FES HOME MAIL SEARCH HELP NEW
[DIGITALE BIBLIOTHEK DER FES]
TITELINFO / UEBERSICHT



TEILDOKUMENT:


[Seite der Druckausg.: 103 ]


Frank Skrube
Statement zur Gesprächsrunde:
Langzeitarbeitslosigkeit und Ausgrenzung - Was können wir tun, um die Reintegration zu fördern?


Arbeitslose über Zeitarbeit in Dauerarbeitsverhältnisse zu bringen, diese Unternehmensphilosophie verbirgt sich hinter dem Konzept der START Zeitarbeit NRW GmbH. Sozialverträgliche Zeitarbeit soll als innovatives Instrument die Arbeitsmarktpolitik der staatlichen Arbeitsverwaltung sinnvoll ergänzen. Auf diese Weise wird motivierten Menschen der Wiedereinstieg in den ersten Arbeitsmarkt erleichtert. START wendet sich insbesondere an schwervermittelbare Personen (Langzeitarbeitslose, Berufsrückkehrerinnen. Ältere, Ausländer, Behinderte). Der Erfolg von START ist letztlich auch auf die Gesellschafter der START Zeitarbeit NRW GmbH zurückzuführen (siehe Abbildung). Hier arbeiten die Sozialpartner und Institutionen des nordrhein-westfälischen Arbeitsmarkts im Sinne einer „konzertierten Aktion" intensiv zusammen und wirken aktiv bei der Gestaltung der Unternehmenspolitik mit.

Die Gesellschafter der START Zeitarbeit NRW GmbH



[Seite der Druckausg.: 104 ]

Zeitarbeit als Einstieg in den Arbeitsmarkt

Veranlaßt durch die langjährigen Erfolge des Konzepts der niederländischen Stiftung Uitzendbureau START wurde im Jahr 1992 mit der Eröffnung der ersten deutschen START-Niederlassung in Gronau ein Pilotprojekt für das Land NRW gestartet. Damit war der erste Schritt zur Realisierung einer bereits in den Niederlanden bewährten Strategie getan. Das Besondere des Konzepts von START ist der Verleih von zuvor Arbeitslosen. Insbesondere Problemgruppen des Arbeitsmarktes wie

  • Langzeitarbeitslose,

  • Behinderte,

  • ältere Arbeitslose (über 50 Jahre),

  • Ausländer,

  • Geringqualifizierte,

  • Berufsrückkehrer (vor allem Frauen)

sollen über diesen Weg wieder in ein festes Beschäftigungsverhältnis gebracht werden. 1995 kamen 30% der START-Leiharbeitnehmer aus der Gruppe der Langzeitarbeitslosen (siehe Abbildung).

Graphik:
Zielgruppenanteile der vom 01.02 - 31.12.1995 bei START NRW beschäftigten Leiharbeitnehmer in Prozent


[Seite der Druckausg.: 105 ]

Sozialverträglich

START bietet den Unternehmen die Möglichkeit, mit sozialverträglicher Zeitarbeit kurzfristige Personalengpässe - und zwar zu akzeptablen Kosten - zu überbrücken. Dabei legt START Entleihtarife zugrunde, die mit denen der übrigen Zeitarbeitsbranche vergleichbar sind. Die START-Leiharbeitnehmer erhalten in jedem Fall ein Arbeitsentgelt in Höhe des Tarifs des Entleihbetriebs. Die Bezahlung nach dem Tarif des Entleihbetriebs ist ein wesentliches Merkmal von START. Die Gleichstellung von Leiharbeitnehmern und Festangestellten hinsichtlich der Bezahlung wirkt sich sehr positiv auf die betriebliche Zusammenarbeit aus. Außerdem erhöht die tarifliche Bezahlung neben der Chance zur Übernahme zusätzlich die Motivation der Leiharbeitskräfte. Im Ergebnis führt dies auch zu einer Verringerung von Fehlzeiten.

Qualifizierung

START setzt nicht primär auf Gewinnerzielung, sondern auf Kostendeckung. Erträge, die über die Kostendeckung hinaus erwirtschaftet werden, setzt START zur Finanzierung von zusätzlichen sozialpolitischen Aufgaben ein. So führt START beispielsweise Qualifizierungsmaßnahmen durch, um die Leiharbeitnehmer optimal auf ihren Einsatz in den Entleihbetrieben vorzubereiten. Diese Qualifizierungsmaßnahmen bestehen aus Modulen, deren Inhalte sich insbesondere an der nachgefragten Qualifikation der Entleihbetriebe orientieren. Damit bietet START ein zusätzliches Instrument, um flexibel auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes reagieren zu können.

Übernahmemöglichkeit

Sollte sich der Entleihbetrieb entschließen, den Leiharbeitnehmer in ein festes Beschäftigungsverhältnis zu übernehmen, so entstehen diesem keine zusätzlichen Kosten. Eine „Abwerbung" ist bei START sogar gewünscht, denn Ziel von START ist die Übernahme der Leiharbeitnehmer in den Entleihbetrieb. In einigen Fällen kann START sogar erhaltene Förderleistungen an die jeweiligen Entleihbetriebe weiterleiten. START verzichtet außerdem darauf, besonders leistungsfähige Leiharbeitnehmer aus Unter-

[Seite der Druckausg.: 106 ]

nehmungen abzuziehen und in lukrativere Leiharbeitsverhältnisse zu überlassen. Der Entleihbetrieb kann sich also darauf verlassen, daß der gerade eingearbeitete Leiharbeitnehmer über den vollen vereinbarten Zeitraum (max. 9 Monate) im Unternehmen eingeplant werden kann.

Sorgfältige Personalauswahl

Gerade weil START seine Leiharbeitnehmer für einen möglichst langen Zeitraum im Entleihbetrieb belassen möchte, legt START besonderen Wert auf die Auswahl des geeigneten Personals. Hier sind neben der fachlichen Eignung auch die sozialen Kompetenzen des Leiharbeitnehmers von besonderer Bedeutung. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen, die nicht über eine eigene Personalabteilung verfügen, stellt die Personalauswahl durch START eine effektive Unterstützung und letztlich auch eine Kostenersparnis dar. Für das Unternehmen bietet sich die Möglichkeit, geeignete Bewerber zu testen; betriebswirtschaftliche Risiken hingegen werden von START getragen.

Kommunikation und Betreuung

Die Personalauswahl stellt aber nur einen Teil des Service-Angebotes von START dar. So werden die Leiharbeitnehmer permanent von den Personaldisponenten, die Ansprechpartner und Koordinator sowohl für die Leiharbeitnehmer als auch für die Verantwortlichen in den Unternehmungen sind, betreut. Diese ständige Kommunikationsmöglichkeit ist Garant für eine gute Zusammenarbeit.

Chance für Arbeitslose

Durch den Einsatz als Leiharbeitnehmer können Kontakte zu zukünftigen Arbeitgebern geknüpft werden. Arbeitslose und Wiedereinsteiger können ihre Motivation und Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Berufseinsteigern bietet START die Möglichkeit, erste Berufserfahrungen zu sammeln. In verleihfreien Zeiten bietet START seinen Beschäftigten die Möglichkeit zur Weiterqualifizierung.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Oktober 2000

Previous Page TOC Next Page