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[Seite der Druckausg.: 10 (Fortsetzung)]


2. Welche neue Philosophie steckt hinter dem Gender Mainstreaming?

Wenn die Geschlechterverhältnisse zur Grundlage jeder Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse gemacht werden und wenn Frauenpolitik durch eine Geschlechterpolitik fundiert und ergänzt wird, verlieren alte Zuschreibungen ihre Gültigkeit und werden durch neue Sichtweisen ersetzt. Im folgenden werden die gängigen Unterstellungen, mit denen die traditionelle Frauenpolitik oft konfrontiert wird, durch die neuen Sichtweisen des Gender Mainstreaming entkräftet.

Nicht mehr:
Frauen sind überempfindlich, wenn sie Kritik an den herrschenden Werten und Normen haben.

Sondern:
Die herrschenden Werte und Normen werden auf den Prüfstand gestellt und unter geschlechterspezifischen Aspekten verändert.

Nicht mehr:
Frauen haben spezifische Probleme.

Sondern:
Gesellschaftlich hergestellte Bedingungen versetzen Frauen in problematische Situationen und Positionen, für diese Bedingungen sind die Frauen nicht alleine verantwortlich.

Nicht mehr:
Frauen haben aufgrund ihres Geschlechts spezifische Interessen.

Sondern:
Spezifische Interessen der Frauen sind Reflexe auf Lebensbedingungen (z.B. das intensive Zusammenleben mit kleinen Kindern), die Frauen qua Geschlecht zugewiesen werden. Männer hätten dieselben Interessen, wenn sie die Lebensbedingungen der Frauen teilen würden.

[Seite der Druckausg.: 11]

Nicht mehr:
Frauen haben Defizite, die beseitigt werden müssen.

Sondern:
Frauen haben Stärken, die Männer (noch) nicht haben. Diese Stärken werden gesehen und Bedingungen geschaffen, damit sie zur Anwendung kommen können. Defizite sind nicht aufgrund des Geschlechts, sondern aufgrund der gesellschaftlich definierten Geschlechterrolle vorhanden, bei Männern ist es ebenso.

Nicht mehr:
Frauen treten als Bittstellerinnen von außen an die Entscheidungszentren heran und werben für ihre Konzepte.

Sondern:
Entscheidungszentren sind dem Gender Mainstreaming Prinzip verpflichtet. Frauen werden als Expertinnen für die spezifische Lebenssituation von Frauen herangezogen. Initiativen von Frauen selbst sind als zusätzliche Anregung hoch willkommen, weil sie die Entscheidungen noch mehr verbessern können.

Nicht mehr:
Frauenpolitik bezieht sich auf Randprobleme, die je nach Großwetterlage Konjunktur haben.

Sondern:
Geschlechterdemokratie und Chancengleichheit der Geschlechter sind zentrale Politikziele.

Nicht mehr:
Frauen sind zuständig für die Lösung der Frauenprobleme.

Sondern:
Frauen und Männer übernehmen die Verantwortung für die Veränderung der Geschlechterverhältnisse.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | August 2000

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