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TEILDOKUMENT:


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Beate Tröster
Das Netzwerk für Integration in Erfurt


Einleitung

Wie wichtig Integration ist, möchte ich an folgender Episode darstellen: Ein 14jähriger Sohn einer Spätaussiedlerin wurde in einer Erfurter Schule zum Besuch der 8. Klasse angemeldet. Nach einiger Zeit meldete sich die Klassenleiterin und informierte die Mutter, daß ihr Sohn sehr intelligent und schnell aufnahmebereit ist und sie sich wundere, warum dieser Schüler die Hauptschule besucht. Die Mutter brachte ihr Erstaunen zum Ausdruck, weil sie meinte, Hauptschule gleich Hauptstadt, Hauptstraße – also die wichtigste oder höchste Schule in Deutschland.

Der Internationale Bund (IB) als ein freier Träger der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit leistet seit fast 10 Jahren Eingliederungshilfen durch ein Jugendgemeinschaftswerk in Erfurt. Projektbeginn für das Netzwerk für Integration für Spätaussiedler und Migranten in Erfurt war der 1. 10. 1999. Die Geburtsstunde war jedoch ein Jahr zuvor. Gemeinsam mit dem Beigeordneten für Soziales und Bildung der Stadt Erfurt und dem Sozialamtsleiter wurde in einem Gespräch mit dem IB der Bedarf formuliert. Anfang 1999 entstand ein runder Tisch zum Thema „Aussiedlerintegration" in Erfurt unter Regie des IB. Dieser stellte den Grundbaustein für das Netzwerk in der Landeshauptstadt Erfurt dar. Es wird gefördert durch Mittel des Bundesinnenministeriums über das Bundesverwaltungsamt und die Stadtverwaltung Erfurt und speziell durch das Sozialamt und das Jugendamt. Avisierte Zielgruppe waren jugendliche Spätaussiedler. Die Netzwerk-Aktiven waren sich einig, daß zur Integration von jungen Menschen die Berücksichtigung der Familienstrukturen erforderlich ist und ohne die Einbeziehung von Mutter, Vater, Opa, Oma und anderen Familienangehörigen weniger erfolgreiche Wirkungen erreicht werden. Die Zielgruppe wurde somit auf die Spätaussiedler erweitert, und perspektivisch ist vorgesehen, Migranten in der Netzwerkarbeit zu berücksichtigen.

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Netzwerk – Verständnis und Ausgangssituation

Die Zusammenarbeit von Trägern, Vereinen und Ämtern vollzog sich in der Vergangenheit unkontinuierlich und sporadisch. Kooperation nur per Zufall, Überschneidungen der Angebote, fehlende Angebote, ein Überangebot, und jeder arbeitete für sich. So war die Ausgangssituation in Erfurt. Bilaterale Absprachen erfolgten nur, wenn es erforderlich war.

Unser Verständnis von Netzwerk komprimiert sich auf zwei folgende Aspekte:

  • Vernetzung der Angebote der Träger, Ämter, Behörden und Institutionen zur Integration von Spätaussiedlern mit dem Ziel, die bestehenden Ressourcen zu nutzen.

  • Schaffung eines Netzes zur Verknüpfung von Kontakten, Kommunika-
    tion, Informationen und Aktionen.

Das Netzwerk versteht sich somit als eine Koordinierungs-, Informations- und Clearingstelle. Es geht darum, die Angebote zu erfassen, zu koordinieren, zu aktualisieren und zu vermitteln.

Netzwerk-Kooperationspartner

Wer ist nun das Netzwerk? Welche Personen stehen dahinter? Im Netzwerk arbeiten heute 29 Vertreter aus Einrichtungen und Ämtern mit. Die Mitwirkung im Netzwerk ist freiwillig, und es ist geöffnet für weitere Mitwirkungen. Die Mitglieder des Arbeitskreises sind überwiegend in der Integrationsarbeit tätig. Das erscheint auch bedeutsam für die Qualität und konstruktive Zusammenarbeit. Die Stadtverwaltung ist vertreten mit drei Mitarbeitern vom Jugendamt, drei vom Sozialamt, zwei Mitarbeitern vom Arbeitsamt, jeweils einer Mitarbeiterin vom Sportamt und der Kulturdirektion. Ebenso sind Vertreterinnen vom Arbeitsamt im Arbeitskreis tätig. Natürlich gehören die Betreiberfirmen der Wohnheime und die Sozialarbeiterinnen zu dem aktiven Kern im Netzwerk. Träger auf Landesebene sind der Bund der Vertriebenen, Landessportbund – Aussiedlerprojekt und das DRK. Zwei Aussiedlervereine - Landsmannschaft der Russlanddeutschen und deutsch-

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russisches Haus e. V. - sind in die Arbeit einbezogen sowie verschiedene freie Träger, wie z. B. Institut für Interkulturelle Bildung e. V., Kolping e. V., Thepra e. V., Knackpunkt e. V. Wir wissen, es gibt noch wesentlich mehr Träger in der Aussiedlerintegration, und es geht zukünftig darum, sie zu beteiligen.

Ziele

Unser Hauptziel besteht darin, das Netzwerk in der Stadt Erfurt zu verankern. Dabei ist ein bedarfsorientiertes, zielgruppenorientiertes und zielorientiertes Arbeiten unerläßlich. Die Reaktion auf die bestehenden Erfordernisse kann nur anhand der realen Situation erfolgen. Die Nutzung der Ressourcen stellt dabei eine wichtige Grundlage dar. Jeder Kooperationspartner kann seine Stärken und Möglichkeiten einbringen, und das große Potential kann zielgerichtet genutzt werden. Vier wesentliche Netzwerkziele sind:

  • Vernetzung der Angebote zur Schaffung guter Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Integration und Beheimatung;

  • Schaffung komplexer praxis- und gemeinwesenorientierter Eingliederungshilfen;

  • Förderung der Selbsthilfekräfte und Organisationsfähigkeit von Spätaussiedlern;

  • Stärkung und Förderung der Auf- und Annahmebereitschaft von „Fremden" durch die einheimische Bevölkerung.

Uns geht es um die Schaffung von Strukturen zur Vernetzung der Angebote innerhalb der wichtigsten Integrationsbereiche wie Sprache, Schule, Ausbildung, Berufstätigkeit, Wohnen und soziales Umfeld. Dabei soll die soziale, persönliche und sachliche Kompetenz sowohl der Aussiedler wie auch der Netzwerk-Mitglieder zunehmend genutzt und ausgeprägt werden.

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Netzwerkangebote

Die Netzwerkangebote für Beteiligte am Integrationsprozeß sind:

  • Koordinierung von Integrationsprojekten und Maßnahmen;

  • Entwicklung von Fortbildungsangeboten;

  • Entwicklung von Konzepten;

  • Informationsservice;

  • Themenspezifische Materialsammlungen;

  • Aufbau einer Bibliothek;

  • Gestaltung von Workshops;

  • Durchführen von Fachkonferenzen.

Gemeinsame Projekte und die Entwicklung von Angeboten unter Beteiligung von verschiedenen Trägern und Ämtern stellen einen wichtigen Arbeitsaspekt dar. Die Zusammenstellung und der Überblick aller auf dem Gebiet der Aussiedlerarbeit tätigen Vereine und Institutionen gehören zu den Handlungsgrundlagen der Netzwerkarbeit. Gegenwärtig erarbeiten wir eine Aufstellung aller Angebote in der Stadt Erfurt für Spätaussiedler – dazu ist eine Bestandserhebung im Gang. Natürlich ist das für die Beteiligten zusätzlich Arbeit, aber die Angebotsübersicht in der Hand zu halten ist sehr beeindruckend, und sie stellt eine effektive Arbeitsgrundlage für alle Beteiligten dar. Ebenso ist sie ein Hilfsmittel bei der Beratungsarbeit – egal, wer es macht. Den Netzwerkmitgliedern war es ebenso wichtig, einen Plan über laufende Veranstaltungen zur Verfügung zu haben. Momentan erarbeiten wir einen quartalsmäßigen Veranstaltungsplan und werden diesen zur Vermeidung von Informationsverlusten zweisprachig vorlegen. Die vorliegende Struktur hat sich in den letzten Monaten entwickelt:

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Netzwerk-Struktur und Arbeitsinhalte




Sie ist veränderbar und richtet sich nach dem Bedarf und der Entwicklung in der Stadt. Kernstück der Netzwerk-Struktur ist der Arbeitskreis „Integration". Er verkörpert das geballte Fachwissen, die Fachkompetenz und ist somit das wichtigste Fachgremium in der Stadt bezugnehmend auf die Aussiedlerintegration. Monatlich ist eine Zusammenkunft, bei der Informationsaustausch, Öffentlichkeitsarbeit, Aktualisierung der Angebote und erforderliche Festlegungen besprochen und Entscheidungen getroffen werden. Bestandserhebung und Bedarfsanalyse spielen ebenso eine Rolle wie die Kooperationen und Absprachen untereinander. Der Arbeitskreis besteht aus 24 Mitgliedern, und die Anzahl ist steigend.

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Zur Gewährleistung der Arbeitsfähigkeit wurden Arbeitsgruppen gebildet. Die Arbeitsgruppen entstehen nach den Erfordernissen und Bedarfen. Wir haben inzwischen drei Gruppen dieser Art. Die Arbeitsgruppe Konzept hat den Auftrag, ein Integrationskonzept für Spätaussiedler in Erfurt zu erarbeiten. Sie besteht jeweils aus einem Vertreter des Sozialamtes, Jugendamtes, der Kulturdirektion, der Landsmannschaft der Rußlanddeutschen, dem deutsch-russischen Haus e. V. und THEPRA e. V. Die Grobgliederung für unser Integrationskonzept steht. Diese Arbeitsgruppe beschäftigt sich momentan mit der Frage „Wann ist Integration erreicht?" Die unterschiedlichen Auffassungen zur erfolgreichen Integration haben uns bewogen, daß wir unsere eigenen Vorstellungen von Integrationskriterien für die Stadt Erfurt erarbeiten wollen. Ebenso ist zur Zeit eine Befragung von 50 Aussiedlern in Erfurt in Bearbeitung, die sich an Altersstufen, beginnend ab sechs Jahre bis zu den Senioren, richten wird. Ebenso ist eine Unterscheidung nach der Unterbringungsform in Wohnheimen und eigenen Wohnungen vorgesehen.

Gegenwärtiges Problem ist die Ermittlung der Basiszahlen. Die in den Wohnheimen lebenden Spätaussiedler sind zahlenmäßig erfaßt. Schwieriger wird es bei den Spätaussiedlern, die in eigenem Wohnraum leben. Die Anzahl ist nur begrenzt festzustellen. Die Ermittlung von Aussiedlerkindern in den Schulen erscheint uns sehr kompliziert, da die Schulen selbst kaum Unterschiede zwischen Aussiedlern und Ausländern machen – oftmals auch nicht kennen. Durch die Tatsache, daß Aussiedler Deutsche sind, werden sie auch nicht gesondert in der Statistik des Arbeitsamtes ermittelt. Wir wissen nicht, wieviele arbeitslose Spätaussiedler es in der Stadt gibt. Es sei denn, die Erfurter Arbeitsvermittler wären bereit, im PC jeden einzelnen Antragsteller nach dem Geburtsort zu durchsuchen. Dieser Zustand ist nicht förderlich für die Entwicklung des Konzeptes, führt aber zur Kreativität in der Arbeitsgruppenarbeit.

Die Tätigkeit der AG Veranstaltungen ergab sich aus dem Vorschlag zur Durchführung einer Integrationsveranstaltung. Die Ausgestaltung des Integrationsfestes würde einen Träger überfordern und wäre allein finanziell nicht durchführbar. Durch das Zusammenwirken verschiedener Beteiligter ist die Umsetzung möglich. So wird in Erfurt am 1. Juli unter Schirmherrschaft des Bürgermeisters ein Integrationsfest mit Aussiedlern und der ein-

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heimischen Bevölkerung in einer der schönsten Innenhöfe des Erfurter Stadtzentrums stattfinden. Ebenso wird unter Regie der Landsmannschaft der Rußlanddeutschen durch Unterstützung verschiedener Netzwerk-Aktiven der Tag der russischen Kultur stattfinden.

Die AG Öffentlichkeit arbeitet an einem Wegweiser für Spätaussiedler. Dieser zweisprachige Wegweiser wird den ankommenden Spätaussiedlern eine Orientierung sein und erläutert die ersten Wege in der neuen Heimat. Die Begrüßungsworte für die neuen Bürger unserer Stadt durch den Oberbürgermeister Manfred Ruge (in russischer Sprache) zeigen das Interesse der Kommune. Ein Stadtplan, auf dem die wichtigsten Punkte gekennzeichnet sind, erleichtert das Zurechtfinden. Auch wenn „Arbeitsamt" auf kyrillisch etwas merkwürdig aussieht, ist es zunächst lesbar. Wenn wir uns im Ausland befinden, zum Beispiel in China, verstehen wir von den dortigen Schriftzeichen nichts. Sie wissen selber, wie angenehm es ist, Erklärungen in deutscher Sprache im Ausland zu finden. Das war die Sichtweise der Mitglieder der Arbeitsgruppe.

Vorgesehen ist eine Gruppe zu bilden, die sich mit Sprache befaßt, da die Beherrschung der Sprache eines der wichtigsten Integrationskriterien ist.

Zu den Netzwerk–Akteuren gehören beispielsweise Vereine, die Einzel-angebote für Spätaussiedler machen. Eine Familienberatungsstelle bietet in Erfurt eine Schuldnerberatung für Aussiedler an. Diese Beratungsstelle kann auf Grund der Aufgabenstellung nur punktuell im Netzwerk mitarbeiten. Akteure können aber auch Förderer, Betriebe oder Sponsoren sein.

Aktuelles aus der Netzwerkarbeit

In der ersten Phase befaßte sich der Arbeitskreis mit der Bestandsaufnahme aller Angebote für Spätaussiedler in der Stadt Erfurt. Dazu wurde ein Fragebogen entwickelt, der die wichtigsten Aspekte ermittelt. Angesprochen wurden zunächst die Beteiligten, die im Netzwerk mitarbeiten. Die Zusammenfassung ist später für eine Veröffentlichung vorgesehen. Bisher konnten jedoch noch nicht alle Angebote eingetragen werden, aber der Anfang wurde getan.

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Die zweite Phase begann mit einer Bedarfserhebung. In Form eines Interviews mit Gesprächsleitfaden fanden zunächst Gespräche mit Betreiberfirmen der Wohnheime und den zuständigen Sozialarbeitern statt, um die unterschiedlichsten Bedarfe zu ermitteln. Es stellte sich heraus, daß die Notwendigkeit der Fortbildung für MitarbeiterInnen, die mit Aussiedlern konkret arbeiten, besteht. Es wurde der Vorschlag besprochen, eine Fortbildungsreihe zu entwickeln. Vorgesehen ist eine Fortsetzung der Gespräche mit den Ämtern, Aussiedlervereinen und freien Trägern. Die ständige Information über Ergebnisse und Erfahrungen ist Gegenstand der Arbeitstagungen im Netzwerk.

Ein Anruf des Seniorenbeirates der Stadt beim Netzwerk. Wir möchten was für Spätaussiedler tun, was können wir machen? Vorstellung war, einen speziellen Nachmittag für Senioren zu gestalten. Nach Information im Arbeitskreis wurde diese Aktion sehr begrüßt.

Es sind tatsächlich sehr vereinsamte Senioren in dem Übergangswohnheim zu finden, die außer dem Kontakt zu Angehörigen ihr Wohnumfeld kaum verlassen, weil sie Angst haben. Diese Senioren möchten auch an keiner größeren Veranstaltung teilnehmen. Die günstigste Form ist, wenn einheimische Senioren mit den Spätaussiedler-Senioren etwas gemeinsam machen. Diese Verbindungen wurden durch das Netzwerk geknüpft.

Im Folgenden möchte ich Ihnen einige konkrete Netzwerkbeispiele erläutern:

Das Kommunale Jugendbildungswerk plante einen Besuch beim Kinderkanal im Januar beim Mitteldeutschen Rundfunk in Erfurt. Mehrere Vereine beteiligten sich, und so erlebten 22 Kinder einen sehr erlebnisreichen Nachmittag. Gegenwärtig werden mehrere Veranstaltungen auf diese Art und Weise abgestimmt, vorbereitet und gemeinsam durchgeführt.

Eine Aussiedlerin benötigte Hilfe bei der Arbeitsuche. Sie war Sozialhilfeempfängerin und suchte dringend eine Betätigung. Im Gespräch stellte sich heraus, daß diese junge Frau Musiklehrerin war und über Erfahrungen bei der Durchführung von kulturellen Veranstaltungen verfügte. Sie erklärte sich bereit, in der Arbeitsgruppe Veranstaltung mitzuwirken.

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Ein Bildungszentrum gab die Information an uns, daß ein Sprachkurs für Spätaussiedler mit berufsorientierenden Bestandteilen beginnt. Es fehlten noch sechs Teilnehmer, um den Lehrgang zu beginnen. Die Nutzung dieser Informationsstruktur ermöglichte die Durchführung des Kurses.

Ein Selbständiger bat um einen Termin. Er hat den Wunsch, bei der sozialen Integration von Spätaussiedlern Unterstützung zu geben. Das Gespräch ergab, daß er über sehr gute Sprachkenntnisse verfügt und als selbständiger Vermögensberater tätig ist.

In Erfurt gibt es ein russisches Ensemble mit 50 Mitgliedern. Alle Gruppen konnten noch nie gemeinsam proben, weil sie einen größeren Saal benötigen. Die Miete für derartige Räumlichkeiten liegt sehr hoch, und Geld ist auf Grund der sozialen Situation der Ensembleteilnehmer nicht vorhanden. Nach den Gesprächen mit dem Stadtteilbüro „Urban – ein EU-Projekt zur Stadtteilerneuerung" kann das Ensemble Räume im Bürgerhaus kostenlos nutzen.

Einige gegenwärtige Probleme: Zwischen den Netzwerk-Akteuren bestehen Konkurrenzen, so daß Mitbewerber bei Maßnahmen oder Kursen an einem Tisch sitzen. Klar, es wird nach dem demokratischen Prinzip gearbeitet. Es ist aus meiner Sicht erforderlich, eine Geschäftsordnung oder Umgangsformen festzulegen. Nach Einsichtnahme in die Geschäftsordnungen des Ausländerbeirates der Stadt oder des Jugendhilfeausschusses sind das für uns zu umfangreiche Regelbestimmungen. Demzufolge müssen wir eine eigene Form für unser Netzwerk finden. In Entscheidungsphasen ist eine Umgangsregelung unentbehrlich. Das Netzwerk ist ein Zusammenschluß, der auf freiwilliger Basis begründet ist. Ich halte es für wichtig, auch hier eine Art der Verbindlichkeiten unter den Netzwerkpartnern zu finden.

Nach zwei Monaten Netzwerkaufbauarbeit gab es schon die ersten Anfragen. Das Jugendamt wollte von uns eine Trägereinschätzung, und das Sozialamt fragte nach, ob Träger X bekannt ist und erfragte weitere Informationen.

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Nutzen

Zum Abschluß einige Worte zum Nutzen des Netzwerkes. Nutzbringend ist das Netzwerk für die Kommune. Sie hat ein Fachgremium und einen Ansprechpartner für Aussiedlerfragen. Durch die Nutzung von verschiedenen Ressourcen liegt eine Kostenersparnis vor, und außerdem besteht eine Zeitersparnis. Eine Kontrolltätigkeit ist möglich. Somit existieren in der Kommune weniger Probleme, und sollten Probleme existieren, können sie zügig unter Beteiligung der entsprechenden Partner geklärt werden. Für die Adressaten besteht der Nutzen darin, daß eine umfassende Beratungsarbeit gewährleistet werden kann. Sie erhalten konkrete Hilfestellungen und haben eine Servicestelle. Es gibt eine Informationsstelle, die einen Überblick über aktuelle Integrationsmaßnahmen hat, und somit werden die Laufzeiten erheblich verkürzt.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | November 2000

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