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TEILDOKUMENT:


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Prof. Dr. Thomas Meyer
Eröffnung und Begrüßung


Meine sehr verehrten Damen und Herren!

Ich begrüße Sie im Namen des Vorsitzenden der Friedrich-Ebert-Stiftung und des Vorstandes sehr herzlich zu diesem Medienforum. Ich bin sehr froh, dass wir eine so große Resonanz hier feststellen können. Wir hatten am Anfang geglaubt, es würde ein sehr viel kleinerer Kreis sein, der sich hier zusammenfindet.

Wir wollen uns heute mit der Entwicklung der Medien in Deutschland befassen, insbesondere mit der Auswirkung dieser Entwicklung auf die Journalistenaus- und -weiterbildung und mit dem Verhältnis von Politik und Medien.

Sicherlich ist das ein Thema für alle politisch Interessierten, ebenso wie für alle, die an Medien Interesse haben. Das große Interesse an diesem Medienforum, das zugleich offizieller Auftakt der Aktivitäten der neuen JournalistenAkademie der Friedrich-Ebert-Stiftung ist, mag auch anzeigen, dass wir mit diesem neuen Arbeitsbereich auf dem richtigen Wege sind.

Aufgabe der neuen JournalistenAkademie der Friedrich-Ebert-Stiftung wird es sein, bei der Weiterbildung insbesondere von Journalisten mitzuwirken. Der Leiter dieser JournalistenAkademie, Hartmut Heß, ist selbst ein erfahrener Journalist, der vielen von Ihnen bekannt ist. Er hat hier in der Bundesrepublik an vielen Stellen im Mediensystem, aber auch in Ländern der Dritten Welt Erfahrungen auf diesem Arbeitsgebiet gesammelt.

Die Medien sind in der heutigen Medien- und Informationsgesellschaft von überragender Bedeutung. Die Medienschaffenden, in erster Linie die Journalisten, brauchen nicht nur ein hohes Maß an Professionalität, um ihrer Arbeit gerecht werden zu können, sie benötigen auch den in der Gegenwart nicht immer leicht zu bekommenden gesellschaftlichen und politischen Durchblick, um ihre Aufgabe des kritischen Beobachtens und Berich-

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tens wahrnehmen zu können. In diesen Feldern wird die JournalistenAkademie in Zukunft ihr Programmangebot machen, das allen offen stehen wird, die mit der Friedrich-Ebert-Stiftung zusammenarbeiten wollen.

Die JournalistenAkademie wird Seminare und Workshops anbieten, in denen journalistische Fertigkeiten und Fähigkeiten auf unterschiedlichen Stufen und für unterschiedliche Medien trainiert werden können. Das Angebot reicht von Schreibübungen für Nachwachskräfte im Journalismus über die Vermittlung bestimmter Techniken und Arbeitsformen der unterschiedlichen Medien bis zu Übungen in Fragen des Managements von Information und Redaktion. Selbstverständlich werden Workshops und Seminare nicht fehlen, die den recherchierenden Journalismus bewusst fördern wollen.

Von der Qualität der Ausbildung der Journalisten, von den Möglichkeiten ihrer Weiterbildung im Berufsleben, hängt die Qualität der Medien ab, die wir alle täglich als Informationsquelle benutzen und benutzen müssen, wenn wir uns ein Bild machen wollen. Nur wenn die Qualität von Journalismus und Medien gesichert ist, kann es langfristig auch die demokratische Qualität der Gesellschaft sein. Daraus erwächst für die Friedrich-Ebert-Stiftung die Aufgabe, in diesem Feld der Journalistenweiterbildung neue Aktivitäten zu entfalten, auch wenn in den meisten Bereichen wegen der öffentlichen Sparmaßnahmen eher Aktivitäten gestrichen werden. Diesen Arbeitsbereich richten wir jetzt neu ein.

Politisches Hintergrundwissen – und vor allem politisches Tiefenwissen – gehört zum Journalismus genauso wie die Fähigkeit, komplizierte Sachverhalte verständlich darzustellen. Deswegen soll nicht nur das Schreiben geschult werden Die JournalistenAkademie wird gezielt Seminare anbieten, die Hintergrundwissen zu aktuellen politischen Themen speziell Journalisten vermitteln. Die Themen werden im Jahresprogramm 2001 nachzulesen sein, gegebenenfalls in kurzfristigen Programmen, wie die Aktualität es gebietet.

Selbstverständlich gehören im kommenden Jahr Themen dazu wie die Osterweiterung der Europäischen Union, die Reformbedürftigkeit der sozialen Sicherungssysteme und insbesondere der Rechtsextremismus und seine gesellschaftlichen Ursachen. Wir bieten solche Themen an, weil wir der

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Meinung sind, dass es nicht reicht, Informationen weiterzureichen wie der Kellner Gerichte weiterreicht, die in der Küche von Anderen zubereitet worden sind. Der Journalist hat auch die Aufgabe, die Informationen kritisch zu hinterfragen und sie aufzubereiten. Das geht nur, wenn er selbst über das nötige Hintergrund- und Strukturwissen verfügt.

Wenn solche Seminare zu Hintergrundinformationen, den Durchblick in der Politik verbessern, können Ausflüge in die Welt der praktischen Politik den Blick hinter die Kulissen verschaffen. Wir beabsichtigen, jungen Journalisten, Volontären oder Jungredakteuren diesen Blick hinter die Kulissen zu ermöglichen. In der zweiten Jahreshälfte wird ein Langzeitseminar Praktika in Büros von Bundestagsabgeordneten in Berlin ermöglichen. Wir beginnen zunächst mit 20 jungen Journalisten, für die wir diese Möglichkeit organisieren und betreuen.

Gesprächskreise und Foren zu aktuellen Medienfragen werden ebenfalls zum Angebot der JournalistenAkademie gehören. Sie können als vertrauliche Gesprächskreise im kleinen Rahmen oder als große Diskussionsforen gestaltet sein. Entscheidend erscheint uns, dass wir damit Journalisten und Medienschaffenden die Gesprächsmöglichkeiten schaffen, die sie sich selber wünschen, um ihr tägliches Geschäft mit anderen zu reflektieren und immer wieder kritisch zu beleuchten.

Eine kritische Auseinandersetzung mit der Entwicklung in der Medienlandschaft, die sich durch die Öffnung der Fernseh- und Hörfunkkanäle, aber auch durch die Möglichkeiten der neuen Medien und des Internet in den vergangenen Jahren gewaltig verändert hat, soll die heutige Veranstaltung bieten.

Informationen gibt es heute rund um die Uhr in Hülle und Fülle. Aber sind Informationen überhaupt noch gefragt? Entwickeln sich nicht auch klassische Informationsangebote immer mehr in Richtung auf Unterhaltung? Hat das Entertainment Vorrang vor der Information, weil nur noch die Einschaltquote entscheidet?

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In und mit den Medien wird auch ein großer Teil des Kampfes um Wählervoten ausgetragen. Politik ist, um sich darzustellen und sich zu erklären, auf die Medien angewiesen.

Wird die Politik im Kampf um Quoten und Voten sich selbst entscheidend verändern oder hat sie das vielleicht schon getan, ohne dass es so recht aufgefallen ist? Werden in Zukunft Big Brother und ähnliche Reality-Shows für Politik und Politiker und deren Selbstdarstellung womöglich wichtiger als Nachrichtensendungen? Wird sich das Verhältnis zwischen Politik und Medien zwischen Politikern und Journalisten grundlegend wandeln? Was bedeuten die Veränderungen in den Medien für die Medienschaffenden, an erster Stelle für die Journalisten? Darf, kann und wird der Journalist weiter seine Hauptaufgabe darin sehen, seine Zuschauer, Hörer oder Leser zu informieren? Oder muss er sich zunehmend als Entertainer begreifen, wenn er sie überhaupt noch erreichen will. Was bedeutet das für die Aus- und Weiterbildung von Journalisten? Und was bedeutet es damit auch für unser Projekt, die JournalistenAkademie?

Diesen Fragen wollen wir heute in zwei Foren nachgehen. Ich danke den Referenten und Teilnehmern der Podien vorab sehr herzlich. Sie werden Ihnen dann von der Moderatorin noch vorgestellt.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Juli 2001

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