung zustande kommt, die beiderseitigen Gewerksgenossenschaften in ein Vertragsverhältnis zueinander treten, sich namentlich mit ihren Kassen gegenseitig unterstützen und womöglich einen gemeinsamen provisorischen Ausschuß wählen;
3. daß beide Teile unter allen Umständen jede Gemeinschaft mit den Hirsch-Dunckerschen Gewerksgenossenschaften zurückweisen, die von Feinden der Arbeiter gestiftet, keinen anderen Zweck haben, als die Organisation der Arbeiter zu hintertreiben und die Arbeiter zu Werkzeugen der Bourgeoisie herabzuwürdigen."
"Die Einigkeit der Arbeiter ist für Begründung und Fortführung der Gewerkschaften das erste Erfordernis. Demgemäß ist es tief zu bedauern, daß die Herren Franz Duncker und Max Hirsch darauf ausgegangen sind, Uneinigkeit unter den Arbeitern durch Begründung besonderer Gewerkschaften neben denen des Kongresses zu stiften. Es ist nicht minder zu bedauern, daß nunmehr die Herren Liebknecht und Bebel die vorhandene Uneinigkeit noch wesentlich zu steigern bestrebt sind, indem sie eine dritte Gruppe von Gewerkschaften zu gründen suchen. Die Versicherung, in ein Vertragsverhältnis zu treten oder auf eine gemeinsame Generalversammlung zur Einigung hinwirken zu wollen, ist ohne Gewicht. Wenn die genannten Herren, die Einigkeit nicht stören wollen, so ist es ihre Pflicht, in den Verband einzutreten, innerhalb desselben auf statutenmäßigem Wege für die ihnen gut scheinenden Änderungen zu wirken und unter allen Umständen sich der Majorität zu fügen."
Die Aufforderung ergeht an die deutschen Arbeiter, einem neuen offenbaren Versuch, sie zugunsten persönlicher Zwecke zu zersplittern, mit allem Nachdruck entgegenzuarbeiten.
Was uns anbelangt, so werden wir unbeirrt auf dem betretenen Pfad fortschreiten und uns jedes Störenfrieds zu erwehren wissen. Und unseren Freunden rufen wir zu: Ans Werk!"