FES HOME MAIL SEARCH HELP NEW
[DIGITALE BIBLIOTHEK DER FES]
TITELINFO / UEBERSICHT



TEILDOKUMENT:






Analyse der Ursachen




Page Top

These 6: Wichtige Ursachen der Versorgungsdefizite lassen sich nur durch eine Strukturreform in der Gesetzlichen Krankenversicherung beheben

Um eine Verbesserung der Versorgungsqualität sowie eine Stabilisierung der Kosten in der Gesetzlichen Krankenversicherung zu erreichen, muss an der Versorgung chronisch Kranker angesetzt werden. Insbesondere folgende Defizite und ihre Folgen sind im deutschen Gesundheitswesen für die Versorgung chronisch Kranker kennzeichnend:

  • Große Varianz in der Therapie mit ungenügender Orientierung an den Standards der evidenzbasierten Medizin

  • Fragmentierung der Versorgung durch verkrustete Strukturen und starre Grenzen zwischen den Sektoren mit ungenügendem Wissensfluss, Informationsverlust, Mehrfachuntersuchungen und Unterbrechung der Versorgungskontinuität

  • Überwiegende Ausrichtung des Gesundheitswesens auf die Versorgung akuter Erkrankungen

  • Ungenügende Transparenz in der Versorgungsqualität

Die Trennung der Sektoren in ambulante und stationäre Behandlung sowie Rehabilitation mit getrennten Budgets und Erstattungssystemen führt zu einer Diskontinuität in der Versorgung und zu ungenügendem Informationsfluss zwischen den Sektoren. Daraus resultieren Doppel- und Mehrfachuntersuchungen, unterschiedliche Therapiekonzepte in der Behandlung desselben Patienten sowie Kostenverschiebungen zwischen den Sektoren.

Erschwerend kommt hinzu, dass durch den bestehenden Risikostrukturausgleich bisher auch kein ausreichender Anreiz zur Verbesserung der Versorgungssituation chronisch Kranker bestanden hat. Für die Krankenkassen war es unattraktiv, Programme zur Versorgungsverbesserung chronisch Kranker anzubieten, da ihnen im Risikostrukturausgleich nur die durchschnittlichen Kosten gleichaltriger Versicherter ersetzt wurden. Die durchschnittlichen höheren Kosten chronisch Kranker gingen zu Lasten der Krankenkasse. Krankenkassen mussten es daher aus betriebwirtschaftlicher Sicht vermeiden, Anreize zu setzen, die chronisch kranke Versicherte anziehen würden. Eine Änderung ist erst durch das geplante Gesetz zur Reform des Risikostrukturausgleichs zu erwarten. Es soll eine qualitativ hochwertige und evidenzbasierte Versorgung chronisch Kranker für die Kassen wieder attraktiv werden lassen, indem es den finanziellen Ausgleich für chronisch Kranke auf die durchschnittlichen Kosten dieser chronisch Kranken anhebt. Voraussetzung ist, dass chronisch kranke Versicherte, die an definierten Erkrankungen leiden in strukturierte und qualitätsgesicherte Programme zur Therapieoptimierung eingeschrieben sind. Die Qualitätsanforderungen an diese Programme sollen gesetzlich geregelt werden (§137 f ff. SGB V). Damit werden isolierte und auf einzelne Sektoren begrenzte Versuche zur Kostenbegrenzung (sog. Komponentenmanagement) durch ein sektorenübergreifendes, qualitätsgesichertes Konzept zur Verbesserung der Versorgungsqualität und zur Kostenstabilisierung abgelöst. Versorgungsverbesserung und Kostenstabilisierung können durch die Vermeidung von Spätkomplikationen und Mehrfacherkrankungen auf dem Boden einer evidenzbasierten Therapie erreicht werden. International hat sich dazu das Konzept des Disease Managements als überlegener Ansatz etabliert.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 2001

Previous Page TOC Next Page