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Helmut Rohde
Begrüßung


Die Absicht der Friedrich-Ebert-Stiftung, sich mit den Beziehungen zwischen Sozialhilfe und Sozialreform zu beschäftigen, ist sicherlich auch von der öffentlichen Debatte über die künftigen Gesetzesvorhaben im Sozialhilfebereich beeinflußt. Aber es ist nicht allein die politische Aktualität, die diesem Gespräch zugrundeliegt. Vielmehr werden jene Fragen nach sozialer Existenz des Menschen und dem Charakter der Gesellschaft aufgegriffen, die heute in den Prozessen weltwirtschaftlicher und technologischer Veränderungen aufgebrochen sind. Sie holen gleichsam die Gesellschaft wieder ein.

So erinnere ich mich an einen Satz von Heinrich Albertz, in dessen unmittelbarer Umgebung ich Anfang der fünfziger Jahre arbeitete. Er war damals Niedersächsischer Sozialminister. Es gibt kaum ein Feld der Politik, so sagte er damals im Blick auf Fürsorge, soziale Hilfe und Caritas, auf dem sich die Schicksale der Menschen, der Charakter der Gesellschaft und das Handeln von Politik so unmittelbar begegnen, Krisen aufeinandertreffen. Sozialhilfe sei mehr als eine Sparte von Sozialpolitik, nicht nur ein Fachthema im engeren Sinne. Sie sei Aufschluß und Hinweis auf soziale Wirklichkeit, soziale Verfassung und politisches Handeln.

Schon damals wurde eine Frage diskutiert, der wir uns auch heute unter veränderten Bedingungen und Verhältnissen gegenübersehen: wie die Hilfe für die in Not und Bedrängnis geratenen Menschen mit einer Politik zu verbinden ist, die gegen die Ursachen von Armut gerichtet ist. Die Hilfe für Arme müsse mit dem Kampf gegen die Armut verbunden werden. Diese Diskussion des Nachkriegsjahrzehnts gehörte zu den starken Impulsen für die Entwicklung der Sozialstaatlichkeit in unserem Lande.

Das Thema unserer Tagung stellt diesen Zusammenhang her. Wir hoffen, daß damit ein Beitrag zur Diskussion über die Entwicklung des Sozialstaats geleistet wird. Die Debatte darüber wird in der öffentlichen Diskussion vielfach allein auf wirtschafts- und finanzpolitische Einwände und Prognosen verkürzt. Von der Politik wird aber heute mehr erwartet, daß

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sie sich im Angesicht neuer weltwirtschaftlicher und technologischer Entwicklungen den sozialen Horizonten der Gesellschaft zuwendet und sozialstaatliches Handeln für die Zukunft entwirft.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Oktober 2000

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